Dienstag, 28. April 2009

Chinas Web 2.0

Wer denkt, dass sich chinesische Fakes nur auf Produkte beschränken, der ist weit gefehlt. Die Chinesen tragen nicht nur begeistert Marken wie Clio Croddle (siehe Bild). Nein, sie finden es auch als sebstverständlich, im Internet auf Fakes zurückzugreifen.

Von Kuriositäten


Web 2.0 auf chinesisch nicht etwa die Zhongwen-Version des Originals, sondern eine eigene Kopie. China ist wohl das einzige Land der Welt, in der Google nicht Marktführer ist. Hier suchen 60% der Leute mit Baidu. Weitere Beispiele gefällig?



Aufgrund der laxen Durchsetzung des Urheberrechts in China werden nicht lizenzierte, urheberrechtlich geschütztes Material, wie Filme und Musikvideos in voller Länge, gezeigt; auch Kopien von Videos von anderen Videoportalen sind reichlich vorhanden.
Wikipedia über Youku

Wer braucht schon ICQ und Facebook? Hier gibts Kaixin und QQ. Während die Welt mit Paypal zahlt, macht's der Chinese mit Alipay.

Montag, 27. April 2009

Schlange stehen auf den Tai Shan

Von Tai Shan


Vor uns liegen die Ausläufer des Tai Shan im Dunst. Bergkette um Bergkette zeichnet sich ab, mit der Entfernung immer schwächer werdend. Der Horizont ist nur schemenhaft zu erkennen. Langsam färbt sich der Horizont schlierenförmig rot. Es wird heller und heller. Gleich wird die Sonne aufgehen. Als das rote schon fast verschwunden ist, taucht ihre obere Kante über dem Horizont auf und taucht den Tai Shan in oranges Licht, trennt in dem Dunst plötlich Licht und Schatten. Ein recht schöner Moment, den man in der Regel in Stille genießt, denn wer steht schon um 5 Uhr freiwillig auf? Applaus braust auf, vereinzelt sind Jubelschreie zu hören. Als zu allem Überfluss auch noch das erste Megaphon eines chinesischen Reiseführers erklingt, und wahrscheinlich so etwas sagt wie "Da habt ihr die Sonne, los los wir brechen wieder auf, hier gibts nichts mehr zu erleben", wird endgültig klar: Wer nach Ruhe, Einsamkeit und spiritueller Erfahrung sucht, dem ist von einer Pilgerreise zum Taishan wohl eher abzuraten.

Von Tai Shan
Man ist hier nicht allein... :)

In den Maiferien letztes Jahr sind zum ersten Mal über 200.000 Leute auf dem Berg gewesen, in 5 Tagen. Da das Ding beileibe nicht so groß ist wie etwa der Hua Shan oder der Huang Shan, verliert sich diese Menge auch nicht. Demzufolge ist alles auf Massenandrang ausgelegt. Die Treppen haben die Breite der A5 nähe Frankfurt, dennoch hat man das Gefühl gerade für Robbie-Williams-Karten oder ein Zugticket für das Chinesische Neue Jahr anzustehen.

Von Tai Shan
Bänder in den Bäumen, bestückt 1 Yuan-Scheinen

Was uns ausgerechnet dorthin gezogen hat? Versprechen von langem Leben, sobald man das Süd-Himmels-Tor durchschritten hat und das Gefühl den 11 chinesischen Herrschern etwas vorraus zu haben, die es nur auf Sänften hinauf geschafft haben. Und natürlich der berühmte Sonnenaufgang, der einem neue Lebensgeister einhauchen soll. Als heiligster Berg Chinas ist der Tai Shan ist der meistbestiegene Berg der Welt und dementsprechend eine gute Gelegenheit zu erleben, was es heißt in einem 1.4 Mrd. Volk zu leben das Bergsteigen als Volkssport auserkoren hat.

Von Tai Shan
Guido schleppt sich und seine Kamera die Highway-Treppe hoch

Gemeinsam mit Guido, Flo und Shan und Alice ging es am Samstag mit dem D-Zug nach Tai'an, am Sonntagmorgen die gleiche Strecke zurück. Die Nacht verbrachten wir auf Holzbetten oben auf dem Gipfel für relativ wenig Geld. Der Trip war durchaus lustig, denn Spaß ist ja immerhin was man selbst draus macht. Ein kleines "wer sich am schnellsten durch die Menge kriegt"-Rennen auf dem Rückweg trug ebenso zur Stimmung bei wie deutsche Schulspiele (dank Daniel, der Alice das mit dem "du hast in meinen Kreis geguckt!"-Spiel beigebracht hat :) ) und das Tsingtao, für das man auch gerne den Hochtrageaufpreis zahlt.

Von Tai Shan
Inschriften im Berg

Richtig schön am Tai Shan war, sämtliche chinesischen Bergtraditionen in reinster Form vorzufinden. Es werden Schlösser für die liebsten graviert und aufgehängt (wenn sie abfallen geht der Wunsch in Erfüllung), Bänder für Liebespaare und Ahnen mit Geld bestückt und in die Bäume gehängt. Weiterhin sind überall Inschriften von berühmten Persönlichkeiten in den Berg gehauen. Und natürlich, das darf nicht fehlen, sind die Leute zu tausenden in der Nacht den Berg hoch um dann mit in Menschenmassen den Sonnenaufgang zu bejubeln.

Von Tai Shan
Die "Welcoming-Pine": Jeder Berg der was auf sich hält hat so ein Ding

Das wir es überhaupt so locker nach oben geschafft haben, verdankten wir einem weiteren Musterbeispiel von chinesischem Guanxi: Ein Typ, den Shan mal im Zug nach Shanghai kurz kennengelernt hatte, holte uns vom Bahnhof ab und fuhr uns zum Berg. Man hat halt überall seine Leute...

Ein paar wenige Fotos von mir gibt's hier.

Dienstag, 21. April 2009

Odin!



Bis vor ein paar Jahren bin ich ja als Betreuer bei der durchaus lustigen KSJ-Jugendgruppe ins Sommerlager mitgefahren. Wie in Deutschland nicht unüblich, war in den ersten drei Wochen der Sommerferien, in denen das große Sommerlager stattfand, häufig Regen. Was wir dann gemacht haben? Wir haben gemeinsam gebetet. Jedoch, ganz blasphemisch, zu ODIN!, unserem Wettergott. Er wurde flehend gebeten, uns endlich "schwatt" machende Sonne zu bescheren.

So manches im Leben wird einem erst Jahre später richtig bewusst. So ist mir vor ein paar Tagen eingefallen, warum unsere Stoßgebete damals nicht erhöhrt wurden. "Nicht erhört werden konnten" ist besser formuliert. Ich weiß jetzt wo Odin sich die ganze Zeit rumtreibt: Er lässt sich in Peking die Sonne auf den Bauch scheinen.

Heute morgen hat mir eine Freundin aus Deutschland geschrieben: "Hier war es so schönes Wetter in den letzten Tagen, wahnsinn!" Das hat mich nachdenklich gemacht. "In den letzten Tagen"... wie es wohl klingt wenn ich darauf ehrlich antworte? Sowas wie "Ach schön, ja hier war es die letzten sieben Monate auch nicht soooo schlecht." Oder
"Ach es regnet mal wieder in Aachen? Ja, neee Regen... puh, da muss ich lange überlegen wann ich sowas das letzte mal gesehen hab..."


Naja, ich freu mich ja irgendwie auch wieder auf Deutschland. Nach so einem Jahr ohne miese verregnete Tage, "in der Bude hocken", mit durchnäßten Klamotten in der Vorlesung sitzen, eingeweichten Büchern oder Dokumenten oder einfach einem "...ne heut Fußball ist schlecht, guck mal raus..." ist so ein Tag in der Heimat vielleicht mal eine nette Abwechslung :P

Sonntag, 19. April 2009

We did it!

Die letzten ca. 25 Blogeinträge hat alle Jörn geschrieben, meinen letzten gab es Anfang März. Ohne seinen Schreibeinsatz, wär dieser Blog wohl inhaltslos in Vergessenheit geraten, erkrankt und schließlich and den schrecklichen Folgen solch einer Krankheit gestorben, dahingerafft ohne Leser, verreckt. So muss ich jetzt tatsächlich noch suchen, was aus unserem schönen Frühjahrsurlaub noch nicht erzählt wurde - ein paar Ziele haben wir da noch angesteuert. Was habe ich gemacht die letzten Monate? War ich untätig? Wieso habe ich diesen Blog so sehr vernachlässigt, wie konnte ich nur? So leid es mir tat, es gab wichtigeres zu tun und gestern konnten wir die Früchte dieser Arbeit ernten - Wie did it!


Da kann ja nichts mehr schief gehen!


Dank unzähliger Einsätze, unermüdlichem Einsatz und verbissener Entschlossenheit haben wir sie gestern erhalten: Die "Frequent Drinker Card" aus dem La Bamba in Wudaokou, (Prost!). Mit dieser Karte eröffnen sich plötzlich völlig neue Dimensionen in Peking, Türen die vorher geschlossen waren werden uns jetzt offen gehalten, mit rotem Teppich davor. Man ist nicht mehr irgendwer, in Peking, einer unter vielen Millionen - nein, seht sie an, schaut, frequent drinker aus dem La Bamba! Wir können unser Glück noch garnicht fassen, zu den Auserwählten zu gehören, eine große Ehre wie sie nur einer Minderheit der chinesischen Gesellschaft erfahren darf. Ich hoffe die treue China-Weekly Leserschaft entschuldigt diesen Aussetzer, zu Gunsten eines besseren Lebens!

Naja, Faulheit hatte doch gesiegt die letzte Zeit. Zuviel Anderes um die Ohren, ganz einfach. Ich gelobe Besserung es Jörn gleich zu tun und mich öfter mal wieder einzuklinken. Achja, bevor hier ein falsche Eindruck entsteht wir wären "overfrequently" drinker, so sind wir an dieses Prachstück der chinesischen Kartenindustrie geraten (Mit der gibts das Bierchen im LaBamba übrigens immer für 10 Kuai, statt für 15, also eine lohnende Protemonaitentlastung):

Sven: "Drei Bier bitte"
Fuwuyuan: "Habt ihr auch eine frequent Drinker card?"
Sven: "Nein, aber wir hätten gerne eine"
Fuwuyuan: "Ok, moment"

Keine zwei Minuten später kam der Kellner wieder hoch und hielt drei Exemplare in der Hand.

Sven: "Ok, drei Bier bitte für 10 kuai"
Fuwuyuan: "Ok, dafür musst du aber
runter an die Theke gehen und dort dein Bier bestellen"


Na klar, das wäre ja auch zu schön gewesen. Also geht Sven runter, hält stolz seine Karte in die Höhe und erhält drei köstliche TsingTao für den fabehaften Preis von 30 kuai. Diese klassische Beispiel asiatische Logik war mal wieder Anlass für den Austausch einiger herrlicher Erfahrungen der Marke "Oh man", Dinge die wir alle in den vergangen Monaten mehr im Vorbeigehen mit einer gewissen Portion Selbstverständnis aufgenommen haben und die ausgelöst durch diesen Fall wieder belustigend in Bewusstsein vordrangen. Mittlerweile sind viele Dinge einfach zur Normalität geworden. Man sieht sie, und geht weiter, classic! So gingen wir gestern die Hauptstraße von der Uni nach Wudaokou und plötzlich öffnete sich kurz die Tür zur Hotellobby zu unserer rechten und die Chinesin rotzte erleichtert auf den Fußabtreter for der Tür - hauptsache nicht auf den Boden im Hotel, das wäre ja ekelhaft. Es hat einige Sekunden gebraucht um sich darauf zu besinnen, was man da gerade eigentlich wieder gesehen hat. Tür wieder zu, hao wan, ein großer Spaß!


In diesem Sinne:
Prost!

Donnerstag, 16. April 2009

Smalltalk auf dem Weg nach Yibin

Eine der besten Möglichkeiten, sein Chinesisch auszuprobieren, liefern die unzähligen Taxifahrten, die man hier so hinter sich bringt. Meistens ist es die übliche Neugier, die seitens des Fahrers das Gespräch antreibt; dann geht es meistens um Deutschland, chinesische Frauen, chinesisches Essen oder vergleichbares. Ab und zu gibt es aber auch durchaus interessantes zu erfahren, z.B. das es "angeblich gestern am Xizhimen (eine wichtige Verkehrskreuzung an einem ehemaligen Tor der Stadtmauer) geregnet hat", oder man darf erfahren warum der Fahrer die lebende Libelle in dem Käfig am Rückspiegel "bloß als Haustier" hält.

"Die Libelle hier halte ich mir als Haustier."


Gelegentlich geben sich die Taxifahrer auch gesprächig darüber, warum sie ständig aussteigen und (so stellte es sich hinterer heraus: vor den Kameras an großen Kreuzungen) ihre Nummernschilder abkleben: Man darf in Beijing aufgrund der Staubelastung an bestimmten Wochentagen sein Auto nicht benutzen. Montag die Endnummern 1 und 6, Dienstag 2 und 7, usw. Auch wurde mir schon berichtet, warum der Sicherheitsgurt immer mit einer Klammer befestigt wird, damit es so aussieht als hätte man sich angeschnallt, man ihn aber nur umlegen muss. "Es ist Gesetz,ihn um zu haben, aber ich fahre schließlich sicher, da brauche ich ihn nicht!" Interessant auch die Theorie, warum die Fahrer es nicht akzeptieren, dass man mit seiner U-Bahn-Konto-Karte bezahlt, obwohl sie überall damit Werbung machen. "Dann muss ich zur Bank und mir das Geld abholen, das dauert viel länger." Na, macht doch Sinn.

Eine denkwürdige Taxifahrt hatten wir auch im Urlaub, als wir von Xuyou, Elfi's Heimatstadt und dem Ort einer denkwürdigen Hochzeitsfeier, zum Yibin Bamboo Forest und weiter nach Luzhou gefahren wurden. (Die Sache hat damals 20 Euro pro Person gekostet, bei ca. 8 Stunden Fahrt wohlgemerkt.) Elfi's Papa hatte es sich auf der Hochzeitsfeier nicht nehmen lassen die deutschen Freunde seiner Tochter auf's Korn zu nehmen und zu versuchen, uns mit Luzhou Lao Jiu (dem Schnaps aus der Gegend) abzufüllen. Das das ganze nach hinten losging, darauf sei hingewiesen, aber wichtig ist an dieser Stelle anderes: Wir hatten alle auch leicht einen sitzen, als wir ins Taxi stiegen. So entwickelte sich die Fahrt durch die Dörfer von Südsichuan zu einer richtig lustigen Angelegenheit. Der Fahrer freute sich gewaltig, 4 Studenten der Tsinghua zu den Sehenwürdigkeiten seiner Heimat zu fahren und ließ sich von uns auf Deutsch beibringen, wie er die Fahrt fand:
"Ar'sche'gai'le"
. Im Yibin Forest Park, dem Wald in dem "House of Flying Daggers" gedreht wurde, gibt es vor allem eines: Bambus. Und davon, soweit das Auge reicht. Als wir ankamen, sahen wir das erste Mal Sonne nach 7 Tagen vernebeltem Sichuan. Wir amüsierten uns über den Fahrer, der dachte uns verloren zu haben, und auch sonst definitiv ein guter Trip.

Von Yibin Bamboo Forest


Auf der gesamten Fahrt kam immer wieder ein komisches Piepen vom Amaturenbrett - dann eine Frauenstimme, die laut etwas wie
"Effenberg!
" sagte. Es kam, soweit haben wir es rekonstruiert, wenn er zu nah auffuhr. Wir fanden es zum Brüllen, als uns der Fahrer aufklärte, dass er davon kein Wort versteht "Ting bu dong! You shenme yisi?!", es aber eine Maschine aus Taiwan ist, die ihm sein Boss eingebaut hat, deren Sinn er aber nicht versteht. Vielleicht hätte dieser es dem armen Mann dann auch gleich mal erklären können. Seine Ankunft in unserem Ziel Luzhou kündigte der mittlerweile bestens gelaunte Fahrer den Passanten mit einem Anschreien a la Comedy Street mit: "Der Mann aus Xuyou ist in der Stadt!!!"

Gestern, als wir Elfi mal wieder zum Essen in einem Sichuan Restaurant getroffen haben, hatten wir mal wieder so einen speziellen Taxifahrer. Nachdem er uns ein paar lustige Slangwörter aus Beijing beigebracht hatte, kam er dann gleich zur Sache: Er erklärte uns, ob wir wollten oder nicht:
"Pornos mag ich übrigens gar nicht. Ich mach's lieber selbst! Selbst machen, versteht ihr? Selbst machen!"


Mehr Fotos zum Bambuswald liefert Stefan hoffentlich bald nach.

Mittwoch, 15. April 2009

Der Große Buddha und seine Innereien

Die Suppe, die uns auf den Tisch gestellt wird, ist hauptsächlich dunkel. Was genau darin schwimmt, kann man durch die Fettaugen nur erahnen. Ein bisschen Koriander und ein paar Zwiebelwürfel sind auf der Oberfläche verstreut. Dann, beim Umrühren, offenbart sich unser trauriges Schicksal. Es tauchen schwammartige Ringe, pockenhäutige Lappen und weißlich durchsetzte Fleischstücke auf. Bei Flo, Stefan und Paul blicke ich in niedergeschlagene Gesichter. Dann der Blick zu Elfi -
"Schaut mal Leute, ich habe wieder Innereiensuppe bestellt! Gut, oder?"
scheint sie sagen zu wollen. Ein kurzes Stoßgebet nach oben an die Decke der Garagenküche in Leshan, dann ein freundliches
"Kannst du uns vielleicht dazu noch eine Nudelsuppe bestellen?"

Es ist zwar erst der dritte Tag in Sichuan, doch eine gewisse Innereienmüdigkeit hat sich dennoch eingestellt. Weit über Sichuans Grenzen sei seine Küche bekannt, hatte uns Elfi vorher bestätigt. Voll Hoffnung auf eine kulinarische Entdeckungsreise hatten wir uns auf den Weg gemacht - soll es das etwa schon gewesen sein? Jeden Tag Innerreiensuppe?
uchöne Tage in Sichuan. Elfi's Freude über unseren Besuch in ihrer Heimatprovinz hatte anscheinend dazu geführt, dass sie uns zunächst "nur das Beste!" präsentieren wollte. Und dazu gehört hier nunmal Schweinezahnfleisch, Schweinenase und natürlich sämtliche Innereien, seien sie auch noch so glibberig. Man mag es ihr also gerne verzeihen. Uns Deutschen steht der Gaumen dann doch nach etwas appetitlicheren Dingen.
Von Leshan

Empfangen wurden wir in Sichuan von Elfi und einem Freund, die uns direkt vom Flughafen in eine der nobelsten Diskotheken der Stadt schleusten, wo am Abend ein Sänger aus Taiwan auftrat. Als dieser fertig war, freuten wir uns darauf vielleicht ein bisschen das Tanzbein schwingen zu können. In Sichuan scheint es jedoch Brauch zu sein, den Diskobesuch mit Trinkspielen am Tisch auf der Tanzfläche mit Freunden zu verbringen. Das dabei wider erwarten sehr lustige Abende herauskommen können, davon durften wir uns in den nächsten Tagen überzeugen. Nach mehreren Stunden schweißtreibendem Gezocke ging es dann nicht etwa nach Hause, sondern ins Restaurant. Ja, richtig, in Sichuan ist es üblich, nachts essen zu gehen. Und dass das wörtlich gemeint ist, bewieß uns das besuchte Restaurant mit einem üppigen Langustenmenü um 5 Uhr morgens.
Von Leshan

Am zweiten Tag kam Stefan morgens dazu. Wir entspannten den Tag über und nahmen mittags den Bus weiter nach Leshan, dem ersten richtigen Ziel unserer Reise. Dort empfangen wurden wir von Freunden von Elfis Vater, die darauf bestanden uns umsonst in ihrem Hotel übernachten zu lassen. Ok, akzeptiert. Was an dem Abend in Leshan geschah, hat Stefan schon einmal beschrieben.

Der Buddha, den wir am Morgen danach besichtigten, offenbarte erst am Mittag seine ganze Pracht - zunächst lag er im tiefen Dunst. In den Fels gehauen ragt er als Schutzpatron über einer Stromschnelle im Fluss, die vorher für Schiffe als besonders gefährlich galt. Die Sache hat funktioniert - als man den 57 m hohen Buddha anfertigte, entsorgte man den Schutt in den Fluß und überdeckte so unabsichtlich die gefählichen submarinen Felsformationen.

Zu Leshan und dem Rest von Sichuan hat Paul übrigens eine sehr schöne Bilderserie erstellt. Fotos von uns gibts bisher nur hier.

Dienstag, 14. April 2009

Hutiaoxia - Tigersprungschlucht

Von Tigersprungschlucht


Elende Kopfschmerzen, erbrechende Übelkeit und ständige Schwindelanfälle. Ungefähr so habe ich den Aufstieg aus dem Colca Canyon in Peru in Erinnerung. Selbst 2 Tage danach war ich nicht transportfähig, was mir den wohl denkwürdigsten Artz-Hausbesuch meines Lebens einbrachte und unsere Reise damals etwas verzögerte. Die Höhenkrankheit hatte mich befallen, und zwar nicht zu knapp.

Das mir so etwas wieder passieren könnte, davor hatte ich schon gewisse Befürchtungen bevor es von Shangri-La auf zur Tigersprungschlucht ging. "Immer viel trinken und nicht zu sehr anstrengen!" Zum Glück blieben ich und meine 3 Mitwandernden dieses Mal dank guter Getränkeversorgung unterwegs von solchen Strapazen verschont. Die Höhe war wohl diesmal auch nicht so arg, der 22 km lange Weg durch Schlucht bewegt sich auf relativ moderater Höhe.

Von Tigersprungschlucht


Die 3, das waren Xulin, Lichen (Foto) und Stefan. Flo konnte leider nicht mitlaufen, weil ihn eine Mandelentzündung lahm gelegt hatte. Er musste direkt von Shangri-La nach Lijiang fahren, wo er sich auskurierte uns am nächsten Tag erwartete.

"Legend says that in order to escape from a hunter, a tiger jumped across the river at the narrowest point."

Angesichts der immer noch 25 m Breite an dieser Stelle definitiv ein gewagter Sprung. Nicht nur wegen der Krankheit wurde ich auf der zweitägigen Tour durch die Schlucht oft an den Aufenthalt in Peru erinnert. Die nahezu senkrechten Felswände, unten in weiter Ferne ein donnernder Fluss, oben schneebedeckte Berge. Über der Schlucht thront majestätisch der Jade Dragon Snow Mountain, (玉龙雪山; Yùlóngxuĕ Shān), mit 5600m. Unter 2000m steilen Klippen stürtzt sich der Yangtze (金沙江; Jīnshā Jiāng) durch enge Stromschnellen, unter gewaltigem Getöse, dass sich auf dem Weg nach oben nochmal verstärkt. Dazu eine erfreuliche Abwesenheit chinesischer Touristen und daher - welche Wunder - keine Treppen im Fels. Ganz normaler Wanderweg! Die Naxi-Bewohner der Schlucht nutzen die Pfade, die auch zum Wandern geeignet sind, selbst als Wirtschaftsweg. Da sonst eigentlich Ruhe in der Schlucht herrscht, kam eine ganz "unchinesische" Trekkingstimmung auf. Die Herbergen auf dem Weg waren ebenso wie die Leute auf die vielen westlichen Touristen eingstellt. Es gab englische Karten, hervorragenden Service und, aus irgendeinem Grund, unterwegs neben Schokolade auch örtliche Betäubungsmittel zu kaufen.

Die Nacht verbrachten wir nach 7 Stunden entspannter Wanderung im Half-Way Hostel. Das Hostel verfügt über eine schöne Dachterasse, von der man eine tolle Aussicht über die Schlucht und auf Sonnenauf- und untergang hat. Wirklich bemerkenswert war, dass die Hostelbesitzer eigentlich in der ganzen Schlucht keinen Profit aus ihrer offensichtlichen Monopolstellung geschlagen haben, sondern mit fairen Preisen und einer vernünftigen Unterkunft mit gutem Service überzeugt haben. Unten im Tal, immer noch in einiger Entfernung, als ständiger Begleiter der tobende Yangtze. Dort hinunter konnten Stefan und ich dann am nächsten Morgen klettern. Vom Lower Path, eigentlich einer betonierten Straße, ging ein selbstgeschlagener, gewaltig steiler Weg die Klippen hinunter bis zum Fluss. Unten steht man dann inmitten des gewaltigen Panoramas und wird von der Geräuschkulisse wirklich überwältigt. Das Wasser ist Knallgrün, wer weiß warum die Chinesen das Ding da "Goldener Sand-Fluß" nennen.

Da unten hat sich auch ein interessantes Familienbusiness entwickelt. Mutter verkauft oben Karten für den Pfad, der Sohn führt die Touristen hinunter zum Fluss und unten steht Vater mit seinem Stein. Sein Stein? Ja, ihr lest richtig, da unten hat wohl jeder Brocken seinen Besitzer. In die zwei, drei größten sind Treppen hineingehauen, so dass man bis mitten in die Stromschnellen klettern kann. Wirklich cool, und für 50 Cent auch recht erschwinglich. Auf dem Weg nach oben verkaufen die Töchter den abgekämpften Westlern dann ihre geliebte Cola.

Mehr Infos zur Schlucht auf Wikipedia.


Weitere (wenige) Fotos gibts hier und hier.

Montag, 13. April 2009

Der Ausländerbonus

Wütend schubse ich aus dem Weg, was sich mir in den Weg stellt. Überall Körper, stinkende Körper die mich berühren, dazu Lärm, Gerede, Kindergeschrei. Es ist so eng, dass sich die Menschen zu einem waberigen Etwas zusammen gedrückt haben. Es ist so heiß, dass man es kaum aushält. Ich will hier raus, ich muss hier raus! Adrenalin schießt mir ins Blut: Niedere Instinkte werden wach und lassen mich auf nichts mehr Rücksicht nehmen, sei es die 90 Jahre alte Frau oder das kleine Kind. Was ist hier los? Wo bin ich hier gelandet?

Um diese Geschichte zu erzählen muss ich etwas weiter ausholen. Die Verkehrsituation in China ist im Normalfall mit dem Wort "chaotisch" ganz gut beschrieben. Immer mehr Menschen haben das Bedürfnis sich fortzubewegen, viele haben in jüngster Zeit durch den Aufschwung die finanziellen Mittel dazu erhalten. Dazu kommt ein Volk von hunderten Millionen Wanderarbeitern, die fern von Zuhause ihre harte Arbeit verrichten. Die chinesische Bahn ist für die meißten die einzige Möglichkeit, lange Strecken zurückzulegen. Und sie ist trotz ihres guten Netzes auch im Alltag völlig überlastet. Fast jeder Zug ist bis auf das letzte Ticket ausverkauft - am selben Tag noch welche zu bekommen ist in der Regel sehr schwierig.

Zugtickets im Vorraus zu kaufen ist äußerst schwierig. Es geht grundsätzlich nur max. 10 Tage im Vorraus, dazu nur in den Städten der Abfahrt und Ankunft.

Schließlich gibt es das chinesische neue Jahr, in diesem Jahr Ende Januar, Anfang Februar. Die Tradition besagt, Arbeiter kehre zu deiner Familie heim! China hat in der Woche Volksferien, das heißt jeder nicht selbständige hat Urlaub. Was das für das Verkehrsnetz bedeutet (welches meines Wissens keine Sonderzüge bereitstellt!), kann man sich ausmalen. Geschätzte 400.000.000 Menschen wollen in dieser Zeit von A nach B, von B nach C oder umgekehrt.

So auch wir, als wir am Samstag dieser Woche im Januar die Strecke Huaihua nach Kunming zurücklegen wollten. Es gab riesige Schlangen an den Ticketschaltern. Doch als Ausländer genießt man hier einen Stand über dem normalen Pöbel - wir durften an der Schlange vorbei. Doch gab es nur noch Stehplatz-Tickets bis zur halben Strecke (Guiyang). Ok dachten wir, wenn es sein muss. 7 Stunden - es wird schon irgendwie gehen, denn soviele Steh-Tickets werden die schon nicht pro Waggon verkauft haben.

Da haben wir die Rechnung wohl erst ohne, dann mit der chinesichen Bahn gemacht. Denn zunächst fanden wir uns in einem Abteil, in dem auf jeden Sitzplatz nicht nur 1, sondern wohl 10 Stehtickets verkauft wurden, weiterhin waren es wohl hauptsächlich sehr arme Leute, denn ein gewisser Eigenduft und ein immenser Lärmpegel war ihnen nicht abzusprechen. Der absolute Horror, darin hätte ich wohl die 7 Stunden nicht überlebt. Doch dann kam er wieder, der allgegenwärtige Ausländerbonus: Anscheinend werden Tickets, die nicht angetreten werden, nicht neu verkauft, sondern einfach einbehalten. Paul wurde von einem Schaffner beim verzweifelten Versuch, in das Abteil zu kommen, angesprochen. So konnten wir auf 4 Betten im Zug verteilt "aufbuchen", ohne Zusatzkosten einfach Sleepertickets kaufen... Was für ein Segen! Trotz einem enorm schnarchenden Chinesen neben mir war es wohl die gemütlichste Nacht meines Lebens.

Von Zugfahren

Testosteronüberschuss

A bias in favor of male offspring has left China with 32 million more boys under the age of 20 than girls, creating “an imminent generation of excess men,” a study released Friday said.

For the next 20 years, China will have increasingly more men than women of reproductive age, according to the paper, which was published online by the British Medical Journal. “Nothing can be done now to prevent this,” the researchers said.

Chinese government planners have long known that the urge of couples to have sons was skewing the gender balance of the population. But the study, by two Chinese university professors and a London researcher, provides some of the first hard data on the extent of the disparity and the factors contributing to it.



Quelle: CDT

Angesichts der Statistiken, dass in Gesellschaften mit einem hohen Anteil junger Männer die Neigung zu Bürger- und sonstigen Kriegen besonders hoch ist, sind das auf jeden Fall ziemlich alarmierende Zahlen. Zweimal die Bevölkerung von Nordrheinwestfalen, die als Singles sterben werden? Das ist wohl eher unwahrscheinlich. Vielleicht machen es die Chinesen ja bald den Deutschen nach und werden im Rest von Asien (oder vielleicht dann in Europa? :) ) als Rotlichttouristen bekannt.

Sonntag, 12. April 2009

Naturwunder Zhangjiajie

"Houzi!" (Affe!) Höre ich aus einer chinesischen Reisegruppe vor mir rufen. Dutzende Augenpaare folgen dem ausgestreckten Arm. Affen also, interessant. Während ich den Blick rüberwerfe um den Äffchen beim Spielen zuzusehen, scheint der Chinese mich erblickt zu haben. "Laowai!" (Ausländer!) Für einen kurzen Augenblick sind die Chinesen unschlüssig, was nun interessanter ist. Dann ist die Entscheidung gefallen: "Ni shi na ge guo jia de?" (Woher kommst du?)

Von Zhangjiajie


Geschehen im Nationalpark Zhangjiajie in der Hunan Provinz im Südosten Chinas. Die über alle Altersgruppen und Schichten verbreitete kindliche Neugier was westliche Ausländer angeht ist uns auf allen Reisen begegnet. Was die anderen Asiaten angeht hat man durchaus Vorbehalte. Die Japaner sind spätestens seit dem zweiten Weltkrieg und den hier angerichteten, aber nie zugegebenen Kriegsverbrechen verhasst (dazu gibts in Deutschland grad einen Film im Kino: John Rabe). Die Koreaner werden für den Diebstahl chinesischer Kultur und ihr arrogantes Verhalten in China als "Houzi" (Affen) bezeichnet.

Doch zurück zum eigentlichen Thema. Zhangjiajie. Viele Chinareisende werden wohl nicht hier vorbeigekommen sein. Trotz wirklich atemberaubende Landschaft und einem touristisch gut ausgebauten Park ist Zhangjiajie, ähnlich Jiuzhaigou, über Chinas Grenzen hinaus nicht weit bekannt. Die Chinesen selbst schätzen den Ort sehr, weiterhin spielt er auch eine Rolle in der (wirklich guten) BBC Doku Wild China.

Das besondere an der Landschaft ist das Ergebnis einer Entwicklung über Jahrtausende. Wasser hat das poröse Sandgestein abgetragen und ein tiefes Tal gebildet. Jedoch nicht das komplette Material - bizarre Steinsäulen sind bei dem Prozess stehen geblieben. Diese sind an den Wänden nahezu senkrecht zwischen 100 und 1000 m hoch. Sogenannte "Steinwälder", bewachsen und grün, ragen so aus dem Boden.

Interessanterweise haben die Chinesen, trotz ihrer sonstigen Rücksichtslosigkeit gegenüber der Natur, duchau etwas für ihre Naturwunder übrig. Der Park ist liebevoll gestaltet und mit einem hervorragenden System aus Wanderpfaden ausgestattet. Es gibt Essenstationen und immer wieder kleine Shops (die übrigens die miesesten Jianbing des Landes anbieten...). Täglich besuchen tausende Chinesen den Park, Familien, Paare, Senioren. Während die großen Entscheidungen anscheinend von Leuten getroffen werden, welche die Natur respektieren, sind die kleinen Leute da schon ganz anders. Da werden Affen mit Müll gefüttert, nach ihnen mit Flaschen geworfen und das alles möglichst laut und ungehobelt.

Von Zhangjiajie

Auf dem Weg zum Nationalpark sind wir erstmal von einer abgezockten Privatbusbesitzerin abgezockt worden. Nicht nur das wir mehr bezahlt haben, wir wurden auch noch zum falschen Tor gebracht. Die Tour durch den Park mussten wir daher im umgekehrten Sinne machen - Glück im Unglück. Denn während der hintere Teil des Parks relativ unspektakulär ist, konnten wir am zweiten Tag bei dann deutlich besserem Wetter den vorderen Teil des Parks besichtigen, der ungleich gigantischer ist.

Fotos gibts hier.

Samstag, 11. April 2009

"Guanxi" in Lijiang

Guanxi - ein Wort großer Bedeutung in China. Es beschreibt grob die persönlichen Beziehungen, die man hegt und pflegt. In Deutschland würde man wohl Vitamin B dazu sagen.

Guanxi (chin. 關係 / 关系) bezeichnet das Netzwerk persönlicher Beziehungen, von dessen Wirken in China kaum eine Entscheidung unbeeinflusst bleibt.
Irgendwann, noch in Xishuangbanna, hatte uns ein recht lauter Mann mitgegeben, hier in eine bestimmte Bar zu gehen. "Da müsst ihr hin!" Die Band die dort spielt seien "Freunde" von ihm. Er schrieb uns einen Zettel, auf dem irgendwas drauf stand. Unter anderem die Adresse. Mit dieser Mitgift machten wir uns dann auf den Weg diese geheimnissvolle Bar in Lijiang aufzusuchen. Fündig wurden wir in einem Hinterhof, nachdem man durch eine andere Bar hindurchgehen musste. Das sah vielversprechend aus! Dort angekommen, wurden wir von den Chinesen in dem kleinen, gemütlichen Raum freundlich begrüßt. "Setzt euch zu uns!" Mit einer Gruppe junger Männer in Begleitung zweier Mädels machten wir direkt Bekanntschaft. Wir fragten nach der Band und wurden aufgeklärt dass alle Anwesenden wegen dieser Gruppe dort waren. Bald würde es los gehen. Die Musiker saßen praktisch hinter uns, wir konnten sie einfach ansprechen. Wir gaben ihnen erwartungsfroh den Zettel, in der Hoffnung "als Freunde der Band" begrüßt zu werden. Doch keine Reaktion, ratlose Gesichter. "Kennen wir nicht!" Nunja, soviel zu "Freunden von ihm".

Interessanterweise entdeckte einer der Bandmitglieder auf dem Zettel jedoch den Namen einer Bekannten des Typen, die ihren Namen wohl auch noch auf den Zettel gekritzelt hatte. "She's my friend!" Freudige Gesichter und ein kurzer Austausch, wo wir sie denn getroffen hätten, folgten.

Dann kam schließlich der Auftritt selbst. Die Band, denen die Bar glaub ich mehr oder weniger gehört, spielen dort jeden Abend ein Programm aus alten chinesischen Gitarrenstücken mit Gesang. Der Sänger, selbst ein Mitglied der Naxi-Minderheit, hatte eine beeindruckende Stimme, die in dem kleinen Raum ziemlich cool zur Geltung kam. Die Stimmung stieg schnell, die Musik war laut, und alle außer uns sangen aus vollster Inbrunst mit. Ein paar Bier später, als die Musik intensiver wurde und auch intensiver wirkte, kam dadurch richtig Gänsehaut-Gefühl auf. Die Musik, die vielen fröhlichen mitsingenden Leute, die schöne kleine Bar, das erzeugte eine unglaubliche, unvergessliche Athmosphäre.

Von Lijiang
Die Band

Wie sich herausstellte, waren die andern Leute an unserm Tisch Hostelbesitzer in der Stadt, die nahezu jeden Abend hier waren. Die zwei Mädels waren Gäste aus ihrem Hostel. Wir kamen mit ihnen ins Gespräch - und spontan wie Chinesen eigentlich nicht sind schlossen sie sich uns für die nächsten drei Tage für die Tour durch die Tigersprungschlucht und nach Shangri-La an. Das es dorthin ging, das wussten sie aber noch gar nicht, wie sich später noch herausstellte :).

Von Lijiang
Das Publikum singt begeistert mit

Der Abend endete wie so oft mit einem unermülichen Anstoßen mit den anwesenden Chinesen. Der Sänger bestand darauf mit uns seinen hausgemachten Schnaps zu trinken und der Gitarrist gestand mir, dass "Deutsche Männer die schönsten sind". Gutes Schlusswort, dachte ich mir und nahm mit Stefan reiß aus.

Nun noch etwas zum Ort selbst. Ebenso wie Dali ist Lijiang eine Stadt im Nordwestlichen Teil der Provinz Yunnan im Südwesten Chinas. Hier beginnt man die Höhe zu spüren - das Dach der Welt ist nicht mehr fern. Die Ausläufer des Himalaya Gebirges sind in der Ferne zu sehen und die Temperaturen fallen des Nächtens immer noch recht tief ab. Tagsüber kann man sich in dem verwirrten Netz aus kleinen Gässchen herrlich verwirren. Früh morgens spielt sich noch richtig urtümliches Leben in der Stadt ab. Die Bewohner, hauptsächlich Naxi-Minderheiten und Han-Angestellte (paradox) haben die Stadt quasi für sich. Irgendwann mittags kommen dann die Touristen hinzu, die dann gerade Abends die Stadt mit erstaunlich viel Leben befüllen. Die Stadt ist ausgesprochen schön, und die Athmosphäre ungewöhnlich entspannt.


Von Lijiang
Fröhliche Touris in Lijiang

Weitere Fotos gibts hier.

Frühling in Peking

Obwohl einer unserer Professoren schon vor Monaten angekündigt hatte, dass es über das Qingming-Festival (da werden die Gräber gepflegt) in Peking schlagartig Sommer werden würde, konnte ich es lange nicht glauben. Zu kalt war es bis lange in den März hinein. Es gibt zwar Gerüchte, es hätte vor einigen Wochen nachts geregnet, aber so richtig geändert hat sich das Null-Regen Klima auch noch nicht. Und doch, der Herr sollte recht behalten! Seit einigen Tagen ist es herrlich warm, und aus meinem Fenster kann ich den Bäumen beim ergrünen zusehen.
"Peking ist seit der Olympiade grüner geworden" hat Alice gesagt. Die Regierung hat wohl viele neue Blumen und Pflanzen in das Stadtbild integriert. "Seitdem haben viele das erste mal Heuschnupfen", sagt Susanne (Chinesin) von der deutschen Ecke. Uns freuts, denn so kommt zur rosa Zijing Blume (welche unseren Wohnheimen den Namen gibt) noch einiges anderes buntes hinzu. Es reizt auf jeden Fall, bei dem Wetter einen netten Ausflug zu machen, wenn grad nicht so viel zu tun wäre...

Freitag, 10. April 2009

Mit Lucky Air nach Dali

Um eine CD vom Pekinger Künstler Xiao He zu ergattern, habe ich schon in Beijing einige Mühen auf mich genommen. In allen von mir befragten CD-Läden war ein einfaches "Meiyou" (Nö, ham'wer nicht...) die Antwort. Fündig wurde ich, man glaubt es kaum, schließlich im mehrere tausend Kilometer entfernten Dali, Provinz Yunnan im Süden Chinas.
Von Dali

Dali ist heute eine beliebte Touristenattraktion, mit seiner herausgeputzten Altstadt und seinen schönen buddhistischen Pagoden, den glaub ich ältesten dieser Art in China. Unterscheiden von den vielen anderen Städten mit schöner "Alt"-Stadt in China kann man Dali allerdings anhand seiner geographischen Lage.

"Dali is located on a fertile plateau between the Cangshan mountains to the west and Erhai lake to the east. It has traditionally been settled by the Bai and Yi minorities."


Der See ist schön und wo Minoritäten sind, da sind auch chinesische Tourismus nicht weit. Weit vor den chinesischen Horden scheinen jedoch westliche Backpacker das beschauliche Städtchen westlich von Kunming entdeckt zu haben. So finden sich dort viele niedergelassende "Aussteigertypen", wie man sie sonst in China nahezu nicht findet. Die meisten sind so mitte bis ende 30, was darauf hindeutet dass auch hier die touristische Erschließung durch den Westen nicht allzu lange her ist. Die meisten von ihnen sieht man mit chinesischer Frau und Kindern ein Restaurant, eins der unzähligen Cafes oder Kramsläden betreiben. So betrieb einer von ihnen auch einen wohlsortierten Musikladen, in dem ich schließlich meine gesuchte CD finden konnte.

Von Dali


Highlight in Dali war der unvergleichbar gute Seefisch außerhalb der Stadtmauern, der sich in der Pfanne noch zu einem kurzen Überlebenskampf entschied, was nicht nur die Köchin erschreckte. Brutal, aber sehr köstlich.

Weitere Besonderheit unseres Aufenthaltes war, dass wir überhaupt ankamen. Nachdem wir in Jinghong einen Billigflieger für unschlagbare 28 Euro gebucht hatten, hätten wir eigentlich mit allem rechnen müssen. Das unsere Airline jedoch "Lucky Air" hieß und das Logo einen einladenden Smiley enthielt, das überraschte uns dann schon ein bisschen. Seinem Glück überlässt man seine heile Ankunft schon ungern. Auf der Autobahn vom Flughafen in die Stadt wurden wir dann noch von wilden Rindern auf der Fahrbahn begrüßt. Wir waren definitiv froh, also wir endlich unbewegten Boden unter den Füßen hatten.

Von Dali


In Dali war Paul das letzte Mal dabei. Seine Freundin wollte er zwei Tage später in Kunming treffen, während es uns weiter nach Lijiang zog. Meine Kamera war zu dem Zeitpunkt schon abhanden gekommen, so dass die Fotos hier alle von ihm oder mir mit seiner Kamera entstanden sind.

PS: Den Grund, warum auch hier zur Zeit so viel zu lesen ist, hat Henning relativ treffend zusammengefasst (und währenddessen sich schon wieder abgelenkt ;) ).

Donnerstag, 9. April 2009

Fenghuang - Diebstahl!

Düstere Erinnerungen überschatten die Gedanken an unseren Aufenthalt in Fenghuang, Provinz Hunan im Südosten Chinas. Die Stadt ist für ihre Schönheit im Land bekannt. an einem geschwungenden Fluß gelegen, ist der am Ufer gelegene Teil nicht Opfer der Bauoffensive geworden. So sind die vielstöckigen Holzhäuser im Stile der östlichen Provinzen noch erstaunlich gut erhalten und bieten Raum für ein erstaunliches Netz kleiner Gässche mit mächtig Gewusel.

Sobald es dunkel wird, erstrahlt der Fluss in Flammen. Und das nicht, weil mal wieder irgendwo ein Öltanker geleckt hat, sondern weil hunderte Chinesen ihre Wünsche brennenden Kerzen auf Papierbötchen mitgeben, die dann munter lodernd den Fluß runter schaukeln. So weit, so gut.

Abends begingen wir jedoch den Fehler, mal "kurz noch auf ein Bierchen" in die Kneipe zu gehen. Irgendwas ist da wohl schief gelaufen, denn kurze Zeit später tapse ihc über einen Trittstein weg über den Fluß, einem Polizisten folgend, nur um wenig später seinem Chef in die Augen zu sehen, der mir mitleidig einen Platz unter seiner Heizdecke und eine Zigarette anbietet. Was war geschehen?

Wie so oft fing es harmlos an - ein paar Chinesen wurden auf uns aufmerksam und luden uns zu ihrem Tisch ein ein paar mitzutrinken. Das ganze wurde schnell recht feucht fröhlich, so ließen wir unsere Jacken an unserem Tisch schnell aus den Augen. Wir schlossen mit dem halben Ort Bekanntschaft. Als ich dann 2 Stunden später zum Tisch zurückkehrte, u.a. mit der Handynummer eines Polizisten in der Tasche ("Ruf mich an wenn du irgendwo Probleme hast!"), wurde mir schnell bewusst: Ich würde die Nummer schneller anrufen müssen als gedacht: Meine Jacke war gestohlen, darin meine Kamera. Saudämlich von mir, aber naja, so ist's halt.

Das ist übrigens auch der Grund, warum von mir nur relativ bescheidene Fotos von Fenghuang vorliegen - also bitte Geduld, Stefan hat seine noch nicht fertig.

Von Fenghuang

Mittwoch, 8. April 2009

Xi'an - Revisited

"Rate mal wo ich bin - schon wieder bei den Scherbenhaufen!"

Ungefähr so verriet mir unser Foto- und Latexprofi Guido seinen Aufenthalt, irgendwann in den großen Ferien. An der Terrakotta-Armee scheiden sich die Touristen-Geister. Entweder man findet sie interessant, oder völlig ätzend. Die Terrakottakrieger (und -pferde) sind Teil einer ziemlich gigantischen Grabbeigabe für den ersten chinesischen Kaiser Qin Shishuangdi.

Die Entdeckung der Anlage geschah rein zufällig im März 1974, als chinesische Bauern aus dem Dorf Xiyang versuchten, einen Brunnen zu bohren, um die Trockenheit zu bekämpfen. Am 29. März stießen sie auf eine harte, verbrannte Erdschicht. Bei einer Tiefe von vier Metern kamen Tonstücke zutage, darauf folgten ein mit Ziegelsteinen ausgelegter Boden, ein bronzener Armbrustmechanismus und bronzene Pfeilspitzen.

Die Nachricht verbreitete sich bis in die Kreisstadt Lintong. Der für den Schutz alter Kulturgegenstände zuständige Beamte Zhao Kangmin reiste mit Sachverständigen an die Fundstelle und nach diversen Untersuchungen der teilweise zerbrochenen, lebensgroßen Figuren wurde festgestellt, dass es sich um wertvolle Fundstücke aus der Qin-Zeit handelte. Die Figuren wurden ins Kulturhaus des Kreises Lintong gebracht und dort restauriert, die Information über diesen Fund wurde unter Verschluss gehalten.

Ein Xinhua-Journalist erfuhr jedoch von den Funden und schrieb einen Bericht darüber, durch den die Neuigkeit der Bevölkerung Chinas bekannt wurde. Einige Monate später zog eine archäologische Gruppe zu dem Gebiet der Grabanlage und begann mit einer genauen Untersuchung. Im Zuge dieser Untersuchungen wurde in der Grabanlage des Kaisers eine Tonarmee mit tausenden Figuren unter dem Boden entdeckt.

Bis heute ist erst etwa ein Viertel der gesamten Anlage komplett freigelegt. Der Grabhügel selber ist noch unangetastet.

(Quelle: Wikipedia)

Das Schicksal der restlichen Anlage ist noch unklar. Es gibt noch keine Pläne, wann die andern Kammern geöffnet werden sollen. Der Bauer jedenfalls sitzt jetzt am Eingang der Anlage und unterschreibt Bildbände - dafür brachte man ihm extra das Schreiben bei.

Von Xi'an - Muslimisches Viertel

Der Scherbenhaufen, wie ihn Guido so stiefmütterlich bezeichnet, war jedoch für mich nicht der Grund nach Xi'an zurückzukehren. Die Stadt hat mit dem dampfenden muslimischen Viertel voller Speisen und der schönen Stadtmauer, dem Hua Shan sowie dem vll schönsten Hostel Chinas noch wesentlich mehr zu bieten.
Von Shuyuan Hostel - Xi'an

Obwohl ich schon mal da war, habe ich keine Sekunde bereut wieder zurückgekehrt zu sein. Das meine Bekannte Jiajia uns dann noch die bisher nicht auffindbare alte Moschee, einen schönen daoistischen Tempel sowie die örtlichen Hotpot-Gepflogenheiten zeigte, rundete den Aufenthalt wunderbar ab.
Von Xi'an

Dienstag, 7. April 2009

Weiteres aus Shanghai

Im ersten Bericht zu Shanghai hatte ich ja bereits geschrieben, dass Shanghai wesentlich mehr zu bieten hat als lediglich eine moderne westliche Skyline. Da jedoch die 2 Tage beileibe nicht genug waren das alles zu erkunden, steht der Plan bereits die Stadt Ende Mai zum Spiel Deutschland gegen China noch einmal zu besuchen.
Von Shanghai - Tempel und Gärten

Zum einen gibt es in Shanghai eine Reihe von Gärten aus der Ming Dynastie (unser mittleres bis spätes Mittelalter), die mit viel Geschmack angelegt sind. Interessanterweise zieht es die Chinesen zwar nicht darein, sondern eher in die aufgemöbelte "Altstadt", vielleicht war es gerade deshalb ein schöner Ort zum "Zurückziehen" vom Trubel draußen.
Von Shanghai - 50 Moganshan Lu Art District

Am zweiten Tag war ich dann alleine auf Kulturtrip, während David und Nadine shoppen waren. Interessant war das Propaganda-Poster-Museum in einem Keller eines Wohnblocks. Der Empfang ist für uns Deutsche besonders freundlich: Nicht nur dass sich der Typ freut das mal ausnahmsweise jemand den Weg zu ihm gefunden hat (der steht im Lonely Planet falsch, im Rough Guide gar nicht und ist noch dazu ziemlich schwierig zu finden...ja er hat mir sein Leid geklagt :) ), nein, sein Sohn studiert auch noch an der TU Dresden und hat ihm ein paar Brocken Deutsch beigebracht. Weiterhin ist auch das Moganshan Lu - Künstlerviertel einen Besuch wert. Die Leute sind nett und man findet viele nette Leute, mit denen das Gespräch auch über das wohlbekannte "Wo kommst du her? Oh die deutschen Frauen sind sehr groß oder?" hinaus geht. Viele Künstler waren überraschend offen zu mir und haben viel erzählt - vielleicht ein Zeichen dafür dass es noch eine relativ überschaubare Kunstszene in China gibt.

Montag, 6. April 2009

Peking erkunden II

Durch den Besuch von David und Nadine war ich in der glücklichen Lage eine Ausrede für ausgedehnte Touren durch Peking zu haben. So konnte ich viele Orte erneut besuchen die mich an Peking fasziniert haben.
Von Verbotene Stadt

Am ersten Tag gings als erstes zur Verbotenen Stadt und dem Platz des Himmlischen Friedens. Dies ist der Ort, wo der rote Putz/Schein des Kommunismus wohl am symbolträchtigsten von den Wänden blättert und darunter grauen, tristen Beton offenbart, zu dessen Grund das Volk herumlümmelt. "China - ein Volk schuftet sich nach oben" hab ich mal als Titel auf eine Zeitschrift mit rotem Rand in Deutschland gelesen - was für eine Worthülse, wenn man denen mal beim Arbeiten zugesehen hat.
Von Sommerpalast #2

Der nächste Haken auf der Touri-Liste war der Sommerpalast nicht weit von unserer Uni, wo wir dank Heiko und Jo mit geliehenen Fahrrädern hinfahren konnten. Die Anlage ist wohl die schönste hier in Peking und von daher immer wieder nett für einen Besuch, und wenn es nur ist um den chinesischen Tourihorden dabei zuzusehen ihren Führern mit Fähnchen und Megafon hinterherzutrotten oder im Kunmingteich ein paar Fische zu fangen.
Von Hutongs

Nach der Tour durch Shanghai, Xi'an und co. stand noch ein Spaziergang durch Hutongs nahe den Drum - und Belltowern. Hutongs ist der Begriff für die Sträßchen mit kleinen einstöckigen Häusern mit Innenhof und Kommunentoiletten, wie es früher Pekings Bau- und Wohnstil war.

Fotos gibts beim Draufklicken auf die kleinen Vorschau-Bildchen.

Sonntag, 5. April 2009

Shanghai - Stadt der Gegensätze

"You want watch?" - "No? I have DVD, bags, anything! My shop is not far!" Jeder Shanghai-Touri wird aufhorchen. Man wird so oft von dubiosen Leuten auf der Straße angesprochen, die einen zu irgendwelchen illegalen Lagerverkäufen führen wollen, das man sich schon drüber lustig macht. Im Hostel haben andere Reisende erzählt, dass man auch durchaus ncoh andere Gefälligkeiten angeboten bekommt - aber wohl nur als allein reisender Mann.
Von Shanghai - Stadt der Gegensätze

Meine Tour nach Shanghai war durchaus von Vorbehalten begleitet - wird einem die Stadt doch so oft als "die am wenigsten chinesischste" beschrieben. Was soll ich dann dort? Warum bin ich dann nach China gefahren? Habe ich mich noch im Zug von Nanjing gefragt. Als ich dann allerdings von meinem Sitznachbarn, einem ortsansässigen Geschäftsmann, in eine lange Diskussion über "Ba la ke", "Ke luo se", "Ke lin si ma", "Ma te wu se" und andere deutsche Fussballer vertieft wurde, ahnte ich schon, dass selbst Shanghai so "unchinesisch" schon nicht sein wird.
Das die Stadt tatsächlich ganz anders ist als ich sie erwartet hätte, davon konnte ich mich gemeinsam mit David und Nadine 2 Tage lang überzeugen - und dabei die besten Baozi des gesamten Jahres essen.
Wohl am augenscheinlichsten am Zentrum Shanghais ist die Skyline von Pudong (="Östlich vom Fluss Pu"), ein Bild dass sich in die Netzhaut brennt. Sowohl bei Tag als auch bei Nacht eine absolut spektakuläre Aussicht, die anderen westlichen Großstädten in nichts nachzustehen hat. Hier wird auch jetzt noch überall gebaut - die Expo 2010 steht vor der Tür. Immer höher, spektakulärer bauen Hotels, Banken und Investoren ihre Wolkenkrather in den versmogten Himmel. Und unten tummeln sich westliche Manager neben neureichen Chinesen in Starbucks und co.
Von Shanghai - Stadt der Gegensätze
Doch bei genauerem Hinsehen offenbart die Stadt noch viele weitere Gesichter. Zwischen den Tourimassen sieht an immer wieder Bettler, die ihr Glück versuchen. Geht man 2,3 Straßen weg von den Fußgängerzonen, fühlt man sich wieder ganz zuhause in China. Kleine verwinkelte Gassen, in denen die Leute, ihrer Sicherheit stets bewusst, ihre Kleidung an Stromkabeln aufhängen - mit Mopeds sich durch Fußgänger schlängeln und riesige Massen Müll auf kleine Fahrrädern transportieren. Schaut man genau hin, sind große Teile Shanghais mindestens genauso rückständig, aber interessant, wie alle anderen Großstädte Chinas. So findet sich in der Altstadt ein sehr sympathisches Netz kleiner Gässchen, voll von Essenständen und neugierigen Augenpaaren, dazu kommen schöne Gärten und Tempel.
Von Shanghai - Stadt der Gegensätze
Ist man an diesen Gärten angelangt, kann man schön beobachten wie chinesischer Tourismus funktioniert. Hier heißt es "old sells", so haben clevere Tourismusplaner einen Teil der Altstadt für chinesische Touris in ein ultrakitschiges Stück "ancient China" verwandelt, das voll von Shops und Fressbuden, Gaunern und "Aubergine" sagenden, sich fotografierenden Chinesen ist. Hier kommt es dann auch wieder, das altbekannte: "You want watch?" Ich bin übrigens mal mitgegangen, 200 meter weiter weg in ein Wohnviertel. Im Hinterhof öffnet sich eine Tür, und schwupps steht man inmitten eines ganzen Lagers voller gefälschter Taschen, Uhren, etc. von Gucci und co. Ich habe mir eine Uhr gekauft, eine echte Glashütte :). War wohl ein Fehlkauf - der erste Knopf ist schon abgefallen.
Von Shanghai - Stadt der Gegensätze

Weitere Fotos gibts hier.

Samstag, 4. April 2009

Pingyao - Lethargie oder gelebter Daoismus?

Der Daoismus ist eine der beiden großen Denkweisen des antiken China.
Es wird als ethisch richtig erachtet, dieser Spontanität ihren Lauf zu lassen und nicht einzugreifen, also Wu wei, „Nicht-Eingreifen“ oder „Nicht-Handeln“ zu praktizieren. Die Dinge und ihr Verlauf werden als sich selbst ordnend und sich selbst in ihrer Natur entfaltend und verwirklichend angesehen. Es erscheint dem Weisen als sinnlos, seine Energie in einem stetigen Willensakt der Handlung (des Eingreifens in das natürliche Wirken des Dao) zu verschwenden.
Von Pingyao

Soweit so gut. Das ist die Theorie. In Pingyao, einem kleinen Städchen in der Shanxi-Provinz südlich von Beijing, haben wir einen Daoistischen Tempel besucht. Alles, was auf dem antiken China basiert, übt einen gewissen Reiz auf mich aus, seien es die Dachverzierungen, die Räucherstäbchen oder die Kleidung der Mönche. Auch das Gedankengut finde ich durchaus interessant. Das "Nicht-Eingreifen" der Mönche lag in der Luft, war überall zu fühlen. Woran? Na recht einfach, die hingen einfach rum. Ob sie jetzt im Geiste mit hochkomplexen Dingen beschäftigt waren kann ich nicht sagen, es sah jedoch nicht so aus. Die meiste Zeit verbrachten sie mit Rumalbern und Filmen, die sie auf Handys geguckt haben. Ob das der gute Laozi in seinem Daode meinte? Wir fanden es auf jeden Fall recht lustig. Ein bisschen prahlen konnte ich, als ich dem verdutzten Mönch die (ich glaube) ersten Zeilen des Daode vorlas die er mir zu lesen gab, indem ich einfach riet und den Spruch aus "Chinese Culture and Society" zum besten gab:
dao ke dao - fei chang dao • ming ke ming - fei chang ming

Bevor ich jetzt hier zu spöttisch wirke, nett waren die Mönche übrigens.

Von Pingyao
Auch sonst war nett wohl das Adjektiv, mit dem man Pingyao am besten beschrieben hätte. Die Stadt ist eine der wenigen, die dank einer ökonomisch ziemlich abwechslungsreichen Entwicklung erst sehr reich und damit schön gebaut wurde, dann aber zu arm war um sich zu modernisieren. Und somit in einem Zustand ist, wie das schöne, reiche China im Mittelalter Jahren ausgesehen hat. Wirklich interessant sind die ersten Banken Chinas, die sich hier finden - einen ATM gibts dafür innerhalb der Stadtmauer nicht. Interessant sind auch die Betten in den Herbergen - im alten chinesischen Stil mit integrierter Kohleheizung im Bett. Der Brandschutz wird hier halt schon immer groß geschrieben, sieht aber cool aus und ist sicher ziemlich gemütlich im hier eisigen Winter.
Von Pingyao

Mehr als einen Tag hat es uns in Pingyao dennoch nicht gehalten - dank dem Schwarzmarkt und einer geschäftstüchtigen Hostelbesitzerin, die uns für umgerechnet 4 Euro Aufpreis Tickets für die ausverkauften Sleeperzüge am Abend besorgte.

Weitere Fotos.

Freitag, 3. April 2009

The great (fire)wall of China

Jetzt weiß ich endlich warum hier youtube nicht funktioniert und ich den VPN client brauche um auf meinen Blog zu kommen:

China’s “sophisticated and multi-layered” efforts to censor and control the Internet earned it a “not free” rating by a US rights group in a report released Wednesday.

Freedom House, which examined web freedom issues in 15 countries, listed Cuba, Iran and Tunisia as three other nations it considered “not free” due to government control of online activity.

Seven countries studied — Egypt, India, Georgia, Kenya, Malaysia, Russia and Turkey — were considered “partly free” while four others — Brazil, Britain, Estonia and South Africa — were labeled “free.”

Freedom House, which monitors political rights and civil liberties around the globe, said the rights of Internet users were increasingly at risk as governments expanded their ability to control online activity.


Quelle

Entspannung in Nanjing

Von Nanjing

Auf einer ziemlich entspannten Zugfahrt von Guiyang nach Kunming irgendwann im Februar sprach uns ein wirklich netter Mann mit seiner Frau an, wo wir denn eingestiegen seien. "Ach, Guiyang. Dann habt ihr ja eine kurze Fahrt vor euch!" Nun ja, dachten wir, 12 Stunden Zugfahrt sind ja nicht ohne. Als er uns dann jedoch aufklärte, wo er herkam, wussten wir seine Aussage einzuordnen. Er kam aus Nanjing - 48 Stunden Zugfahrt. Er berichtete uns von seiner Heimatstadt und empfahl einen baldigen Besuch. Als Bonny uns dann wenig später ähnliches berichtete, wuchs der Wunsch die Stadt irgendwann mal zu besuchen. Immerhin war sie ja 36 Zugstunden näher an Beijing. Als wir dann zum Huangshan aufbrachen, entschieden wir uns auf dem Weg nach Shanghai hier einen Zwischenstop einzulegen.
Von Nanjing

Noch etwas ausgepowert vom Huang Shan stand für uns hauptsächlich Entspannung auf dem Programm - ein bisschen Park, ein Mausoleum und ein Palast. Wir verliefen uns, es regnete, an sich gute Vorzeichen für miese Stimmung. Aber war immer war das wichtigste, was man selbst draus macht. So wurde aus dem Umweg einfach ein kleiner Abenteuerabstieg durch den Bambuswald gemacht und im Regen der Leichnam vom Gründer der Republik China, Shun Yat-sen, begutachtet, und schließlich im Palast Blumen mit Regentropfen fotografiert. Abends sind die andern mit Bonny zum Essen gegangen und anschließend mit dem Sleeper heim, während David, Nadine und ich nach Shanghai weiter gefahren sind.
Von Nanjing

Bevor ich mich für das Tsinghua-Programm beworben hatte, war kurz die Überlegung da mit der Studienstiftung nach Nanjing zu gehen. Die Stadt ist zwar nett, aber umgehauen hat sie mich nicht - ich bin froh nach Beijing gegangen zu sein!

Mehr Fotos.

Mittwoch, 1. April 2009

Chang Cheng Teil 2 - Jinshanling nach Simatai

"Ihr wollt Bier? Ich hab hier zwei Dosen!" - "Wir sind aber fünf Leute..." - "Oh kein Problem, ich führe euch zu meinem Bierversteck!"
Sprach's, und so begleitete uns die geschäftstüchtige Chinesin auf 2 Km auf der Großen Mauer um uns unser verdientes Gipfelbier auf dem Weg von Jinshanling nach Simatai zu vergönnen. Die Geldgier der Chinesen nimmt manchmal echt praktische Züge an, dachte ich mir da. Manchmal jedoch ist sie auch recht unangenehm. Und wie es halt so ist in China, liegen Gegensätze oft nicht weit auseinander. Nur 3 Km weiter wartet auf uns ein ganzer Haufen Abzocker, die uns für jeden noch so kleinen Mist auf der Mauer Geld aus der Tasche ziehen wollen. Und das natürlich stets nachdem der eigentliche "Dienst" schon längst in Anspruch genommen ist und man angeblich nicht mehr anders kann als bezahlen.
"Für die Brücke grad müsst ihr übrigens 5 Yuan Gebühr bezahlen!"
Und so weiter...
Von Jinshanling - Simatai

Davon einmal abgesehen war die Tour mit David, Nadine, Flo und seinen beiden Besuchern zur Chang Cheng ein echtes Vergnügen. Unser Fahrer (diesen Luxus kann man sich hier durchaus erschwinglich leisten) holte uns an der Uni ab, brachte und nach Jinshanling und wartete auf uns im 10 km entfernten Simatai. Die Mauer dort ist im Gegensatz zum Stück in Jiankou in nicht so steilem, dafür aber rauerem Gebirge gelegen. Dadurch erhielt sie ein ganz anderes, ebenso interessantes Flair. Über karge Berge windet sich das in der Ming-Dynastie erbaute Stück soweit das Auge reicht. Das Wetter war abwechslungsreich, von Schnee bis Sonnenschein war alles dabei. Schließlcih durfte die Canopeefahrt über das Simatai-Wasserreservoir nicht fehlen, ein gelungener Abschluss einer echt schönen Wanderung.
Von Jinshanling - Simatai

Fotos gibts - hier.

Xi'an - Schattenseiten

Von Xi'an - Leben im Dreck

Das die zunehmende Liberalisierung des Arbeitsmarktes hier durchaus auch negative Seiten hat, konnten wir in Xi'an bei der Fahrradtour über die Stadtmauer beobachten. Dort waren ganze Viertel zu sehen, die anscheinend der Stadtplanung zum Opfer fallen sollen. Diese werden, so wurde ich von einer Bekannten aus Xi'an aufgeklärt, von Wanderarbeitern abgerissen. Aus praktikablen Gründen wohnen sie in einzelnen Häusern, die stehen gelassen werden um Unterkunft und Schutz zu bieten. Was für ein Leben diese Wanderarbeiter führen (die kommen mit Kind und Kegel anscheinend), lässt sich auf den Fotos hier sehen. Ziemlich erschreckend.