Dienstag, 31. März 2009

Huang Shan

Die Treppe hinauf zum Haus meiner Großmutter im heimischen Schwarzwald wird, aufgrund ihrer ca. 350 Stufen, im Ort Himmelsleiter genannt. In Yuanyang wurden wir bereits darüber aufgeklärt, dass mit der wörtlichen Übersetzung im Chinesischen (Tianti) die Reisterassen gemeint sind.
Letzte Woche nun machten wir uns gemeinsam mit David und Nadine (zu Besuch aus Deutschland), sowie ALice, Paul und Flo auf den Weg zum Huang Shan (=gelbe Berge), um schließlich der sinngemäßen Übersetzung auf den Grund zu gehen. Noch in Deutschland hatte ich eine Dokumentation über die dortige "Treppe zum Himmel" gesehen, eine Treppe von 1300 Stufen hinauf zum Lotusgipfel, die nahezu senkrecht in den Fels gehauen ist. Ich war trotz Höhenangst völlig fasziniert. Nach 6 Monaten war es jetzt soweit, es galt sie selbst zu erkunden.
Von Huang Shan

Der Aufstieg zu den ca. 1500-1850 m hohen Gipfen des gelben Gebirges war jedoch zunächst mehr Prüfung als Genuss. Das Wetter schient partout nicht mitzuspielen. Es war neblig, kalt und nass. Der Aufstieg über die östlichen Stufen war zwar rasch, aber wenig spektakulär und die erhoffte Aussicht zum Schluss blieb aus. Die erhoffte Belohnung gab es also erstmal nicht. Es zeichneten sich lediglich Umrisse von den berühmten Pinien und den runden Felsen gegen den diesigen Himmel ab, gleich einer weißen Wand.
Von Huang Shan

Da dies bis zum nächsten Morgen so blieb und wir recht schnell an den Preisen für Übernahtung und Essen merkten, dass man hier der Profitgier freien Lauf lässt und man keine Alternativen hat, fiel ie Stimmung mit der Zeit des Aufenthaltes kontinuierlich ab. Lediglich Alice wusste mit gewohnter Unbekümmertheit ein bisschen gute Laune zu verbreiten. So groß waren die Erwartungen gewesen! Sollte uns das Wetterglück nun zum ersten mal in China richtig verlassen haben? Wir wollten zwar nicht, aber so langsam hätten wir es ein
sehen müssen. Als dann schließlcih auch noch die ersehnte Nudelsuppe einem Malheur zum Opfer fiel (in Gedanken hatte ich kaltes Wasser eingegossen), die Schilder richtig ins Englische übersetzt waren (nicht mal was zu lachen) und sich auch noch kein Platz für das Glücksschloss (man erinnere sich an den HuaShan) fand, waren wir bereit aufzugeben. Auf nach unten!
Von Huang Shan

Wir nahmen die Western Steps, die sich noch eine Zeit lang über die Gipfel schlängelten. Der Weg nach unten erschien lang und nervig, es kam jedoch anders als gedacht. Es wurde immer heller. Plötzlich, auf dem Billiant Peak, das erste Mal Sicht auf Sonne und kurzaufeine anderen Gipfel. Sollten wir doch noch belohnt werden? So langsam wurde wieder Mut gefasst. Und dann, am Jade Peak, war es soweit: Es riss auf! Petrus (vielleicth auch Peking?) war gnädig. 24 Stunden Nebel waren vorbei, Zeit für Sonne. Ca. 2 Stunden war es uns von nun an vergönnt, einsame steile Gipfel über Wolkenmeeren zu durch-/überschreiten und zu bestaunen. Was für eine Entlohnung für Strapazen und Aufwand! Schließlich, kurz vor Schluss, ein angemessener Ort das Schloss aufzuhängen.
Von Huang Shan

Und zu guter Letzt, in Gedanken schon fast beim Abstieg, die wahre Himmelsleiter. Ohne das wir es wussten lag sie als letztes auf unserer Route und wurde quasi als Highlight aufgespart. Die 1300 Stufen hinauf zum Lotus Peak. Hinauf gehen durften wir jedoch nicht, nur den Anblick genießen. War mir auch ganz lieb :) ich weiß nicht ob ich hochgekommen wäre. Eine Rechnung haben wir demnach noch offen - es gilt noch einmal zurückzukehren!
Von Huang Shan

Weitere Fotos gibts wie immer hier.

Shangri-La

Shangri-La (auch Shangri-la, Shangrila) ist ein sagenumwobener Ort, der im weitesten Sinne im Himalaya liegt. Der Begriff wurde durch den Schriftsteller James Hilton in die westliche Kulturgeschichte eingeführt. Sein 1933 erschienener Roman Lost Horizon (Der verlorene Horizont) beschreibt ein abgelegenes Lama-Kloster am Shangri-Gebirgspass im Himalaya. Die Klosterbewohner, zum großen Teil aus westlichen Ländern und westlichen Kulturkreisen stammend, leben in einer selbstgewählten Weltabgeschiedenheit und erreichen teilweise biblisches Alter. Ihre Lebensweise und gewählter Tagesablauf sind eine Abkehr von der Hast der Zivilisation, ohne auf gewohnte Annehmlichkeiten völlig zu verzichten. Sie erwarten für die Menschheit ein apokalyptisches Ereignis und sehen sich selbst als letzte Bewahrer von Kultur und Wissen. (Wikipedia über Shangri-La)


Das scheinen die Chinesen auch gelesen zu haben. Und sich gedacht, aus der Geschichte lässt sich etwas machen. So wurde, veranlasst vom örtlichen Tourismsbüro, die Heimat des größten buddhisteischen Tempels außerhalb der Himalaya-Provinz von langweiligen Zhongdian in Shangri-La umbenannt. Gelegen auf 3200 m über NN liegt das beschaulichte Städtchen an den südlichen Ausläufern des "Dach der Welt". Klima, Flora und Fauna der Hochebene erinnerten an meine Vorstellungen von Nepal oder Butan. Karges Land, wenig Besiedelung, weite Ebenen, hohe schneebedeckte Berge und strahlend blauer Himmel.
Von Shang-ri-la

Für die Chinesen gilt Shangri-La als einwandfreies Auflusgziel (hier wird schön Wan! gemacht), gerade für junge Pärchen. Jedoch nur im Sommer, eine Tatache, die uns im Februar eineinhalb wirklich entspannte Tage ermöglichte. Entspannt, jedoch auch kalt. Wir schlenderten vormittags durch die Klosteranlagen. Die Mönche waren äußerst freundlichen und luden immer wieder gern zum Pläuschchen ans Feuer oder zu einer Orange ein. Dass die Zeit des Konsums auch an diesen Leuten nicht vorbei gegangen ist, sah man an Nike-Socken, Playboy-Schuhen, und dem immer präsenten Handy.
Von Shang-ri-la

Nachmittags gings durch die herausgeputzte (oder neu gebaute :) ) Altstadt. Dabei begleitet wurden wir von Xulin und Lichen, die sich uns in Lijiang kurzerhand anschlossen. Aufgrund ihrer (für Chinesinnen ihres Alters durchaus typischen) Planlosigkeit musste von da an jeder Plan zwar mehrfach wiederholt werden bis er auch wirklich aufgenommen wurde, witzig wars aber allemal.
Von Shang-ri-la

Am Abend war Vollmond, das Ende der zwei Wochen des chinesischen Neujahrsfestes. Typisch für chinesische Familien ist es an diesem Abend so genannte Tangyuan zu machen, Teigbällchen mit einer süßen Füllung in heißer Brühe. Da wir neugierig waren wollten die beiden Mädels nicht enttäuschen, kauften im Supermark eine Tiefkühlpackung von dem Zeug und ließen es für uns zubereiten. Wie das? Naja, hier scheint es nicht unüblich zu sein, sich ins Restaurant seinen eigenen tiefgekühlten Nachtisch mitzubringen und diesen dann aufkochen zu lassen.... :)

Den Abend ließen wir dann bei schönem Vollmond unter elektrischen Heizdecken ausklingen, während sich auf dem Dorfplatz die Bewohner zum gemeinsamen Tänzchen versammelten. Ob's Touri-Attraktion oder nette Tradition ist, kann ich nicht genau sagen, interessant und wars in jedem Fall.
Von Shang-ri-la

Mehr Fotos gibts hier.

Donnerstag, 26. März 2009

China

Gibt es Alltagssituationen, die China wirklich charakterisieren? Ich glaube kaum nicht wirklich umfassend, dafür sind Land und Leute zu vielfältig. Ein paar Urlaubserinnerungen als Kandidaten gibt's aber schon.



...z.B. wenn man denkt, bei KFC gegessen zu haben und beim rausgehen merkt, dass der Laden EFG heißt. Das Verhältnis zum Kopieren ist hier halt anders. ...oder man vor einem dieser Schilder steht.

Das Verhältnis zu sorgfältigen Übersetzungen nämlich auch. ..oder einem morgens im Dunkeln auf der Landstraße in Yuanyang ein rückwärts joggender Rentner entgegen kommt. ...oder man betrunkene (= in Alkohol eingelegte), lebende Schrimps serviert bekommt (Heiko und Sven). ...oder der Sitznachbar im Bus sein Kind über den Mülleimer hält, damit es seine Notdurft verrichten kann. Und dann wenig später noch selbst hinterher bricht. :D Wenn man in einem kleinen Restaurant ist und die Besitzer sich so darüber freuen Westler zu bedienen dass sie zur Feier des Tages eine vorbeiziehende Gruppe mit Instrumenten und einem Drachen-Gruppenkostüm (der Gruppe Sinn ist mir bis heute nicht klar) bezahlt, doch eine Runde durchs Lokal zu drehen. ...Oder wenn man in Yangshuo einen Mann auf einem Bürostühl auf einer LKW Ladefläche rumfahren sieht. Safety first!

Diese und unzählige andere Geschichtchen, die sich auf diesem und den anderen Blogs finden, haben wie immer den besonderen Reiz der Reise ausgemacht! Jeden Tag ein bisschen Kopfschütteln, so kommt man auch nicht in einen Reisetrott hinein. ;) Manchmal ist es nervig, wenn man sich z.B. mal wieder wundert wie die Leute im Gehen im Weg stehen können, aberhäufig ist es im Nachhinein auch einfach: Sympathisch.

Schließlich - last but not least - gibt es noch eine Sache. Kai Strittmaier beschreibt es ungefähr so: Ist man aus Peking wieder zurück in der Heimat, und hat Fernweh nach dem Reich der Mitte, gilt es folgendes zu tun. "Um die Atmosphäre von Peking möglichst originalgetreu zu rekonstruieren ... seien Sie nett zu Ausländern." Das können wir auf den Rest von China ausweiten!

"Hello, my name is Marry, this is my mother. She wants to help you get on the bus."
(Zitat von der völlig überfüllten Busstation in Zhangjiajie, als 4 Deutsche verzweifelt versuchen in einen Bus zu kommen der uns nach Fenghuang bringt.)

Ode an die Nudelsuppen dieses Landes

Auf allen Reisen, in allen Provinzen die wir besuchen durften, ob jeder sprachlichen oder sontigen Unwegbarkeit, eines war stets sicher: Du wirst in diesem Land nicht verhungern. Der kulinarische Heimathafen deiner Wahl war nie weit - meist sogar direkt um die Ecke. Doch merkt: Ich spreche nicht von den millionen Restaurants dieses Landes, meist gekennzeichnet durch rote Lampions am Eingang. Ich spreche von der einen Kohlenhydratquelle, die China eint, vielleicht ebenso wichtig wie die Kommunikation über diese lästigen Schriftzeichen. Die gute Tangmian 汤面, erhältlich in wohl zig Millionen Straßenküchen, die eher an Garagen erinnern.

Gebackene Ente, Frühlingsrollen, Schweinefleisch-Süß-Sauer, alles Mist - ein bisschen richtiges China gefällig?

Man nehme:
1 Packg. Chinesische Nudeln (pro Person: 50-60 g Trockengewicht)
2 St. Frühlingszwiebeln
150 g Schweinefleisch
2 Stück
100 g Mohrrüben
2 Stängel Kleinblättriges Grüngemüse (z.B. Blattspinat, chin. Blattgemüse
qingcai 青菜)
2 Stück Xiangcai 香菜 (sog. chin. Petersilie / Koriandergrün)
1 Stück Pilze (chin. Winterpilze donggu 冬菇 , Austernpilze, Champignons)
½ TL Ingwer
einige Spritzer Öl
1 TL Salz
evtl.
Gekörnte Brühe
helle Sojasoße
Sesamöl
Chiliöl

Schweinefleisch in dünne Streifen schneiden; Mohrrüben und Pilze in Streifen schneiden; Grünes Gemüse waschen und putzen; Ingwer schälen und hacken; Frühlingszwiebeln in feine Ringe schneiden; Xiangcai waschen und Blättchen abzupfen; Wok erhitzen, Öl dazugeben; Ingwer kurz anbraten, Schweinefleisch dazufügen; Mohrrüben und Pilze dazugeben, unter Rühren anbraten, bis sie fast gar sind; Mit Wasser auffüllen, Grüngemüse dazufügen; mit Salz, Brühe, heller Sojasoße und Sesamöl abschmecken; parallel dazu: Chinesische Nudeln nach Vorschrift in Wasser gar kochen und abtropfen; lassen, auf Suppenschälchen verteilen; die fertige Suppe darübergeben. Mit Frühlingszwiebeln und Xiangcai garnieren; nach Geschmack mit Chiliöl nachwürzen.


Wenn man es jetzt noch hinbekommt, die Suppe, gleich z.B. den Herren hier, mit Kopf quasi in der Schüssel zu schlürfen, ist man endgültig in China angekommen.


(Das Rezept kommt von hier).

Dienstag, 17. März 2009

Fahrradfahren in Xishuangbanna

Xishuangbanna - Menghan. Wir, das sind Paul, Daniel, Jo, Flo, Stefan und ich wandern durch prächtig grüne Reisterassen, machen Fotos und sind begeistert. Als wir zum Weg und zu unseren Fahrrädern zurückkehren, wartet dort eine Gruppe Dorfbewohner auf uns. Sie haben gekochte Maiskolben und bieten Sie uns an. Ein alter Mann nähert sich und fragt ungläubig: "Habt ihr keinen Reis in Deutschland??"

Nein, haben wir nicht, müssen wir gestehen. Das wir die Natur rund um Jinghong so einladend fanden, lag jedoch nicht nur am Reis. Die Straßen waren gut zum Fahrradfahren (der Hintern hat es den miesen Sätteln dennoch nicht gedankt) und es gab einige schöne Routen. Als Abschluss fuhren wir zu einem Wasserfall, der sich als absoluter Geheimtipp entpuppte. In einem kleinen Dschungelstück rund um einen Flußlauf fand sich nach 60 Min Wanderung, geführt von Jungs aus dem Ort, ein Wasserfall mit kleinem Becken. Ein Hechtsprung hinein ergab: Rattenkalt hier, schnell raus. Dennoch hao wan. Auf dem Rückweg machten die Kurzen mit Steinschleudern Jagd auf Vöglein und bewiesen dabei erstaunliches Geschick. Bei diesem Ausflug zeigte sich endgültig, dass sich unsere Gruppe den Johannes gerne noch ein paar Tage dabei gehabt hätte. Egal wo, Johannes ist immer vorbereitet. "Möchtet Ihr einen Keks?" "Sonnencreme?" Nach kurzer Verhandlung stellten sich Ulli, Henning und Daniel jedoch quer :).

Auspannen in Kunming

Auf Reisen braucht man auch mal Tage, an denen Sachen organisiert, Notwendiges erledigt (Post, Friseur, etc.) und ausgespannt wird. Einen Tag wie diesen konnten wir in Kunming verbringen. Nachmittags haben wir den Green Lake Park besucht und waren von der entspannten Atmosphäre überwältigt.

Der Chinese kann, das haben wir oft festgestellt, eines besonders gut: Dich völlig überraschen. In dem Park wurde musiziert, getanzt, gesungen und mit Kindern gespielt. Die 3 Laowei's waren Attraktion und wurden von allen Seiten angesprochen. Super witzig.

Eines wird jedem aufgefallen sein, der in China gereist ist: Die Kinder sind absolutes Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie werden getätschelt, befragt, gelehrt und sind das erste, was dem Ausländer präsentiert wird. Die Kinder werden gebeten, englische Sätze aufzusagen oder schlicht zu begrüßen. Und dann natürlich das obligatorische Foto! Sicher hat die Ein-Kind-Politik damit etwas zu tun, es scheint aber auch irgendwie verwurzelt zu sein. Sehr oft sieht man auch Senioren, die ihre Zeit mit den Enkeln verbringen. Denke das die Eltern einfach zu busy sind, da kommen die Großeltern natürlich genau recht.

In Deutschland werden von Verliebten bekanntlich Herze in Bäume geritzt, hier gibt es Schriftzeichen im Bambus (sieht irgendwie cool aus).

Ausbruch aus dem Arbeitsalltag

Hier zeigt Sebastian übrigens mal, womit wir Deutschen, angeregt durch die ziemlich langweiligen Stunden mit "Chinese Culture and Society", versuchen hier ein bisschen deutsche Kultur zu vermitteln. :)

Sonntag, 15. März 2009

Liebes Tagebuch

Liebes Tagebuch,

endlich komme ich einmal wieder dazu, dir zu schreiben. Falls du vergessen haben solltest, wer ich bin: Ich bin's, die Baoni aus Nanjing. Ich bin ca. 20 Jahre alt und studiere Business Administration. Auf Englisch heiße ich Bonny. Diesen Namen habe ich mir mit meinem Freundinnen ausgedacht, wir fanden Ihn äußerst cool und daher passend für mich. Die ganze letzte Woche habe ich mit meiner Familie in Yuanyang und Umgebung verbracht. Wir haben uns die Reisterassen dort angeschaut, ein bisschen langweilig. Mein Vater fotographiert sehr gerne, das wird wohl auch der Grund gewesen sein, warum wir dorthin gefahren sind. Darüber habe ich mir allerdings keine Gedanken gemacht, ich bin einfach mitgekommen. Mein Vater hat schließlich gesagt, das wir hierher fahren sollten.
Mich haben mehr die ortsänsässigen Minderheiten interessiert. Wir haben 56 Minderheiten in China, die meißten davon in Yunnan und Guizhou. Das habe ich im Chinesisch Unterricht in der Schule gelernt - ich musste Sie alle auswendig lernen. Die Minderheiten hier in Yuanyang tragen sehr schöne Gewänder. Auch sonst finde ich es immer sehr interessant, den Minderheiten bei ihrem täglichen Leben zuzusehen. Sie sind so anders als wir Han!
Am vorletzten Tag sind wir zusammen zusammen zu den Laohuzuitianti (Tigermund - Himmelsleitern = Reisterassen) gefahren. Warum wir dorthin gefahren sind, war mir nicht ganz klar, aber mein Vater hat ja gesagt wir sollten dahin fahr
Es war sehr schön, aber viel interessanter waren die Leute die ich dort getroffen habe: 4 Deutsche! Sie haben mich angesprochen, als ich während dem Sonnenuntergang gelangweilt herumsaß. Man war das aufregend! Ich konnte mit ihnen auf Englisch sprechen. Sie waren alle sooo nett... Besonders einer von ihnen hat es mir angetan, mit ihm wollte ich unbedingt ein Foto machen. Er war so schön, seine Freunde haben mir erzählt, dass sein chinesischer Name "Shuai-ge" (=handsome boy) ist. Wie passend! Da ich meine Kamera nicht dabei hatte (mir hatte keiner gesagt dass ich sie zu den Reisterassen mitnehmen sollte, dann habe ich sie nicht mitgenommen), musste ich meinen Vater holen um das Foto zu machen. Er wirkte zwar etwas irritiert, aber er konnte mir meinen Wunsch nicht aussschlagen und ist den Berg hoch zu mir gekommen. Nachdem er das Foto gemacht hatte, auf dem man einen wunderschönen Sonnenuntergang im Hintergrund sieht, ist er ganz hektisch wieder runter gerannt.


Das ist mein Papa. Sein Equipment hatte er von einer Minderheiten - Frau heruntertragen lassen, denn es ist sehr schwer.
Mit dabei war auch ein Deutscher, von dem die anderen mir erzählt haben dass er von der Dongzhu, der Ostminderheit in Deutschland ist. Das fand ich sehr interessant! Ich habe ihn gefragt, ob sie zuhause auch so lustige Gewänder tragen wir unsere Minderheiten in China, aber er hat meine Frage glaub ich nicht verstanden.


Das bin ich mit Shuai ge! Als ich jetzt die Fotos von Papa durchgeschaut habe, ist er immer etwas sauer. Er murmelt dann immer "ggrrr...es fehlen die schönsten Fotos vom Sonnenuntergang...dafür sind wir darunter gefahren...grr". Das verstehe ich zwar nicht, aber dafür gibt es dieses wunderschöne Foto mit Shuaige, dem ich auch jetzt noch regelmäßig schreibe. Ja, du liest richtig, wir haben zwar nciht miteinander gesprochen, ich habe aber dennoch sämtliche Kontaktdaten die ich besitze mit ihm ausgetauscht. Ich wollte alles - ICQ, QQ, Email, Telefon, Adresse - denn es gibt doch nichts schöneres als einen ausländischen Freund, der auch noch Shuai ge heißt. Warte ab, wenn ich das meinen Freundinnen erzähle...

Samstag, 14. März 2009

Interessantes Detail

Kurzer Einwurf: Gestern im D22 haben wir einen deutschen Touristen kennengelernt, der darauf hinwies, dass man in China keine schwangeren Frauen sieht. Als er das sagte, ist mir aufgefallen, dass ich soweit ich weiß in 6 Monaten keine einzige schwangere Frau gesehen habe. Wenn jemand da eine Erklärung hat (Henning?), bitte melden :).

Donnerstag, 12. März 2009

Mit dem Bauernbus nach Yuanyang


Unter den Disneydecken im Bauern-Bus nach Yuanyang

Ich werde davon wach, dass süßlicher Rauch in meine Nase steigt. Hm, ich überlege kurz und komme zum Schluss, aufgrund mangelnder Musik wohl nicht in der Kneipe eingeschlafen zu sein. Wo bin ich wohl? Erster Sinnescheck ergibt: Alles eng, dazu ein unergonomischer Knick in der Liege, dazu die Füße in einer Röhre. Klarer Schluss: Sleeperbus. Ich schlage die Augen auf und erblicke, unter der gleichen Disney-Bettdecke wie ich, einen müffelnden chinesischen Mann mittleren Alters in Lederklamotten, der sich genüßlich eine Zigarette angezündet hat. Warum auch nicht? Mir ist klar, das bei ihm Argumente normaler Rücksicht auf die Mitreisenden nicht ziehen werden - Wer in einem 1,4 Mrd. Volk groß geworden ist, dem ist der Nächste Konkurrent in jeder Lebenssituation. Ich mache ihm deutlich, dass ich erkältet bin und bitte ihn, nicht zu rauchen. Ich sehe wie er abwägt, doch dann "Keyi" (~OK).


Hoppla, eine Busfahrt über die es sich zu schreiben lohnt? Ja, die Busfahrt von Kunming nach Yuangyang (offiziell 5 Stunden) war schon ein Erlebnis der besonderen Art. Als wir zum Bus kamen, wunderten wir uns schon, warum wir an den ganzen schönen Bussen vorbei geführt wurden, nach hinten in die zweite Reihe. Vor dem Bus lag allerlei Gerümpel, das störte uns aber vorerst nicht. Als wir jedoch reinkamen, wurde mir schon etwas mulmig. Sowohl die Fahrgäste (ich nenne Sie mal höflich Pöbel) als auch der Bus selbst hatten so ziemlich gar nichts damit zu tun, was man sonst so in den Sleeperbussen sieht. Normalerweise bin ich großer Freund dieser Reisemöglichkeit, ein Bus mit lauter Betten drin (die asiatisch dimensioniert sind und für mich gerade noch groß genug sind :) ). Der erste Blick machte deutlich: Die Nacht wird lang!


Der Start verzögerte sich dann auch glatt um 2 Stunden, weil der oben angesprochene Berg Gerümpel doch tatsächlich AUF den Bus befördert wurde. Zwischendurch hat der Busfahrer mal eingegriffen und meinte eine 1 Meter Schicht auf dem Bus sei genug, doch ein paar wilde Diskussionen (und wohl auch ein bisschen Bestechungsgeld) später wurde dann doch alles aufgeladen. Ua. ein 100 Zoll Fernseher, tonnenweise Nahrungsmittel und alles mögliche andere. Ein Glück, dass sich die Serpentinen auf dem Weg in Grenzen halten. Angekommen sind wir schließlich um 7 Uhr morgens (statt angekündigtem 1 Uhr). Die Fahrt wird als Bauern-Sleeper in Erinnerung bleiben. Guido und Sophie sowie Paul und Anna waren im gleichen Bus, der scheint da regelmäßig so zu fahren.
Bizarre Farben in den Terassen

Das Ziel, Yuanyang ist für seine Reisterassen in ganz China berühmt. Hunderte Fotografen sind jeden Sonnenauf- und untergang unterwegs um die bizarr und unwirklich aussehenden, von Menschen in die Berge gegrabenenen Reisterassen abzulichten. Wir sind dort 1,5 Tage durch die Terassen gefahren/gewandert. Ein riesiges Areal, und unzählige tolle Ausblicke. Faszinierend sind die unzähligen Dorfdamen, die dort mit den Touristen Geschäfte machen. Gekleidet in traditionellen Trachten ihrer jeweiligen Minderheit verkaufen sie gekochte Eier, führen einen zu besonders schönen Orten, Fahren einen durch die Gegend, tragen einen auf Sänften, tragen das schwere Kamera-Equipment, ...kreativ.


Weitere Impressionen gibts hier.

Montag, 9. März 2009

Helden des Lebens - Kein ganz normaler Tag!

Was für ein Tag... So ein Tag, für den es sich wirklich noch lohnt einen Blogeintrag zu schreiben! Aber was ist eigentlich passiert? Naja, ich glaube ich fange besser bei der eigentlichen Ursache der Geschichte an:


Nach unserer Ankunft in Peking im vergangen Jahr, schlugen sich direkt einige der Uni-Departments (Automotive, Pruduction engineering etc.) um die Teilnahme der deutschen Gäste an der ein oder anderen sportlichen Aktivität. Einige spielen seit dem Fußball, andere Basketball oder Badminton. Und ich? Nun, um keine gesonderte Aufmerksamkeit zu erregen hatte ich es niemandem mitgeteilt, aber mich hat das Universitäts-Rennteam angesprochen und nach einer kurzen Probefahrt direkt in das Tsinghua racing Team aufgenommen. Ich wurde angeblich bei einer meiner Radtouren vom Teachingbuilding 6 zurück zum Wohnheim beobachtet und entdeckt, der rabiat, zügige Fahrstil hat den Chinesen wohl gefallen. Ich konnte meine Mitgliedschaft im racing Club bisher niemandem mitteilen, ihre versteht, Neider und so ...

Archivfoto, Rennfahrer Jannsen, 2008

Die ersten Monate waren toll, eine Rundfahrt nach der Anderen. Erst Instituts-intern, dann gegen andere Institute, schließlich die Beijing Meisterschaft. Ein Rennen nach dem anderen habe ich gewonnen, Kontrahenten ausgestochen und am Straßenrand liegen gelassen. Letzte Woche war es dann soweit: Rennfahrer aus der ganzen Welt fanden sich hier in Peking ein, um gegen das glorreiche Automotive Team der Tsinghua University im International University Cup 2009 anzutreten - vergebens. Wir waren nicht zu schlagen, auch das favorisierte deutsche Team der Universität zu Köln hatte das Nachsehen. Nach der Siegerehrung bekam ich einen Anruf, Fritz Schramma, Oberbürgermeister der Stadt Köln, hat mich zur gesonderten Siegerehrung nach Köln eingeladen, schließlich siegt nicht alle Tage ein deutscher Austauschstudent ein solches Event in China! Das war Samstag Mittag, danach musste alles ganz schnell gehen. Per Privatjet nach Köln, Eröffnungsgala, Siegerehrung, das volle Programm. Am Sonntag morgen auf dem Weg zum Flughafen passierte ich die Unglücksstelle, an der das Kölner Stadtarchiv einstürzte. Nach einer kurzen Autogrammstunde mit der Feuerwehr half ich noch kurz bei den Bergungsarbeiten, leider konnten nur ein paar wertvolle Dokumente sicher gestellt werden. Hier ein Foto von gestern Morgen:



Die Feuerwehr und Ich, hao wan!

Der Flieger ging bereits um 10 Uhr morgens, also musste ich mich alsbald auf dem Weg zum Flughafen machen. Nach einer angenehmen Überschallreise kam ich gegen 7 Uhr abends in Peking an, es war bereits dunkel. Nach soviel Aufmerksamkeit ließ ich meinen Fahrer wissen, dass ich lieber den Taxi nehmen wollte, ich hatte Beijinger Smalltalk bereits vermisst. Die Taxifahrt war sehr entspannt, nach dem ich noch kurz mit dem Taxifahrer über die Verstaatlichung und Enteignung des Opelkonzerns und der Folgen für die deutsche Automobilindustrie diskutierte, standen wir in Beijings Business District im Stau. Der Grund, der zweite CCTV tower brannte! Was für eine Tragödie, angeblich waren Feuerwerkskörper Ursache des Unglücks.
Ich witterte den Bedarf nach zusätzlichen Rettungskräfte, bezahlte meine Fahrer und rannte zur Unglücksstelle. Ein Kind war im 46. Stock des Gebäudes gefangen und niemand wagte sich es zu retten - es sei aussichtslos. Das konnte ich nicht akzeptieren und rannte zu seiner Rettung ins Gebäude. Ich erinnere mich nurnoch an die verzweifelten Warnungen der Sicherheitskräfte, ehe ich das Gebäude betraf. Kurze Zeit später war ich wieder bei Bewusstsein, das sechsjährige Mädchen sicher im Arm. Angeblich durchbrach ich mit dem Kind auf dem Arm die Fensterfront im 46. Stock und sprang mit ihr in die Tiefe. Glücklichweise befand sich ein sinnvoll zusammengekehrter Haufen Müll direkt unter uns in wem wir landeten, ehe ich wieder zu mir kam. Was wäre passiert, wenn man hier Müll sachgemäß entsorgen würde? Ich möchte garnicht darüber nachdenken.
Ich übergab das verstörte Kind an die besorgten Eltern und machte ich mich schnell aus dem Staub, ehe die Presse auf meine Heldentat aufmerksam wurde, soviel Ruhm an einem Tag? Ich bitte Euch!



Es brennt, Hilfe ist unterwegs!


Erst im Taxi merkte ich, da stimmt doch irgendwas nicht. Das Adrenalin wich langsam aus meiner Blutbahn und machte den Weg frei für Schmerzimpulse aus meinem linken Fuß. Was ist da geschehen? Ich muss mich irgendwie verletzt haben. Kaum war mein Knöchel auf Tennisballgröße angeschwollen, machte ich mich auf dem Weg ins Krankenhaus. Röntgenaufnahmen gaben mir Gewissheit: Ein Knochensplitter. Nach Rekonstruktion der Rettungsmaßnahmen wurde klar, bei der Ladung auf dem Müllhaufen muss ich auf einem unglücklich gestapelten Haufen Hühnerfüße gelandet sein, die Bänder konnten der Wucht des Aufpralls auf diesem losen Grund nicht standhalten.

Röntgenaufnahme des Heldenfußes

Noch im Krankenhaus holten mich die Ereignisse des Tages alle wieder ein, diese Heldentaten, solch Ruhm, all dies wurde überschattet als mir endlich klar wurde: Stefan, das war es mit deiner Rennfahrer Karriere! Du wirst nie wieder in der Lage sein ein Fahrzeug zu lenken, geschweige denn ein Rennen zu fahren. Da saß ich, im Warteraum des International SOS, zurück in die Steinzeit - Du musst wohl wieder am Schreibtisch sitzen und an Deiner Studienarbeit basteln, genauso wie all die anderen armen Seelen des Tsinghua Austauschprogramms. Keine Extrawurst mehr für mich, keine Siegerehrungen, kein Champagner: Mensa und Kaffee, die alten Bekannten. Und jetzt krüppel ich durch Peking, Stolz gebrochen aber mit gehobenem Haupt, denn auf dem Weg zum Wohnheim sprach mich der Vorsitzender der Automotive Behindertenabteilung an: Wir trainieren für die Para-Uni-lympics. Erst an der Uni, dann in Peking und schließlich International! Ich habe wieder Perspektive - Was für ein Tag!

Bis zur Mensa schaffe ich es noch!

PS: Gerüchte machen die Runde, Neider verbreiten schamlos Geschichten und versuchen meine heroische Verletzung auf anderem Wege zu erklären. Angeblich sei ich nach einer durchzechten Nacht mit zuviel Kleingeld durch den Fahradkeller des Zijing #21 stolziert und beim Einsortieren meiner Geldscheine hätte eine Windböe einen 10 Yuan schein erfasst und über das Geländer geweht. Böse Zungen behaupten ich wäre dem umgerechneten Euro nachgegangen, über das Geländer geklettert und die letzten 50cm des Weges auf die Wiese unterhalb des Radkellers "gesprungen", auf der mein Geld sehnsüchtig auf mich gewartet hätte. Und jetzt kommt es: Der unspektakuläre Fall wurde angeblich gebremst von einem Loch im Rasenboden, der mir alsbald das Gleichgewicht geraubt hätte. Was für ein Schwachsinn, durch das Wegknicken hätten mir die Bänder wohl ein Stück des Knochens rausgerissen... So versucht man mich hier zu denunzieren! Wer glaubt denn so eine bescheuerte Geschichte? Wann immer ihr diesen Unfug hören solltet, nicht glauben! Jemand möchte offensichtlich versuchen mich fertig zu machen!

Warum denn? Ich bin doch nur Rennfahrer ...

Sonntag, 8. März 2009

Die Arbeit schreit

Was bin ich froh, dass Jörn sein Proposal schon abgeliefert hat. Proposal? Ja, das ist eine dieser Dinge, die wir vorbereitend bzgl. unserer Studienarbeit einreichen müssen, sodass Professoren und besonders wir selbst ein Vorstellungen bekommen, woran wir überhaupt arbeiten.
Ich bin noch nicht fertig, im Gegenteil - ich schufte! Und bin dankbar, dass Jörn einige schöne Blogeinträge verfasst hat und etwas von unserem Urlaub berichtet. Nächsten Samstag bin ich "frei", dann lasse ich auch mal wieder was von mir hören.
Ans Werk!

Samstag, 7. März 2009

Bamboo? Wandern am Li Jiang

Erwartungsvoll guckt uns die Frau aus dem Feld an. Zwei Waiguoren (Ausländer) alleine auf dem Wanderweg von Yangdi nach Xingping. Der Weg geht ca. 10 km am Li Jiang entlang, der sich durch die bizarre Karstlandschaft schlängelt. Die Frau scheint zu bemerken, dass uns jungen Leuten der Fußmarsch wohl nicht zu lange ist und widmet sich wieder ihrer Arbeit. Den Blick auf den Orangenbaum gerichtet folgt aber (wohl der Vollständigkeit halber) noch ein leises "Bambooo?".

Die Tourigruppen mit stilvollen Floßen aus grünem Plastik-Fake-Bambus den Fluß hinunter zu schippern ist anscheinend angenehmer Nebenverdienst von JEDEM dort, denn egal ob Frau auf Feld, Mann auf Baustelle, Obstverkäufer, Viehzüchter, Motorradfahrer - jeder guckt einen fragend an und murmelt "Bamboo?" Schon lustig. Nach Yangdi sind wir mit dem Bus gefahren, wo uns mal wieder eindrucksvoll demonstriert wurde, wie Chinesen ein Thema diskutieren. Folgende Situation: Beim Einstieg in den Bus war eine Frau dabei, die eine besagte Bamboo-Fahrt organisiert. Die hat sie einem Mann mittleren Alters (Chinese) angeboten. Er, nicht abgeneigt, fragt uns und andere Mitfahrende, ob sie mitkommen/teilen möchten. Wir sagen nein, die anderen wollen den Preis verhandeln. Das war der Startschuss für 30 Min. Busfahrt in denen laut und gestikulierend jedweder Aspekt der Geschichte mit jedweder möglichen Instanz (Busfahrer, Fahrgäste...) ausdiskutiert wurde, welcher Weg schön oder nicht schön ist, welcher Preis, etc. Das ganze hat ungelogen 30 Min gedauert, mit dem Ergebnis dass der Mann im Endeffekt die Tour gemacht hat. Die deutsche Direktheit, zack zack Informationen auszutauschen, stößt hier manchmal auf Unverständnis und wird vielleicht auch manchmal als etwas unhöflich empfunden, wobei unsere mangelnden Sprachkenntniss in dieser Hinsicht noch eine gute Entschuldigung sein könnte.
Auch eine weitere lustige Eigenart ist uns auf dem Weg begegnet: Das mangelnde Verhältnis zu Zeitangaben. Höchst lustig, mitunter aber erschwerend für die Planungen. Auf dem Weg von Yangdi nach Xingping, etwa auf der Hälfte, haben wir in kurzer Folge zwei Leute am Wegesrand (Leute die da wohlgemerkt leben!) gefragt, wie lange der Weg noch dauert. Die Angaben waren: 4 Stunden und 1 Stunde. :) Herrlich. An anderer Stelle, in Sichuan, hatte Elfi sich bei der Busfahrzeit von ihrer Heimatstadt in die Hauptstadt Chengdu um fast 2 Stunden vertan (sie sagte 5, es waren gute 3), obwohl sie die Strecke ständig fährt (jedes Semester mindestens 2 mal, nach Peking hin und zurück). Dies sind auch nur 2 von dutzenden solcher Beispiele. Mir ist als einzige Erklärung im Kopf geblieben, dass die Chinesen selbst nicht nach so etwas fragen und es daher überhaupt kein Gefühl für solche Einschätzungen gibt.
Nach gut 2 Stunden sind wir dann schließlich in Xingping angekommen, dem Ort mit dem 20 Yuan-Schein-Panorama. Dort konnte man schön beobachten, wie chinesischer Tourismus im Kern funktioniert: Leute hinkarren (Riksha, Taxi), ausladen, auf einem Boot völlig überteuert auf den Fluß fahren, Foto machen, dann das gleiche Rückwärts. Während wir auf dem Fußmarsch die ganze Zeit schönes Bergpanorama hatten, waren wir die ganze Zeit allein. Kaum kommt man an dasjenige, was mal ein guter Fotograf in Szene gesetzt hat, wird man von Touristen umringelt. Schon witzig :) Insgesamt eine schöne Wanderung - den Abschluss bildete, dass wir mit einer chinesischen Reisegruppe zurück nach Yangshuo gefahren sind. Das der Fahrer sich da was dazu verdient, ist uns erst aufgefallen als wir drin saßen. Uns wars egal, der Preis war der gleiche wie für den normalen Bus.

Touri-Abripp at it's best
Weitere Fotos wie immer hier.

Hoch hinaus - Klettern in Yangshuo


Meine Hand schmerzt. Meine Finger klammern sich krampfhaft um einen spitzen Vorsprung im Kalkfelsen. Hinter mir geht es 12 m runter, senkrecht. Ich habe die Anweisungen im Kopf, halte deinen Körper eng am Felsen, dann entspannst du die Arme. Aber meine Technik reicht noch nicht aus - meine Hände tragen einen Großteil. Vom Kanu-fahren und dem Armbruch vor Thailand angeschwollen, versagt meine Hand. Ich rutsche ab. Die Höhenangst lässt sich einn kurzen Moment blicken. Jedoch hält mich das Seil um meinen Unterkörper, ich falle bloß einen Meter. Puh!

Die Profis sind am Werk, es darf gestaunt werden

Yangshuo, die Region stromabwärts den Li Jiang von Guilin, Guangxi Province, ist als Kletterparadies bekannt. Obwohl wir alle drei (Flo, Stefan, meine Wenigkeit) noch keinerlei Klettererfahrung besitzen, haben wir uns von den Erzählungen von Heiko und Sven begeistern lassen und die Planungen so gelegt, dass wir am Ende des Urlaubs dort zusammentreffen. Wir mieten uns gemeinsam drei Guides und die Ausrüstung für einen Tag und fahren hinaus in die Umgebung. Wohin? Ist wohl nahezu egal, denn die Gegend bietet mit den Kalkfelsen ein Kletterparadies dass unzählige Möglichkeiten präsentiert.
Heiko in Aktion
Nach drei bis vier Stunden sind unsere Unterarme so mitgenommen, dass wir die nächsten Tage keinen Fahrradlenker mehr halten können. Der Muskelkater war enorm, aber genauso das Vergnügen. Überraschenderweise hatte ich mit meinem Muskelkater überhaupt keine Probleme. Stefan hat übrigens für einen Anfänger direkt sehr gut geklettert, das liegt wohl in der Familie. Der Ausblick von da oben, das Gefühl die Natur in gewisser Weise selbst und intensiv zu erleben, auf jeden Fall meine Top-Empfehlung für jeden, der sich aufmacht das Flußpanorama in Yangshuo zu besichtigen und ein paar Tage Zeit hat. Wir hatten leider nur den einen, aber dafür lohnt es sich nochmal wiederzukommen! Dann auch gerne wieder mit fachkundiger Begleitung wie dieses Mal ;) Irgendwer muss ja für die coolen Fotos dabei sein ;). Mehr Fotos vom Klettern gibts hier.


Heiko und Sven gemeinsam vor Wahnsinnspanorama


Wer ihn hat kann ihn zeigen

In China gibt es Berge. Viele Berge. Die Taoisten, Buddhisten und sonstige Glaubensgemeinschaften haben einige für heilig erklärt, und nicht zuletzt deswegen ist der Durchschnittschinese selbst schon auf Dutzenden drauf gewesen. Dabei durch Müllwegwerfen und Handymusik aufzufallen, ist dem chinesischen Touristen ein leichtes. Mir fällt der Spruch von einem ehemaligen Arbeitskollegen ein, der zu einem Halbstarken in Deutschland mit plärrendem Mobiltelefon sagte: "Ist hier irgendwo eine Bushaltestelle, von der ich nix weiß?" Trotz aller interkultureller Unterschiede kann hier ein Stück Völkerverständigung identifiziert werden: Zu "Hit me baby one more time" oder "I'm no holla back girl!" durch die Natur zu laufen ist auch dem Familienvater aus China nicht zu blöd. Warum auch? Mit so ein bisschen Musik läuft es sich doch viel beschwingter.

"Hit me baby one more time!"

Das es einem dabei durchaus heiß werden kann, liegt in der Natur der Sache Während sich die Textiltechniker in Europa ebenso wie die Modedesigner über die ausgefeiltesten Lüftungstechniken Gedanken machen, immer noch einen Reißverschluss integrieren und Multiflex-Netz-Stoffe verwenden, ist der Chinese schon ein Stück weiter: Nach dem Papier, dem Schießpulver, Fußball (kein Scherz!), Druckkunst, dem Kompass und der Seide ist eine weitere revolutionäre Erfindung in Europa bisher verkannt geblieben.

Wer ihn hat, kann ihn zeigen!

Das T-Shirt ist für diese ausgefeilte Technik zwischen die notwendige Spalte zwischen Bierbauch und Brust zu stecken. Schon nach wenigen Sekunden wird sich eine angenehme Verdunstungskühle einstellen. Endlich, der Familienausflug kann wieder genossen werden. Genial, und daher hier weit verbreitet.

Freitag, 6. März 2009

Der Chinese und seine Minderheiten - Xishuangbanna Teil 1

Xishuangbanna, nahezu südlichster Punkt in China. Die Sonne brennt, obwohl es noch morgen ist. Wir stehen inmitten riesiger Kautschukplantagen. Andächtig lauschen wir den Erzählungen unseres Reiseführers. Seit ca. 50 Jahren wird hier Kautschuk angebaut. Obwohl es bekanntlich dem Ökosystem schadet - aber wer mag es dem Bauern verübeln, kriegt er doch gutes Geld für den schmierig-zähen Ertrag. "After about 30 years, the trees will be too old. Then they're cut down." Der Mann deutet auf einen benachbarten Hügel. Alle Augenpaare folgen gehorsam. Baumstümpfe sieht man, ja. Jedoch vermitteln sie, ebenso wie der Rest der Anhöhe, als rauchende Überreste der Brandrodung, ihre persönliche Interpretation des "cut down". Die Region erinnert stark an Südostasien. Der Mekong River (hier noch Lancang) mit seinen bambusgesäumten Ufern, die unzähligen Mopeds und die Palmen auf den Straßen lassen uns das erste Mal in China Sommergefühle schnuppern und den gewieften chinesischen Touristen an den Stand rennen um sich ein stilvolles "Thailand" - T-Shirt zu kaufen. Buddhistische Tempel stehen in jeder noch so kleinen Ortschaft. Diese kleinen Ortschaften sind der eigentliche Beweggrund die Region um Jinghong zu besuchen. Bunte Märkte, braungebrannte Kinder spielen auf den Straßen, die Umgebung voll von Reis-, Mais- und Bananenfeldern (und natürlich Kautschuk). Und, für den Chinesen fast das Wichtigste, ethnische Minderheiten. Hört sich komisch an, ist aber durchaus interesant. 56 gibt es davon in China (das kann einem jeder runterbeten), die meisten in Yunnan. Den Chinesen in dieser Hinsicht als Rassisten zu bezeichnen, mag naheliegend sein, jedoch pflegen auch die jeweiligen Volksgruppen durchaus ihre Isolation. Wenn die Chinesischen Touristenhorden sich dann aber zum 100sten mal mit der Dorfschönheit im Trachtengewand ablichten lassen, hat das ganze doch irgendwie was von einem Zoo. Dem touristischen zu entkommen, war allerdings in Xishuangbanna erfreulich einfach.
Zwei junge Mönche reparieren ein Moped.

Das wir nicht die einzigen waren, die sich von der Region anziehen ließen, war ein sehr angenehmer Effekt. Nach 3 Wochen Reisen trafen wir auf Heiko und Sven sowie die Gruppe Henning, Daniel, Jo, Ulli und Barbara. Mit letzteren machten wir eine zweitägige Wanderung und übernachteten auf dem Weg im Haus einer Yi-Familie. Toiletten gabs nicht, dafür sehr gutes hausgemachtes Essen - vegetarisch. Die Familie wollte trotz wiederholtem Bitten nicht mit uns am Tisch essen, der Standesunterschied war ihnen zu groß. Später saßen Flo und ich noch mit ein paar Familienmitgliedern und dem Reiseführer am Feuer. Vater der Familie rauchte selbstgedrehte Zigarren und wir waren erstaunt, als sich der Reiseführer (Guangdong glaub ich) mit den Leuten auf langsamen sehr verständlichem Mandarin (Hoch-Chinesisch) unterhalten musste, da man sich sonst nicht verstanden hätte. Ein paar Impressionen der Tour finden sich hier.
Gevatter und sein Kraut