Samstag, 27. März 2010

Abstinenz

Im letzten Jahr hat der uns von der RWTH zur Verfügung gestellte VPN noch bestens seinen "Dienst" erfüllt - so ein Ding kann Gold wert sein in einem Land wie China. Dieses Jahr ist er aus mir bisher unerklärlichen Gründen zwar funktionsfähig, aber nutzlos.

Das Google am Montag offiziell seinen Rückzug aus China erklärt hat und seitdem alle User aus China (also auch mich) auf die "unlimitierte" Hongkonger Webseite umleitet, ist sicher nicht nur darin begründet, dass "China seine Bürger vor Pornographie" schützen möchte, wie es die China Daily ausgedrückt hat. Immerhin bin ich dank freundlicher Hilfe meines Kollegen wieder in der Lage, auf 1) den Blog, 2) Picasa, 3) China Digital Times, 4) Kicker.de (???) und 5) Facebook zuzugreifen. Also die Seiten, die ich am häufigsten nutze.

Bei 3 Wochen Abstinenz merkt man schon, wie sehr man davon "abhängig" ist. Oder, wie Tyler Durden gesagt hat, "The Things You Own End Up Owning You at Last".

Sonst ist hier mittlerweile alles recht entspannt. Ich habe ein nettes kleines Haus in der Gulouxidajie bezogen und fühle mich wohl. Am Wochenende hab ich bisher immer noch was für die Heimat tun müssen und werde es auch heute und morgen tun (Studienarbeit), aber ab nächste Woche wird's dann entspannt - und hoffentlich auch warm!

PS: Fotos kann ich grad nicht hochladen, die Verbindung ist einfach zu langsam.

Dienstag, 16. März 2010

Cambodia - Nachtrag

Die Golfanlage haben wir leider nicht gefunden

Von Angkor


Von Angkor


Von Angkor


Von Angkor


Von Angkor


Von Angkor


Von Angkor


Von Angkor


Donnerstag, 28. Januar 2010

Dienstag, 26. Januar 2010

Der ganz normale Wahnsinn

Vor einigen Monaten hatte ich an dieser Stelle zu einigen lustigen Aktivitäten des neuen, uns nachfolgenden Jahrganges aufgefordert. Wie man der halbjährigen Ferien-Benachrichtigung des Foreign Student Office der Tsinghua entnehmen kann, scheinen diese Aufforderungen auf allzu fruchtbaren Boden getroffen zu sein. Hier ein paar Auszüge:

  • In January 2010, a student of our university use an electric heating equipment which is forbidden in the dormitory. A piece of clothes caught fire because of the heating and triggered the smoke detector in the room for a fire alarm. The fire was suppressed by the servants alerted soon.

  • In January 2010, a drunken student of our university hit a taxi driver and was taken for investigation. A compensation of 1500 RMB yuan is imposed for his misbehaviour

  • In September 2009, the police clamped down a religious activity illegally carried out by a foreign society and exported the responsible organizer. Some students of our university were involved and recorded. FSAO reprimand them seriously, reaffirmed the related laws to them and this case was put into their record.

  • In November 2009, a foreign student of our university hit a pedestrian with an electrical bicyles and badly injured the person in the arm. The compensation for the medical treatment has rised to tens of thousands yuan. The injured is still waiting for the following surgery operations.

Dienstag, 12. Januar 2010

Studieren in China

Da hier in letzter Zeit so wenig veröffentlicht wurde, hier mal etwas für die ganz fleißigen Leser: Ein Artikel über das Jahr in China für das Jahrbuch meines Gymnasiums, mit Fokus auf das Schul- und Studentenleben vor Ort.

Studium im Reich der Mitte - Ein Jahr an der Tsinghua University in Peking
Jörn H. (KvG Abi 2004) und Imke R. (KvG Abi 2010)

Knapp 10 Mio. chinesische Studenten versuchen jährlich, einen Platz an der Tsinghua University in Peking zu bekommen. Dabei gibt es bis zu 10.000 Bewerber auf einen Studienplatz. Keine Frage, hier studiert die akademische Elite Chinas. Sie ist der Traum, für den chinesische Schüler ihre Jugend hergeben - und sie ist die Kaderschmiede der kommunistischen Partei. Gegründet von den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts, um chinesische Studenten auf das Studium in den Vereinigten Staaten vorzubereiten, trifft man hier heute auf Studenten aus den USA, die sich durch ein Studium in China bessere Berufschancen ausrechnen - und auf die chinesischen Studenten von früher, die sich nach Aufenthalten in Stanford, Harvard, o.ä. als heimgekehrte und hochbezahlte Professoren verdingen. Die Fakultät für Maschinenbau der RWTH Aachen bietet ihren Studenten an, für zwei Semester an der Tsinghua im Rahmen eines Doppeldiplom-Programmes zu studieren. Für Jörn H. bedeutete die Teilnahme an diesem Programm deutsch-chinesischen Austausches das bei weitem einprägsamste Jahr seines Studiums. Angeleitet von Fragen der Schülerin Imke R. erzählt ihr ehemaliger KSJ-Leiter über nächtliches Lernen bei McDonalds, den Erlkönig, 9 Millionen Fahrräder, das „Number 1 King Country of Engineering“ und die chinesische Version des Passierscheines A38. Und warum man in China eigentlich gar keine Hunde isst.

Aachen, Dezember 2007. Mein Schreibtisch liegt voll mit Zeugnissen, Gutachten von Professoren, Bluttests und einem großen Röntgenbild meines Oberköpers: meine Unterlagen für die Bewerbung für das Austauschprogramm der RWTH mit der Tsinghua in Peking sind, nach nun bereits 4 Monaten Vorbereitung, endlich vollständig. Schnell war mir bei der Vorbereitung klar geworden: im Gegenzug für eine Vielfalt an Möglichkeiten für Studienort und finanzielle Unterstützung muss man an einer „Massen-Uni“ wie in Aachen bei der Organisation eines Auslandsaufenthaltes eine gehörige Portion Organisationstalent und Eigeninitiative mitbringen. Die Frage, warum ich nach China möchte, habe ich in der Zeit zwar mehrere Dutzend Male gehört und beantwortet. „Großes Interesse an aktuellen Entwicklungen sowie Kultur, Sprache und Geschichte; die Chance zur beruflichen Orientierung und ein fachlich hochinteressantes Programm“ waren die Gründe die ich dabei meistens genannt habe. Ich glaube aber, dass, obwohl ich damals auch von selbigen überzeugt war, im Nachhinein eine „extreme, reflektierte Neugier“ auf ein Leben in China ausschlaggebend war.

Von Die ersten Tage an der Tsinghua

Blick von unserem Wohnheim auf den nördlichen Teil des Campus der Tsinghua University in Peking

Peking, September 2008. Die 60-minütige Fahrt vom Flughafen auf vielspurigen Straßen durch ein Meer aus Hochhäusern und Beton vermittelte einen ersten Eindruck der Stadt. Relativ schnell hatte sich sämtliche Morgenlandromantik verflüchtigt: China ist auf dem Weg zur Industrienation - dabei wird wenig Rücksicht auf alte Bausubstanz genommen. Auch die meisten der 9 Millionen Fahrräder und die kleinen Gässchen, die von Katie Melua noch nett besungen wurden, schienen verschwunden; sie haben breiten Highways, unzähligen gelben Taxis und Luxuslimousinen Platz gemacht. Nachdem wir die uniformierten Wachen am Tor der Uni passiert haben, eröffnet sich das, was mir für immer als seltsam schöne Oase im „menschlichen Wespennest“ Peking in Erinnerung bleiben wird: auf einer Fläche von ca. 4 km² (ca. die des Zentrums meiner Studienstadt Aachen) erstreckt sich ein imposanter Campus, der 50.000 Menschen beherbergt und dessen Infrastruktur dafür sorgt, dass er von diesen auch nur sehr selten verlassen werden muss. Die (überdimensionierten) staatlichen Investitionen haben hier eine Lernumgebung geschaffen die, nicht zuletzt dank ihren Olympia-geprüften Sportstätten, seinesgleichen sucht: es gibt alles, was ein Student benötigt, vom Schuhmacher über ca. 40 Mensen bis hin zum Computer-Lab: eigentlich dass, was wir uns als geplagte Aachener Studenten immer erträumt hatten, nachdem unsere Vorstellungen vom Studium (geprägt von amerikanischen Klischee-Uni-Filmen) schon am ersten Tag an der RWTH entzaubert worden waren. Dort erfuhr ich schließlich auch, wo die ganzen Drahtesel gelandet waren, als ich eines Morgens auf dem Weg zur Vorlesung 5 Minuten auf einer normal breiten Straße im Fahrradstau (mit sicher über tausend Leidensgenossen) stand – da kamen Heimaterinnerungen an Münster auf.

„Ich arbeite nebenbei 4 Tage die Woche für VW in Peking, um nach der Uni bessere Chancen zu haben, in der Nähe meiner Heimat Shanghai einen Job zu finden. Aber bitte sag Prof. Zhang nichts davon, er hat mir nur 3 Tage erlaubt“ (Cui Fei, 22, Masterstudentin)

Mit der chinesischen Kultur und der Sprache kam ich überraschend schnell klar. Zwar hatte ich in Deutschland an der Uni einen Kurs in Mandarin belegt, doch als ich ankam, war außer „Hallo“ und „Danke“ nicht viel übrig geblieben. In einer Privatschule in der Nähe der Uni konzentrierte ich mich mit einem anderen deutschen Studenten rein auf die Sprache und vernachlässigte die Schrift – die brauchte ich in der Uni zum Glück nicht, da die Inhalte dort auf Englisch gelehrt wurden. Auch der Umgang mit Studenten und Professoren war erstaunlich leicht. Das Verhältnis war ungemein herzlich und kollegial: einen Professor kann man auch Samstagnacht noch anrufen und befragen – im Gegenzug erwartet er aber auch, dass man manchmal um 7 Uhr bei ihm im Büro steht. Der Vorlesungsstoff war ähnlich dem in Aachen, die Klausuren aber leichter – dafür musste mehr unter dem Semester getan werden. Insgesamt eine Arbeitsatmosphäre, die mir sehr gefiel.

Von Fussball an der Tsinghua
Der Sport verbindet: Im Kreise der Fussballmannschaft des Department of Automotive Engineering.

Jedoch merken wir schnell, dass 1.) Privatsphäre in einem kommunistisch geprägten Land einen anderen Stellenwert besitzt 2.) hier ein anderer Wind weht als in Aachen, und 3.) wir Ausländer einen Sonderstatus bekommen, der uns das komplette Jahr begleitete. Während wir in Einzelzimmern mit Fernseher wohnten, schliefen die chinesischen Studenten nebenan im Vierer-Zimmer ohne eigenes Bad, in dem um 9 Uhr das warme Wasser und um 23 Uhr der Strom abgedreht wird; während wir maximal 6 Vorlesungen im Semester besuchen mussten, waren es bei den Chinesen bis zu 12. Das sorgte dafür, dass sie sich noch abends, nach einem Tag in der Bibliothek, ihre Bücher unter den Arm nahmen und sich bei McDonalds ins matte Neonlicht setzten um weiter bis in die frühen Morgenstunden zu lernen. Auch von einem freien Internetzugang wagte man hier nicht zu träumen. Doch soll der chinesische Student dagegen protestieren, wo er doch seit seiner Einschulung im Durchschnitt 10 Stunden am Tag gelernt hat um es hierhin zu schaffen? Seine Verwandtschaft hat für die Studiengebühren wahrscheinlich sparen und zusammenlegen müssen. Obwohl sie schon zu den Auserwählten aus einem Milliardenvolk gehören, spürt man den enormen Leistungsdruck. Ernst gemeinte Interessen und Hobbies findet man eher selten. „Ich arbeite nebenbei 4 Tage die Woche für VW in Peking, um nach der Uni bessere Chancen zu haben, in der Nähe meiner Heimat Shanghai einen Job zu finden. Aber bitte sag Prof. Zhang nichts davon, er hat mir nur 3 Tage erlaubt“, gesteht mir meine Forschungsgruppen-Kollegin Weiwei (22). Die Studenten nehmen an jeder noch so sinnfreien Freiwilligen-Arbeit-Aktion teil und machen wie Weiwei freiwillige, unbezahlte Praktika während des Semesters, um sich weiter für die Jobsuche zu profilieren.

„Die Eltern haben mir in den Jahren der Oberstufe sogar das Essen und die mit Zahnpasta bestrichene Zahnbürste an den Schreibtisch gebracht, damit keine Lernzeit vergeudet wird“ (Gao Fan, 23)

Die Gründe für die Probleme, die selbst Absolventen der Top-Unis in China erwarten, sind vielfältig. Noch immer basiert der Großteil der chinesischen Wirtschaft auf arbeits- statt bildungsintensiver Jobs. Dazu kommt, dass es in China nach wie vor wichtiger ist wen man/der Vater kennt, als was man persönlich im Leben geleistet hat. Der massive Wirtschaftsaufschwung hat in den letzten Jahrzehnten zwar viel Geld ins Land gebracht, doch, so ist zumindest meine Erfahrung im Ingenieursbereich, brauchen die Investitionen in das Bildungssystem noch mindestens eine Generation, um (zumindest punktuell) eine Ausbildung nach unserem Standard zu gewährleisten. All dies mündet in einer Situation, in der die Studenten ungeheuer fleißig sein müssen, um Erfolg zu haben. Da nun aber in China seit den achtziger Jahren die „Ein-Kind-Politik“ herrscht, d.h. dass nur unter enormen Strafzahlungen ein weiteres Kind erlaubt wird, und zugleich kein „Generationenvertrag“, d.h. kein vernünftiges System für die Altersversorgung, existiert, üben die Eltern einen wahnsinnigen Druck auf die Kinder aus. Denn schließlich sind diese später dafür zuständig, die Eltern und Großeltern zu versorgen. Mir haben Kommilitonen berichtet, dass Ihnen die Eltern in den Jahren der Oberstufe sogar das Essen und die mit Zahnpasta bestrichene Zahnbürste an den Schreibtisch brachten, damit keine Lernzeit vergeudet wird. Das ganze erlebt seinen Höhepunkt in der Gaokao, der zentralen Prüfung der Hochschulreife, die jährlich im Juli stattfindet und an der 2009 ca. 10 Mio. Studenten teilgenommen haben. Die erreichte Punktzahl entscheidet über die Uni, die besucht werden darf. Wenn eine der guten Unis rausspringt (die Tsinghua ist neben der Beijing University die mit der höchsten „Einstiegspunktzahl“), ist es den Studenten mehr oder weniger egal, wie der Studiengang heißt. So hatte ich nicht wenige Kommilitonen im Masterstudiengang „Automotive Engineering“, die kein Auto fahren durften, geschweige denn jemals eines von innen gesehen hatten.

Während ich dies schreibe, liegt neben mir ein Artikel einer chinesischen Zeitung, in der über die erschreckende Anzahl von Selbstmorden im Alter der Grund- und Mittelschule berichtet wird. Anlass ist der Tod eines 11-jährigen, der sich erhängte, aus Angst vor Konsequenzen für sein Schwänzen von zwei Tagen Schule. Auch an der Tsinghua stürtzte sich während unserer Anwesenheit eine Studentin von einem Lehrgebäude. Die Tragödie blieb jedoch im Unterricht erschreckenderweise unerwähnt und ging dadurch mehr oder weniger unter. Eine solche Jugend bzw. Art und Weise des Lernens ist uns (zum Glück) völlig fremd. Die Schulzeit wird von vielen als „entspannteste Zeit des Lebens“ gerühmt, und nicht wenigen gelingt es durch bewusste Studienplatzwahl eine fachliche und soziale Umgebung zu finden, in der man aufgehen und sich entfalten kann, ohne dabei Existenzängste zu empfinden, wenn etwas mal nicht läuft. Die Rahmenbedingungen dafür sind, neben den wirtschaftlichen Leistungen der Generationen vor uns, unser üppiges Sozial- und ein gutes Bildungssystem, das auf selbstständige Problemlösung, unbeschränktes Denken und selbstständige Gestaltung der Freizeit ausgerichtet ist. Der chinesische Ansatz ist (seit Jahrhunderten) dagegen autoritär und legt großen Wert auf repetitives Lernen, d.h. das Auswendiglernen von wenig hinterfragten Inhalten. In dem Land, dass Kalligraphie (die Entwicklung eines ausdrucksstarken Schreibstils) als höchste Kunst- und Bildungsform ansieht, findet man nicht nur in der Staatsräson, sondern auch in vielen Alltagssituationen eine völlig andere Weltanschauung bezüglich der Wertschätzung von neuen, kreativen Gedanken – eine Tatsache, die mit den Bildungstraditionen eng verknüpft und darin verwurzelt ist. Das Ergebnis muss man sicherlich differenziert betrachten: während jeder chinesische Kommilitone im Aufsagen von Daten, Liedern, Gedichten in mir völlig unvorstellbare Dimensionen vordringt (sogar Goethes Erlkönig ist mir (ohne Deutschkenntnisse!) aufgesagt worden), ist bei neu formulierten Problemen relativ schnell Schluss. So bekam ich nach einer Klausur im Fach Verbrennungsmotoren eine SMS mit den Worten „Now I know, why Germany is the number 1 king country of engineering“ – alle deutschen Studenten hatten den Saal nach ca. 3/4 der Zeit verlassen, während kein einziger chinesischer Student überhaupt fertig wurde.
“Now I know, why Germany is the Number 1 King Country of Engineering” (Weiwei, 23, nach einer Klausur per SMS)
Die Eindrücke aus dem Alltag an der Uni waren sehr interessant und gaben mir diverse Anreize, über diese Gesellschaft, die sich derzeit im totalen (wirtschaftlichen wie sozialen) Umbruch befindet, nachzudenken. Da die Uni uns großzügige Ferien gab (für Studenten der RWTH ein völlig neues Gefühl), hatten wir auch die einzigartige Gelegenheit, China auch abseits der Großstädte und Touristenattraktionen kennenzulernen. In einer Gruppe mit 3 Kommilitonen haben wir in dem gigantisch großen und vielfältigen Land ca. 24.000 km mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt und dabei gerade in den ärmeren Regionen, trotz allen Elends, in Zentralchina eine Herzlichkeit erfahren, die mir in dieser Form vorher unbekannt war.

Dazu kommt, so homogen China kulturell ist, eine unglaublich vielfältige Natur: der Himalaya, die Wüste Gobi, die mongolischen Graslandschaften im Norden und der tropische Süden. Dazwischen kanadisch anmutende Regionen in Sichuan und der klimatisch fast europäische anmutende Osten. Große Teile dieser Regionen sind schon seit tausenden von Jahren chinesisch, was sich an manchen Stellen noch hautnah spüren lässt: der Taikonaut Yang Liwei, erster Chinese im All, musste zwar letztes Jahr zugeben, dass man die chinesische Mauer nicht von „da oben“ sehen kann. Sie ist dennoch ein absolut einzigartiges Bauwerk und in manchen Gegenden noch touristisch unerschlossen und zugleich gut erhalten. Da Zelten dort erlaubt ist, haben wir diverse Nächte am Lagerfeuer auf Türmen in atemberaubender Landschaft verbringen dürfen - ohne Zweifel das Highlight aller Reisen.

Peking, Juli 2009. Wehmütig sitze ich mit ein paar Kommilitonen bei einem Spieß gegrillte Käfer und einer Flasche Tsingtao zusammen. Wie alle aufregenden Dinge ging das Jahr schneller rum als erwartet. Die letzten Monate vor Ort habe ich hauptsächlich im Labor mit meiner Forschungsarbeit verbracht, und in diversen Ämtern und Einrichtungen der Uni, um mir rote Stempel auf irgendwelche Dokumente geben zu lassen. Nicht selten fühlte ich mich wie Asterix, der im Haus der Verrückten bei der Suche nach dem Passierschein A38 verzweifelte – ich werde mich nie wieder über Bürokratie in Deutschland beschweren. So blieb am Ende viel zu wenig Zeit um all das zu tun, was man sich noch vorgenommen hatte. Hier noch hinfahren, das noch kaufen, ein letztes Mal dort essen gehen. Wenn ich darüber nachdenke, habe ich vieles davon nicht mehr geschafft. U.a. wollte ich eigentlich immer schon mal Hund probieren – das ist in China aber gar nicht so leicht, wie man denken mag. Gerichte dieser Art findet man „lediglich“ in der Region um Hongkong. In jedem Fall genug Grund, um wiederzukommen - was ich im März 2010 für ein Praktikum tun werde.

Von Jinshanling - Simatai

Die chinesische Mauer in der Provinz Hebei.

Das Zepter des KvG an der Tsinghua konnte ich mitsamt meines Hausrates an David Hemkemeyer (KvG Abitur 2005) übergeben, der in diesem Jahr dort zum Studium gastiert. Eine Entscheidung, zu der ich ihm riet und, generell auf ein Auslandssemester bezogen, jedem raten möchte. Der organisatorische (und unter Umständen finanzielle) Mehraufwand wird mit dem Erlebten sicher um ein Vielfaches aufgewogen.