Montag, 16. Februar 2009

Paddeln auf dem Li Jiang

Yangshuo - China. Da wir uns das paradiesische Panorama auf dem 20 Yuan Schein auch mal in Natura ansehen wollten, haben wir als (fuer mich) letzte Station den Li Jiang (Li River) in der Provinz Guangxi ausgewaehlt.
Gestern angekommen, trauten wir zuerst dem eigenen Empfinden nicht: Statt berichteten eisigen Temperaturen und miesem Wetter schien hier die Sonne bei 30 Grad. Also raus aus den langen Klamotten aus Kunming und rein in T-Shirts in Badeshorts. Da wir schon relativ frueh hier waren blieb noch Zeit fuer einen Kayak-Ausflug auf den Fluss am Nachmittag. Das Flusspanorama war ziemlich cool, die Paddelei aber anstrengender als gedacht. Wieder einmal bewies der Chinese allerdings ein ausserordentliches Gespuer fuer die Beduerfnisse eines Touristen. Auf einem Steg auf etwa halben Weg konnte man gekuehltes Bier erwerben - das Kommando zu einer aeusserst entspannten Pause im Kayak mit Fuessen im Wasser und einem netten Kaltgetraenk in der Hand. Das ist Urlaub!
Heute hat uns das winterliche Klima jedoch ein bisschen wieder eingeholt. 15 Grad - da kann noch mehr kommen :).
Donnerstag gehts fuer mich wieder zurueck nach Peking, waehrend Stefan und Flo ihr letztes Geld fuer einen Besuch im Norden beim Eisfest in Haerbin raushauen.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Zurueck im Hump in Kunming

Ich kann erfreut mitteilen, dass man hier im Urlaub auch noch seinen geschichtlichen Horizont erweitert. Der "Hump", nachdem unser Hostel hier in Kunming benannt ist, ist der englische Name fuer den Gebirgszug zwischen Indien und China ueber den die Briten im 2. Weltkrieg die chinesischen Truppen gegen die Japaner via Luftbruecke unterstuetzten. Die Japaner hatten die Chinesen bis in die hinteren Provinzen, wie etwa Yunnan im Suedwesten, zurueckgedraengt.

So, jetzt aber wieder zurueck zu den wirklich wichtigen Dingen. Urlaub! Wir haben gerade eine ziemlich anstrengende und kuschelige Schlafbusfahrt aus Lijiang nach Kunming hinter uns. Das bedeutet, dass wir uns dem letzten Ziel unserer Tour durch die Provinz Yunnan naehern: Dem Gebiet der Reisterassen um Yuanyang im Suedosten.

Unser bisheriger Trip durch Yunnan Province hat uns von Kunming nach Xishuangbanna (Sueden) ueber Dali (Osten) nach Norden durch Lijiang und Shang-ri-la in die Tigersprungschlucht gefuehrt. Waehrend es in Xishuangbanna eher um Entspannung und Erkundung der subtropischen Umgebung ging, waren Dali und Lijiang extrem schoene chinesische (neue) Altstaedte. Die Tigersprungschlucth war eine atemberaubende Wanderung vor einer 3000 Meter hochen Steilwand. Shang-ri-la schliesslich ist das Sprungbrett nach Tibet, mit dem groessten buddhistischen Kloster ausserhalb Tibets und einem sehr spirituellen Flair.
Bilder gibts nach dem Urlaub denke ich :) . Bis dahin nicht anquatschen lassen.

Montag, 2. Februar 2009

Ni shi shei? (Wat, wer bist Du denn!?)

Wir sind fortgeschritten... zumindest in unserer Reise. Zwei Wochen sind schon vergangen, verdammt schnell! Wir haben bereits unheimlich viel schoenes, atemberaubendes und faszinierendes gesehen, durften unterhaltsam unbequeme Busreisen durchstehen und haben mit einer Vielzahl interessanter Menschen unsere Chinesischkenntnisse auf die Probe gestellt. Gerade das macht hier in Chinas Suedwesten besonders Spass, spricht man hier naemlich kein Putonghua mehr (Standartsprache, Mandarin), sondern diverse Dialekte. Vorgewarnt, man koenne seine Mandarinkenntnisse einpacken und hier wuerde einen sowieso keiner verstehen, haben wir die Faszination vertauschter Betonungen des Sichuanhua und die n-l-r-Schwaeche der Nanjingren aus Hebei erleben koennen - das absolute Verstaendigungschaos ist jedoch ausgeblieben. Man spricht Chinesisch, manchmal halt etwas anders und gewoehnungsbeduerftig, aber man kommt zurecht. Oder wie das auf englisch uebersetzte Fahrzeugtechnik Uebungsbuch sagen wuerde: "Man can undestand if man tries!"

Wir sind gerade in Kunming (Yunnan) angekommen und lassen uns etwas von einer ploetzlich sehr viel urlaubsfreudigeren Reisestimmung regieren. Nicht, dass es vorher kein schoener Urlaub gewesen waere, im Gegenteil, aber hier ists irgendwie ein anders Gefuehl. Das Hostel ist voller Gaeste, richtig belebt und stimmig eingerichtet. Klasse. Aber mal zur vergangen Reise:

Wie geplant waren wir bei Elfis Zuhaus und haben eine waschechte Hochzeit Marke modern-China miterleben duerfen. So richtig mit Fressgelage, Knochen in saemtlichen Ecken der Raeumlichkeiten verteilt, laut, kitschig, mit Tigger und "Poo-Baer" auf der Buehne der Nachbarshochzeit, wir werden nochmal genaueres erzaehlen. Nach der Hochzeit haben wir einen Tagesausflug zu den Bambuswaeldern gemacht und waren mit der Entscheidung, dies noch in den knappen Zeitplan zu quetschen, mehr als zufrieden! Ein wahnsinnig schoener Anblick der alk meinen Erwartungen gerecht wurde - schliesslich waren solche Waelder ein Teil des Chinas in meinen Gedanken vor Abreise, speatestens nach den klasse martial arts Filmen, die auch in Deutschland Erfolge verbuchen konnten.
Vom Bambus zurueck nach Luzhou, Elfis Heimat, und nach einer Uebernachtung wieder zurueck nach Chengdu. Die 13 Stunden Busfahrt nach Jiuzhaigou waren schnell vorbei und haben sich mehr als gelohnt. Ich verweise fuer diese Naturspektatkel aus Zeitgruenden einfach mal auf die offiziellen Webseiten. (Jiuzhaigou)
Schwer beeindruckt haben wir uns fuer einen Flug von 3500m Hoehe zurueck nach Chengdu entschieden und haben uns am naechsten morgen noch die Pandazuchtstation in Chengdu ansehen koennen, ehe es fuer uns weiter nach Changsha in die Nachbarprovinz Hunan ging.
Noch am gleichen Abend sind wir in den Zug zum naechsten Naturpark gestiegen, nach Zhangjiajie - Wahnsinn. Mit den Fotos wirds noch etwas dauern...
Von dort aus sind wir mit mehreren Provinzbussen nach Fenghuang gefahren, ein wunderschoenes Dorf-Staedtechen entlang eines Flusses. Es laesst sich nur schwer beschreiben ohne Worte wie "malerisch, stimmungsvoll, authentisch", dafuer brauchts aber noch mehr Zeit.

Die naechste abentererlich Busfahrt brachte uns nach Huiahua, wo wir uns erfolglos um ein paar Bahntickets kuemmern mussten. Das Restultat: Stehplaetze in die naechst grosse Stadt auf dem Weg nach Kunming, 6 Stunden lang. Ach, Stehplaetze, da setzt man sich halt gemuetlich ins Sitzabteil der anderen auf die Treppe, so wie wir das chon in den National Holidayz im vergangenen Herbst erlebt hatten, und schlafen dort ne Runde. Wir haben leider nicht mit den erweiterten Neujahrs-Urlaubs-Ticketkontingenten der chinesischen Bahn gemacht! Dazu sollte man anmerken, dass fast JEDER zum neuen Jahr zurueck in seine Heimatprovinz zu den Eltern faehrt, oder den Rest der Familie besucht. Bei 1,X Milliarden Menschen kann man sich die Auslastung der wichtigsten Bahnlinien vielleicht besser ausmalen, als ich gerade in Kuerze mit Worten beschreiben koennte. Es war einfach unglaublich und ich waere im Abteil gestorben, haette Joern und mich auf halb verweifelten Wege im Abteil Pauls Anruf erreicht: Raus dort, Waiguoren (Fremden) Bonus, wir bekommen doch noch sleeper tickets. Wie Joern so schoen beschrieb, kamen in uns auf dem Weg aus dem Abteil nach draussen niedere Instinkte hoch und wir drueckten ploetzlich mit grosser Kraft und jeweils zwei Rucksaecken Menschen zur Seite, die wir sonst in der Regionalbahn von Aachen nach Koeln auf unseren Sitz gebeten haetten. Das war Krieg und kein Spass. Letztlich hatten wir wieder viel zu viel Glueck und konnten im Schlafwagon schlafen, nicht wahrgenommene Plaetze zum geringen aufpreis an uns weiterverkauft. Der Fremde geniesst hier noch immer teilweise eine Sonderbehandlung die einem schon ein schlechtes Gewissen bereiten koennte. Am naechsten Bahnhof, Guoyang, eine Provonz weiter zwischen Hunan und Yunnan wieder dasselbe. Tausende Chinesen stehen an und versuchen verweifelt ein Bahnticket zu bekommen, der nette Polizist aber schlaeust uns an den Massen vorbei zum letzten Schalter und besorgt uns 1A Schlafplaetze, um 9 Uhr morgens, keine zwei Stunden speater.

Die 13h Bahnfahrt nach Kunming ware unheimlich entspannend und wir werden es uns gleich in unserem stimmigen Hostelzimmer gemuetlich machen und einmal wieder richtig ausschlafen. Morgen schmiedern wir weiter Plaene, wie es bei uns so weitergehen soll. Noch ist nicht alles klar. Vorerst bleiben wir noch etwa 10 Tage in Yunnan, etwas im Sueden (tropisch) und dann weiter im Norden (bis 3500m hoch und wieder kalt). Da das alles hier aber im Sommer noch viel gruener und schoener sein koennte, sind die Plaene fuer die letzten zwei Wochen noch ganzschoen unklar. Dat wars, ich bin raus!

Ho Ho Ho, oder auch nicht!

Weihnachten ist vorbei, Baby! Somit auch der Aufruf zur SOS Spendenaktion und die Anzeige der Weihnachtsleckereien-Gedenktafel - nicht vergangen ist jedoch der nachträglich anhaltende Dank an alle Beteiligten Sponsoren, freiwilligen Helfer und Dickmacher! Dat war lecker!

Wir wünschen frohes neues Jahr - das Jahr des Ochsen (Mondkalender) verspricht allen 85ern viel Glückseligkeit fuer 2009, "ich sach korrekt dat jefaellt ma so". Tut mir Leid Joern, die Ratte hat ausgeglueckt :)

Neujahr, das kann man hier weder ueberhoeren, noch vergessen. Läuft man entlang einer Strasse (in einem dieser unzähligen Millionendörfer) voll mit köstlichen Innereien, Schnecken und anderen Lebensformen (natürlich gibts auch jede Menge Nudeln, Reis etc.) und möchte nur in Ruhe einen kleinen Snack verputzen, aehm, nicht in China, nicht jetzt. Was sonst nur hupt, singt, schreit, über Motive möchte ich keine Aussage treffen, das scheint jetzt einfach spontan zu explodieren: Die Chinesen lieben Knaller. So pauschal, so wahr. Und das, egal in welcher Provinz und egal zu welcher Tageszeit. Nicht nur einen Tag, die ganze Woche.
Wer kennt sie noch, die 3DM Schachtel D-Boeller vom Baumarkt. Groß und laut? Das ganze ist hier 3 mal so klein und 5 mal so laut, die Zündschnur 6 mal zu kurz und die das Mindestalter für sachgemäßen Gebrauch von Schiesspulverhaltigem Spielzeug um 10 reduziert. Das scheppert! Da muss man schonmal die Augen aufhalten, um nicht zu explodieren - um laestiges pfeifen in den Ohren und schlaeppende Unterhaltungen unter Vollbelastung des Sprachorgans zu vermeiden, die Ohren besser nicht!

Mein Lieblingsknaller waren immer diese kleinen Boellerteppiche. 20 Stueck verkettet, ein ries... ein Spaesschen. Man Stelle sich Munitionbatterien für ein stationäres Maschinengewehr vor, ersetze die Patronen mit D-Boellern Marke China (s.o.) und behalte die Unendlichkeit der Munitionversorgung, fertig ist der 10m lange, aufgerollte Boellerteppich der in ohrenbetäubender Lautstärke einige Minuten fröhlich vor sich hin explodiert und die Strasse im 5m Radius in dieses neujahrsuebliche Boeller-rot taucht. Achja, die Zündschnur fehlt manchmal, macht hier aber nichts. Das regt den Bombenleger zum fröhlichen Taenzchen in der Öffentlichkeit an, vermittelt aber zumindest allen Zuschauern: Das Kriegsbeil wurde ausgegraben. Kopf einziehen.