Sonntag, 12. April 2009

Naturwunder Zhangjiajie

"Houzi!" (Affe!) Höre ich aus einer chinesischen Reisegruppe vor mir rufen. Dutzende Augenpaare folgen dem ausgestreckten Arm. Affen also, interessant. Während ich den Blick rüberwerfe um den Äffchen beim Spielen zuzusehen, scheint der Chinese mich erblickt zu haben. "Laowai!" (Ausländer!) Für einen kurzen Augenblick sind die Chinesen unschlüssig, was nun interessanter ist. Dann ist die Entscheidung gefallen: "Ni shi na ge guo jia de?" (Woher kommst du?)

Von Zhangjiajie


Geschehen im Nationalpark Zhangjiajie in der Hunan Provinz im Südosten Chinas. Die über alle Altersgruppen und Schichten verbreitete kindliche Neugier was westliche Ausländer angeht ist uns auf allen Reisen begegnet. Was die anderen Asiaten angeht hat man durchaus Vorbehalte. Die Japaner sind spätestens seit dem zweiten Weltkrieg und den hier angerichteten, aber nie zugegebenen Kriegsverbrechen verhasst (dazu gibts in Deutschland grad einen Film im Kino: John Rabe). Die Koreaner werden für den Diebstahl chinesischer Kultur und ihr arrogantes Verhalten in China als "Houzi" (Affen) bezeichnet.

Doch zurück zum eigentlichen Thema. Zhangjiajie. Viele Chinareisende werden wohl nicht hier vorbeigekommen sein. Trotz wirklich atemberaubende Landschaft und einem touristisch gut ausgebauten Park ist Zhangjiajie, ähnlich Jiuzhaigou, über Chinas Grenzen hinaus nicht weit bekannt. Die Chinesen selbst schätzen den Ort sehr, weiterhin spielt er auch eine Rolle in der (wirklich guten) BBC Doku Wild China.

Das besondere an der Landschaft ist das Ergebnis einer Entwicklung über Jahrtausende. Wasser hat das poröse Sandgestein abgetragen und ein tiefes Tal gebildet. Jedoch nicht das komplette Material - bizarre Steinsäulen sind bei dem Prozess stehen geblieben. Diese sind an den Wänden nahezu senkrecht zwischen 100 und 1000 m hoch. Sogenannte "Steinwälder", bewachsen und grün, ragen so aus dem Boden.

Interessanterweise haben die Chinesen, trotz ihrer sonstigen Rücksichtslosigkeit gegenüber der Natur, duchau etwas für ihre Naturwunder übrig. Der Park ist liebevoll gestaltet und mit einem hervorragenden System aus Wanderpfaden ausgestattet. Es gibt Essenstationen und immer wieder kleine Shops (die übrigens die miesesten Jianbing des Landes anbieten...). Täglich besuchen tausende Chinesen den Park, Familien, Paare, Senioren. Während die großen Entscheidungen anscheinend von Leuten getroffen werden, welche die Natur respektieren, sind die kleinen Leute da schon ganz anders. Da werden Affen mit Müll gefüttert, nach ihnen mit Flaschen geworfen und das alles möglichst laut und ungehobelt.

Von Zhangjiajie

Auf dem Weg zum Nationalpark sind wir erstmal von einer abgezockten Privatbusbesitzerin abgezockt worden. Nicht nur das wir mehr bezahlt haben, wir wurden auch noch zum falschen Tor gebracht. Die Tour durch den Park mussten wir daher im umgekehrten Sinne machen - Glück im Unglück. Denn während der hintere Teil des Parks relativ unspektakulär ist, konnten wir am zweiten Tag bei dann deutlich besserem Wetter den vorderen Teil des Parks besichtigen, der ungleich gigantischer ist.

Fotos gibts hier.

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