Sonntag, 5. April 2009

Shanghai - Stadt der Gegensätze

"You want watch?" - "No? I have DVD, bags, anything! My shop is not far!" Jeder Shanghai-Touri wird aufhorchen. Man wird so oft von dubiosen Leuten auf der Straße angesprochen, die einen zu irgendwelchen illegalen Lagerverkäufen führen wollen, das man sich schon drüber lustig macht. Im Hostel haben andere Reisende erzählt, dass man auch durchaus ncoh andere Gefälligkeiten angeboten bekommt - aber wohl nur als allein reisender Mann.
Von Shanghai - Stadt der Gegensätze

Meine Tour nach Shanghai war durchaus von Vorbehalten begleitet - wird einem die Stadt doch so oft als "die am wenigsten chinesischste" beschrieben. Was soll ich dann dort? Warum bin ich dann nach China gefahren? Habe ich mich noch im Zug von Nanjing gefragt. Als ich dann allerdings von meinem Sitznachbarn, einem ortsansässigen Geschäftsmann, in eine lange Diskussion über "Ba la ke", "Ke luo se", "Ke lin si ma", "Ma te wu se" und andere deutsche Fussballer vertieft wurde, ahnte ich schon, dass selbst Shanghai so "unchinesisch" schon nicht sein wird.
Das die Stadt tatsächlich ganz anders ist als ich sie erwartet hätte, davon konnte ich mich gemeinsam mit David und Nadine 2 Tage lang überzeugen - und dabei die besten Baozi des gesamten Jahres essen.
Wohl am augenscheinlichsten am Zentrum Shanghais ist die Skyline von Pudong (="Östlich vom Fluss Pu"), ein Bild dass sich in die Netzhaut brennt. Sowohl bei Tag als auch bei Nacht eine absolut spektakuläre Aussicht, die anderen westlichen Großstädten in nichts nachzustehen hat. Hier wird auch jetzt noch überall gebaut - die Expo 2010 steht vor der Tür. Immer höher, spektakulärer bauen Hotels, Banken und Investoren ihre Wolkenkrather in den versmogten Himmel. Und unten tummeln sich westliche Manager neben neureichen Chinesen in Starbucks und co.
Von Shanghai - Stadt der Gegensätze
Doch bei genauerem Hinsehen offenbart die Stadt noch viele weitere Gesichter. Zwischen den Tourimassen sieht an immer wieder Bettler, die ihr Glück versuchen. Geht man 2,3 Straßen weg von den Fußgängerzonen, fühlt man sich wieder ganz zuhause in China. Kleine verwinkelte Gassen, in denen die Leute, ihrer Sicherheit stets bewusst, ihre Kleidung an Stromkabeln aufhängen - mit Mopeds sich durch Fußgänger schlängeln und riesige Massen Müll auf kleine Fahrrädern transportieren. Schaut man genau hin, sind große Teile Shanghais mindestens genauso rückständig, aber interessant, wie alle anderen Großstädte Chinas. So findet sich in der Altstadt ein sehr sympathisches Netz kleiner Gässchen, voll von Essenständen und neugierigen Augenpaaren, dazu kommen schöne Gärten und Tempel.
Von Shanghai - Stadt der Gegensätze
Ist man an diesen Gärten angelangt, kann man schön beobachten wie chinesischer Tourismus funktioniert. Hier heißt es "old sells", so haben clevere Tourismusplaner einen Teil der Altstadt für chinesische Touris in ein ultrakitschiges Stück "ancient China" verwandelt, das voll von Shops und Fressbuden, Gaunern und "Aubergine" sagenden, sich fotografierenden Chinesen ist. Hier kommt es dann auch wieder, das altbekannte: "You want watch?" Ich bin übrigens mal mitgegangen, 200 meter weiter weg in ein Wohnviertel. Im Hinterhof öffnet sich eine Tür, und schwupps steht man inmitten eines ganzen Lagers voller gefälschter Taschen, Uhren, etc. von Gucci und co. Ich habe mir eine Uhr gekauft, eine echte Glashütte :). War wohl ein Fehlkauf - der erste Knopf ist schon abgefallen.
Von Shanghai - Stadt der Gegensätze

Weitere Fotos gibts hier.

Keine Kommentare: