Sonntag, 30. November 2008

1. Advent: Bitte rettet Weihnachten!


So kümmerlich ...

1. Advent schon, Weihnachten steht vor der Tür: Aber wo? Ich kann's nicht sehen! Hallo? Wo ist der heiße Glühwein, auf dem Weihnachtsmarkt, bei Dunkelheit, mit kalten Füßen, die Kekse, Lebkuchen - Adventsstimmung? Hier nicht! Zum ersten Advent will ich kein Gongbao Chicken, keine Baozi, Reis oder sonst irgendwas mit 243 Gewürzen, wir wollen gewohnt Weihnachtliches!

Leider fehlt uns der Backofen zum Kekse backen und die Lambertz Keksesammlung habe ich auch noch nicht gefunden - ein Trauerfall. Zur Desinologierung und Resozialisierung hungernder deutscher Studenten im "Kein-Weihnachtsgebäck-Paradies" Peking, bitten wir um Eure Hilfe und Unterstützung! Der SOS Spendenaufruf.

Wer uns unterstützt und für ein wenig weihnachtliche Stimmung in unserem kalten Wohnheim schafft, dem sei ausdrücklich gedankt! Kekse, Kuchen, wir würden sogar Weihnachtsschmuck aufhängen und "jingle bells" live vor der Kamera performen, soweit ist es schon gekommen. Außerdem winkt ein exklusiver Eintrag auf der Weihnachts-Gedenktafel auf unserem Blog.

Digitale Unterstützung bitte an unsere Email Adressen, alles Andere empfangen wir unter folgender Adresse:



Pekinger
Weihnachtsstimmung wird regelmäßig dokumentiert werden, zur eigenen Sicherheit bitte hinsetzen und schonmal die Taschentücher parat halten, es wird traurig.

Herzlicher Dank

Freitag, 28. November 2008

Für die Pause...

Warum gerade so wenig von uns zu lesen ist? Nachdem ich ca. 3-4 Tage an allen Fotos aus dem Urlaub gearbeitet habe, die Hausaufgaben für diverse Fächer nachmachten musste, Chinesischvokabeln in meinen Kopf ballern durfte und noch immer Schallwellen verkitschter Folks- und Popmusik aus den letzten 20 Jahren chinesischer KTV Kultur in meinem Kopf für Schmerzen sorgen, fehlt grad DIE MOTIVATION für die nächsten Blogeinträge: Peking, Mauer (ChangCheng die Zweite), Shanghai, Guilin & Yanghuo (Hello, Bamboo!).

Insofern ein "kleines Panorama" aus Yangshuo vorab: Nebel, leichter Regen, diesige Sicht, Felder, Felder, Felder ... Die wohl bisher schönste Fahrradtour meines Lebens führte vorbei an Mandarinen-, Pomelo- und Orangenhainen, Erdnussfeldern und abgeernteten Reisfeldern, entlang schmaler Pfade auf denen einem gezwungener Maßen das Wort "Trittsicherheit" immer wieder vor den Augen schwebt - spätestens, wenn man schon wieder aus Versehen mit den Dornenbüschen am Wegesrand kuschelte. Eines noch: Ja, Reis baut man tatsächlich in Sumpfgebieten an, zumindest sagte mir das mein Fuß nach unfreiwilligem Abstieg abseits der Pfade.

Reisfelder im Spätherbst, Yangshuo

PS: KTV ist Karaoke, und für Chinesen: Volkssport, Zeitvertreib, Kulturerbe, Liebe, Ventil... man weiß es nicht. Und ja, es ist lustig! Dazu die Tage noch ein eigener Eintrag von unserem ersten KTV Beusch vergangener Woche

Mittwoch, 26. November 2008

Namen - Ein Wirrwarr

Auf der Reise nach Seoul ist mir mal wieder eines aufgefallen: Diese Sache mit den Namen hier in Asien ist ein einziges Tohuwabohu. Wie ich weiter unten schon einmal berichtet hatte, mussten wir uns einen chinesischen Namen geben lassen. Das gleiche gilt natürlich auch für alle Koreaner und sonstigen Asiaten, die hier aufschlagen.
Bei denen ergibt sich dann folgendes: 1. Haben sie ihren koreanischen Namen. 2. einen chinesischen. 3. und natürlich braucht man als international interessierter Asiate auch einen englischen. 3 Vornamen, das erzeugt definitiv Verwirrung. Als wir in Seoul waren, hat uns ein sehr nettes Mädel, das Paul mal über 1.735.000 Ecken kennengelernt hat, die meiste Zeit begleitet. Sie hieß Daian (in etwa) auf koreanisch. Duoing auf chinesisch. Und Karen auf Englisch. Aaah. Selbst nach 4 Tagen hab ich sie immer noch falsch angesprochen - äußerst unangenehm :). Man sollte sich eigentlich angewöhnen, was die hier schon freudig praktizieren: Einfach 10 mal nachfragen.

Unsere tapfere "Reiseführerin" mit dem Namen....ach wie auch immer :) . Wer genau hinschaut, sieht dass ich ihr irgendwann aus Verzweiflung meinen Namen auf den Unterarm geschrieben habe.

Montag, 24. November 2008

4 Tage Seoul (Shǒu'ěr) - Teil 1

"Wenn du die Backen aufbläst und so tust als ob du den Mund voll hast, lassen die dich vielleicht in Ruhe," flüstert mir Heiko von hinten zu. Ich reagiere nicht schnell genug - als ich mich wieder nach vorne drehe blicke ich erneut in das runzelige Gesicht einer Koreanischen Hausfrau, die mir mit breitem Grinsen eine Rolle Kohl, getränkt in roter Chilipaste, in den Mund stopft. Dabei bewegt sie, wie alle 10.000 Gleichgesinnten, ihre Hüften zum koreanischen Äquivalent von Apres-Ski Musik.
"Keine Chance, denen entkommst du nicht", zischt mir Sven von vorne zwischen zwei Kohlrollen heraus zu. Mein Magen meldet sich nach der fünften oder sechsten Rolle bedenklich zu Wort. Doch keine Gnade, auch die nächste Frau drückt mir wieder ein "Röllchen" ins Gesicht. Kurzfristig bekomme Panik, das Schicksal könnte ein Ende durch Kimchi-Überdosis unter der Todesmelodie grausamer koreanischer Technomusik für mich vorgesehen haben. Doch dann ist das Ende in Sicht - der Rand der durchgeknallten Menge wird markiert durch Henning und Johannes die gerade von einer asiatischen Reuters Journalistin interviewt werden. Wie so oft hier in den letzten Monaten kam mir in dem Moment der Gedanke: "Wo zum Teufel bist du hier schon wieder gelandet??"

Folgendes Video (welches mal wieder nur über VPN zu sehen ist) gibt euch und mir die Antwort:

Henning macht wie immer eine gute Figur :)

Sonntag, 23. November 2008

Zurück im ruhigen Peking

Wir sind wieder gut in Peking angekommen und lassen es uns jetzt die letzten paar Stunden nochmal richtig gut gehen. Da ich die kommenden Tage erstmal genug mit Uni, Chinesisch, Kram... der letzten Wochen zu tun haben werde und erst noch Fotos aufarbeiten muss, werden die Berichte wohl noch etwas warten müssen. Das wars wohl für dieses Jahr aufs Erste mit Urlaub, Reisen, unterwegs sein - jetzt heißt es wieder:

Dienstag, 18. November 2008

Ab in den Osten

Ich muss leider zugeben, dass ich in den letzten 9 Tagen nicht wirklich viel zum Schreiben gekommen bin. Meine Eltern waren von Beginn der letzten Woche an zu Besuch. Am Donnerstag waren wir mit ein paar Leuten (Henning, Heiko, Daniel, Paul und Elfi) im vorletzten Konzert meines Vaters. Obwohl ich irgendwie bisher keinen großen Draht zu der Musik gefunden habe fand ich dieses Konzert großartig.
Den Rest der Woche habe ich tagsüber in der Uni verbracht. Ein paar Projektdeadlines standen an. Ich habe fest vor, darüber noch zu bloggen, deshalb lass ich hier mal das schreiben. Auf jeden fall ne Menge interessanter Arbeit.
Am Samstag vormittag stand das letzte Fussballspiel der Saison an. Wir haben leider in der letzten Minute 2:3 gegen das Sinologie-Institut verloren. Das meine Mannschaftskameraden danach heulend am Boden lagen, hinterlässt bei mir auch jetzt noch einen extrem gedrückten Gemütszustand. Leider konnte ich nicht helfen, das wir gewinnen.
Eigentlich jeden Abend habe ich beim Essen mit meinen Eltern verbracht. Jedesmal ein anderer kulinarischer Hochgenuss :) . Am meisten gefallen hat mir am Dienstag ein kleines chinesisches Restaurant, in dem meine Eltern und die Musikerkollegen eine so krasse Attraktion waren, dass der Abend auf mindestens 150 Gruppenfotos mit der gesamten Belegschaft festgehalten ist. Dabei wurde viel gelacht, mit Händen und Füßen kommuniziert und Baijiu (Reisschnapps) getrunken. Die Leute hier sind einfach der Wahnsinn. Kann ich nicht oft genug betonen.
Morgen fliegen wir mit einer 9er Gruppe nach Seoul. Der Paul hat da ein paar Leute, die wir besuchen werden. Ich freue mich riesig darauf, obwohl mir auch Peking gerade richtig, richtig gut gefällt.

Donnerstag, 13. November 2008

Helau Beijing!

Die ganze Tibeter-Meute mit Elfi

Gestern war ja bekanntlich der 11.11. Das bei manchem so langsam die Sehnsucht nach gewissen Heimatgefühlen aufkeimt, merkt man daran, wie intensiv eine deutsche Tradition wie Karneval hier unter den Auswärtigen zelebriert wurde.
Für mich als alten Karnevalisten gab es ohnehin keine Diskussion: Auf in den Landgraf, das deutsche Lokal mit Party zur 5. Jahreszeit. Für ein Kostüm zu sorgen stellte sich als durchaus kompliziert heraus. Die Abhilfe war Ting, ein Chinesin die hier an der Tsinghua in der Theater-AG ist und uns das Ausleihen von tibetischen Gewändern vermittelt hat. Mit vielen Chinesen, einer Japanerin und einer Koreanerin im Gepäck gings dann gestern abend Richtung deutsche Enklave im Süden Pekings.
Die Party war der absolute Knaller. Dazu beigetragen haben definitiv die 30 Aachener mit obligatorischem Pegel und mächtig guter Laune. Selbst die Bediensteten des Lokals waren so begeistert, dass sie nachher der Reihe nach mit uns das Tanzbein zu "Mer lasse de Dom in Kölle" schwangen und die Polonaise durch die Küche mitmachten.
Flo führt die Polonaise durch die Küche (Foto: Danke an Birger!)

Als dann irgendwann ein als Frau verkeideter Michael die Theke übernahm, so manch einer aus unserer Gruppe dem anderen (älteren) Geschlecht widmete und unsere asiatischen Freunde müde waren, war die Sache gut gewesen. Fazit: Ganz großes Tennis.

Montag, 10. November 2008

Ingenieur bleibt Ingenieur

Neulich habe ich vom Vorsitzenden unseres Jahrganges eine Einladung zu einer Party erhalten. Bei der Formulierung der Email (siehe unten, FETT) musste ich Schmunzeln und an unser Ingenieur-Schicksal denken... :)

Hi,于乔恩 (ja, das ist mein Name :) )
I'm the monitor of Master 08, and I want to tell you the imformation about the party this evening. We are going to hold a dancing party with girls from other departments this evening. It will start at 6:15pm, and it will be held in a building just out of the east gate of our university.Please do me a favor to tell your friends this information, and if anyone of you is interested in it and want to go to the party, please contact me through the mobile(138**********). I think I can wait for you at the east gate of our university and take you to the building where we will hold the party.Yours, ***

Sonntag, 9. November 2008

Abenteuer Ausland

Ich stehe in einem kleinen Raum, fahl, kalt und kahl. 24 chinesische Augen schauen mich erwartungsvoll an. Aus dem gewohnt schnellen chinesischen Gebrabbel verstehe ich wenig. "Sind die gut?"; "Wieviele sind es?"; "Welche Position?" werde ich gefragt. Auf chinesisch. Eifrig versuche ich, mit meinen miserablen Sprachkenntnissen Auskunft zu geben. Zur Veranschaulichung deute ich auf die Tafel, auf der ein Fussballfeld abgekreidet ist. Das Feld ist voll mit chinesischen Schriftzeichen, dazu kreuz und quer Pfeile und Kreise. Nur chinesische Zeichen? Nein. Einige wenige römischen Buchstaben bilden mitten drin ist ein dahingekrickeltes "Jorn". Dieses Bild wird mir wahrscheinlich ewig in Erinnerung bleiben. Denn in dem Moment wo ich auf die schwach beleuchtete Tafel blicke, von 12 Chinesen umgeben bin und verzweifelt nach dem chinesischen Wort für Libero suche, schießt mir folgender Gedanke in den Kopf: Das, ganz genau das, ist dein Auslandssemester wie du es dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast.
Ich befinde mich in einem Wohnheim der chinesischen Studenten, bei der Mannschaftsbesprechung für das Relegationsspiel am nächsten Morgen. Ich werde über die deutschen Spieler im Team des Industrial Engineering Department ausgefragt: Stefan (Weßel) und Matthias, zwei unserer Leute aus Aachen. Ich bin mittlerweile einigermaßen fester Bestandteil meines Department-Teams (Automotive). Die Studenten haben mich mit offensten Armen aufgenommen und geben sich große Mühe, dass ich mich trotz Sprachbarrieren wohl fühle. Für die Mannschaftssitzung haben sich die Jungs extra einen Studenten der sehr gut Deutsch spricht als Dolmetscher besorgt. Jeder begrüßt mich mit "péngyou!" (Freund) und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Eine weitere definitiv prägende Erfahrung chinesischer Gastfreundschaft!
Matthias und ich im Zweikampf :)

Das Spiel am nächsten Tag haben wir in der Verlängerung 2:1 gewonnen. Es waren sogar Fans am Start, gute 50 Leute mit Trommeln und viel Lärm. Wobei ich allerdings beim Siegtor in der 110. Minute nicht mehr auf dem Feld stand, da ich nach 105 abgekämpft und mit einer riesigen Brandwunde vom Kunstrasen am Bein ausgewechselt wurde. Nächste Woche gibts dann das letzte entscheidende Spiel gegen den Abstieg! Ich werde berichten.

Hierbei gabs die Brandwunde

Da ist das Ding!

Ein dickes Dankeschön an Guido für die Fotos!

Donnerstag, 6. November 2008

Sendepause?

Da Morfula ab morgen zu Besuch ist, werde ich wohl die kommenden zwei Wochen nicht viel berichten, dafür danach umso mehr - Achtung!

Ich lasse noch von mir hören, wo es überall hin gehen wird. Jetzt freue ich mich jedenfalls erstmal auf zwei Wochen Urlaub - wurde aber auch Zeit! ;)

Da der Blog bei Jörn in sehr guten Händen ist, wird unsere Seite sicher auch die kommenden Tage einen Besuch wert sein! Bei dieser Gelegenheit möchte ich kurz loswerden, dass wir uns sehr über das Interesse und die Anteilnahme an unserem Jahr in China freuen. In den vergangenen 28 Tagen haben sich immerhin über 1350 Leute auf unseren Blog verirrt. Dafür nur 50 Kommentare - Schande! Wer sich schonmal die Zeit fürs lesen nimmt, darf auch gerne mal mit der Kommentarfunktion spielen, wir freuen uns immer!

Wie sagt man so schön, im Rocker-Jargon?

"Stay tuned!"

Mittwoch, 5. November 2008

Ohne Worte

Heute gabs die Ergebnisse für den ersten Chinesischtest in der Uni. Da wir alle wie sonstwas geschummelt und abgeschrieben haben, haben die meisten sehr gut abgeschnitten. Stefan war heute morgen zu faul, seins selbst abzuholen, aber ich glaube er hat so ziemlich das gleiche wie ich.


Man beachte das jubelnde Hündchen und das Herz, dass die Chinesischlehrerin unter mein Testergebnis gemalt hat. Sowas hätte ich mir auch von den Herren Berg, Lucas, Gold und Beiß gewünscht. :)

Stefan:
Zu faul? So ein Quatsch, als würde ich mir solch fabelhafte Vorlesung freiwillig entgehen lassen! Mein Wecker lag am Abend so weit weg von mir, konnte ihn nicht direkt erreichen und dann erlag ich den Strapazen des Tages beim Versuch mich aufzurichten und bin ohne Wecker eingeschlafen- wer kann da von Faulheit reden!?

Abschreiben und schummeln? Unerhört! Wir sind doch alle gewissenhafte Studenten an einer Elite-Universität, wer schummelt hätte doch hier nichts zu suchen! Da könnte man ja noch in die Welt setzen wir würden jedes Wochenende unterwegs sein, anstatt brav die Stühle in der Bibliothek zu wärmen.

Ich bin empört!

US Wahlen - Euphorie?

Mein Fernseher ist nicht angeschlossen und eine Zeitung mit dem Wahlergebnis ist hier auch noch nicht erschienen, doch, Internet sei Dank, das Wahlergebnis hat auch uns erreicht. Wer sich auf den diversen berichtenden Webseiten umsieht und sich über den Wahlverlauf informieren will, findet neben Blogs (die alle 3 Minuten etwas neues berichten), Familienhintergründen, Videos, Stimmverteilungen etc. vor allem Berichte über jubelnde Massen. In Chicago, New York aber auch Genf, Sydney, Israel ...

Wie sieht das eigentlich in Peking aus? Ich möchte kurz schildern, wie ich die Wahlergebnisse hier heute wahrgenommen habe - irgendwie kaum. Das mag nicht repräsentativ sein, ich wohne ja bloß auf dem Campus, aber dennoch: Einzig und allein zwei Amerikaner sind mir heute hier im Wohnheim begegnet. "Ich schau nochmal im Internet, ich kann's kaum glauben" höre ich im vorbeigehen. Ansonsten?

Ich war in der Mensa, bin über den Campus gefahren, war auf dem Weg in die Stadt und beim Chinesischunterricht. Unterhaltungen zum Thema waren meist kurz und knapp: Zustimmend, irgendwie erleichtert aber auch mit Vorbehalten, was das jetzt eigentlich bedeutet. Der Großteil ist derzeit mit Hausaufgaben oder anderen Dingen beschäftigt. Von Jubel und Euphorie, zumindest auf den ersten Blick, keine Spur. Vielleicht sieht das an anderen Ecken der Stadt anders aus, soweit jedoch meine Erlebnisse.

Wie sah die Wahlbeteiligung eigentlich in Deutschland aus? Public viewing? Bier und Chips vorm Fernseher? Würde mich mal interessieren.

Montag, 3. November 2008

Pan O'Rama III



Hier ein paar neue Bilder der vergangenen Woche: Verbotene Stadt

Sonntag, 2. November 2008

China Weekly

Kanye West mit, ihr seht richtig, sitzendem Publikum
Nach dem ich etwas länger nichts von mir hab hören lassen, gibts jetzt mal wieder ein kleines update. Ich möchte ein paar Geschichten der Woche mal in einen Eintrag fassen. Am Samstag abend gings mit Heiko, Svenson und noch ein paar weiteren ab zum Kanye West Konzert im Workers Gymnasium.

Wir kamen gerade rechtzeitig, als der Mann anfing. Warum? Wir hatten mit einer europäischen Inszenierung mit Vorband und obligatorischem Warten auf den Künstler gerechnet. Pustekuchen! Hier in China ist das durchorganisiert. 8:00 gehts los, 9:30 wird das Stadium geräumt und um 9:31 das Licht ausgemacht. Das Publikum war größtenteils nicht-chinesisch, dennoch war sitzen angesagt. Auch direkt vor der Bühne.... Naja. Wir saßen ein wenig weit weg, deshalb konnten wir die Akkustik nicht zu hundert Prozent genießen. Dass es dann noch ein richtig guter Abend wurde, dafür sorgten Flo, Heiko, Sven und ich indem wir die Sanlitun Nightlife-Area unsicher machten. Großartig... davon spüre ich jetzt noch die Nachwirkungen, um 12 Uhr nachts... :) .

Diese stilsicheren Herren baten uns 2 Min. nach Show-Ende freundlich, das Gebäude zu verlassen...

Was zwischen Kanye West und dem jetzigen Blogschreiben lässt sich auf folgendes Foto reduzieren.
Ihr lest richtig! Qinghua Qiche (Tsinghua Automotive)

Jaja, der Jörn ist ja jetzt Mitglied des Department Teams. Dafür gabs dann heute das komplette Dress ausgehändigt, pünktlich zum Spiel gegen das Feinmechanik Institut. Die Jungs haben uns glatt und unverdient mit 3-1 abgezogen, jetzt geht es in die Relegation gegen den Abstieg in die 2. Department-Liga... :(

Halloween im 2 Kolegas

Freitag, an Halloween, waren wir im 2 Kolegas in Chaoyang District in Beijing. Paul und ich hatten vor einigen Wochen die Band Fire Balloon im D22 gesehen, vielleicht erinnert ihr euch. Die wollten wir gerne nochmal sehen, daher gings ab mit einigen Freunden im Gepäck. Als wir ankamen, merkten wir dass wir ca. 2 Stunden zu früh da waren - warum auch immer stand die Uhrzeit falsch auf der Homepage. Egal, dadurch war Zeit mit dem Sänger ein Pläuschchen zu halten, den wir damals schon zugetextet hatten.

Fire Balloon in Aktion

Als wir die Tür zum 2 Kolegas öffneten, lachte uns schon folgende junge Dame entgegen:


Kitty (ich kenn ihren chinesischen Namen gerade leider nicht...) ist die Freundin des Sängers und unfassbar sympathisch. Sie erinnerte sich noch an uns und war begeistert, dass wir die weite Strecke auf uns genommen haben um die Band noch ein zweites mal zu sehen. Sie spricht allerdings nur Chinesisch, kein Englisch. Das trifft sich ja eigentlich gut, ist uns dann aufgefallen. Um meine Chinesischkünste auf ein ein annehmbares Niveau zu heben, ist sie bereit mir regelmäßig ein bisschen was beizubringen. Im Gegenzug versuche ich ihr dann mal ein paar Brocken Englisch beizubringen. Bleibt abzuwarten wie ich das so hinkriege :).

Stefan und Xiaolong

Mit dabei im 2 Kolegas waren auch 2 Mädels aus unserem Wohnheim. Yoko aus Japan und Alice aus Korea. Yoko hatte am Freitag Geburtstag, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen durften. Im Supermarkt gibts frischgemachte Torten zu Spottpreisen, also ab dafür.

Cooles Foto (von Paul)

Alice (links) und Yoko mit dem Geburtstagstörtchen (man beachte die traumhaft kitschigen Hauspantoffeln :) )

... warum?

2. November 2008, ein typischer Sonntag morgen. Naja, was ist schon typisch?

Warmes Wasser gibt es im Wohnheim noch bis 9 Uhr, danach wird's kalt - richtig kalt. So beginnt ein Sonntag nicht selten um 8:45 mit dem lästigen Klingeln meines Weckers, dann der schlaftrunkene Gang unter die Dusche. Duschen gerne so lange, bis nurnoch ein paar Tropfen Warmwasser aus der Leitung kriechen. Wach wird man dabei aber nur, wenn man unter der Dusche feststellt:

a) Moment, hab ich den Wecker nicht auf "ausschlafen" gestellt? oder
b) Die Warmwasserpumpen sind mal wieder kaputt

Egal bei welcher Variante, es läuft einem eiskalt den Rücken runter! Wenigstens wurden gestern die Heizungsanlagen in Betrieb genommen, endlich: der Heizstrahler wurde wieder eingepackt, man kann wieder lüften ohne zu erfrieren, die Luft ist knochentrocken und mein Döschen "Blistex" erfährt neue Zuneigung.

Im Regelfall ist das Wasser warm, ich müde - typisch. So auch heute. Faul wie ich bin, frühstücke ich Sonntags nicht in der Mensa. Nein, ich habe endlich wieder "Oatmeal" + Banane für mich entdeckt, traumhaftes Frühstück, hält nur leider nicht lange vor. So treffen wir uns in der Regel zwischen zwölf und ein Uhr vor dem Wohnheim, um gemeinsam zur Mensa zu fahren. Essen gibt's dort nur bis ein Uhr, somit ist man quasi dazu gezwungen sich vor eins nochmal den Bauch vollzuschlagen. Lecker ist's, auch der Reis - noch immer.

Typisch, oder auch nicht, war jedenfalls Jörns und mein Erlebnis vor der Mensa. Kurz das Fahrrad unter den 1.236 anderen Fahrrädern vor der Mensa versteckt, kurzer Blick zurück (ich will meins ja später auch wiederfinden) und auf in die Mensa. Nach ein paar Schritten kam er wieder, dieser "kurze nichts-begreifende Blick" zur Seite. Jener kurze Blick auf das Ziel und schnell wieder weggeguckt. Plötzlich fängt das Hirn an zu arbeiten und fragt mich: Hast Du gerade wirklich ein chinesisches Mädchen mit gelben Putzhandschuhen, einem verschmutzten Lappen, Putzeimer, einem gelben Smiley-Anstecker und einem Lächeln auf dem Gesicht gesehen? Vor der Mensa? Zur Mittagszeit? Das schaue ich mir nochmal an. Und ich hatte mich geirrt, es waren zwei! Kurze Frage: "men zuò shénme?" (Was (zum Teufel?) macht ihr?). Als erstes drückte sie jedem von uns ein selbst gestaltetes Lesezeichen in die Hand:


Ehe wir uns weiter Gedanken über die Situation machen konnten, wurden wir gefragt, wo denn unsere Fahrräder seien. Wir (mit einer gewissen Vorahnung) zeigten grob in die Richtung unserer Räder. Das reichte nicht, welches genau? Das mit dem roten Schloss? Alles klar! Los zogen die zwei - und putzten unsere Fahrräder.

Wir brauchten ein paar Sekunden, ehe wir begriffen hatten was Sache war und nachgehakt haben: "Warum?". "Nur so, wir sind Volunteers". Die Frage, Volunteers für was, habe ich mir verkniffen - ich schätze einfach ... freiwillig für sich selbst! Die Schriftzeichen bedeuten übrigens soviel wie "Immer lächeln beim Fahrrad putzen, habe einen schönen Tag". Wer der chinesischen Schrift mächtig ist, möge mich bitte korrigieren. Etwas verdutzt gingen wir zum Essen. Nudelsuppe, mit Fleisch, leicht scharf + Gemüse, köstlich.

Auf dem Weg nach draußen musste ich dann doch mal genauer zählen: Es waren doch 11 Frauen vor der Mensa die Fahrräder putzten und an jeden Lenker eines dieser Lesezeichen gehängt hatten. Zwei davon zieren jedenfalls jetzt mein Zimmer.