Mittwoch, 29. Juli 2009

Innere Mongolei

Freie Zeit und nichts zu tun, das liegt und gefaellt mir bekanntlich nicht so gut. Zwei Tage vor Auszug aus dem Wohnheim und der Ausreise aus China nach Vietnam noch einen Kurzurlaub in die Innere Mongolei zu machen, gestalteten meine letzten Tage nicht unbedingt entspannter, war aber auf jeden Fall den Stress wert:



Von 2009-07-09 Innere Mongolei


Xiaowei, eine Freundin aus Peking, hatte mich eingeladen gemeinsam mit Ihr in Ihre Heimatstadt Chifeng im Nordosten Pekings zu reisen und mir Spezialitaeten und Gegebenheiten ihrer Heimatprovinz etwas naeher zu bringen. Die Innere Mongolei ("Neimenggu) ist eine Provinz im Norden Chinas und grenzt and die den meissten besser bekannte aeussere Mongolei ("Waimenggu") .
Leider hatte ich nur zwei Tage Zeit fuer eine Provinz, in der man sich fuers sight seeing eine gute Woche aufhalten koennte - zum Luft holen und entspannen ein Leben lang, aber dazu spaeter mehr. Nach unserem letzten grossen China-Urlaub ist bereits wieder einige Zeit vergangen und so hat mich die herzliche chinesische Gastfreundschaft fernab vom Grosstadtstress erst ueberrascht, mich aber dann an all die kleinen netten Geschichten vergangener Reisen erinnert. In der Bahn hatten wir noch zwei Heimatfreunde von Xiaowei getroffen und kurz nach unserer Ankunft in Chifeng sassen wir um 7 Uhr morgens gemeinsam mit Vater, Mutter und kleinem Bruder in einem abgeschiedenen Restaurant zum Fruehstueck. Neben bekanntem Gemuese gab es hauptsaechlich Lokales: Naicha (salziger Milch-Tee), nailao (die mongolische Kaesevariante) und ein paar Gebaeckstangen zum dippen in einer Mischung aus Ziegen-Yoghurt, Sesamkoernern und Zucker. Sie eraehlte es mir zwar schon im Vorhinein, aber Milchprodukte werden hier noch ganz Gross geschrieben! Am Mittag besuchten wir noch die Einzige Sehenswueridkeit des Ortes, das Museum des Vaters, in dem Gegenstaende und Geschichte der Region mit bis zu 8000 Jahren Vergangenheit ausgestellt wurden. Zwei Angestellte fuehrten uns durch die 4 nicht allzu grossen aber liebevoll gestalteten Raeume des Museums. Wie ich im nachhinein erfahren durfte, hat der Vater das Museum nur fuer uns vier Geaste oeffnen lassen.

Hauptausflugsziel fuer uns waren allerdings die weiten Grasslands ("caoyuan") 6h entfernt von der Stadt. Mit ein paar Fotos wurde ich damals auf die Schoenheit dieser Gegend aufmerksam gemacht, mein Eindruck vor Ort hat allerdings meine Vorstellungen uebertroffen. Durchatmen! Inmitten von ewigen gruenen Weiten 360grad in allen Himmelsrichtungen, eine einzige Strasse mitten im Nirgendwo die scheinbar kein Ende hat und strahlend blauer Himmel mit verinzelten Wolken geben einem ein neues Gefuehl von Groesse und Weite. An so vieleb Stellen ueberkam mich das Gefuehl, mich einfach fallen zu lassen und auf dem Ruecken die Endlosigkeit dieser Gegend zu geniessen.


30 Minuten entfernt vom naechsten Ort, der neben einer Schule gerade mal etwa 1000 Einwohner beherbergte, standen wie an so vielen Stellen zwei bis drei Menggubao (Mongolen Zelte) mitten auf der Wiese. Zwei Zelte, eine Herde Kuehe oder Schafe, manchmal auch 20 Pferde die von Touristen dieser Region geritten werden koennen, das war alles, was in der naeheren Umgebung zu sehen war. Bewohnt wurden drei Zelte von einer 11 koepfigen Grossfamilie: Grossmutter mit ihren drei Soehnen, deren Frauen und 4 Kindern im Schulalter. In den Zelten das gesamte Hab und Gut der Familie, Betten fuer alle und ein einfacher Ofen mit Abzug aus dem Zeltdach hinaus, gefeuert mit getrocknetem Pferde- oder Kuhmist. Das Einzige was hier auf fortgeschrittene Zivilisation schliessen lies, waren die zwei Motorraeder vorm Eingang, mit denen die Kinder auch taeglich zur Schule gebracht wurden.


Wenn ich das naechste Mal Entspannung von Pekings Nachmittagsverkehr brauche, weiss ich schon, wohin ich nocheinmal zurueckkehren werde.

Montag, 27. Juli 2009

Mui Ne - Das ham'wer uns verdient!

Endlich! Es fuehlt sich an, als wuerde der Urlaub gerade erst anfangen. Mui Ne, das ist Leben am Strand, Sea Food, Meer und Sanddünen. Was will man mehr? Dazu noch ein kühles Saigon - wir sind angekommen.

Von Mui Ne


Von Mui Ne

Cu Chi tunnels, ye naaa mean?

Es ist eng, es ist stickig. Die Luft schmeckt alt und riecht nach Fäule. Es ist dunkel, alles was ich sehe sind die Umrisse von Paul vor mir. Umdrehen kann ich mich nicht, da der Gang mit 1,2 m mal 80 cm gerade einmal zum v0rwärts kriechen ausreicht. 90 m sind es durch ein ausgebautes und erweitertes (!) Stück der Tunnel von Cu Chi, dem vielleicht beeindruckendsten Monument vietnamesischen Partisanenkampfes gegen die amerikanischen Imperialisten.

Ein bedrueckendes Gefuehl erfasst mich, als es vorne nicht weiter geht - ein paar Touristen machen gestellte Fotos, ein paar Meter vor uns. Ich kann nicht vor - da hockt Paul - ich kann nicht zurueck (Flo). Das Gefuehl droht, in Angst umzustürzen. Nach kurzer Überlegung nehme ich den nächstmöglichen "Notausgang" und gelange nach 5 m Treppen an die Frische Luft. Puh, geschafft. Ein tiefer Atemzug, ein Blick in den umgebenden Dschungel, und schon geht es mir wieder gut. Was bleibt ist ein nassgeschwitztes T-Shirt und die Frage: Wie muss ein Krieg gewesen sein, der Menschen dazu getrieben hat, so etwas zu bauen und darin zu leben?

Wikipedia über die Tunnel:

Die ersten Tunnels von Củ Chi entstanden 1948 im Krieg gegen die Kolonialmacht Frankreich, um Waffen, Vorräte und Menschen zu schützen. Nachdem die Vietnamesen über die Franzosen gesiegt hatten, entsandten die USA Truppen nach Vietnam. Als sie unweit von Củ Chi ein Hauptquartier errichteten, ahnten sie noch nicht, dass der Feind unter der Erde lauerte. In den Sechzigerjahren erweiterten vietnamesische Partisanen das Tunnelsystem in Ausdehnung und Tiefe massiv, bis es schließlich auf eine Gesamtlänge von 200 Kilometern auf drei Ebenen angewachsen war. Unter der Erde waren ganze Städte entstanden mit Schulen, Lazaretten, Büros und Schlafgelegenheiten. Die unterirdischen Gebäude waren durch Tunnel von ca. 80 cm Höhe und 60 cm Breite verbunden. Als Eingänge dienten mit Grasbewuchs und Laub getarnte Klapptüren. Die Eingänge waren zudem durch einfache, aber wirkungsvolle Fallen gesichert.

Die USA und ihre Verbündeten versuchten wiederholt, das Tunnelsystem einzunehmen oder zu zerstören. Ihr Versuch, die Tunnels durch Bombardierung durch B-52-Bombern zum Einsturz zu bringen, scheiterte. Da die Vietnamesen eine Art Siphon eingebaut hatten, war auch das Einleiten von Gas wirkungslos. Schließlich kamen „Tunnelratten“ (Spezialeinheiten zum Einstieg in die Tunnel) zum Einsatz.

Von Saigon ist es relativ leicht, zu den Tunneln zu kommen. In unmittelbarer der Stadt gelegen, haben die Nordvietnamesen mit den Amerikanern Katz und Maus gespielt. Unmengen Napalm haben zwar saemtliche Vegetation zerstoert, die Tunnel aber haben teilweise bis heute ueberlebt. Ein geniales System mit unzaehligen Details, welche die Tunnel sicher und gleichzeitig unbemerkbar gemacht haben. So gab es Eingaenge, die nur bei Ebbe ueber den Saigon River erreichbar waren und ein verzweigtes Schornsteinsystem, mit dem man fuer 1000 Menschen Kochen und den Rauch dennoch unbemerkt an die Oberflaeche leiten konnte.

Gefuehrt wurden von wir von einem recht witzigen Vietnamesen, der zwar schlecht Englisch sprach, you know what I mean, dafuer aber diverse amerikanische Slangausdruecke benutzte, man! Dennoch war interessant, was er ueber seine mittlerweile dritte Generation nach dem Krieg und den Einzug der Moderne Anfang der Neunziger zu erzaehlen wusste. Hier noch ein paar Eindruecke von den Tunneln:

Der Einstieg über eines der "fox holes", die getarnten Eingänge:



Die Lüftungsanlagen sind gebaut wie Termitenhügel und waren daher schwer zu entdecken.


Und hier noch der Link zu einem interessanten Video ueber die Tunnel.

Samstag, 18. Juli 2009

Vietnam - on and on

"Gemuetliche" Daemmerung

Es ist gerade mal der dritte Morgen in Saigon und genau jetzt fuehle ich endlich die ersehnte Urlaubsentspannung - nach einigen Wochen mit gutem (Urlaubsreisen und plaene) und schlechtem Stress (Arbeit, Abschluss, Mist) in Beijing. Es ist 8 Uhr morgens, die Bananen liegen neben mir auf dem Tisch, eine Tasse frisch gebruehter Vietnam-Kaffee wartet darauf von mir getrunken zu werden und das Hostel ist voll von anderen Backpackern, die wohl aehnliche Plaene hierher getrieben haben, wie uns. Zum Fruehstuck gibts Baguette, interessanter Weise kein seltener Snack auf Saigons Strassen.


Rushhour

Die Bilder von Verkehr und Motorradmassen lassen anderese vermuten, aber durch die Strassen zu wandern und alles auf sich wirken zu lassen ist wirkich entspannend. Das mag daran liegen, dass nach und nach Stress und Sorgen von einem abfallen, mit denen man sich die letzten Wochen noch hat plagen muessen: Schaffe ich alle Abgaben rechtzeitig, muss ich meine Studienarbeit noch nachbearbeiten, wird das alles mit meinem Visum fuer die Rueckeinreise?
Ich wurde gebeten unsere Reiseplaene in Vorschau zu praesentieren und versuche mal mein Bestes, denn das wird garnicht so einfach. Heute kuemmern wir uns um unsere Zweiraeder. Mieten geht ueber kaufen, erstpart man sich so laestitge Fuehrerscheinprobleme - den hat naemlich keiner von uns. Da wir aber dann mit den Mopeds von Saigon nach Hanoi (Sued-Nord-Tour) fahren wollen, wird das mit der Rueckgabe etwas schwierig. Ggf. kaufen wir uns alle eine gebrauchte 50cc Chinaschuessel und lassen uns alle 300km einen neuen Motor fuer 30Euro einbauen. Probleme, die wir hoffentlich nicht allzu oft bekommen.
Am 10. August muss ich in Hong Kong sein, um mein Visum fuer die naechsten Monate in China zu beantragen. Eine Tortur, dieses Arbeitsvisum. Passierschein A38B ist ein Kinderspiel, im Vergleich. Laut Angaben muss ich genau am 10. August in Hong Kong sein, Antrag in Hanoi konnte nicht garantiert werden. Eine Elinladung meines Arbeitgebers brauchte es auch, die ich glueclickerweise noch rechtzeitig bekommen habe. Damit, einer Visitenkarte ueber mein "Business" und bewaffnet mit allen anderen Hieb- und Stichwaffen wie Gesundheitszeugnis und Aidstest kaempfe ich dann fuer mein Glueck: Denn das Konsulat moechte angeblich gerne einige persoenliche Fragen stellen, informierte mich eine private Visaagentur mit der Empfehlung, lieber persoenlich dort aufzukreuzen. Wenn ich denen nicht passe, bekomme ich kein Visum. Ich hoffe, wir haben uns im letzten Jahr nicht nur auf den Strassen, sondern auch im Internet gut genug benommen :)


Paol0r

Jhonny-Speed, Flori-Flitzer und Stefan-Stumpf

Es kann sein, dass ich dann am 10./11. August gezwungen bin an meinen Praktikumsort Peking zu reisen und erst dort vor ort beim PSB mein guelitges Visum erhalte. Mit mehrfacher Einreise, allerdings nur 30 Tage gueltig am Stueck. D.h. ich darf alle 30 Tage aus China ausreisen. Wochenendtrips nach HongKong, Tokio oder Seoul werden mir somit aufgezwungen - aber es gibt Schlimmeres. Moechte ich allerdings nach Hanoi wieder nach Suedchina, z.B. Hainan oder wieder nach Suedost Asien, ist die Tour ueber Peking nicht nur Schwachsinn, sondern auch teuer. Ich hoffe die Regularien sind nicht ganz so streng, wie befuerchtet.
Was die Reise also nach dem 10. August angeht, koennen wir im Moment noch garnicht so viel sagen. Es gibt vieles was uns interessiert: Kambodia und Laos, Hainan und Suedostchina oder Xingjiang (Nordwest China in der Wueste) und Xizang (Tibet). Klar ist nur, dass ich am 14. September in Peking mit meinem Praktikum beginne, Joern glaube ich schon etwas frueher, sollte bei Ihm alles glatt verlaufen.

Jetzt erstmal wieder zu den wichtigen Dingen zurueck: Baguette, Kaffee und Hirnvbetaeubende Motorrad-Abgase - Good morning Vietnam!

Duerft ich mal bitte?

Duerft ich mal bitte?

Eine ueberfluessige Frage in Saigons Nachmittagsverkehr. Wer mal "moechte", der macht einfach. Egal, ob man sich dafuer am Nachbarroller abstossen oder vom LKW abstuetzen muss - oder man bei tempo 30 gewungen wird, der Kollision zwischen modischem Juengling und elegant gekleideter Vietnamesin 2m vorm eigenen Vorderrad auszuweichen: Augen zu und durch!
Und gut, dass wir bisher nur Beifahrer waren... Saigons Motorradverkehr zur Hauptverkehrszeit moechte ich wirklich nicht alleine auf dem Zweirad erleben. Wir brechen hier die naechsten Tage lieber gegen Mittag oder frueh morgens auf, wenn die Strassen noch "leer" sind. Ein paar Eindruecke unserer heutigen Fahrt zu Saigons Chinatown moechte ich nicht vorenthalten:





Wir organisieren gerade die naechsten Tage: Moped kaufen, leihen? Gebraucht, neu? Honda oder doch chinesische Reisschuessel? Helm mit Hello Kitty Aufdruck oder doch Modell Totenkopf... Fragen ueber Fragen, auf die wir hoffentlich bald eine Antwort haben werden.

Freitag, 17. Juli 2009


Nach zwei Tagen Saigon sind nun endlich alle eingetroffen. Das Nachtleben, dass wir gestern durchstriffen haben, hat bestaetigt: Die Stadt lebt! Roehrende Motorräder, Musik, Leuchtreklamen.


Hier nur schnell ein paar Eindruecke der Stadt, in die wir gleich wieder eintauchen wollen.

Mittwoch, 15. Juli 2009

Gooood morning, Vieeetnaaaam!

So schnell gings! Bie le Bangkok, ni hao Saigon a! Oder, politisch korrekt, Hoh Chi Min City, benannt nach dem kommunistischen Edelkader des Nordens.

Heute morgen bin ich nach einem aeusserst kurzen (1 Stunde) uns sorgenfreien Flug gelandet. Die Vietnamesen kuemmern sich als erstes Land seit langem mal wieder gar nicht um die Schweinegrippe. Irgendwie angenehm :).

Apropos Schweinegrippe, da faellt mir ein dass ich eine Geschichte von der Reise nach Tokyo hier noch ueberhaupt nicht niedergeschrieben habe, obwohl sie recht interessant und witzig ist. Da die andern erst heute Nacht um 2 landen (es ist grad 8:14 pm) und ich meinen Sightseeing-Tag schon hinter mir habe, hab ich ja Zeit dafuer. Auf dem Rueckflug von Tokyo nach Shanghai sind wir mit China Eastern geflogen. An den chinesischen Grenzuebergaengen wird seit bekanntwerden der Schweinegrippe mit Infrarotpistolen Fieber gemessen, bei jedem einzelnen. Das kann, sollte jemand mit ueberhoehter Temperatur gefunden werden, zu unangenehmen Wartezeiten fuehren. Das war wohl auch der stets auf Puenktlichkeit bedachten Airline China Eastern bewusst: Im Flieger wurde schonmal eine Probemessung bei allen Passagieren durchgefuehrt. Was mit den "Aussreissern" geschah, hab ich am eigenen Leib erfahren, da meine Temperatur zu niedrig war (35 nochwas). All diejenigen mit erhoehter und erniedrigter Temperatur bekamen eine klare Fluessigkeit mit Eiswuerfeln zu trinken. Das da nicht nur Wasser, sondern auch ein Fieber senkendes Mittel drin war, ist relativ naheliegend. Man will ja keine Verzoegerung! Das da nicht schon andere Airlines drauf gekommen sind...

Jetzt aber wieder zu Saigon: Mo tuo che's/Motorroller soweit das Auge reicht!! Sowas hab ich noch nicht gesehen. Gerade habe ich den Rueckweg von einem Tempel ausserhalb der Stadt auf dem Ruecksitz eines solchen zugebracht. Eine Stunde fahrt durch die Rush Hour, und ich bin froh dass ich die 2 Euro nicht in meinen eigenen Tod investiert habe. Ich habe wohl einen besonders bekloppten/engagierten Fahrer unter all den ohnehin schon bekloppten Fahrern erwischt. Man stelle sich vor, man wuerde allen Taxifahrern Pekings ein Moped in die Hand geben und sie gleichzeitig auf die Wudaokou-Kreuzung loslassen, und ich behaupte es ist hier immer noch schlimmer als das... Mein Fahrer hat dabei die ganze Zeit eine winkende Handbewegung gemacht. Ob er sich damit staendig fuer seine Fahrweise entschuldigt hat oder er die anderen Irren beschuldigen wollte, ist mir nicht klar: beides waere durchaus und staendig berechtigt gewesen. Naja, man braucht zumindest keine Achterbahn mehr fuer das taegliche Adrenalin.

Das Foto des vom Napalm verbrannten Maedchens, eines von vielen Fotos in der Ausstellung Quelle wordpress.com

Weiterhin war ich heute im Museum zum Vietnamkrieg. Etwas populstiisch, aber die Kriegsfotos waren erschreckend und beeindruckend zugleich. Auf die Fotographen, ihre Schicksale (sehr viele sind verunglueckt) die Geschichten zu den Fotos und den Folgen der Amerikanischen Giftwaffen wurde besonders Wert gelegt. Hochinteressant!

Bangkok - China Town

Von Bangkok - China Town


Jaja, die Sehnsucht. Ich war zwar im letzten Jahr schon mal in China Town in Bangkok, jedoch nur ganz kurz um den Tempel der Gemeinde meiner Bekannten Suang zu besichtigen. An das Viertel selbst habe ich von damals nahezu keine Erinnerungen. Nach dem Jahr in China war es fuer mich irgendwie trotzdem/gerade deshalb reizvoll, nochmal das Viertel der chinesischen Einwanderer in Bangkok zu besichtigen. Also hin! Am Dienstag waren wir dort um das Nachtleben zu erleben, am Mittwoch waren wir tagsueber da.

Von Bangkok - China Town


Ich muss dazu sagen, dass ich in China zwar viel gesehen, den Suedwesten und damit "Kanton" (Guangdong) und Hongkong ausgelassen habe. Der Gedanke, in China Town auf die geliebten gedaempften Teigtaschen (Baozi), Qingdao (Bier) und andere bekannte Kostlichkeiten zu treffen, verfluechtigte sich relativ schnell. Ich wurde aufgeklaert: Die meisten hier ansaessigen Chinesen sind aus eben jener Gegend Chinas und damit kulturell und kulinarisch vom Rest Chinas ziemlich verschieden. Auch mit Mandarin war wenig zu gewinnen bei den netten Bedienungen.

Von Bangkok - China Town


Nichtsdestotrotz war der Besuch zu beiden Tageszeiten ziemlich atemberaubend. Am Tage war die vor sehr athmosphaerische Stadt dominert von engen Maerkten voll von chinesischen Delikatessen und Produkten allter Art so billig (bezogen auf Preis und Qualitaet), dass selbst dem Thailaender die Augen ausfallen. An den Hauptstrassen ist das Hauptbusiness der Chinesen auf allen Schildern zu lesen: Jin (Gold). Ein Goldschmied neben dem anderen, nicht umsonst bilden die geschaeftstuechtigen Chinesen hier die Oberschicht. In der Nacht wandeln sich die Hauptstrassen in die Kulisse eines in Asien spielenden Hollywoodfilms: Blinkende Leuchtreklamen, unglaublich viel Verkehr und Strassen voller chinesischer Imbissbuden mit kleinen Plastiksitzen an den Bordsteinen. Und in den Hinterhoefen? Dort finden sich Tempel, die von den Raeucherstaebchen in weissen, duftenden Dunst gehuellt werden. Alles in allem durchaus einen Besuch wert, gerade fuer den Studenten, der denkt ohne Guangdong alles von China gesehen zu haben!

Nu mach mal langsam...

Mystische Stimmung - Huang Shan

Wenn man mit "Mutti" über große Pläne oder lange Reisen und Vorhaben spricht, dann heißt es doch allzu oft schnell:
"Ja, aber ..."
- Fang mal klein an. Den Ratschlag habe ich diesmal befolgt und mir noch zwei Kurzurlaube in den letzten zwei Wochen gegönnt. Zwei mal vier Tage, HuangShan/Hangzhou und Innere Mongolei - und wie gut Ratschläge manchmal sein können!

Aus unserer Gruppe war bereits fast jeder schon auf dem Huang Shan, einer der berühmtesten Berge Chinas: Der Gelbe Berg in Anhui im Osten Chinas. Jörn hatte bereits berichtet. So hatte ich mich mit einer Freundin aus Xi'An verabredet zusammen für vier Tage Urlaub zu machen und einwenig bessere Luft zu schnuppern. 18 Stunden Zugfahrt von Peking aus, 21 von Xi'An - bequem im Sleeper. 21h, denkt sich jetzt der Deutschland-Reisende: 6 Stunden von NRW nach München sind mir bereits genug! 12h Busfahrt in den Skiurlaub sind grauenhaft, sagt der Skifahrer: 18h per Sleeper sind traumhaft - sage ich jetzt, denn es sollte noch schlimmer kommen... Dazu später mehr.

Bevor ich es vergesse: Ich muss in drei Stunden mein Wohnheim verlassen, ausziehen, weg hier. Ab zum Flughafen und runter nach Saigon - Bitte verzeiht/seid dankbar für einen kurzen Reiseauszug :)

Angekommen in Huang Shan Shi habe ich direkt geflucht, warum ich denn so doof war eine lange Hose einzupacken. 35°C und fiese Luftfeuchtigkeit. Nach den ersten 10 Minuten Treppen steigen meinte mein Körper bereits mir mitteilen zu müssen, dass es doch etwas warm sei. Als hätte ich das nicht schon vorher gewusst ...

Nein, die Wasserflasche war noch voll!

Da Jörn bereits schilderte, wie schön und mystisch es auch auf dem Huang Shan sein kann, halte ich mich kurz. So schöne Weitsicht bei Sonnenschein sein mag, zu heiligen Bergen in China gehören Nebel, Regen und Wolken - Nur so kann man erleben wie ein Wolkenzug mit unheimlicher Geschwindigkeit und nur 15 m von einem entfernt den Berg plötzlich zu verschlingen scheint und man plötzlich vor einer weißen Wand steht.


Es zieht zu

Nicht nur Nebel kann Berge verschlingen, der "Chinese" kann das auch ganz gut. Gäb es keine klaren Pfade, hätten Chinesische Touristenmassen am zweiten Tag den Berg in bunten gelben und roten Mützen verschleiert: Es ist offensichtlich Urlaubsaison. Aber glücklicherweise gibts klare Wege, so gabs zum Abstieg nur Stau und den kennt man schließlich schon aus Peking - halb so wild.



China-Tourismus

Soweit das Auge reicht
So schlimm siehts aber auf Bergen immer nur aus, wenn man die Gondelstation/Bergaufzug/Seilbahn/Zahnradbahn-Stationen passiert hat. Darunter hat man nicht nur freie Bahn, sondern meißt auch freie Sicht. Faule Menschen gibts schließlich überall! Ein paar Eindrücke möchte ich hier lieber in Fotos teilen, anstatt weiter zu kommentieren - die Zeit drängt.

Wolkenspiele
Steil, schön, nass

So sehr mir der Trip zum Huang Shan gefallen hat, Hua Shan bleibt meine heiß geliebte #1! Der schönste und spannenste Berg Chinas. Ob das stimmt, weiß ich nicht aber ich plane diesen Berg nie wieder zu besuchen, um mein fabelhaftes Bild nicht zu zerstören :)

Huang Shan

Dienstag, 14. Juli 2009

Verweis - Wovon haben wir uns ernaehrt?

Hier mal ein kleine Einblick in unserer ausserst gesunde Ernaehrung im letzten Jahr (dank Flo):

Link.

Treffpunkt Saigon

Szene aus dem Film "Full Metall Jacket" von Stanley Kubrick (source www.dvdbeaver.com)

Wenn ich darueber nachdenke, ist mein Bild von Saigon hauptsaechlich von Kriegsfilmen gepraegt. Full Metall Jacket (Foto), Deer Hunter, die Klassiker eben. Eine Gesellschaft, zerfressen von Krieg und all den geistigen Abgruenden, die sich in daraus resultierenden Extremsituationen ergeben.

Uebermorgen, 9:15 morgens, landet nun mein Flieger aus dem gar nicht so weit entfernten Bangkok. Es treffen sich dort Stefan, Flo, Paul (kommen nachts aus Peking), sowie Daniel und Yanny (mit dem Zug aus Shenzhen) und ich. Dreieinhalb Wochen haben wir Zeit, das Land zu erkunden. Was gibt es ausser der Halong Bai, den engen Viet Cong-Tunneln, den Reisterassen und den tropischen Straenden? Hoffentlich gibt es hier bald viel Spannendes zu lesen.
Von vielen Leuten habe ich sehr positives von dem Land und der Bevoelkerung gehoert, was sehr beeindruckend aufgrund der von Gewalt und Krieg gepraegten Geschichte ist.

Ein Segen, dass man nicht nur Zeit, sondern auch noch Gleichgesinnte dafuer hat! Ein gutes Schlusswort - bis auf weiteres.

Die letzten Tage in Beijing

Die letzte Woche in Beijing hatte ich, dank ein bisschen Vorarbeit, mehr oder weniger frei. Den fruehen Morgen verbrachte ich bei Chinesisch, die folgenden Stunden mit diversen organisatorischen Kleinigkeiten und auch ein paar Bierchen am Abend. Unzaehlige Formulare waren auszufuellen, die Koffer zu packen, die Reise zu planen und es galt, allen Lebewohl zu sagen. Eine nette Abwechslung war der Besuch eines Journalisten, der u.a. ueber deutsche Studenten in China zu schreiben plant und sich daher ein paar Tage mit uns und unserem Alltag an der Tsinghua auseinandersetzte.

Von Temple of Heaven - Tian tan
Darf ich bitten?

Da Alice und ich beide noch nicht im Himmelstempel aka Tiantan aka Temple of Heaven waren, haben wir die Anlage im Sueden Pekings am Dienstag vor Alices Abreise besucht. Der einzige runde Tempel Chinas ist eingebettet in eine grosse nette Parkanlage, in der sich am kuehlen Morgen die Senioren Pekings tummeln. Hier wird getanzt, gespielt, musiziert und mit Wasser der Boden kalligraphiert.

Speisen beim Koreaner

Der Tempel an sich ist meines Erachtens nett, die Anlage aber eher wegen dem Park ein Besuch wert. Den Abend verbrachten wir mit ein paar Deutschen Freunden und chinesischem Anhang in einem der koreanischen Restaurants in der Naehe vom Wudaokou. Diesmal ausnahmsweise kein Barbecue, dafuer eine Reihe anderer unbekannter Koestlichkeiten.

Von Temple of Heaven - Tian tan

Montag, 13. Juli 2009

Das war's!

Geschichten schreiben ist eine Art, sich das Vergangene vom Halse zu schaffen.

Johann Wolfgang von Goethe

Fuer mich war das Schreiben des Blogs im letzten Jahr teilweise eine grosse Freude, manchmal eine nette Nebenbeschaeftigung. Oftmals aber auch etwas, was ich vor mir her geschoben habe, gerade in der Klausurzeit. Gedacht war es eigentlich als zentrales Medium der Kommunikation meinerseits an die Heimat, die sonst in dieser Vielfalt auf so vielen Kanไlen mit so vielen Leuten nicht machbar gewesen waere. Daraus ist fuer mich aber ganz unbewusst etwas voellig eigennuetziges geworden: ein Druckmittel, den eigenen Verstand zum Verarbeiten des Erlebten zu bringen. Aus den unglaublich vielfaeltigen Eindruecken und kleinen Geschichten das herauszusuchen, dessen Beschreibung die Heimat interessieren koennte, ist ein gewaltiger Filterprozess. Das dann wiederum zu verbalisieren und zu (digitalem) Papier zu bringen, ist Arbeit, aber eine wahre Fundgrube wenn man darauf mit etwas Abstand zurueckblickt.



Als ich gestern Abend von einem sehr netten Zusammensein mit ein paar Freunden zurueckkam, war mir irgendwie danach die Eintraege des letzten Jahres einmal durchzusehen. Und rums, da war der erste Anfall von Sehnsucht und einem "Ich will zurueck und das alles nochmal erleben"-Gefuehl. Das alles mit dem Tag vorbei war, an dem ich nach Bangkok geflogen bin, war mir in eben dem Moment noch nicht bewusst. Zuviel hatte ich um die Ohren. Und irgendwie hatte ich auch noch im Hinterkopf, dass wir uns ja alle teilweise in Vietnam, teilweise spไter in Aachen, wiedersehen werden. Die Erkenntnis, dass ein solches Wiedersehen zwar viele neue Erinnerungen schaffen wird, die alten aber nicht zu wiederholen vermag, ist mir erst hier gekommen.



Meine Mutter hat mir vor ein paar Wochen gesagt, dass eine Reise anschliessend bei ihr stets etwa die gleiche Zeit zum Verarbeiten in Anspruch genommen hat. Das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung nun genau so unterschreiben. Das Jahr in China war zwar viel Alltag, aber in gewisser Weise stets ein Eintauchen in eine fremde Welt. Auch in tiefster Arbeitsphase habe ich taeglich mindestens einmal den Kopf ber Gesehenes geschuettelt und mich auch einmal riesig ueber irgendeine Kleinigkeit gefreut bzw. amuesiert. In einer uns so fremden Kultur warten einfach zuviele kleine "Schocks" derselben auf denjenigen, der mit offenen Augen durch die Welt geht. Wenn ich hier in Bangkok nach dem Jahr in China gefragt werde, gebe ich jedes Mal andere Antworten, ohne das mir dies in dem Moment bewusst waere. Was hat dir gut gefallen, was nicht so? Wie sind die Chinesen? Willst du zurueck? Auf all diese und auch tiefergehende Fragen kenne ich meine eigenen Antworten noch nicht. Es ist grossartig, dass ich hier gerade die Gelegenheit bekomme mit etwas Abstand und Zeit ueber alles nachzudenken, bevor mit Vietnam eine riesige Menge neues hinzukommt und wir dann in 4 Wochen wieder einreisen werden.

Schliessen moechte ich damit, womit ich auch angefangen habe. Das Schreiben. Henning bemerkte einmal, dass er das zum Spa฿, zur Information und zur Unterhaltung tut. Fuer mich kommt noch das Verarbeiten hinzu. Mit jedem Eintrag konnte ich meine eigenen Erinnerungen sortiere und "verewigen", und damit einen Schritt machen mit dem Erlebten abzuschlie฿en um die Neugier auf etwas Neues zu konzentrieren.

Freitag, 10. Juli 2009

Graduation Ceremony


Time for celebration! Es war grossartig, dabei zu sein. Die Ganze Schose lief definitiv anders ab als so ein Diplom-Abschluss in Aachen. Liegt sicherlich daran, dass hier gemeinsam im Klassenverband studiert wird und damit auch alle gleichzeitig fertig werden (wie auch an der Tsinghua idR) . Natuerlich aber auch am thailaendisch inherenten Drang nach pompoesen Feierlichkeiten und fancy Fotos.
Die Studenten mussten schon um 6:30 a.m. die grosse Festhalle der Uni betreten. Die Gaeste warteten draussen auf das Ende der offiziellen Zeremonie, in der die thailaendische Prinzessin den Studenten ihre Zeugnisse ueberreichte. Um ca. 12 Uhr kamen dann alle raus und wurden von Freunden und Verwandten empfangen. Es war wirklich viel los. Zu den ca 2000 Studenten jeweils mit Anhang kamen noch unzaehlige Undergraduates, die sich mit Getraenkestaenden und aehnlcihem ein paar Bath dazu verdienen wollten. Bis ca. 16 Uhr haben weiss ich eigentlich nicht, was ausser Fotos wirklich gemacht wurde. Der Gast aus Deutschland musste natuerlich mit jedem einmal vor die Kamera. Ein bisschen anstrengend, aber witzig. Es war toll, alle Leute wieder zu treffen und ein bisschen Small talk zu halten. Den Tag haben wir dann mit einem Dinner am Fluss und ein bisschen Karaoke ausklingen lassen.
Weitere Fotos werde ich die Tage hochladen, das dauert hier aber immer so lang. Deshalb bin ich grad zu faul.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Bangkok - Tempel und Konsum


6 Mahlzeiten an einem Tag. Ich habe es nicht fuer moeglich gehalten, dass ich einmal soviel essen kann. Am Dienstag, dem ersten von zwei buddhistischen Feiertagen, war es jedoch soweit. Art und sein Bruder Oct haben mich zum Grand Palace und in die naehere Umgebung sowie nach China-Town gefuehrt. Manches davon hatte ich schon gesehen, aber es war toll die Erinnerungen an die spektakulaeren Sehenswuerdigkeiten wieder aufzufrischen. Weiterhin war Octs Freundin dabei, die an der Thammasat University in unmittelbarer Umgebung studiert hatte und sich daher dort gut auskennt. Sie fuehrte uns in kleine Studentenmaerkte und tolle kleine Restaurants. Ja richtig, Restaurants in der Mehrzahl. An dem Tag habe ich Hotpot, Indisch, Thai und mehrfach chinesisches Streetfood gegessen.

Rumlungern vor dem Siam Paragon

Da religioeser Feiertag war, besuchten wir mehrere buddhistische Tempel, wo sprichwoertlich die Hoelle los war. Beeindruckend waren die extrem vielen jungen Leute und die Toleranz, die man dabei mir gegenueber zeigte. Waere es in einer christlichen Kirche erlaubt dass ein offensichtlicher Buddhist einfach zu allen Zeremonien mitgenommen und dabei beteiligt wird? Ich glaube fast nicht. Hier haben Leute die Ringparabel definitiv besser verstanden als Leute im Islam oder Christentum. Weiterhin sind die Gegensaetze zwischen Moderne und Tradition faszinierend. Direkt aus dem Tempel gehts fuer die jungen Leute weiter in die Konsumtempel Siam Paragon oder MBK. Dort ist unter einem Dach alles vereint, was ein Thai zum Leben braucht: Shopping, Mode, Kino, KTV, Bowling, Essen, Essen, Essen, Internet. Und unzaehliges mehr.

Einer der ploetzlichen, kurz und heftigen Regenfaelle, die Bangkok dieser Tage (in der Regel nachmittags) heimsuchen.

Das ganze darf ich erleben aus dem ruhigen Zuhause von Art, das mitten IN einem der grossen belebten Maerkte der Stadt gelegen ist. Der Markt beginnt sprichwoertlich wenn man den Fuss vor die Tuer setzt. Die Luft ist dementsprechend voller Gerueche und die Nacht voller Laenerm. Da ich aber in der dritten Etage schlafe, kriege ich davon nichts mit. Arts Eltern haben ein Nudelgrosshandel. Die harte Arbeit findet hauptsaechlich nachts statt, so dass der Vater die Nachtschicht uebernimmt. Dort wird auch der grosse Teil des Umsatzes an Restaurants etc. gemacht und der Markt ist am belebtesten. Die Mutter verkauft Tagsueber kleinere Mengen auf dem Markt und an Einzelpersonen die hier im Haus vorbei kommen. Das Erdgeschoss ist also niemals geschlossen, was mangels Wand und Tuer auch nciht geht. Wirklich interessant, was ich hier fuer einen Einblick in das taegliche Leben bekomme.

Montag, 6. Juli 2009

Bangkok



Die ersten drei Tage Bangkok erinnern mich stark an den Aufenthalt in Japan - kein Schlaf, viel Programm, viele Leute, viel Party... Das soll jetzt erstmal ein Ende haben, da ich nach dem Wochenende der Narkolepsie relative nahe stehe. Heute morgen bin ich vom Hostel in das Haus eines Freundes gezogen, wo ich Gast der Familie sein darf. Einerseits total genial, andererseits ist damit natuerlich "Affentanz" vorprogrammiert (wie es Heiko so nett formuliert hat): Wir bringen dich hierhin, wird bringen dich dorthin, nimm nochwas hiervon, nimm nochwas davon, sag bloss wenn du nochwas brauchst. Mit dem erhofften Abspecken wirds definitiv erstmal nichts, mit "Bangkok auf eigene Faust erkunden" wohl auch nicht.

Gestern abend war ich mit ein paar Franzosen aus meinem Hostel in der Khao San Road, die mich ziemlich an Pathaya und Patong erinnert und damit ziemlich abgeschreckt hat: Alles voller dummer betrunkener Touris und leichten Maedchen, laute Musik und viel Alkohol - keine Spur von der Backpacker-Romantik, wie sie noch im Film "the beach" von dort gezeigt wird.

Ich muss zugeben, im Moment der Einreise nach der Nacht ohne Schlaf hatte ich kurz den Gedanken ob es nicht etwas zu gewagt ist hier einfach alleine aufzukreuzen und zu denken, dass es genauso toll sein wird wie vor einem Jahr. Die Leute haben mir gefehlt, aber wirklich intensiv war der Kontakt ueber das Jahr hinweg nicht, dafuer bin ich einfach zu schlecht im Kontakt halten ueber grosse Distanz. Die Befuerchtungen waren jedoch voellig unberechtigt: Irgendwie fuehlte es sich ab dem Moment, wo mich Tatchaya am morgen am Hostel abgeholt hat so an, als waere ich hier nie wirklich weg gewesen. Die Leute haben sich kaum veraendert und der Kontakt war schon nach 5 Minuten wieder genau so herzlich wie frueher.

Vieles in Thailand, bzw Bangkok, sehe ich jedoch jetzt mit voellig anderen Augen. Die Zeit in China hat mich schon gepraegt, denn irgendwie ertappe ich mich wie ich alles mit China vergleiche. Viele meiner Erinnerungen an Thailand haben sich ueber das Jahr unter dem Eindruck verzerrt. Interessanterweise ist das Preisniveau hier noch niedriger, als in Beijing: eine von vielen Sachen an die ich mich falsch erinnert habe. So, genug geschrieben, auf in die Stadt. Ich wollte eigentlich zur chinesischen Botschaft, aber die haben nur von 9-11:30 am auf...werde mir also die Zeit beim Schneider vertreiben.

Sonntag, 5. Juli 2009

Zurueck in Bangkok



Darf ich vorstellen, mein Supervisor: Der Mann vorne rechts. Seineszeichens 32 Jahre, Assistant Professor, wissenschaftlich fit, geistig ca auf dem Niveau eines 20 jaehrigen und grosser Fan mit mir many beers zu trinken und des Sitzes hinten auf meinem Fahrrad.



Endlich! Es ist geschafft... Freitag morgen, halb 12 in Peking: Alle "Automotives" haben die Final Presentation ihrer Mini-Thesis erfolgreich ueberstanden. Keine Ausfไlle. Der verantwortliche Dr Wang Zhi ist darueber "very happy" und laed uns zur Master-Ceremony in "maybe 2 or 3 years" ein. Dabei weist er ohne den Ansatz eines Witzes darauf hin, dass das Zeugnis "so schoen bunt" ist und er es eigentlich schade fand, dass bei den Praesenationen so wenige bunte Bilder zu sehen waren. Noch ein obligatorisches Gruppenfoto mit Professoren und Betreuern, und beendet ist das Studium an der Tsinghua. Wahnsinn, wie schnell das Jahr vorbei gegangen ist.

Eben jenen Gedanken hatte ich auch schon am Dienstag. Ich betrat zum ersten mal seit der ersten Woche im letzten September mal wieder das International Office der Tsinghua, wo uns damals die Reise nach Tibet verboten wurde. Ein aeusserst seltsames Gefuehl, da es mir wie gestern vorkam, dass mir alles in den Raeumen und ausserhalb auf dem Campus so voellig neu vorkam. Diese Woche kam ich dorthin, um die vom Graduation Office ersannte "Tsinghua-Schnitzeljagd" zu ueberstehen: Roter Stempel vom Computer Lab, von der Buecherei, vom Netzwerkcenter, vom Registration office, und und und. Natuerlich haben alle Bueros nur kurze Zeit am Tag auf, was meinen ersten Versuch klaeglich scheitern liess. Naja, beim zweiten Mal gings dann relativ unkompliziert. Als nette Unterhaltung zwischendurch gab es mal wieder eine Meisterleistung chinesischer Organisation zu entdecken: Bei Station 4 auf der Liste gibt man seine Student ID card ab - die man fuer den roten Stempel in Station 5 dringend benuetigt :). Fuer mich kein Problem, da ich den Ausweis als "verloren" angab, was mir ein genervtes Kopfnicken der Sekretaerin, 30 Kuai Strafe (=3 Eur) und eine Menge Eintrittsermaessigungen bei der Reise im August eingebracht hat bzw. einbringen wird.

Den Abend nach der Final Presentation werden die meisten von uns in Sanlitun begiessen. Ich kann leider nicht dabei sein, da ich mich im Moment, wo ich dies online stelle, schon in Bangkok befinde. "Was, so schnell?" Wird sich so mancher fragen. Und "warum gabs eigentlich in den letzten Monaten fast nix zu lesen?" wohl ebenfalls. Der Grund liegt darin, dass ich die letzten 2 Monate noch einmal die volle Ladung China durchlebt habe, mit allem drum und dran:

1. Unser Blog ist von China aus nicht mehr zu erreichen - die Great (Fire-) Wall of China laesst gruessen.
2. Meine Simulation am Institut habe ich mit nicht lizensierter Software durchgefuehrt - willkommen in China. Unangenehmer Nebeneffekt: Wenn ich den geliebten VPN angeschaltet hab, hat sich der gecrackte Lizenzserver staendig aufgehaengt - ich war also mehr oder weniger abgeschnitten vom freien Internet.
3. Dazu kam ein enormer, z.T. voellig nutzloser Arbeitsaufwand, der sich hauptsaechlich durch chinesisches Organisationstalent, mangelhafte Kommunikation und eine etwas unguenstige Wahl meines Studienarbeitsthemas ergab.
4. Nebenbei wurde aber, und das ist die andere Seite von dem Jahr in China, jegliche restliche Zeit von der enormen Gastfreundschaft der Chinesen und der tollen Gemeinschaft innerhalb unseres hier aufgebauten Freundeskreises erfuellt.

Alles in allem eine schoene Ausrede, in den letzten 8 Wochen fast nichts hier veroeffentlicht zu haben. Dem moechte ich nun Abhilfe schaffen und sitze daher gerade am Flughafen in Guangzhou und versuche, das in den letzten Wochen erlebte in Worte zu fassen. Dabei lasse ich mir von einem chinesischen Blag mit den beruehmt beruechtigten Quietsch-Schuhen (die muessen eine Erfindung von Kinderlosen frustrierten Freunden junger Eltern sein) die Ruhe rauben und merke, dass ich zum ersten mal ganz deutlich Wehmut dieses verrueckt-nervig-liebenswuerdige Land zu verlassen empfinde... Schon Francois de La Rochefoucauld wusste: Die gluecklichsten Liebschaften basieren auf gegenseitigem Missverstaendnis.

Nachtrag aus Bangkok: Der Wahnsinn! Wetter angenehm, unzaehlige alte Bekannte, die Zeit fuer mich haben. Was kann sich mehr wuenschen? Vielleicht etwas Schlaf, davon gabs aufgrund einer Nacht dank Air Asia am Flughafen Baiyun in Guangzhou und dem Nachtleben hier erstmal recht wenig. Dafuer hab ich endlich Zeit fuer Sachen, nach denen mir einfach mal zumute ist: Einkaufen, Rumgammeln, Kaffee Trinken, Kino gehen, Fotos machen...

Vieles weitere kann und soll in den naechsten Tagen folgen - bis dahin verbleibe ich mit einem freudigen: Kop khun khrap!