Dienstag, 14. April 2009

Hutiaoxia - Tigersprungschlucht

Von Tigersprungschlucht


Elende Kopfschmerzen, erbrechende Übelkeit und ständige Schwindelanfälle. Ungefähr so habe ich den Aufstieg aus dem Colca Canyon in Peru in Erinnerung. Selbst 2 Tage danach war ich nicht transportfähig, was mir den wohl denkwürdigsten Artz-Hausbesuch meines Lebens einbrachte und unsere Reise damals etwas verzögerte. Die Höhenkrankheit hatte mich befallen, und zwar nicht zu knapp.

Das mir so etwas wieder passieren könnte, davor hatte ich schon gewisse Befürchtungen bevor es von Shangri-La auf zur Tigersprungschlucht ging. "Immer viel trinken und nicht zu sehr anstrengen!" Zum Glück blieben ich und meine 3 Mitwandernden dieses Mal dank guter Getränkeversorgung unterwegs von solchen Strapazen verschont. Die Höhe war wohl diesmal auch nicht so arg, der 22 km lange Weg durch Schlucht bewegt sich auf relativ moderater Höhe.

Von Tigersprungschlucht


Die 3, das waren Xulin, Lichen (Foto) und Stefan. Flo konnte leider nicht mitlaufen, weil ihn eine Mandelentzündung lahm gelegt hatte. Er musste direkt von Shangri-La nach Lijiang fahren, wo er sich auskurierte uns am nächsten Tag erwartete.

"Legend says that in order to escape from a hunter, a tiger jumped across the river at the narrowest point."

Angesichts der immer noch 25 m Breite an dieser Stelle definitiv ein gewagter Sprung. Nicht nur wegen der Krankheit wurde ich auf der zweitägigen Tour durch die Schlucht oft an den Aufenthalt in Peru erinnert. Die nahezu senkrechten Felswände, unten in weiter Ferne ein donnernder Fluss, oben schneebedeckte Berge. Über der Schlucht thront majestätisch der Jade Dragon Snow Mountain, (玉龙雪山; Yùlóngxuĕ Shān), mit 5600m. Unter 2000m steilen Klippen stürtzt sich der Yangtze (金沙江; Jīnshā Jiāng) durch enge Stromschnellen, unter gewaltigem Getöse, dass sich auf dem Weg nach oben nochmal verstärkt. Dazu eine erfreuliche Abwesenheit chinesischer Touristen und daher - welche Wunder - keine Treppen im Fels. Ganz normaler Wanderweg! Die Naxi-Bewohner der Schlucht nutzen die Pfade, die auch zum Wandern geeignet sind, selbst als Wirtschaftsweg. Da sonst eigentlich Ruhe in der Schlucht herrscht, kam eine ganz "unchinesische" Trekkingstimmung auf. Die Herbergen auf dem Weg waren ebenso wie die Leute auf die vielen westlichen Touristen eingstellt. Es gab englische Karten, hervorragenden Service und, aus irgendeinem Grund, unterwegs neben Schokolade auch örtliche Betäubungsmittel zu kaufen.

Die Nacht verbrachten wir nach 7 Stunden entspannter Wanderung im Half-Way Hostel. Das Hostel verfügt über eine schöne Dachterasse, von der man eine tolle Aussicht über die Schlucht und auf Sonnenauf- und untergang hat. Wirklich bemerkenswert war, dass die Hostelbesitzer eigentlich in der ganzen Schlucht keinen Profit aus ihrer offensichtlichen Monopolstellung geschlagen haben, sondern mit fairen Preisen und einer vernünftigen Unterkunft mit gutem Service überzeugt haben. Unten im Tal, immer noch in einiger Entfernung, als ständiger Begleiter der tobende Yangtze. Dort hinunter konnten Stefan und ich dann am nächsten Morgen klettern. Vom Lower Path, eigentlich einer betonierten Straße, ging ein selbstgeschlagener, gewaltig steiler Weg die Klippen hinunter bis zum Fluss. Unten steht man dann inmitten des gewaltigen Panoramas und wird von der Geräuschkulisse wirklich überwältigt. Das Wasser ist Knallgrün, wer weiß warum die Chinesen das Ding da "Goldener Sand-Fluß" nennen.

Da unten hat sich auch ein interessantes Familienbusiness entwickelt. Mutter verkauft oben Karten für den Pfad, der Sohn führt die Touristen hinunter zum Fluss und unten steht Vater mit seinem Stein. Sein Stein? Ja, ihr lest richtig, da unten hat wohl jeder Brocken seinen Besitzer. In die zwei, drei größten sind Treppen hineingehauen, so dass man bis mitten in die Stromschnellen klettern kann. Wirklich cool, und für 50 Cent auch recht erschwinglich. Auf dem Weg nach oben verkaufen die Töchter den abgekämpften Westlern dann ihre geliebte Cola.

Mehr Infos zur Schlucht auf Wikipedia.


Weitere (wenige) Fotos gibts hier und hier.

2 Kommentare:

Stefan hat gesagt…

Hao wan! Hm, ich sollte vllt. auch mal wieder als Schreiberling in diesem Blog auftrauchen...
"Representing!"
Für morgen hab ich mir was vorgenommen ...

Jörn hat gesagt…

Na soviel dazu :)