Dienstag, 15. September 2009

Beijing!

Zuhause! So fühlte es sich tatsächlich an, als ich Montag morgen um 06:30 Uhr Ortszeit am Terminal 3 gelandet bin. Spätestens, nachdem ich mit sämtlichen Gepäck auf dem Rücken das Terminal verlassen hatte habe und einen tiefen Atemzug der vertraut riechenden, guten alten Pekinger Stadtluft inhalierte, war mir klar, Du bist wieder zurück. Dass die Sicht nicht weiter als bis zum Parkhaus reichte und auch sonst ein grauer Schleier voller ekelhafter Treibhausgase und anderer Partikel die verschmutzte Luft markierte änderte nichts an der Tatsache, dass es irgendwie "gut riecht" - vertraut.

Die Taxifahrer grüßten mich wie gewohnt mit dem guten alten Morgenmuffel, auf der Rückbank konnte ich schwergängigen ersten Unterhaltungen mit dem Taxifahrer aus dem Weg gehen (ein gut platziertes ting bu dong, ich verstehe nicht, kann da Wunder wirken) und der Berufsverkehr war auch ganz gewöhnlich "zäh fließend". Wie in den letzten Monaten geübt, machte ich mich mit beiden Rucksücken auf den Weg in die Stadt und traf mich mit Sven in einem Cafe am Central Park, um die letzten Geschichten auszutauschen und schonmal im Internet nach Wohnungsinseraten zu suchen. Mein gesamtes Hab und Gut hatte ich vorm Urlaub noch bei Henning, Jörns Bruder, gelassen und durfte dort auch netterweise meine letzte Nacht auf dem Sofa verbringen - nach zwei Reisenächten in Folge, Bus und Flieger, ein echter Luxus, den ich bis heute morgen um 9 intensiv auskosten konnte - dann ging es wieder auf Wohnungsuche:

Drei Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Bad. Die Schlafzimmer bitte etwa gleich groß und die Wohnung am besten in guter Lage und nicht zu teuer. Dazu die Vorstellung nur drei Monate für möglichst wenig Geld dort zu wohnen - garnicht so einfach. Tolle Wohnungen in der Lage gibts ne Menge, aber die kurzfristige und befristete Vermietung gefällt den Vermietern und Maklern nicht allzu gut. Und preislich orientiert sich alles dann doch eher hin zu deutschen Wohnungspreisen.

Woran habe ich sonst noch gemerkt, dass ich wieder in Peking bin?
1) Keine Rauchverbote mehr: Der Chinese (meist ein männliches Exemplar) raucht überall. Ob im Maklerbüro oder im klimatisierten Supermarkt. Im Restaurant, auf der Toilette oder im Cafe - egal. Es raucht.
2) Gerüche: Wenn es nicht nach Rauch riecht, dann nach Essen. Und das chinesische Essen habe ich tatsächlich vermisst (gestern gab's endlich mal wieder Jiaozi)
3) Taxifahren: Alleine am ersten Tag bin ich 7 mal Taxi gefahren. Von Wohnung zum Makler, von Makler zur Wohnung oder vom Flughafen zum Cafe. Der Spaß hätte in Deutschland 1000€ gekostet, erregt hier im Portemonait allerdings nicht allzu große Aufregung
4) Cafe: Guter, frischer Cafe... Leider zu saftigen, Starbucks ählichen Preisen, ist wieder an jeder Ecke verfügbar
5) Wetter: Heiß und trocken
6) Chinesisch: Etwas eingerostet und mit Wortverlusten -  dennoch ein Segen, wieder die Landessprache sprechen zu können, wenn auch nur bedingt

Soweit ein guter Start. Sobald ich eine Unterkunft gefunden habe und mich niederlassen kann, darf ich mich auch hoffentlich wieder richtig Zuhause fühlen. Was fehlt? Qinghua ershiyi hao lou (Tsinghua Gebäude 21) und alle seine deutsch sprechenden Mitbewohner, mein Zweirad und die Campusruhe und viele jener Dinge, die Jörn in seinem letzten Blogeintrag bereits beschrieben hat.

Sonntag, 13. September 2009

Homo Backpackeriensis

Hier nach einigen wirren, unterschiedlichen Reiseberichten mal wieder etwas, dass Stefan und mich beide betroffen hat. In Asien, gerade in Vietnam und Südchina, trifft man überraschend und unangenehm viel auf eine Spezies von Reisenden, die von einem Bekannten von uns in seinem Blog lustig und treffend beschrieben wurde:

"Der “homo backpackeriensis” ist eine in Suedostasien und Osteuropa weitverbreitete Spezies. Er oder sie ist meist 18-30 Jahre alt, gelegentlich werden aber auch aeltere Exemplare gesichtet. Der homo backpackeriensis ist auesserlich leicht zu erkennem durch hippieaehnliche Kleidung, oft bestehend aus Pluderhosen, T-Shirts mit lustigem Aufdruck (gernbe irgendetwas mit Cannabis oder Hanf), Piercings sind Pflicht und meist wurde beschlossen, sich fuer die Zeit der Reise die Haare nicht zu waschen. Auch Retrorucksaecke und sind gerne gesehen und Tattoos sind weitverbreitet.

Bei weiblichen Artgenossen gerne noch das Arschgeweih und bei Maennern Tribaltattoos oder gar Kuechenphilosophisches. Ein schweidisches Exemplar wurde mit einem den halben Ruecken bedeckenden Tatto “Music is the language of our soul” Tattoo beobachtet. Das Sozialverhalten ist leicht beschrieben: Abhaengen. Tagsueber sitzt der “homo backpackeriensis” mit Vorliebe im Hostel, um sich von den naechten in Pubs oder von Bus-und Bahnfahrten zu erholen. Dabei ist eines ganz wichtig: immer uebermuedet sein. das ist einerseits echt, weil er sehr viel Zigaretten, Alkohol und Haschisch verbraucht und abemds in Pubs abhaengt, andererseits aber auch ein super Gespraechsbeginn. Sitzt ein Exemplar voellig fertig am Tisch, wird er haefig gefragt “oh, you look fucked, a long night yesterday, huh?” So beginnt dann ein Gespraech, wo die ueblichen Gespraechsthemen abgehakt werden. Wo sind die betsen Hostels, das billigste Bier, der beste Stoff und was sind die wildesten Zukunftsplaene sind (I am thinking about working as a volunteer in a burmese tiger camp ist mein Favorit).

Das mag jetzt etwas uebrtrieben klingen, aber vor allem in Suedostasien war da echt anstrengend, da war der einzige Kontakt der meisten backpacker der zum Busfahrer oder zu einer Bedienung, ansonsten blieb man unter sich und wohnte in (ziemlich luxurioesen) Hostels, das jeweilige Land war nur billige Kulisse. Land und Leute lernt man so nicht kennen. Ich halte es jedenfalls nur ab und zu in Hostels aus, ab und zu sind sie praktisch, weil es dort meist eine Waschmaschine gibt und freien Internetzugang. Apropo Internet, viel Zeit verbringt der “homo backpackerinsis” mittlerweile auch damit, sich auf Pages wie Couchsurfer fuer die naechste nacht eine kostenlose Unterkunft zu finden In Sibiu waren zwei deutsche Brueder, der tagdaraus bestand (nachdem sie gegen mittag aufgestanden waren), im Internet nach einer Unterkunft zu suchen, dort anzurufen, dann mit dem Bus dort hinzufahren und ma naechsten Tag das ganze von vorne. Na super.

Gottseidank habe ich auch andere getroffen, aber das ganze hat sich doch sehr veraendert, seit ich mit 16 mit dem Rucksack und Zug durch Skandinavien mit zwei Freunden gereist bin. Wir haben meist gezeltet und diese Luxushostels gab es boch nicht. Im Uebrigen verdienen sich die Betreiber eine goldene Nase. Denn die Schlafsaele sind meist nicht groesser als ein Hotelzimmer und zusammen bezahlen die Insassen weit mehr, als man fuer ein Hotelzimmer mit Bad verlangen koennte. Und im Hostel gibt es nur eine Gemeinschaftsdusche. Aber wer es auf Dauer mag..."

Ein weiterer Urlaub neigt sich dem Ende

13. September 2009, ich sitze an meinem letztem Urlaubstag in einem verruchten Internet-Cafe in den Hinterstrassen Bangkoks und versuche moeglichst entspannt die letzten paar Baht in meinem Portemonait mehr oder weniger sinnvoll auszugeben.
Den dringend benoetigten Friseurbesuch habe ich bereits hinter mich gebracht und ein paar Baht bleiben mir noch, um mir endlich mal eine Thai Massage zu goennen und nachher zum Flughafen zu fahren. 2 Monate Urlaub und nicht eine Massage, das kann ich so nicht auf mir sitzen lassen.

Ansonsten kann man heute grosse Ansammlungen von Menschen vor kleinen veralteten TV-Gaeraeten in kleinen Gaesschen beobachten, wo es fast an jeder Ecke stark nach eigenen Gewuerzen oder Thai-BBQ riecht und der naechste Stand mit frischen Frucht-Shakes oder gefakten Kleidungsstuecken keine 30s entfernt ist. Geschaut wird Muay Thai, Thaiboxen - der Nationalsport Thailands. Ich persoenlich kann der Uebertragung nicht viel abgewinnen, geht mir die laut dudelnde und in meinen Ohren nicht sonderlich harmonische musikalische Begleitung doch schnell auf die Nerven. Erinnert haben mich die Begeisterung der Thais und die kleinen Gruppen von 5 - 15 Leuten beim Mitfiebern allerdings an die Gruppen aelterer Leute in China, meisst Maenner, die ihren Nachmittag am liebsten bei Gluecksspielen oder eine Runde chinesisches Schach verbringen. Und so kam bei mir heute bereits der erste Schub von Vorfreude auf, morgen frueh wieder im Taxi auf dem Weg von Beijing Flughafen in die Innenstadt zu sitzen und mit dem Taxifahrer ein paar Brocken uebermuedetes Beijinghua auszutauschen.

2 Monate Urlaub... Tatsaechlich sind wir vor zwei Monaten, am 15. Juli gemeinsam (Flo, Paul und ich) von Beijing nach Saigon geflogen und haben uns dort mit Joern getroffen. Davor gabs noch einige entspannte Tage auf dem Huang Shan und in Hangzhou, sowie eine klasse Kurztrip in die Innere Mongolei - sodass wir jetzt gute 10 Wochen unterwegs waren. Die Jahresgrenze unseres Auslands"Jahres" am 8. September ging unbemerkt an mir vorbei, genauso wie viele Geschehnisse in der Heimat und in Peking waehrend der vergangenen Wochen.
Wie schnell Zeit vergehen kann, wird einem, wie immer, erst am Ende deutlich, wenn man wieder ueberschlaegt und rekapituliert, was man in der vergangen Zeit alles erlebt hat. Zu realisieren, dass wir im letzten Jahr grob ueberschlagen 19/54 Wochen unterwegs waren, hat mich mich ganzschoen ueberrascht.
Schoen, dass mich dabei meine geliebte dslr-Kamera wenigstens 35/54 Wochen begleiten konnte, ehe sie auf unerklaerliche Weise "den Geist aufgegeben hat"... Trost spendete mir dafuer dann meine kleine, 5 Jahre alte Kompaktkamera auf weiteren Wegen, ehe diese nach 52/54 Wochen auf der Khao San Road in Bangkok sanft aus meiner Hosentasche entfuehrt wurde und sich der Entfuehrer noch immer nicht mit einer Loesegeldforderung bei mir gemeldet hat. Gut, dass ich meine eigenen zwei Augen nicht so einfach verlieren kann...
An dieser Stelle ein dickes Dankeschoen an alle Reisebegleiter des letzten Jahres fuer eine gute Zeit.

Heute Nacht um 0:50 fliege ich mit Air China von Bangkok nach Beijing - Direktflug, was fuer ein Luxus? Wer im Grossraum Ost-Asiens flexibel planen moechte, sollte sich besser vorher genauestens ueber die Urlaubszeiten der Chinesen informieren. Ansonsten findet man viele ausgebuchte Fluege in die Hauptstadt und unbequeme 2-Stop Fluege, die sogar noch teurer sind.

Morgen um 06:30 lande ich in Beijing, am 21. um ca. 8 Uhr morgens sitze ich im Buero meines Arbeitsgebers fuer die naechsten zwei Monate - dazwischen gibts noch keine Gewissheit. Als erstes muss ich mich um meine Bleibe bis Dezember kuemmern. Da ausser mir auch noch Flo und Sven ein Praktikum in Beijing absolvieren, haben wir uns fuer eine dreier WG im Osten der Stadt entschieden - diese muss aber noch gefunden werden.
Am naechsten Montag kann ich dann mit meinem Praktikum beginnen und muss sagen, dass ich mich auch mal wieder auf einen geregelten und strukturierten Alltag freue. Die Tatsache, dass in dem Buero eine klasse Kaffeemaschine auf mich wartet, mit der ich taeglich wohlduftende Kaffeespezialitaeten zubereiten kann (muss), um die Arbeitsmoral hoch zu halten, spielt dabei keine unentscheidende Rolle :)

Mit weiteren Neuigkeiten und Berichten aus dem Urlaub dann wieder aus der Hauptstadt - Peking kann kommen!


Freitag, 11. September 2009

Home sweet home...

Hm... eine weiche Matratze. Obwohl ich mich dagegen in den 10 Monaten Zijing-21 (unser Wohnheim) strikt gegen den Kauf einer Luxus-Matte gewehrt hatte, muss ich nun zugeben: Es hat doch etwas angenehmes.

Zuhause angekommen! Meine letzten Cheng-Long-Vorräte (s.u.) wurden mir am Pekinger Flughafen abgenommen, was große Empörung meinerseits und nach meiner Drohung, es dem Gong-Fu-Künstler persönlich zu sagen, große Erheiterung seitens des Personals auslöste. Aber einen Schnitt musste ich ja schon machen, dachte ich mir. Also heißt es ab jetzt wieder: Deutsches Leben, deutsches Shampoo.

Bequeme 10 Stunden später öffnete ich die Tür zu meinem vertrauten Heim. Und wer jetzt denkt ich sage, "ach in Deutschland ist doch alles beim alten geblieben", der täuscht. Denn wir haben sowohl eine neue Sofagarnitur, als auch ein neues Messer, um am Tisch den Käse zu schneiden! Bevor ich hier des falschen Zynismus beschuldigt werde (zurecht!), muss ich zugeben, bis auf das Interieur auch noch nicht viel gesehen zu haben. Das Haus habe ich nämlich (nach knapp 24 Stunden) noch immer nicht verlassen. Zu wohlig war's heute Nacht im weichen Bett (ergo 11 Stunden Tiefschlaf), und zu viel gab es zu besprechen.

Unter anderem mit meinem Schulkollegen David Hemkemeyer, der mich besuchte um sich "letzte heiße Tipps" zu besorgen, bevor es heute abend ebenfalls Richtung Tsinghua geht. Und natürlich auch sonst, um sich ein bisschen auszutauschen. An dieser Stelle viel Glück, viel Spaß und genieß(t) die Zeit!

Und damit es auch noch etwas zu tun gibt, hier eine kleine To-Do Liste für David und all seine zukünftigen, was es alles in dem Jahr zu tun gilt, um unserem Jahrgang würdige Erben zu sein:

1) Es fing gut an: Bei der Institutsvorstellung die Propaganda-Betankung nochmal durch den Kopf gehen lassen (Täter möchte Anonym bleiben). Dieses Jahr sind die Automotives dran!
2) Zum Taxifahrer Tsinghua Daxue sagen und zu anderen Unis gefahren werden (beliebter Spaß: ich allein kann die Qing-Mao Daxue und eine seltsame BWL Uni, die aber zweimal, zu meinen Treffern zählen)
3) Prof Ma (VK1) diverse Bären aufbinden; z.B. sich mit einem "I wish you have good luck with your meeting next week!" für eine Woche nach Japan verabschieden lassen
4) Auch dieses Jahr wieder durch geschicktes Rumdrucksen Dr Wang Zhi's Pläne durchkreuzen und das Research Proposal auf das zweite Semester verschieben
5) Prof Shuai neue Playboy Schuhe kaufen
6) Einen neuen Spitzennamen für Prof Wang (Automotive Engineering 1) erfinden (Den "Märchenonkel" und "Die Fliege" gibts schon! :) )
7) 2 Baozi bestellen und 8 kriegen (und sich zurecht wundern)
8) Schon in der ersten Woche beim Koreaner bestellen (diverse Missverständnisse, u.a. extrem lustige, sind vorprogrammiert)
9) Sollten zu Zeiten des Jubiläums der Nation wieder die Damen unten notieren, wer rein und rausgeht, dann: Durch wiederholtes zur Tür und dann wieder zurück zum Aufzug ("oh ich hab was vergessen!") für Heiterkeit sorgen
10) Dem Bierautomaten eine dritte Reihe Yanjing verschaffen

... diese Liste ist noch nicht vollständig! Ich bitte über die Kommentarfunktion meine Mitstreiter um weitere Vorschläge!

Ach ja, und wie gehts weiter? Ich habe den Vertrag für das Praktikum in Japan in meiner Hand und werde damit morgen nach Aachen, um ihn vom Dekanat unterschreiben zu lassen. Wenns klappt, heißt es schon bald (in 3 Wochen): Bie le Deguo, Nihhon Konichiwa! Oder so ähnlich. Ich werde berichten.

Mittwoch, 9. September 2009

Cheeeeeeeng loooooong!

... eigentlich wollte ich hier einen kleinen Abschlusseintrag schreiben. Immerhin geht es heute nach 367 Tagen zurück in die geliebte Heimat. In meinem Kopf kreisen Knödel, Sauerbraten und Weißbier... doch als ich gerade im Hutong nebenan Shampoo kaufte, war ich mit meinen Gedanken wieder ganz in China. Ich konnte nicht mehr vor Lachen.

Was war der Hintergrund? Jackie Chan, hier als Cheng Long bekannt, ist für uns stets der kultigste aktuelle Chinese gewesen. Wofür er Werbung macht (ua. Canon), das muss gut sein! Dachte ich mir auch, als ich zum ersten mal ein "natürlich nachfärbendes" Shampoo kaufte. "Sein Shampoo" ist eigentlich ein Produkt mit Namen Bawang, dass man aufgrund der allgegenwärtigen Visage von Cheng Long jedoch absolut mit ihm identifiziert. Die Konsistenz ist zwar eher eine Mischung aus Gummi und Zahnpasta, aber insgesamt überzeugt der wohlige Duft von grünem Tee. Das Zeug und vielleicht auch Florians und meine Begeisterung dafür entwickelten sich zum "Running-Gag".

Warum eigentlich kein Nachschub vor der Heimreise, dachte ich mir. Im Laden angekommen, zeigt mir der Verkäufer stolz die neue Verpackung, die mich direkt überzeugt hat.



Unglaublich: Cheng Long, der Mann der den Frauen die Haare mit dem Schwert reinigt!

Hier gibts auch den Link zum Werbevideo!


Einfach stark!

Sonntag, 6. September 2009

Jejudo - Lava, Lava

Ein kurzer Blick auf die Uhr. 4 Uhr. Warum ist hier so ein Lärm?

Ein Blick um mich herum verrät: Es ist dunkel. Aber ich höre eindeutig: Koreanische Proleten, die sich gegenseitig anschnauzen und wild über irgendetwas diskutieren. Nicht nur dass die Damen und Herren bis zwei Uhr Soju und ungewöhnlich lauten Karten-Glücks-Spielen gefröhnt haben, dann unfassbar laut geschnarcht haben, nein, um Punkt 4 Uhr geht der Zirkus natürlich schon wieder los. "Warum auch nicht" denke ich mir, in immerhin 2 Stunden kommen wir ja schon an und das Zusammenpacken der Sachen dauert ja gewaltige 5 Minuten. Ich habe Schwierigkeiten, mich zu beherrschen. So genervt war ich schon lange nicht mehr.

Der Raum, den wir uns teilen, ist klein. Sehr klein, und er schwankt. Schwankt? Ja, wer weiß, was mich geritten hat, aber ich wollte die Fähre nehmen von Busan nach Jejudo. Zu oft bin ich in diesem Jahr gefolgen; es mag ein Luxusproblem sein, aber irgendwann ist ein anderes Fortbewegungsmittel eine willkommene Abwechslung. Dachte ich zumindest! 11 Stunden ruhige Fahrt hatte ich mir vorgestellt. Da wusste ich aber noch nicht, was so ein mittelschwerer Taifunausläufer mit der See zwischen Japan und Korea machen kann: Noch nie habe ich ein so gewaltiges Fährschiff so im Meer schwanken sehen...

Irgendwie hatte die Horrorfahrt, die dann mit einer "kühl den Kopf ab"-Flucht auf Deck für die letzten zwei Stunden gerettet wurde, auch etwas gutes. Wir wussten die Ankunft in Jejudo gleich doppelt zu schätzen!

Von Korea!

Die Insel Jejudo ist eigentlich ein einziger Lava-Felsen, ab und zu bedeckt mit Gras, Wald oder Sand. Ca. 80 km vor der südlichen Küste gelegen, ist sie das beliebteste Urlaubsziel der Südkoreaner. Besonders beliebt: Honeymooooon!

An den Küsten sieht man ziemlich eindrucksvoll, wie die ganze Insel eigentlich entstanden ist: Durch die kontinuierlich ausbrechenden Vulkane im Zentrum. Diese sind gewaltig: Obwohldie Insel nur recht klein ist, ragt über ihrem Zentrum mit dem Halasan (knapp 2000 m) der höchste Berg Südkoreas. Wie gelang die Lava von den Vulkanen nach außen? Sie läuft in der Regel nicht überirdisch (wie man es von Bildern aus Hawaii kennt), sondern unterirdisch, in sog. Lava-Tubes. Eine von diesen, wohl die größte der Welt, kann man heutzutage ungefährlich besichtigen.

Von Korea!
Die "Lava-Rohre", Tunnel, in das Gestein gefressen von den kontinuierlich ausbrechenden Vulkanen

In dem "Rohr" wird man ganz erfürchtig vor den Gewalten, die diese riesigen (bis 20*20m) Tunnel ins Gestein gefressen haben. An den Wänden sind die Stromlinien der Lava noch hervorragend zu erkennen. Am Meer angelangt, sieht man wie die Lava damals wulst-artig am Wasser erstarrt ist:

Von Korea!
Lava, die am Ufer der Insel Jejudo erstarrt ist...

Drei Tage erkundeten wir die Insel selbst und die vorgelagerte Mini-Insel Udo. Prinzipiell gab es dort vor allem: Wind, allgegenwärtiges Lavagestein (z.B. in Bürgersteigen oder Felderbegrenzungen) und Pärchen. Als wir selbst am letzten Tag am Meer angelangt waren, war irgendwie auch erstarren angesagt: Wasserspaß und totales relaxen.

Von Korea!
Beach, finally! Der dritte und letzte Tag war dem Faulenzen und Schwimmen gewidmet...


...und nun noch ein kurzer O-Ton zu unserem dreitägigen Ausflug nach Jejudo:

The land with light blue sky, white clouds, emerald ocean...that was our experience in Jejudo, the vulcanic island. For me, it was the most peaceful time in this summer. We cooked every day and relaxed on the balcony with a nice view on famous Udo island...it was so peaceful! To all Aachen guys: Come to Korea, and everybody can stay in my house!

Alice

Von Korea!

Dienstag, 1. September 2009

Biken in Cambodia

Wie bereits kurz geschildert, waren wir die letzten zwei Wochen auf Zweiraedern in Cambodia unterwegs. Mit den in Phnom Penh geliehenen Motorraedern ging es auf befestigten Strassen ueber Kampong Cahm bis nach Kratie und von dort aus ueber unbefestigte und geloecherte Wege (Krachen, Stoeng Treng ->) in die abgeschiedene Provinz Ratanakiri, bis nach Banlung. Vor Ort gab es Einigies zu sehen und zu erleben - nur nicht im Ort. Regenzeit ist "off season" und ausser uns gab es nurnoch wenige Reisende in dem verschlafenen Oertchen.


Kambodscha und Provinzen


Am letzten Tag um Banlung durften wir das erste mal am eigenen Leib erfahren, was "dirt-biken" eigentlich bedeuten kann. Was bis dahin eine sichere Fahrt auf festem Grund, Schotter, Sand und Lehm war, verwandelte sich nach heftigen Regenfaellen in eine einzige Rutscherei auf duennen Schlammschichten. Der Spass bei weniger als 10 km/h mit einem 110kg schwerem Motorrad auf Schlamm vergleichsweise ungrazil daher zu schleudern, gleicht eher einem Betrunkenen beim Schlittschuhlauf, der vergessen hatte seine Schuhe anzulegen!
Wenn dann das Vorderrad ploetzlich neben der Strecke wiederzufinden ist und man feststellt gerade unfreiwillig einen galanten 180 deg hingelegt zu haben, verspricht man sich innerlich noch langsamer zu fahren. Aber auch bei Schrittempo macht das Moped gerne was es will, obwohl man Traktionsfrei und ohne zu bremsen vermeintlich nur gerade aus gefahren ist - und so findet man sich ploetzlich nach eher komischen als vorebreiteten Abrollen neben seinem Gefaehrt in einer grossen Schlammpfuetze wieder. Durch diese tiefen Schlammloecher zu heizen, die einem auf dem 5m breiten Strassen den Weg erschweren, macht da zweifelsohne einfach nurnoch Spass!

Svenson

Ansonsten sind die Strassen staubtrocken, mal mit Geroell oder Kies, mal Lehm und gut befahrbar, mal mit mehr Loechern als der Vergleich mit Schweizer Kaese vermuten laesst. Da wir die meiste Zeit grosses Glueck mit dem Wetter hatten sind die Strassen meist vorallem eines, staubig!

vorher

nachher

Da wir am letzten Tag so schlechtes Wetter hatten und wir am Folgetag die 600km von Banlung bis Phnom Penh durchfahren wollten, mussten wir frueh aufstehen, um es noch vor Sonnenuntergang bis PP zu schaffen. Strecken fuer die man bei Sonnenschein gerade mal 2 Stunden braucht, verlaengern sich bei Regen auf gut 5-6 Stunden. Wenn es so richtig prasselt moechte man sowieso nicht schneller als 30 km/h fahren, da sich sonst jeder Regentropfen wie Nadelstiche mit unzureichend spitzen Betaeubungsmittelspritzen fuer Pferde anfuehlt! Andererseits hinterlaesst der Regen fuer einige Stunden jene spassige Schlammschicht, wie bereits geschildert.

Wie wir an diesem Tag dann fast bis Phnom Penh gelangten, ist jedoch eine ganz eigeneGeschichte...

Korea!

Da es nun schon wieder 4 Tage her ist und ich sonst wenig zum Erzählen komme, nun mal in Guidos Stil ein kurzes "Update". Seit Donnerstag bin ich in Korea, genauer gesagt im Süden rund um Busan. Zunächst bin ich alleine her geflogen und wurde von Alice herzlich empfangen. Am nächsten Tag, also Freitag, kam Paul nach. Wir haben bis Sonntag abend gemeinsam dieses hochinteressante Land kennengelernt, bis er dann nach Norden weiter ist, während Alice und ich zum Jiri Mountain weitergefahren sind... Also nun zum interessanten Teil; Seit Donnerstag..

- ... war ich überrascht, dass koreanisches Essen Morgens, Mittags und Abends vollkommen identisch ist
- ... wurde ich belehrt, dass man Kimchi nicht zu warm und nicht zu kalt halten darf, und daher im Kimchi Kühlschrank aufbewahrt. Familie "Bae" hat davon sogar zwei

Von Korea!
Blick vom Dach des Hauses von Alice

- ... habe ich mich neben den heimischen Fernseher der Familie gelegt und gemerkt, dass ich kürzer als selbiger bin
- ... war ich Gast einer beeindruckenden Kriegstrommel-Tanz-Performance, die Gänsehaut hinterlassen hat
- ... hatte ich das Gefühl, dass dem Konzern Lotte halb Korea gehört
- ... war ich begeistert von der flächendeckenden Versorgung mit gutem Kaffee
- ... wurden wir gewärmt von Soju mit Ginseng-Geschmack... (Hm... ich hätte nie gedacht dass ich das mal mögen würde)
- ... habe ich feststellen müssen, dass jeder koreanische Busfahrer nach Dubai'schem Gesetz wegen "crazy driving" hohe Geldstrafen zu erwarten hätte
- ... haben wir bei Seokuram bitterlich feststellen müssen, dass es in Korea zu dieser Jahreszeit sehr kalt und nass sein kann
- ... sind wir völlig unzureichend ausgestattet auf den Jiri Mountain gestiegen, haben dort auf dem Gipfel aber eine unglaubliche Gastfreundschaft erfahren
- ... und schließlich gestern, nach all den mehr oder weniger Nieten auf Hua Shan, Huang Shan, Yun Meng Shan, Emei Shan, Tai Shan, Hua Shan # 2, drei Mauerbesuchen, Dali, Zhangjiajie, und den unzähligen anderen Malen, die wir uns früh morgens aus dem Bett irgendwelcher Bergunterkünfte gequält haben, endlich den einen imposanten Sonnenaufgang gesehen, auf dem man doch irgendwie immer gehofft hatte...


Von Korea!
Sonnenaufgang auf dem Jirisan