Freitag, 28. August 2009

SPD - oder doch PSD?

Nur mal ein kurzes Kuriosum am Rande...die uns vor ein paar Tagen aufgefallen ist:

Die chinesische Shanghai Pudong Development (SPD) Bank besteht anscheinend so sehr darauf, das Logo der PSD-Bank zu imitieren, dass sie dafür sogar bereit sind, eine falsche Reihenfolge ihrer Abkürzungs-buchstaben in kauf zu nehmen...Sachen gibt's...

Donnerstag, 27. August 2009

Beijing mit dem Fahrrad, 呵!

Von Hutongs


"Hier gehts nicht weiter, hier ist eine Sackgasse, !" Ruft eine freundliche Frau auf einem dreirädrigen "Transportgerät" uns zu. Eine Schule markiert das Ende der winzigen Gasse, auch Hutong, zwischen den "Courtyard houses". "Wo geht's denn zur Guloudajie, ?", frage ich, um den Weg zu finden. Es ist 8 Uhr morgens - und wir sind mit den Fahrrädern irgendwo in den kleinen Gassen zwischen 1. und 2. nördlichen Ring, der vielleicht schönsten Gegend von Peking, unterwegs. Nach ein paar freundlich gemeinten, wilden Armbewegungen wissen Paul und ich bescheid. "Wo soll's denn hingehen?", wird uns und unseren Fahrrädern nach gerufen,"...zur verbotenen Stadt?! Das ist doch viiiel zu weit, !!"

Als wir ca. 20 min. später mit unseren Drahteseln auf den Platz des himmmlischen Friedens rollen, ist uns bereits mehreres bewusst geworden:

1) Chinesen haben keinerlei Gefühl für Entfernungen
2) Man hätte es nicht für möglich gehalten, aber so langsam findet man den Pekinger Verkehr "ziemlich normal
3) "Gar nicht zu glauben, dass es Gegenden von Peking gibt wo es so ruhig ist!" Paul, während zwar in einem Hutong, aber immerhin an einer Baustelle vorbei fahren
4) Die einzelnen Wohngebiete von Peking tragen offenbar einen Wettbewerb aus, wessen öffentliche Toilette weiter zu riechen ist
5) Auch an Wochentagen ist auf dem Platz des Himmlischen Friedens schlicht mehr los, als in Münster an Karneval

Die Fahrradtour brachte uns, von unserem Hostel in Xicheng, zu Mao (welcher im MaOsoleum liegt), weiter zur Yanjingcheng bei der Panjiayuanqiao, zum CCTV tower, nach Sanlitun und schließlich zurück. Es war höchst faszinierend, denn

6) Es gibt auch ein Peking zwischen den U-Bahn-Stationen und Sehenswürdigkeiten. Diese Gegenden sind nicht minder schön!

Apropos Mao: der gute Mann liegt aufgebahrt in einem kommunistischen Prachtbau auf dem Platz des himmlischen Friedens. Nachdem wir in Hanoi in Vietnam Hoh Chi Minh in die Augen blicken durften und uns das ziemlich beeindruckt hat, wollten wir nun auch Chinas höchsten Genossen mal ins Antlitz lächeln. Dass er nicht zurücklächeln und Smalltalk halten würde, war uns durchaus bewusst. Dass er aber von seiner einstigen, immerhin schon zweifelhaften, Schönheit nun gänzlich Abschied genommen hat, überraschte uns dann doch. Ob dass seinem Leibarzt zu verdanken oder der Smog in Peking dafür verantwortlich ist, sei der Fantasie überlassen.

In Hanoi, beim Vater des Nordvietnamesischen Widerstandes, entstand ein einzigartiges Gefühl des Respekts beim Marsch durch das Mausoleum. Dies war sowohl der Aufmachung ('Uncle Hoh' war so aufgebahrt, dass man ihm ins Gesicht blickte) und der Reaktion seinder anwesenden Landsleute geschuldet, die still und erwürdig an ihm vorbeizogen. Bei Mao gab es zwar auch einen Herren vor uns, schon im Pensionsalter, dem die Tränen in die Augen schossen als er eine Blume an der Statue im Vorraum ablegte, aber die Mehrzahl der Anwesenden wäre mit der Bezeichnung "chinesischer Pöbel" noch gut bedient gewesen. Auch die Soldaten im eigentlichen "Ausstellraum" waren tendenziell eine Ecke zu laut - dennoch war auch der Besuch der zweiten kommunistischen Größe durchaus ein Gewinn.

Zurück zur Fahrradtour: Irgendwie hatte ich, obwohl ein Jahr hier gewesen, nie so richtig das Gefühl mich in der Stadt auszukennen. Das hat sich nun zumindest ein wenig geändert, denn jetzt kenne ich zumindest den Grund: Man ist es gewöhnt, die Strecken in einer Stadt mit dem Fahrrad zurückzulegen, kennt daher nicht nur die großen sondern grade auch die kleinen Straßen. Da unsere Uni in Peking ca. 20 km vom Stadtzentrum entfernt (obwohl immerhin noch innerhalb des 5.Stadtringes gelegen) liegt, haben wir das Fahrrad selten für weitere Ausflüge als zu Carrefour oder dem Wudaokou clothing market verwendet. Wenn (und das ist zeitlich gemeint, nicht kausal :) ) ich zurückkehre, werde ich definitiv wieder im Zentrum residieren und mir ein Fahrrad zulegen. Erst so lernt man Peking richtig kennen.

Wo?

Bevor wieder geraetselt wird, ob wir denn jetzt noch in Vietnam Reis beantragen oder in Hong Kong Chinesische Visa fressen - ob wir gerade in Bangkok schicke Tempel rasen oder mit Mopeds durch Cambodia bewundern - eine kurze Aufloesung und ein Zwischenbericht:

Nachdem ich auf dem Weg von/nach Hong Kong viel Geld ausgegeben habe fuer ein Visum, was ich doch in Bangkok viel billiger haette bekommen koennen, habe ich Flo in der Stadt wiedergetroffen. Wir haben fuer einen Abends das Nachtleben auskosten koennen und sind am naechsten morgen schlaflos und recht "durch den Wind" mit dem Bus zur Grenze Thailand/Cambodia gefahren. Nebenbei angemerkt sind diese 10h+ Trips am Tag inzwischen alltaeglich geworden. Ich kann mich noch erinnern, dass einem die 6h Autofahrt von Mettmann nach Bayern saemtliche Nerven gekostet haben...

An der Grenze haben wir uns erstmal etwas betruegen lassen, ehe wir auf der anderen Seite angekommen mit dem Taxi von der Grenze nach Siem Riep (Cambodia) gekarrt wurden. Vor Ort haben wir uns mit Sven und Heiko getroffen und auf dem Ruecken ihrer geliehenen Maschinen einige Angkor Anlagen erkundet. Angkor Wat mag den beruehmtesten Namen tragen, aber die Tempelanlagen in der Umgebung sind noch weitaus beeindruckender, als Combodias Aushaengeschild Nr. 1. Nach reiflicher Ueberlegung und Planung sind Flo und ich mit dem Bus nach Phnom Phen gereist, um uns eigene Maschinen zu leihen. Seit dem fahren wir zu viert durch Cambodia und sind sind seit zwei Tagen in Ratanakiri, im Nord Osten des Landes.
Befestigte Strassen gibts hier nicht und bei den nicht seltenen, kurzen und schwachen Regenfaellen (Es ist Regenzeit!) verwandeln sich die Strassen eher in reissende Fluesse und Schlammloecher.

Die letzten zwei Tage haben wir im Dschungel verbracht, bei Regen mit ein paar Haengematten auch eine ganz besondere Erfahrung. Wie es weitergeht ist noch nicht ganz klar. Voraussichtlich sind Sven und ich anfang September wieder in Bangkok, damit er dort sein chinesisches Arbeitsvisum beantragen kann.

Erstmal wieder sicher per Zweirad in die Hauptstadt!

Samstag, 22. August 2009

Bao Zi - Zurück in China!

Ach, irgendwie fühlt es sich an wie zuhause. Es gibt zwar kein tolles Brot mehr wie in Vietnam, aber dafür Baozi. Was das ist? Gedämpfte Teigtaschen mit Hackfleisch- und Kräuterfüllung. Simpel, aber gut und in China nahezu überall erhältlich. Das gute daran: sie werden immer frisch gemacht, da Personal hier bekanntlich nahezu nichts kostet. Während vorne die Bambus-Körbe über der Dampfmaschine stehen, sind im hinteren Teil des Ladens junge Frauen damit beschäftigt in Rekordzeit neue Teigtaschen nachzuliefern!





Von Xi'an, zum Dritten


Freitag, 21. August 2009

On the rails again (and in the news...)

Am 27. 09.2008 trieb mich meine erste Reise in China ins ferne Xi'an - die Tonkrieger, das muslimische Viertel und der Hua Shan sollten auf dem Plan stehen. Mittlerweile bin ich fast ein Jahr hier - und die Zeit neigt sich zu Ende.

Erinnerung an den ersten Trip - das Fotoalbum zu Hua Shan von Daniel

Der letzte Trip in China, bevor es am 27.08. nach Busan in Korea zu Alice und am 09.09.2009 nach 1 Jahr und 2 Tagen zurück nach Deutschland geht, hat mich wieder nach Xi'an geführt. Und welch Wunder: wir konnten nicht wiederstehen und so sind Paul und ich wieder rauf, auf den Hua Shan.

Und so wird mich in weniger als 2 Stunden auch die letzte Zugfahrt des China-Aufenthaltes an den Anfang erinnern: Hard-Seater von Xi'an nach Beijing, nachdem wir die damals erste Fahrt nach Xi'an ebenfalls auf diese (unbequeme) Weise erleben mussten. Es ist komisch zu wissen, dass alles bald vorbei ist. Aber egal, es war geil hier und ich freu mich auf jeden Tag, den ich noch in diesem Land sein darf!!!! (Das waren übrigens die ersten mehrfachen ! in diesem Blog :) )

Apropos Zeit, die verfliegt: wer interessiert ist an ein paar Informationen aus meiner ersten Hand, der lese die neue Zeit Campus zum Thema China. Der Reporter war in Peking und hat mich ein paar mal getroffen. Was dabei rausgekommen ist, könnt ihr in der neuen Ausgabe 05/2009 lesen:

Link.

Foto-Album von Daniel

Hier der Link zum (tollen!) Foto-Album von Daniel zu unserer Trekkingtour in Sapa. Einfach auf das Bild klicken: der Mann hatte mal wieder Lust zu fotografieren!!

Donnerstag, 20. August 2009

Sapa - zwischen den Extremen

"Als ich 10 Jahre alt war, sah ich zum ersten Mal einen weißen Touristen. Ich begann zu weinen, doch mein Vater wies mich an: 'Du sollst nicht weinen, wenn du einen Touristen siehst, denn wenn du weinst, werden sie dich mitnehmen und essen!' Also weinte ich nicht mehr. Aber Angst hatte ich trotzdem vor den Fremden."
Lang, 19 - Schwarze Hmong in Sapa
Als ich sie das erste Mal traf, spielte sie in einer Bar in Sapa Billard mit einer Hand - und besiegte mich trotzdem. Sie besitzt heute ein Handy - und knapp 300 "Freunde" auf Facebook. Wenn man sie am Telefon mit westlichen Touristen über geplante Trekking-Touren reden hört, hat man das Gefühl eine gemachte Unternehmerin vor sich zu haben. Dennoch, und das ist die andere Seite, kann sie sowohl Englisch als auch ihre eigenen Sprachen Hmong und Vietnamesisch weder vernünftig lesen noch schreiben. Ihre Eltern haben sie wiederholt gefragt, ob sie nicht einen Mann aus ihrem Dorf heiraten möchte, wie es für ein Mädchen ihren Alters schon überfällig wäre, doch sie zieht das Single-Leben in der "Stadt" Sapa vor. Sie möchte heiraten, wenn sie einen Mann findet, den sie wirklich liebt, und das kann gerne auch noch etwas dauern.

Mittlerweile hat das Mädchens nicht mehr Angst vor Westlern, sondern eher vor den eigenen und vietnamesischen Leuten.
"I fear that Vietnamese people will come and buy all the ground in our village, to build hotels and restaurants."
Bereits jetzt sind die vietnamesisch-kapitalistischen Einflüsse der Vietnamesen nicht mehr aus Sapa wegzudenken.

Lang verdient ihr Geld als Guide für Touristen, die sich für ihre Heimat interessiernen. Sie verdient gutes Geld, ca. 120 Dollar im Monat. Damit ist sie eine "gute Partie" in ihrem Ort, und bereits mehrere Männer haben ihr Interesse bekundet. Soweit, so gut. Doch läuft das Werben um eine Frau hier traditionell etwas anders ab. Wenn man eine Frau heiraten möchte, nimmt man sie mit Einverständnis ihrer Eltern, zur Not gegen ihren eigene Willen, mit zu sich nach Hause und regelt die Formalitäten. Wenn man den Widerstand der Frau soweit gebrochen hat (und dafür ist manchmal die Unterstützung von ein paar kräftigen Freunden nötig), ist sie in einer nahezu aussichtslosen Lage - sie kann nicht mehr nein sagen ohne im gesamten Ort ihr Gesicht/Ansehen zu verlieren. Von daher konzentrieren sich Langs Ängste derzeit auf die Männer, die sie, halb zurecht halb Paranoid, sich verfolgen sieht.

Befor wir Sapa verließen, gingen Lang und ich abens im Ort spazieren. Sie zeigte ständig auf irgendwelche Schatten - "Dieser Mann, er verfolgt mich!". Sie bat mich, sie nach Hause zu bringen. Als wir in ihrem kleinen, spartanischen Zimmer ankamen und die Tür hinter uns schließen, machte sie das Licht nicht an. Aus dem Fenster sah man deutlich, wie zwei junge Männer den Weg zum Haus heraufkamen und vor der Tür herumschlichen. Ich war lediglich hier, um ihr vernünftig Lebewohl zu sagen - doch wer weiß was sich diese Leute ausmalten. Angesichts der Unzurechenbarkeit, die ich Asiatischen Männern in solchen Situationen zuschreibe, hatte ich auch ein mulmiges Gefühl. Lang rief ihren Vetter an, der nebenan wohnt und die beiden mit ein paar harschen Worten vertrieb. Zurück blieb ein ungutes Gefühl, als ich mir den Weg zurück zu unserem Hotel durch die dunklen Gassen bahnte - und Mitleid mit dem Mädchen, die sich gefangen fühlt zwischen den extrem unterschiedlichen Einflüssen aus ihrer eigenen Kultur - und von "frei lebenden" westlichen Touristen wie uns.

Bac Ha - ein Markt aus einer anderen Zeit

Wild diskutierend stehen die drei Frauen vor dem Verkaufsstand. Eine von ihnen trägt ein neues Kleidungstück - eine bunt gestreifte Weste. Jeder der Anwesenden, sei es Verkäuferin oder Angehörige, hat seinen Senf dazuzugeben. Es wird anprobiert, zurechtgerückt, in den Spiegel geschaut und kritisch gemustert. Es wird der Preis verhandelt, gebeten, gebettelt und gemeckert. Schließlich kommt es zum Geschäft, das verarbeitete Stück Stoff wechselt den Besitzer. Soweit so gut, eigentlich nichts, was man nicht kennt. Neu sind lediglich die Umgebung und die Protagonisten: Paul und ich standen interessiert daneben, als drei Frauen der Minderheit "Colour-Hmong" für eine von ihnen eine neue kunterbunte Trachtenweste aussuchten, ganz ungeniert hinsichtlich anwesender Touristen. Dies ist irgendwie bemerkenswert, da wie schon angesprochen, dass traditionelle Leben der Minoritäten hier in Asien eigentlich nur noch im Fernsehen, in Vergnügungsparks und aufgezogenen Touristenattraktionen statt findet.

Von Bac Ha - There and back again
Eine Frau der Flower Hmong auf dem Markt in Bac Ha

Wer dennoch sagt, der Markt am Sonntag vormittag in Bac Ha, im Norden Vietnams und ca 2 Stunden von Sapa entfernt, sei nicht touristisch, sieht die Sache wohl etwas durch die rosarote Brille. Kein bisschen allein ist man als Westler, wenn man sich in das bunte Treiben auf dem wöchentlichen Zusammenkommen anschaut. Man muss sich dessen bewusst sein, darauf hatte uns unser persönliches Hmong-Girl Lang schon vorbereitet. Und doch: Wobei man da zuschaut, ist wohl noch immer der unverfälschte Alltag von Bergvölkern, die sich in der größten Stadt der Region einmal wöchentlich zum Austausch von Waren und Dienstleistungen treffen. Hier werden Wasserbüffel ebenso gehandelt wie Nahrungsmittel und Trachten - auf jeden Fall ein kunderbunt dekorierte, grandioser Einblick in eine Lebensweise ,wie sie uns ferner nicht sein könnte. Auf dem Markt tummeln sich Black Hmong, Dzay, Red und Black Dzao - ein faszinierendes ethnisches Farbenspiel.

Beim anklicken gibts ein paar Impressionen:

Von Bac Ha - There and back again
Mädchen der Black Dzao

Mittwoch, 19. August 2009

Sapa - auf abgelegenen Pfaden

Ein leises Geräusch weckt mich auf. Was ist das? Hab ich richtig gehört? Das quiecken eines Schweins hat meine Nachtruhe gestört. Ich merke, dass mir kalt ist. Mein dünner Seidenschlafsack ist mal wieder mehr Schein als Sein. Der Boden ist hart, nur ein dünne Decke trennt mich und den Holzboden. Rechts werde ich von Florian begrenzt, links von einem Kohlesack. Über mir windeln sich Spinnenweben, und während ich diese schweigend betrachte, schnellt mir eine Frage durch den Kopf, die ich mir im letzten Jahr häufiger gestellt habe: "Wo zum Teufel bin ich?"

Von Sapa - Trekking
Blick ins Wohnzimmer der Familie

Meine Gedanken gehen, auf der Suche nach der Antwort, zurück zum vergangenen Tag. Wie bereits berichtet, haben wir am Vortag ein Mädchen der Black Hmong angesprochen, ob wir mit ihr als Guide in der Umgebung Trekken gehen können. Sie hatte nicht nur zugesagt, vielmehr bot sie uns an, bei ihr in ihrem Heim zu übernachten. So brachen wir morgens zeitig auf und wanderten durch fabelhafte Landschaften, Reisfelder und Bergformationen. Gegen Mittag kamen wir in Xa Seng, ihrem Heimatdorf an. Der Ort selbst war eigentlich gar kein richtiger, eher eine Ansammlung von einzelnen Bauernhäusern. Da unser echter homestay (im Gegensatz zu denen in touristischen Neubauten) tendenziell illegal war, war uns die Abgeschiedenheit sehr recht. Auf dem Weg trafen wir noch zwei weitere Westler, in unserem Zielort waren wir schließlich gänzlich allein mit Thu (unserem Guide), ihrer Freundin, ihrem Mann und ihrer Familie.

Von Sapa - Trekking
"You have no water buffalos in Germany?!?" - Thu und zwei von den Biestern, die uns entgegen kommen

Ihr Mann? Ja, richtig. Obwohl sie erst 17 Jahre alt ist, ist sie bereits verheiratet, wie es üblich ist für die Bergvölker dieser Region. Sie ist mit 16 von ihren Eltern verheiratet worden; daraufhin zog sie zur Familie ihres ein Jahr älteren Mannes. Auf die Frage, ob sie ihren Mann mag antwortete sie "yes, a little bit." Einmal mehr wurde mir bewusst, welchen Wert die persönliche Freiheit in unseren Gesellschaften hat.

"Diese Black Hmong Frauen sehen aus wie Kriegerinnen!"
Paul
Den Nachmittag verbrachten wir in dem Ort Xa Seng selbst. Wie im Rest Vietnams waren die meisten Personen, die wir trafen, Kinder. Ein paar von ihnen haben wohl noch nie Westler gesehen, jedenfalls laut Thu.

Von Sapa - Wonderland
Unser Guide Thu (rechts) und eine Frau aus dem Dorf Xa Seng

Zumindest der Blitz von Daniels Kamera schien ihnen neu gewesen zu sein: Sie erschreckten sich merklich. Nach dem ausgiebigen Spaziergang kehrten wir "heim" in das Holzhaus der Familie. Wir trauten unseren Ohren nicht: Es lief Weihnachtsmusik. Auch wenn man es an diesem fernen Ort nicht vermutet hätte - die Leute sind Christen. Kein fließend Wasserm, eine Glühbirne und ein Fernseher, und Poster mit christlichen Darstellungen an der Wand.

"The meat we bought is finished. Maybe we should kill another chicken."
Thu, morgens vorm Frühstück

Den Abend verbrachten wir mit einem Abendessen, dass wir vom Markt mitgebracht hatten: Köstlicher frischer Kürbis, diverse gegarte Gemüsesorten und gut gewürztes Schweinefleisch. Die Sache wurde abgerundet von dem brennenden, selbsthergestellten Reisschnaps, der vornehmlich mit einem von Thu übersetzten "drink finish!" auf ex genossen wurde. Fieses Zeug. Um 8 Uhr ging die Familie schlafen. So auch wir - in unser Reich aus Kohle, Spinnen und Holzboden.

Von Sapa - Trekking
Kinder im Haus - und christliche Darstellungen an der Wand

Zurück mit den Gedanken in der Gegenwart. Da ich immer noch friere, entscheide ich mich zu einem gewagten Manöver: Leise stibitze ich, fern jeder Homophobie, meinem treuen Zimmernachbarn Flo ein Stück seiner wollig-warmen Decke - und werde dabei entdeckt. "Mir ist Scheißkalt", flüstere ich und mir wird stumm ein Stück zugestanden.

"Noch vor einem Jahr hätte keiner von uns hier zwischen den ganzen Spinnen schlafen können!"
Flo
Der Morgen begann früh, so wie der Abend geendet hatte. Nicht nur was die Uhrzeit betrifft, nein, sondern auch was den Reisschnaps angeht. Kaum die Augen offen, da lacht der Schwiegervater schon, mit einem frisch gelernten "Prost" auf den Lippen, und setzt an. Frisch gestärkt ging es dann auf den zweiten Teil der Wanderung nach Lau Chai. Die Täler waren mit Wolken gefüllt, die Gipfel von ebenjenen umgeben. Dazwischen bewegten wir uns auf schmalen Bergpfaden mit atemberaubender Aussicht. Was für ein Trip! Ein Gefühl von wahrer Dreidimensionalität und Weite.

Von Sapa - Trekking
Unsere Schlafstätte

Von unserem Zielort ging es zurück mit dem Motorrad. Hätte mich ein Chinese dabei beobachtet, er wäre wohl vor Neid in Ohnmacht gefallen: Ein Minoritäten-Sandwich auf zwei Rädern: Vorne der Schwiegervater, in der Mitte ich, hinten Thu, schleppte uns die 125er über die Serpentinen: Belustigung für jeden Passanten!

Dienstag, 18. August 2009

Auf Safari in Vietnam

Liebes Tagebuch, cher journal,

Irgendwie war ich ja schon skeptisch, als mir mein Vater mitteilte, dass wir Urlaub in Vietnam machen werden. Vietnam! Mon dieu! Dort ist es doch sehr gefährlich. Ausserdem habe ich im Fernsehen gesehen, dass es dort Krieg gibt. Auch Fotos von vielen unwirtlichen Gegenden habe ich gesehen - wie kann man dort Urlaub machen?

"Wo auch immer der Vietcong sich verstecken mag, mein Vater wollte vorbereitet sein." Jean-Jacque, 19


Mein Vater jedoch bestand darauf - schließlich war Vietnam einmal unsere Kolonie - und ist damit unsere Vergangenheit. Doch mein Vater war sich bewusst, so ein Abenteuer darf man nicht unvorbereitet angehen. Wo auch immer der Vietcong sich verstecken mag, mein Vater wollte vorbereitet sein.

Zunächst war ich unsicher, ob mir die Ausrüstung zusagen soll. Eine komplette Wüstenausrüstung - ganz im Sinne unserer Vorfahren und Entdecker in den abgelegensten Gegenden der Erde - hatte er für mich, meine Schwestern und meine Mutter besorgt. Eine knappe Kakishorts, ein Kakihemd, dazu eine Kakijacke und kakifarbende Wanderschuhe und -socken. Das ganze in mehrfacher Ausführung. Wenn der Vietcong zuschlägt, soll es uns möglich sein, direkt im Dickicht unterzutauchen!

Auguste, quatorze


Cher journal, liebes Tagebuch

Nun sind wir seit 3 Tagen in Vietnam. In Hanoi war die Gegend nicht wie von meinem Vater angekündigt eine Wüste, eher ein Großstadtdschungel. Auch in Sapa, wo wir jetzt sind, komme ich mir mit meiner Kaki-Kleidung etwas komisch vor, da die Umgebung unerwartet grün ist. Und irgendwie laufen die anderen Touristen alle ganz normal rum. Und es scheint mir auch recht ungefährlich, in Vietnam herumzureisen.

"Junge, der Vietcong schlägt zu wenn du es am wenigsten erwartest!" Jacque, 58


Schade, dass ich nur diese Kleidung dabei habe, aber naja, mein Vater sagt: "Junge, der Vietcong schlägt zu wenn du es am wenigsten erwartest!". Ich bin gespannt. Heute morgen haben wir ein paar deutsche im Hotel getroffen. Wie alle anderen haben sie uns schräg angeguckt. Ich glaube sie haben später mich, meine Schwester und meine Mutter fotografiert- es war mir ein bisschen peinlich. Aber mein Vater wird schon recht haben, den Vietcong darfst du nie unterschätzen. Ich werde mich bald wieder melden!

Auguste, dishuit


Diese Idioten...

Sapa - abgelegenes Wunderland

"...and if you're bloody lucky mates, maybe one of the girls will ask you to stay with her family..."
Sprach der namenlose Neuseeländer auf dem Tram Tom Pass in der Nähe von Sapa, während er mit uns am kleinen, handlichen, mit lokalen Köstlichkeiten gefüllten Grill einer Vietnamesin sitzt. Er offenbart uns, dass er hier seine Rente verbringen möchte. Hier, dass ist Sapa im Nordwesten von Vietnam. Den Reiz dieses einst verschlafenen Örtchens macht zweierlei aus: Die absolut atemberaubende Landschaft, bestehend aus wolkenverhangenen Tälern und Berggipfeln, und die hier ansässigen ethnischen Mindernheiten.

Von Sapa - Wonderland
Sonnenuntergang über Sapa

"Was zum *';:?* sind ethnische Minderheiten?" oder "Wird man etwa zum Rassist?" wird der nicht Asien-bewanderte Leser fragen. Das Phänomen, das in abgelegenen (idR Hochland-) Regionen noch Völker leben (sog. hill tribes), deren ethnische Identität aufgrund von jahrhundertelanger Abgeschiedenheit noch immer in körperlichen Merkmalen sowie Auftreten und Kultur zu erkennen ist, ist ein Europa längst unbekannt. Wenn man hier von ethnischen Minderheiten spricht, so ist dies nicht rassistisch, sondern schlicht Fakt.

Der Weg vom Nachtzug, der an der chinesischen Grenze in Lau Cai ankam, nach Sapa, war die wohl aufregendste Busfahrt des Urlaubs (sofern andere Busfahrten überhaupt positiv aufregend waren). Auf einem riesigen Areal erstreckt sich eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch. Knallgrüne Berge voll von Reisterassen, Bambus und Nadelwald, unten Täler die teils von Wolkenmehren bedeckt, teils von einzelnen Wolkenfetzen durchzogen sind; Erinnerungen an Peru wurden wach, doch trotz des spektakulären und einzigartigen Macchu Pichu ist die Gegend um Sapa die vielleicht schönste Landschaft in der ich je gewesen bin.

Wer nach Sapa kommt, wird schon auf den Straßen nach Sapa unzählige Frauen sehen, die in traditionellen Trachten und Körben auf dem Rücken in die Stadt ziehen. In dieser Region waren seit eher die Frauen hauptsächlich für den Handel zuständig, die Männer machen die Arbeit auf dem Feld und im Haus. Wenn Markttag ist/war, ziehen aus allen umliegenden Dörfern die Frauen in die "Stadt". Mittlerweile verdienen viele der Frauen der "Schwarzen Hmong" und "Roten Dzao" ihr Geld mit dem Verkauf von Souvenirs an Touristen oder als Führer für Trekkingtouren in der Region.

Von Sapa - Wonderland
Frauen der Minderheit Red Dzao auf dem Markt in Sapa

Wo wir wieder beim Trekking wären. Der Neuseeländer empfahl uns, einfach eins der "girls" der Schwarzen Hmong anzusprechen, ob sie Interesse hat uns für 2 Tage die Region zu zeigen. Gesagt, getan! Während Flo und Paul mit dem Motorrad unterwegs waren, sprach ich auf dem Markt eine sympatisch aussehende Frau an - und nach kurzem Nachdenken erklärte sie sich in gebrochenem Englisch gerne bereit, uns mit in ihr Dorf zu nehmen und insgesamt 2 Tage durch die Region zu wandern. Einzige Bedingung: wir gehen mit ihr am Morgen auf den Markt und kaufen Essen für die drei Mahlzeiten, die wir dann gemeinsam mit der Familie einnehmen würden. Der weitere Lohn sei "uns überlassen". Das Angebot nahmen wir gerne an - wie die Tour war werde ich in einem weiteren Eintrag beschreiben.

Von Sapa - Wonderland
Frauen der seltenen Minderheit "Black Dzao" beim Essen auf dem Markt in Sapa

Wer jetzt denkt, dass mit dem Tourismus auch westlicher Lebensstil einmarschiert ist, der täuscht - nicht wie in China ist die derartige Öffnung der Region erst sehr jung und der Einfluss noch begrenzt. Das Leben in der Stadt dreht sich viel um Tourismus - aber nicht nur. Der Markt ist noch immer fest in der Hand der Einheimischen - dort wird gefeilscht, gehandelt und werden neue Trachten anprobiert. Der von uns sehr geschätzte Author des deutschen Reiseführers "Reise-Know-How Vietnam" (dank an dieser Stellean Heiko), Wolf-Eckhard Bühler, erklärt die Region zu einer vor nicht allzu langer Zeit noch mit unzugänglichsten Region der Welt und die Bergvölker als jene, die in Asien ihre Lebensweise noch am ursprünglichsten beibehalten haben.

Zu beobachten, wie die Völker derzeit auf die fremden Einflüsse reagieren, war eine der spannendsten Erfahrungen in meinem gesamten Auslandsaufenthalt. Wir haben mit "Thu", der besagten Reiseführerin, ein Haus ohne fließend Wasser, WC o.ä. und nur einer Glühbirne geteilt, mit der Familie am Feuer Reisschnaps getrunken und auf dem Boden geschlafen - und nur einen Tag später hat mich eines der Mädels nach meinem Facebook-Account gefragt, nachdem sie mich beim Billard abgezogen hat - einfach surreal. In einem Ort direkt neben Xa Seng (wo wir übernachtet haben), trafen wir Kinder, die laut Thu noch nie (!) Westler getroffen haben. Und schließlich, am letzten Abend, fragte mich eins der Mädels ob ich für sie ein paar Emails ihrer "Trekking-Gäste" beantworten kann, denn sie konnte weder vernünftig lesen noch schreiben, während nebenan ein paar Mädchen in Trachten Computerspiele spielen.


Nicht unser Video, aber: Lang, eins der Mädels die wir dort kennengelernt haben, beim Entdecken des Iphone

Freitag, 14. August 2009

Da ist das Ding!

Oli Kahn, 2001

Der gute Oliver hatte sich damals ueber die Meisterschaft wohl etwas mehr gefreut, aber auch mich macht das Visum in meinen Haenden aehnlich gluecklich. Nach Monate langem Planen, Informieren und Organisieren, Fragen, Lesen und Frustrieren, nachdem ich einen Haufen wichtiger aber unnoetiger Dokumente durch Vietnam geschleppt habe und beinahe den Reisepass auf Cat Ba Island nahe Hanoi haette liegen lassen (Wir alle danken der freundlichen Dame an der Rezeption, denn niemand ausser ihr hatte an unsere Dokumente gedacht...).

Heute morgen spazierte ich hoffnungsvoll ins Konsulat und ein von monotoner Arbeit gelangweiltes Gesicht begruesste mich hinter einer dicken Panzerglasscheieb liebevoll mit "here only pay, go other window". Meinen Reisepass nahm ich dort aufgeregt entgegen und hatte den Eindruck, die gute Frau auf der anderen Seite konnte nicht wirklich nachvollziehen, warum ich mich so begeistert und erleichtert verabschiedete.

Ein kurzer Blick auf das Visum hat mich auch von meinen letzten Aengsten erloest: Ich muss nicht zuerst in Peking einreisen. Von offizieller Seite her hiess es zunaechst, ich muesse genau am 10. August in Peking einreisen, ehe ich mich irgendwo anders in China blicken lassen duerfte. Das haette fuer mich bedeutet von Hong Kong nach Beijing zu fliegen, ehe ich wieder nach Cambodia reisen darf. Aber: Ich konnte auch noch am 12. August ins Konsulat und darf nun einreisen wo und wann immer ich moechte - was fuer eine Erleichterung.

Fraglich bleibt fuer mich, warum die Visa-Vergabe offensichtlich einer solchen Willkuer ausgesetzt ist, dass keine Visa-Agentur, kein chinesisches Konsulat und keine Reiseagentur verbindliche Antworten auf meine Fragen bereits im Voraus geben kann. Der Peking-Einreise-Quatsch steht u.A. in einem offiziellen Schreiben von Siemens, ein Leitfaden fuer die Beantragung eines Arbeitsvisums fuer Angestellte und Praktikanten.

30 Tage "Spass" am Stueck

Mittwoch, 12. August 2009

Was geht?

Das habe ich mich die letzten Tage in Vietnam oefters gefragt, wohin gehts und was geht als naechstes? Bedingt durch meinen "Termin" in chinesischen Konsulat in Hong Kong am 10. August mussten wir einige Male Plaene verwerfen, neu schmieden oder zumindest ueberdenken.

Was fuer ein Termin in Hong Kong? Damit ich ab September auch mein Praktikum in Beijing absolvieren kann, brauche ich erstmal ein neues Visum, unser altes ist naemlich im Juli ausgelaufen - und so ein (F) Arbeits-Visum kann einem ziemlich die Stimmung vermiesen, und zwar auf vielen verschiedenen Weisen:

1. Das Konsulat
Existiert in dem Sinne ortlich und zeitlich nur unbestimmt. Chinesische Konsulate gibts viele auf der Welt und Oeffnungszeiten, bzw. Telefon-Zeiten, weichen nicht nur voneinander ab, sondern unterliegen auch einem gewissen Phaenomen, fuer das Wissenschaftler bisher weder Namen noch Erklaerungen finden konntenl.
Was fuer Antworten man auf eine begrenzte Anzahl wichtiger und kritischer Fragen im jeweiligen Konsulat erhaelt, haengt ganz vom letzten Mahl des jeweiligen Sachbearbeiters ab. Wurde die letzte Nudelsuppe am Mittagstisch etwa versalzen oder hat der Kollege schon wieder ein Joghurt aus dem Kuehlschrank stibitzt, wwelches ihm garnicht gehoerte?
Auf die Frage wann ich wo mit welchen Dokumenten zu erscheinen habe, konnte mir und meinem kuenftigen Arbeitgeber niemand zuverlaessig vermitteln.

2. Die Einladung
Wer in Chin arbeiten moechte, wenn auch nur fuer ein Praktikum, der braucht dafuer erst ein Einladung des Arbeitgebers, die bereits Wochen im Voraus bei den chinesischen Behoerden bearbeit... rot gestempelt wurde. Angaben: Austellungsort des Visums, Tag der Einreise, Ort der ersten Einreise, Gueltigkeitsdauer und Zeitdauer des laengsten Aufenthalts. Dass diese Angaben hier zwar verbindlich aber dort aber nur als Anhaltspunkt zu verstehen ist, wird einem nicht klar.
Noch in Hue konnten mir letztlich eine Visaagentur und das Konsulat in Hong Kong bestaetigen, dass ich nicht am 10 August (wie angegeben) im Konsulat erscheinen muss, sondern auch gerne ein paar Tage spaeter, was uns wieder Spielraum fuer weitere Reiseplaene gegeben hat.

3. Begrenzte Aufenthaltsdauer
Habe ich dann endlich das Visum, darf ich auch wieder nach China einreisen und das Visum ist fuer 6 Monate gueltig - mein Einschraenkung. Alle 30 Tage muss ich das Land verlassen und erneut einreisen, um mein Visum zu verlaengern. Das ist doch pure Schikane, wird hier der ein oder Andere denken... Ich uebrigens auch.

4. Die Kosten
550 HK$ fuer das Visum mit 3 Tage Expresservice, 50US$ fuer die Uebernachtungen in HK uns ca. 500US$ fuer zu teure Verbindungen von Hanoi, nach Hong Kong und einen Flug nach Thailand im Anschluss. Wobei ich mich bei den Fluegen nicht beschweren darf, die haette ich frueher auch guenstiger buchen koennen. An die 30 Tage Frist moechte ich an dieser Stelle garnicht denken.

Geklappt hat bisher jedenfalls alles gut. Das Visum ist in Bearbeitung und nach nur 15 Beschwerde-freien Minuten konnte ich das Konsulat wieder verlassen. Abholen kann ich meinen Pass schon am Freitag, sodass ich mich entspannt mit Florian am 16. August in Bangkok treffen kann. Fuer uns geht es dann weiter per Bus ueber die Grenze nach Cambodia.

Schoen an dieser ganzen Geschichte ist lediglich, dass ich endlich mal Hong Kong zu sehen bekomme - und bisher gefaellt mir die Stadt richtig gut. Endlich wieder ein paar Chinesen mit denen man sich verstaendigen kann, keine Abzocke an jeder 2. Ecke (vllt. an jeder 5. und das ist voll ok), guter Kaffee (wobei der Vietnamesische auch seine Dienste geleistet hat...) und etwas entspannte Stille! Was, Stille in Hong Kong? Die kann man in den Waeldern auf den gruenen Huegeln der Stadt tatsaechlich finden.

Solange ich schonmal hier bin, kann ich mir ja auch was anschauen... auf gehts!

Dienstag, 11. August 2009

Keep flowing...

Von Hanoi


Der ernüchternde Blick ins Portemonnaie am nächsten Morgen - der (Nord-)Vietnamese scheint von diesem Unglück verschont zu sein. Der Grund: Das frisch gebraut und gezapfte Bia Hoi, dass in Hanoi und Umgebung an der Straßenecke ausgeschenkt und von den "locals" hier allabendlich genossen wird.


"Bia Hoi - The world's cheapest draught beer keeps on flowing..."
(Lonely Planet Vietnam)


Der Preis: 3000 dong für ein (ca. 0.35 l fassendes) Glas. 3000 dong? Hört sich zunächst teuer an - ist es aber nicht:

3000 Dong = 0,118887552 Euro
(Google)


Da lohnt es sich kaum, die Zeche zu prellen. Hinz und Kunz tummeln sich an den Straßenecken auf den allgegenwärtigen Plastikhockern. Jung und alt, vietnamesich oder international. Da um 12 Sperrstunde ist, verlegt die vietnamesische Jugend das Trinken eher auf den Nachmittag. In Ninh Binh kam uns um 9 schon der erste brechende junge Mann entgegen - kurz danach hatte er schon das nächste Glas in der Hand. Jungs und Mädels liegen sich in den Armen, albern herum und fordert sich gegenseit zum Exen auf.

Von Hanoi


Und wenn der Abend dann vorbei ist, so gegen 11, steigen alle wieder aufs - 3 mal darf man raten - Motorrad und fahren nach hause.

Keep rolling ...

Vietnam - ein Land auf zwei Rädern! Wer glaubt, ein Motorrad sei zum Transport von Personen gedacht, und zwar ein oder zwei, der wird hier täglich eines besseren belehrt. Auf einem Motorrad haben wir u.a. gesehen:

- 5 Personen
- eine 2*2 große Glasplatte
- ein Mann und 3 Hunde
- ca. 100 lebende Gänse

Hier mal ein paar fotografierte Eindrücke:

Von Hello Moto!


Von Hello Moto!


Von Hello Moto!

Sonntag, 9. August 2009

Kenh Ga

Gedankenlos radelt man durch Reisfelder und Karstformationen. Rechts wird die Kulisse von einem kleinen Fluss und angrenzenden Feuchtreisfelder gebildet, rechts sind heruntergewirtschaftete Häuser und Landwirtschaft zu sehen. Wir radeln zu viert von Ninh Binh nach Kenh Ga, ein kleines Örtchen, in dem die Zeit angeblich "stehen geblieben" ist. Völlig selbstverständlich taucht zur Linken eine Schar Kinder auf, die mir, der ich zwecks Fotografieren etwas zurückgeblieben bin, freundlich zuwinkt. Ich winke zurück, und entdecke das Gebäude hinter den Kindern als etwas, das mich in dieser Umgebung einfach überrascht: eine katholische Kirche.

Von Ninh Binh
Kirche am Wegesrand

Den Einfluss des französischen Imperialismus in Vietnam, und so wahrscheinlich im gesamten Indochina (Laos, Kambodscha, Vietnam), ist deutlich zu merken. Bereits vor über einhundert Jahren glierten die Franzosen die Länder in ihre Kolonien ein und brachten westliche Kultur, Religion und Gewalt (wobei man sagen muss, dass Vietnam schon immer von diversen Territorialkonflikten heimgesucht wurde, siehe Wikipedia).

Heute habe ich den Eindruck, dass durchaus viel positives hängen geblieben ist. So ist die Schrift vom Jesuiten Alexandre De Rhodes revolutioniert worden, weg von chinesischen Schriftzeichen hin zur lateinischen Schrift. Das erleichterte nicht nur den Imperialisten das Erlernen der Sprache, sondern heute ebenso der breiten ländlichen Bevölkerung. Dies und viele weitere Bildungsreformen durch die Franzosen haben meines Erachtens zu einer merklich gebildeteren Gesellschaft geführt, als sie heute bspw. in China zu finden ist. Dies hat ganz praktische Folgen - während in China der Müll in der Regel hinterm Haus den Abhang runtergeschmissen wird, gibt es hier ein offensichtliches Bewusstsein für Umwelt - man entsorgt den Müll halt auch auf dem Land (im Normalfall) auf Kippen.

Ein weiterer Einfluss, der heute noch greifbar ist, sind die vielen katholischen Bildungs- und Sozialeinrichtungen. Obwohl nur ca 8% der Vietnamesen Christen sind, findet sich in jedem kleinen Ort eine Kirche mit angrenzendem Waisenhaus, Schule, o.ä. Im Gegensatz zu Peru habe ich hier das Gefühl, dass die Kirche hier einen merklich positiven Einfluss hat (ein Gefühl, dass ich übrigens auch in Thailand hatte, wo die besten Schulen die christlichen sind, obwohl das Land nahezu keine Christen hat).

Von Ninh Binh
Die Kirche von Kenh Ga

Und damit zurück zu Kenh Ga, dem Ziel unseres Ausfluges. Auch hier gab es in einem relativ ärmlichen Ort eine ziemlich pompöse Kirche, die nach Aussagen den Guides sämtlich aus Spenden der Bewohner finanziert wird. Alle Bewohner des Ortes waren Christen und zeigten trotz spartanischer Lebensweise eine ausgesprochene Zufriedenheit und ein Traditionsbewusstsein im alltäglichen Leben, dass mir so selten begegnet ist. Klar, in dem Ort gab es auch Touristen - aber das Geld das durch die hereingespült wird ist verschwindend gering, so dass es so schien als wäre das Flussleben der Menschen (Boote, Boote, Boote - alles wird über den Fluss gehandelt, transportiert, etc) noch sehr authentisch.

Von Ninh Binh
Frau rudert über den Fluss durch Kenh Ga

Und für den sensationsgierigen Zuschauer gabs dann auch noch etwas charakteristisch-einprägsames: hier wird mit den Füßen gerudert.

Freitag, 7. August 2009

Ninh Binh

Ein kurzer verschlafener Blick aus dem Fenster. Hochhaeuser, viel Verkehr und leuchtende Reklamen. Es ist 6 Uhr morgens, und mir wird klar dass wir gerade mit dem Sleeper-Bus in Hanoi einrollen. Alles schoen und gut, ist die pulsierende Hauptstadt im Norden doch beliebtes Reiseziel. Doch Moment, hier wollten wir gar nicht hin! Ninh Binh, das war doch unser Ziel.... Mist. Haben wir vergessen auszusteigen?

Von Ninh Binh


Karstlandschaft, Fluesse und Kanaele, kegelfoermige Huete und laendliches Leben - das ist Ninh Binh im Norden Vietnams. Auf den ersten Blick erinnert die Landschaft zurecht an die chinesische Region um Yangshuo oder das suedthailaendische Krabi. Die Karstformationen sind Ausslaeufer der weltberuehmten Halong-Bucht, im Gegensatz zu letzterer allerdings von einem Meer nicht aus Wasser sondern aus Reis umgeben.

Von Ninh Binh


Der Weg hierhin war, wie oben beschrieben, etwas beschwerlich. Aus dem Sueden aus Hue kommend, hat unser Busfahrer schlicht vergessen im verschlafenen Nest Ninh Binh zu halten - der ganze Bus wurde plump ins 90 km noerdlich gelegene Hanoi gefahren. Einerseits ein vertretbarer fehler, waren wir doch die einzigen, die hier in der Region halt machen wollten. Als der Besitzer des Reisebueros sich dann aber krampfhaft darum wandt, uns fuer einen fairen Preis dann doch noch ans richtige Ziel zu bringen, waren wir mit unserer Geduld ein wenig am Ende...

Naja, als wir gestern von einer Frau, die mit den Fuessen rudert, durch die atemberaubende Landschaft gepaddelt wurden, fuehlten wir die Muehen entschaedigt!

Mittwoch, 5. August 2009

Kaiserstadt Hue

Von Hue

Kurzes Lebenszeichen! Wir sind gerade in der Kaiserstadt Hue und verbringen ein paar entspannte Tage. Gestern haben wir uns Roller gemietet, heute ein Fahrrad, und haben damit die Gegend erkundet. Wie so oft in Vietnam ist es herrlich untouristisch, sobald man die Hotel- und Barstraßen verlässt. Die Stadt ist ein bunter Mix aus französisch-kolonial und chinesisch-traditionell, sowohl bezüglich Architektur als auch Lebensweise. Man sieht die Menschen in türkis-gestrichenen Säulen-gesäumten Cafes Baguette essen - und 10 m weiter wird auf der Straße Mahjongg gezockt. Das ganze wird untermalt von dem gewohnten Motorrad-Geknatter.

Von Thuan An
Ausflug nach Thuan An, auf einer Hue vorgelagerten Halbinsel

Samstag, 1. August 2009

Nha Trang - Hoi An

Die Strecke von Nha Trang nach Hoi An wollten wir eigentlich per Zug und Bus zurücklegen - das Ticket war schon gekauft. Im letzten Moment jedoch, entschieden wir uns einen Abstecher in die Central Highlands von Vietnam, BMT - Lak Lake - Kontum - Hoi An, auf dem Rücksitz eines Motorrads zu machen. Ein Fahrer kostet hier mit Übernachtung, Sprit und Motorrad schlappe 60 Dollar am Tag - war es uns wert. Die Landschaft war teils bergig, teils eine Hochebene. Teilweise tiefer Regenwald, teilweise von den Amis verbrannte Steppe; und viel, viel Reis. Dazu Pfeffer, Ananas, Kaffee...

Von Lak Lake mit dem Motorrad


Das ganze von einem Motorrad aus zu verfolgen war defitiv beeindruckend. Irgendwie ganz anders als in einem Bus, man erlebt die Umgebung wesentlich intensiver. Ein Teil der Strecke verlief über einen Hoh Chi Minh Pfad, d.h. einen Teil des Wegenetzes, auf dem die Nordvietnamesen Truppen, Waffen und Vorräte auf leisen Sohlen in den Süden brachten. Da konnte man Geschichte atmen!



Zum Vergleich (Quelle www.demographie-basiswissen.de):



Eines zog sich durch durch alle Stops wie ein roter Faden: Kinder. Die Alterspyramide Vietnams ist ziemlich genau die umgekehrte Birne Deutschlands. Jeder zweite ist unter 24! Das macht sich in den grossen Staedten und an der Kueste irgendwie nicht so recht bemerkbar. Aber an den Strassen im Hinterland sieht man eigentlich nichts als Kinder.

Von Kinder in Kontum


Als Fremder ist man an den Küsten beileibe nichts besonderes mehr. Es war daher sehr erfrischend, dem touristischen Treiben ein bisschen zu entkommen und die Herzlichkeit der Leute zu erleben, die nicht jeden Tag von betrunkenen Amerikanern abfällig behandelt werden. Es wurde viel gewunken, gelächelt und, soweit es ging, auch ein bisschen Smalltalk versucht.