Sonntag, 26. Oktober 2008

Mountaineer's Delight!


"Bu yong huo"(oder so ähnlich)! Unablässig wildes Gestikulieren mit einem Feuerzeug in der Hand; immer wieder die gleiche "IchwackeldemZeigefingerundschüttelmeinenKopfGestik". "No fire", übersetzt eine des Englischen mächtige Chinesin. Wie oft wurde uns das beim Betreten des Parks gesagt, denke ich vergnügt, während mein köstlich-süßer chinesischer Bratwurst-Verschnitt fröhlich über den züngelnden Flammen brutzelt. Unten drunter liegen 5 Süßkartoffeln in der Glut, bereit dampfend von uns verspeist zu werden. Der entspannten Lagerfeuerromantik, mitten auf dem Gipfel des Yunmengshan 1431 Meter über NN, konnten wir einfach nicht widerstehen. Es wird gequatsch, getrunken und gelacht. Schon irgendwie seltsam, wie kalt uns das Verbot der Parkwächter lässt. Denen sei an dieser Stelle gesagt: Wir haben gut aufgepasst, das Feuer klein zu halten und die Funken im Zaum ;) bitte Verzeihen.
Kalt ist das richtge Wort, denn ohne das, was zu erzeugen uns vom gemeinen Tier unterscheidet, hätten wir 8 fleißigen deutschen Wanderer die Nacht wohl kaum lebend überstanden. 20 Meter weiter, bewusst außer Verantwortlichkeitsreichweite, stehen unsere vier Zelte im nahezu laublosen Laubwald. Zweieinhalb Stunden steilen Aufstieg entlohnen wir uns mit Wurst, Fleisch, Hühnerfüßen, Süßkartoffeln und anderen pfeiffend garenden Köstlihckeiten. Wir, dass sind Christina, Sebastian, Heiko, Svenson und die hier altbekannten Flo, Stefan, Guido und ich. Schon Wahnsinn, was Pekings Umland so zu bieten hat, wenn man nur genau genug hinschaut. Wir sind die einzigen Menschen weit und breit und können bei Sonnenauf- und -untergang ein Panorama sondersgleichen genießen.

Wer sucht, der findet: Wahnsinnsausblick über das Gebirge nördlich von Peking

Der Gipfel im aufgehenden Sonnenlicht

Als wir morgens unsere schweißgebadeten T-Shirts gefroren von den Bäumen nehmen, wird klar, was uns eigentlich schon die ganze Zeit bewusst war: Das letzte Oktoberwochenende hat in Pekings Peripherie die ersten Minusgrade mitgebracht. Mit auf den Yunmengshan, Teil eines schroffen Sandsteinbergmassivs ca. 85 km nordwestlich von Peking. Ein paar von uns frieren nachts dank ihrer dünnen Schlafsäcke so stark, dass wir mit den ersten Sonnenstrahlen unser Lager verlassen und schleunigst den Abstieg beginnen.

Sonnenaufgang über der Seenlandschaft

Rast nach ca. der Hälfte von 2,5 Stunden Aufstieg

Geschafft! Zelte aufgebaut, es kann gegrillt werden!

Mit freundlichem Verweis auf Christinas Fotos

Dieser verläuft ähnlich dem Aufstieg am Vortag: Traumhaftes Panorama von Bergen bewachsen von einem Wald, der (laut Beijing Excursion Guide) über 100 verschiedene Baumsorten und unzählige Krähen sowie andere lautstarke Zeitgenossen in sich birgt. Nach Birken, Fichten, Weiden hören die, die ich erkennen konnte, jedoch schon auf :). Alles in Rot, Grün mit herrlichen Herbstönen. Abgerundet wird die Wanderung in diesem Hikers-Paradies, oder eben, dem Titel gleich Mountaineer's Delight (ebenfalls Excursion Guide :) ), durch scharenweise Chinesen, die uns beim Auf- und Abstieg entgegenkommen und somit Tag mit An- und Nacht mit Abwesenheit versüßen. Traum!

Flo (im Vordergrund) genießt mit mir den Sonnenuntergang

Dieses Foto liegt mir besonders am Herzen, da es erstens mal ausnahmsweise mit meiner Kamera entstand :) und zweitens zeigt, wie dieses sehr süße kleine Mädel gerade eine Kirsche aus ihrer Tüte sucht, um sie mir kurze Zeit später strahlend zu schenken. Ohne vorher ein Wort mit mir zu wechseln. Kurz darauf hat uns der Vater auch noch ein Taxi besorgt - Chinesische Gastfreundschaft, wie immer :).

Keine Kommentare: