Donnerstag, 12. März 2009

Mit dem Bauernbus nach Yuanyang


Unter den Disneydecken im Bauern-Bus nach Yuanyang

Ich werde davon wach, dass süßlicher Rauch in meine Nase steigt. Hm, ich überlege kurz und komme zum Schluss, aufgrund mangelnder Musik wohl nicht in der Kneipe eingeschlafen zu sein. Wo bin ich wohl? Erster Sinnescheck ergibt: Alles eng, dazu ein unergonomischer Knick in der Liege, dazu die Füße in einer Röhre. Klarer Schluss: Sleeperbus. Ich schlage die Augen auf und erblicke, unter der gleichen Disney-Bettdecke wie ich, einen müffelnden chinesischen Mann mittleren Alters in Lederklamotten, der sich genüßlich eine Zigarette angezündet hat. Warum auch nicht? Mir ist klar, das bei ihm Argumente normaler Rücksicht auf die Mitreisenden nicht ziehen werden - Wer in einem 1,4 Mrd. Volk groß geworden ist, dem ist der Nächste Konkurrent in jeder Lebenssituation. Ich mache ihm deutlich, dass ich erkältet bin und bitte ihn, nicht zu rauchen. Ich sehe wie er abwägt, doch dann "Keyi" (~OK).


Hoppla, eine Busfahrt über die es sich zu schreiben lohnt? Ja, die Busfahrt von Kunming nach Yuangyang (offiziell 5 Stunden) war schon ein Erlebnis der besonderen Art. Als wir zum Bus kamen, wunderten wir uns schon, warum wir an den ganzen schönen Bussen vorbei geführt wurden, nach hinten in die zweite Reihe. Vor dem Bus lag allerlei Gerümpel, das störte uns aber vorerst nicht. Als wir jedoch reinkamen, wurde mir schon etwas mulmig. Sowohl die Fahrgäste (ich nenne Sie mal höflich Pöbel) als auch der Bus selbst hatten so ziemlich gar nichts damit zu tun, was man sonst so in den Sleeperbussen sieht. Normalerweise bin ich großer Freund dieser Reisemöglichkeit, ein Bus mit lauter Betten drin (die asiatisch dimensioniert sind und für mich gerade noch groß genug sind :) ). Der erste Blick machte deutlich: Die Nacht wird lang!


Der Start verzögerte sich dann auch glatt um 2 Stunden, weil der oben angesprochene Berg Gerümpel doch tatsächlich AUF den Bus befördert wurde. Zwischendurch hat der Busfahrer mal eingegriffen und meinte eine 1 Meter Schicht auf dem Bus sei genug, doch ein paar wilde Diskussionen (und wohl auch ein bisschen Bestechungsgeld) später wurde dann doch alles aufgeladen. Ua. ein 100 Zoll Fernseher, tonnenweise Nahrungsmittel und alles mögliche andere. Ein Glück, dass sich die Serpentinen auf dem Weg in Grenzen halten. Angekommen sind wir schließlich um 7 Uhr morgens (statt angekündigtem 1 Uhr). Die Fahrt wird als Bauern-Sleeper in Erinnerung bleiben. Guido und Sophie sowie Paul und Anna waren im gleichen Bus, der scheint da regelmäßig so zu fahren.
Bizarre Farben in den Terassen

Das Ziel, Yuanyang ist für seine Reisterassen in ganz China berühmt. Hunderte Fotografen sind jeden Sonnenauf- und untergang unterwegs um die bizarr und unwirklich aussehenden, von Menschen in die Berge gegrabenenen Reisterassen abzulichten. Wir sind dort 1,5 Tage durch die Terassen gefahren/gewandert. Ein riesiges Areal, und unzählige tolle Ausblicke. Faszinierend sind die unzähligen Dorfdamen, die dort mit den Touristen Geschäfte machen. Gekleidet in traditionellen Trachten ihrer jeweiligen Minderheit verkaufen sie gekochte Eier, führen einen zu besonders schönen Orten, Fahren einen durch die Gegend, tragen einen auf Sänften, tragen das schwere Kamera-Equipment, ...kreativ.


Weitere Impressionen gibts hier.

1 Kommentar:

Stefan hat gesagt…

Toll, heute Nacht hatte ich wieder schlimme Träume von dieser Fahrt ... ich wollte verdrängen - musst Du diese grauenhaften Erinnerungen immer wieder aufwühlen? =)