Freitag, 6. März 2009

Der Chinese und seine Minderheiten - Xishuangbanna Teil 1

Xishuangbanna, nahezu südlichster Punkt in China. Die Sonne brennt, obwohl es noch morgen ist. Wir stehen inmitten riesiger Kautschukplantagen. Andächtig lauschen wir den Erzählungen unseres Reiseführers. Seit ca. 50 Jahren wird hier Kautschuk angebaut. Obwohl es bekanntlich dem Ökosystem schadet - aber wer mag es dem Bauern verübeln, kriegt er doch gutes Geld für den schmierig-zähen Ertrag. "After about 30 years, the trees will be too old. Then they're cut down." Der Mann deutet auf einen benachbarten Hügel. Alle Augenpaare folgen gehorsam. Baumstümpfe sieht man, ja. Jedoch vermitteln sie, ebenso wie der Rest der Anhöhe, als rauchende Überreste der Brandrodung, ihre persönliche Interpretation des "cut down". Die Region erinnert stark an Südostasien. Der Mekong River (hier noch Lancang) mit seinen bambusgesäumten Ufern, die unzähligen Mopeds und die Palmen auf den Straßen lassen uns das erste Mal in China Sommergefühle schnuppern und den gewieften chinesischen Touristen an den Stand rennen um sich ein stilvolles "Thailand" - T-Shirt zu kaufen. Buddhistische Tempel stehen in jeder noch so kleinen Ortschaft. Diese kleinen Ortschaften sind der eigentliche Beweggrund die Region um Jinghong zu besuchen. Bunte Märkte, braungebrannte Kinder spielen auf den Straßen, die Umgebung voll von Reis-, Mais- und Bananenfeldern (und natürlich Kautschuk). Und, für den Chinesen fast das Wichtigste, ethnische Minderheiten. Hört sich komisch an, ist aber durchaus interesant. 56 gibt es davon in China (das kann einem jeder runterbeten), die meisten in Yunnan. Den Chinesen in dieser Hinsicht als Rassisten zu bezeichnen, mag naheliegend sein, jedoch pflegen auch die jeweiligen Volksgruppen durchaus ihre Isolation. Wenn die Chinesischen Touristenhorden sich dann aber zum 100sten mal mit der Dorfschönheit im Trachtengewand ablichten lassen, hat das ganze doch irgendwie was von einem Zoo. Dem touristischen zu entkommen, war allerdings in Xishuangbanna erfreulich einfach.
Zwei junge Mönche reparieren ein Moped.

Das wir nicht die einzigen waren, die sich von der Region anziehen ließen, war ein sehr angenehmer Effekt. Nach 3 Wochen Reisen trafen wir auf Heiko und Sven sowie die Gruppe Henning, Daniel, Jo, Ulli und Barbara. Mit letzteren machten wir eine zweitägige Wanderung und übernachteten auf dem Weg im Haus einer Yi-Familie. Toiletten gabs nicht, dafür sehr gutes hausgemachtes Essen - vegetarisch. Die Familie wollte trotz wiederholtem Bitten nicht mit uns am Tisch essen, der Standesunterschied war ihnen zu groß. Später saßen Flo und ich noch mit ein paar Familienmitgliedern und dem Reiseführer am Feuer. Vater der Familie rauchte selbstgedrehte Zigarren und wir waren erstaunt, als sich der Reiseführer (Guangdong glaub ich) mit den Leuten auf langsamen sehr verständlichem Mandarin (Hoch-Chinesisch) unterhalten musste, da man sich sonst nicht verstanden hätte. Ein paar Impressionen der Tour finden sich hier.
Gevatter und sein Kraut

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