Donnerstag, 16. Oktober 2008

Die größte Betonffensive der Geschichte

Als ich dieses Foto von Beijing (man erkennt in der Mitte eine Seite des neuen CCTV Gebäudes) beim surfen gefunden habe, habe ich mich an eine Buchrezension in einer chinesischen Tageszeitung erinnert, die ich vor ein paar Wochen gelesen habe. Das Buch selbst habe ich nicht gelesen, jedoch waren die Fakten in dem Auszug schon recht beeindruckend.

China verfügt mittlerweile über 102 (!) Millionenstädte (zum Vergleich: Deutschland 3, Amerika 9). Die Völkerwanderung, die sich derzeit als Urbanisierung vollzieht, sucht in der Menschheitsgeschichte seinesgleichen. Allein in Shanghai sind der Betonoffensive in den letzten Jahren mehr Menschen im Zuge des Neubaus der Stadt umgesiedelt worden als in den gesamten USA in den letzten 30 Jahren. Eine Entwicklung, die in Europa und den USA 100-200 Jahre andauert, vollzieht sich hier innerhalb weniger Dekaden. Es ist unglaublich spannend, das mal live mitzuerleben. Was daraus an wirtschaftlichen Bedürfnissen wächst (die Leute wollen Strom, fließend Wasser, Infrastruktur, Verkehrsmittel (man will ja auch mal zurück in die Heimat, speziell über Neujahr), Fernsehen... Das Wort "gesättigter Markt" dürfte in der hiesigen BWL-Literatur nicht vorkommen. Man fragt sich, wie sich ein solches Lohn-Ungleichgewicht wie es derzeit weltweit herrscht bei einer solchen Entwicklung halten kann. Wo liegt die Begründung dafür, dass ein deutscher Durchschnittsarbeiter locker das 10-15 fache verdient wie ein chinesischer Akademiker? Bisher wohl darin, dass ein deutscher Arbeiter aufgrund der Ausbildung, der vorhandenen Investitionsgüter und dem Know-How, das in insgesamt effizienter Organisationsstruktur steckt in der deutschen Wirtschaft auch eine Nettowertschöpfung von dem 10-100fachen gegenüber einem Durchschnittsangestellten erzeugt. Das wird allerdings nicht ewig so bleiben.

Hier werden Viertel hochgezogen, in der Zeit schafft man in Deutschland nicht mal die Verlegung eines Glasfaserkabels am Bergdriesch (meine Studienstadt lässt grüßen). Kleines Beispiel gefällig? Als wir gestern abend um 21:00 zum Wudaokou gefahren sind, war die Staße auf dem Campus noch befahrbar. Als wir um 0:00 wiederkamen, waren schon mehrere Chinesen mit Lastwagen emsig (mein neues Lieblingswort für die chinesische Geschäftstätigkeit) am Wegversperren.

China verfügt mittlerweile über die größte Mall der Welt (hier in Beijing), die größte Bowlingbahn, den größten Skatepark, die längste Brücke, den größten Airport (Beijing), den größten Bahnhof (Beijing Xi) und schließlich die Stadt Chongqing, welche mit 83.000 km² auf der Fläche von Österreich eine Bevölkerung von 32 Mio. Einwohnern aufweist :).

2 Kommentare:

Stefan hat gesagt…

Wer ist eigentlich dieser "China"?

Anonym hat gesagt…

Tja stimmt wohl....eine Anmerkung hab ich allerdings:
Der Verwaltungsbezirk Chongqing hat tatsächlich irgendwas um die 30mio Leute. Wenn man allerdings 5 km aus der Stadt Chongqing herausfährt siehts auch aus wie in Österreich. Als Stadt ist das da nicht mehr zu bezeichnen. Eher als parzellierten Bauernhof. :-)