Donnerstag, 9. Oktober 2008

Chinesische Gastfreundschaft

Dieser Eintrag liegt mir noch besonders am Herzen. Auch wenn es nur ein kurzer Trip durch eine kleine Region von China war, haben wir unglaublich viele Leute kennengelernt. Eine angenehme, ja großartige Art der Leute hier ist ihre Offenheit Fremden gegenüber. Eigentlich an jeder Station der Reise, in jeder Busfahrt, Zugfahrt und sonstigen Gelegenheit sind wir schnell mit irgendwem ins Gespräch gekommen. Viele sprechen ein paar Worte Englisch, gerade die Jüngeren. Und wer kein Englisch spricht, der erwidert auch den kleinsten Brocken Chinesisch mit ~Ihr Chinesisch ist sehr gut!~ und plappert fröhlich drauf los. Es fällt schwer die Erlebnisse in einen Text zu verpacken, da es vor Allem die Kleinigkeiten waren, die auf dieser Reise bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Also erzähle ich einfach mal ein paar kleine Geschichten...Auf der Busfahrt nach Hua Shan sind wir irgendwie mit dem chinesischen Pärchen in der Reihe hinter uns ins Gespräch gekommen. Daraus entwickelte sich eine herrlich vergnügliche Unterrichtsstunde in chinesischer Aussprache. Die junge Frau versuchte mit aller Geduld und Hingabe, uns die richtigen Töne beizubringen. Als ich ihr dann mit meinen Grundkenntnissen das Lob aussprach, dass sie eine gute Lehrerin sei, brachte sie uns das Sprichwort "Wenn drei Menschen zusammentreffen, muss einer davon mein Lehrer sein" ( 三人行,必有我師焉 ) bei. Sie sagte es sei für sie selbstverständlich das, was sie in einem Moment besser kann als andere, weiterzugeben. Eine sympathische Einstellung. Sie erklärte uns dann noch in allen Details wie die Traditionen (Schlösser, Schriftzeichen, s.u.) aussehen und wo wir wann die Beste Sicht auf Sonnenauf- und -untergang haben würden. Als wir dann am Berg wieder aufeinander trafen, versuchte sie für uns ein Hostel zu finden, da sie sich Sorgen machte, wir würden keines finden...Als ich einen Tag später im Hostel Geburtstag hatte, waren wir in Xi'an im Hostel. Irgendwie hatte eine der Angestellten davon Wind bekommen. Promt organisierte sie Getränke und eine Pizza "zur Feier des Tages"...Am gleichen Tag lernte Daniel auf dem Markt eine Chinesin kennen, die recht gut Deutsch konnte. Sie arbeitete von Zeit zu Zeit als Touristenführerin in Xi'an. Sie schlug spontan vor, mit uns abends in ein gutes chinesisches Restaurant zu gehen uns in die lokalen Essgewohnheiten einzuführen. Gesagt, getan. Wir waren später mit ihr im DingDingXiang. Ein schöner Abend!Auf dem Weg von Xi'an nach Zhengzhou im Zug war es für uns schwer, den richtigen Zeitpunkt des Aussteigens zu finden. Ich sprach eine Frau aus dem Abteil neben uns an, wann wir denn Aussteigen müssten. Doch sie schien mich nicht zu verstehen. Erst nach ca. 2 Min. einreden auf die Frau ging mir auf, dass die sie taubstumm war. Natürlich war mir das ganze schrecklich unangenehm. Doch die Frau bemerkte nun unser Problem und fing an, uns mit Händen und Füßen die richtige Uhrzeit zu erklären. Da sie am gleichen Ort rausmusste, nahm sie uns kurzerhand mit.Als wir am Fuße der Berge von Guoliang ankamen, standen wir erstmal ratlos am falschen Ort herum. Die Mitarbeiter der örtlichen Krankenstation kümmerten sich um uns und erklärten uns, wo wir denn hinmüssten. Uns wollte jedoch niemand fahren. Kurze Zeit später wurden wir von ein paar chinesischen Studenten angesprochen, dass sie einen Fahrer klar gemacht hatten. Sie wollten in die selbe Richtung. Das Auto war allerdings zu klein für alle - kein Problem, wir warten, dachten wir. Das ließen sie aber nicht auf sich sitzen und ließen uns vorfahren und organisierten sich einen weiteren Wagen. Auf dem Weg nach oben bemühten sie sich dann ständig, uns die Hand zu geben und die Rücksäcke nach oben zu drücken, wenn es etwas steiler wurde... Dazu gab es dann einen Crashkurs in der Geschichte des Ortes.Die Geschichte von Zhen'ni und der Aktion mit Christophs Bustickets habe ich weiter unten bereits erzählt. Sie passt aber auch perfekt ins Bild...
Als wir in Kaifeng eine Disco suchten, fragten wir ein paar junge Leute vor unserm Hotel wo wir denn hin müssten. Völlig selbstverständlich zeigten sie uns den Weg. Wir dachten, ok die kommen mit! Aber Pustekuchen, nachdem sie uns durch die halbe Stadt gebracht hatten gingen sie weiter ihres Weges (in die andere Richtung).In den 5 bis 6 letzten Blogeinträgen ist viel zu lesen gewesen, zu den tollen Erlebnissen, zu den Eindrücken, zu den Menschen die wir getroffen haben. Doch was bleibt wirklich bei einem selbst als Erinnerung hängen? Es sind einerseits die auf den ersten Blick schockenden Details wie z.B. die erschreckende Armut in den Vororten von Kaifeng, die Selbstverständlichkeit, mit der sich unser Fahrer in Guoliang der Eltern des angefahrenen Jungen mit Geld entledigen konnte und Dinge wie die Toiletten am Busbahnhof in Kaifeng - wie es ekliger kaum geht.Besonders aber die selbstverständliche Herzlichkeit, wie z.B. das beim Strahlen im Gesicht von Zhen Ni, als sie "It's my pleasure!" sagte, nachdem sie 60 Minuten Taxi gefahren ist um uns (eigentlich Fremden!) aus der Patsche in Zhengzhou zu helfen.Die Gewissheit, dass das erst ein winziger Teil von diesem riesigen Land gewesen ist, macht Lust auf mehr. Da wartet noch so einiges!

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