Donnerstag, 27. August 2009

Beijing mit dem Fahrrad, 呵!

Von Hutongs


"Hier gehts nicht weiter, hier ist eine Sackgasse, !" Ruft eine freundliche Frau auf einem dreirädrigen "Transportgerät" uns zu. Eine Schule markiert das Ende der winzigen Gasse, auch Hutong, zwischen den "Courtyard houses". "Wo geht's denn zur Guloudajie, ?", frage ich, um den Weg zu finden. Es ist 8 Uhr morgens - und wir sind mit den Fahrrädern irgendwo in den kleinen Gassen zwischen 1. und 2. nördlichen Ring, der vielleicht schönsten Gegend von Peking, unterwegs. Nach ein paar freundlich gemeinten, wilden Armbewegungen wissen Paul und ich bescheid. "Wo soll's denn hingehen?", wird uns und unseren Fahrrädern nach gerufen,"...zur verbotenen Stadt?! Das ist doch viiiel zu weit, !!"

Als wir ca. 20 min. später mit unseren Drahteseln auf den Platz des himmmlischen Friedens rollen, ist uns bereits mehreres bewusst geworden:

1) Chinesen haben keinerlei Gefühl für Entfernungen
2) Man hätte es nicht für möglich gehalten, aber so langsam findet man den Pekinger Verkehr "ziemlich normal
3) "Gar nicht zu glauben, dass es Gegenden von Peking gibt wo es so ruhig ist!" Paul, während zwar in einem Hutong, aber immerhin an einer Baustelle vorbei fahren
4) Die einzelnen Wohngebiete von Peking tragen offenbar einen Wettbewerb aus, wessen öffentliche Toilette weiter zu riechen ist
5) Auch an Wochentagen ist auf dem Platz des Himmlischen Friedens schlicht mehr los, als in Münster an Karneval

Die Fahrradtour brachte uns, von unserem Hostel in Xicheng, zu Mao (welcher im MaOsoleum liegt), weiter zur Yanjingcheng bei der Panjiayuanqiao, zum CCTV tower, nach Sanlitun und schließlich zurück. Es war höchst faszinierend, denn

6) Es gibt auch ein Peking zwischen den U-Bahn-Stationen und Sehenswürdigkeiten. Diese Gegenden sind nicht minder schön!

Apropos Mao: der gute Mann liegt aufgebahrt in einem kommunistischen Prachtbau auf dem Platz des himmlischen Friedens. Nachdem wir in Hanoi in Vietnam Hoh Chi Minh in die Augen blicken durften und uns das ziemlich beeindruckt hat, wollten wir nun auch Chinas höchsten Genossen mal ins Antlitz lächeln. Dass er nicht zurücklächeln und Smalltalk halten würde, war uns durchaus bewusst. Dass er aber von seiner einstigen, immerhin schon zweifelhaften, Schönheit nun gänzlich Abschied genommen hat, überraschte uns dann doch. Ob dass seinem Leibarzt zu verdanken oder der Smog in Peking dafür verantwortlich ist, sei der Fantasie überlassen.

In Hanoi, beim Vater des Nordvietnamesischen Widerstandes, entstand ein einzigartiges Gefühl des Respekts beim Marsch durch das Mausoleum. Dies war sowohl der Aufmachung ('Uncle Hoh' war so aufgebahrt, dass man ihm ins Gesicht blickte) und der Reaktion seinder anwesenden Landsleute geschuldet, die still und erwürdig an ihm vorbeizogen. Bei Mao gab es zwar auch einen Herren vor uns, schon im Pensionsalter, dem die Tränen in die Augen schossen als er eine Blume an der Statue im Vorraum ablegte, aber die Mehrzahl der Anwesenden wäre mit der Bezeichnung "chinesischer Pöbel" noch gut bedient gewesen. Auch die Soldaten im eigentlichen "Ausstellraum" waren tendenziell eine Ecke zu laut - dennoch war auch der Besuch der zweiten kommunistischen Größe durchaus ein Gewinn.

Zurück zur Fahrradtour: Irgendwie hatte ich, obwohl ein Jahr hier gewesen, nie so richtig das Gefühl mich in der Stadt auszukennen. Das hat sich nun zumindest ein wenig geändert, denn jetzt kenne ich zumindest den Grund: Man ist es gewöhnt, die Strecken in einer Stadt mit dem Fahrrad zurückzulegen, kennt daher nicht nur die großen sondern grade auch die kleinen Straßen. Da unsere Uni in Peking ca. 20 km vom Stadtzentrum entfernt (obwohl immerhin noch innerhalb des 5.Stadtringes gelegen) liegt, haben wir das Fahrrad selten für weitere Ausflüge als zu Carrefour oder dem Wudaokou clothing market verwendet. Wenn (und das ist zeitlich gemeint, nicht kausal :) ) ich zurückkehre, werde ich definitiv wieder im Zentrum residieren und mir ein Fahrrad zulegen. Erst so lernt man Peking richtig kennen.

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