Mittwoch, 14. Oktober 2009

Great Wall - From Jiankou to Xiangshuihu

Arbeit, Einkaufen, Visum abholen, Kneipenbesuch. Sport machen, Mittagessen, zum Schneider fahren, Abendessen - was man auch immer tut: Wir sind in der Stadt! Und ja, ich muss im Nachhinein zugeben, letzten Jahr haben wir nicht wirklich in Beijing gewohnt. Zwar lag der Campus am Rande der Innenstadt, aber wer täglich von Bäumen, Parks und Stille umgeben aufwacht (abgesehen vom nervigen Basketball krach von 7 Uhr morgens bis 11 Uhr abends), der lebt nicht in der Stadt.

Chang Cheng schlängelt sich endlos durch die Berge

Das hat sich maßgeblich geändert. Sobald wir nun einen Fuß aus der Tür setzen, empfängt uns Peking mit seiner herzlichen Melange aus Smog, Krach und übel riechendem Chou Doufu (stinke Tofu) - oder in anderen Worten: Leben, Abwechslung und 1000 Möglichkeiten etwas neues zu erleben.

Nach jedem Wachturm warten weitere Kilometer verwuchter,
unberührter Mauerabschnitte auf uns

Da ist es kein Wunder, dass es einen nach ein paar Tagen oder Wochen einmal aus der Stadt treibt, auf der Suche nach etwas frischer Luft und Ruhe. In anderen Worten: Auf die Mauer!
Am zweiten Tag änderte sich die Mauerstruktur,
riesige Wachtürme statt kleiner Posten


Entlang der schmalen Mauerreste geht es tief hinunter

Den Abschnitt von Mutianyu nach Jiankou und weiter habe ich bereits zu genüge erkundet, daher sind wir diesemal einfach in die andere Richtung gewandert. Wohin? Das wussten wir selbst nicht. "Da ging irgendwo ein weitere Mauerstück ab und dort kamen mir immer Leute entgegen" - "Da muss ein Nest sein". Und genau jenes Mauerstück hatten wir uns diesemal vorgenommen, mit dem Ziel von nächsten zu erreichenden Dorf einfach unseren Fahrer anzurufen und uns abholen zu lassen.


Ob in Richtung Mutianyu oder Xiangshuihu,
manchmal war es mehr als unwegsam

Ausgestattet mit ausreichend Nahrungsmitten, gutem Rotwein, Campingkochern, Whiskey und allen anderen Kleinigkeiten, mit denen man es sich bei einer Übernachung auf der Mauer gut gehen lässt, haben wir auf einem der höchsten umliegenden Türme im Freien niedergelassen. Nachts kühlt es auch in Peking bereits richtig ab, aber da es nicht geregnet hat, konnten wir dennoch auf Isomatten, eingemümmelt in warmer Kleidung und dicken Schlafsäcken auf einem der Türme übernachten. Genügend trockenes Feuerholz lässt sich in Pekings trockenem Umfeld jederzeit finden, sodass wir es uns für einige am Stunden am Feuer gemütlich machen konnten.

Kein Mauerbesuch ohne Übernachtung,
Lagerfeuer und Rucksäcken voll mit "Verpflegung"


Am nächsten morgen, von ersten Regentropfen geweckt, saß die persönliche Enttäuschung wieder etwas tief: Wolkig, schlechte Sicht - Bei drei Besuchen mit Übernachtung habe ich noch immer keinen Sonnenaufgang auf der Mauer erleben dürfen.

Blick entlang der Mauer und ins Tal zur

Nach einem guten Frühstück mit Espresso, deutschem Brot und chinesischem Nutella-Fake haben wir uns "früh" aufgemacht, um noch möglichst viele km abzureißen, ehe wir uns irgendwann von unserem Fahrer wieder nach Peking haben fahren lassen.
Chang Cheng, scheinbar unendlich lang und jedesmal: Wunderschön!

Mittwoch, und noch immer brennt der Muskelkater in meinen Waden - flexibler Turnschuhe statt Wanderausrüstung sei dank. Bis Samstag sollte dieser allerdings abgeklungen sein, sodass ich aufs Neue und frisch gestärkt mein Glück versuchen und auf den ersten Sonnenaufgang auf der Mauer meines Lebens hoffen kann. Ich freue mich jedenfalls jetzt schon wieder auf die nächste Tour am Wochenende, vielleicht wirds ja diesmal was!

Danke an Henning, Mathias und Vera für ein klasse Wochenende! Trotz Lambdas, Nationalhymnen und schwarzen Strahlern war es mal wieder ein unvergesslicher Trip.

Von Jiankou nach Xiangshuihu - Die große Mauer

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