Sonntag, 5. Juli 2009

Zurueck in Bangkok



Darf ich vorstellen, mein Supervisor: Der Mann vorne rechts. Seineszeichens 32 Jahre, Assistant Professor, wissenschaftlich fit, geistig ca auf dem Niveau eines 20 jaehrigen und grosser Fan mit mir many beers zu trinken und des Sitzes hinten auf meinem Fahrrad.



Endlich! Es ist geschafft... Freitag morgen, halb 12 in Peking: Alle "Automotives" haben die Final Presentation ihrer Mini-Thesis erfolgreich ueberstanden. Keine Ausfไlle. Der verantwortliche Dr Wang Zhi ist darueber "very happy" und laed uns zur Master-Ceremony in "maybe 2 or 3 years" ein. Dabei weist er ohne den Ansatz eines Witzes darauf hin, dass das Zeugnis "so schoen bunt" ist und er es eigentlich schade fand, dass bei den Praesenationen so wenige bunte Bilder zu sehen waren. Noch ein obligatorisches Gruppenfoto mit Professoren und Betreuern, und beendet ist das Studium an der Tsinghua. Wahnsinn, wie schnell das Jahr vorbei gegangen ist.

Eben jenen Gedanken hatte ich auch schon am Dienstag. Ich betrat zum ersten mal seit der ersten Woche im letzten September mal wieder das International Office der Tsinghua, wo uns damals die Reise nach Tibet verboten wurde. Ein aeusserst seltsames Gefuehl, da es mir wie gestern vorkam, dass mir alles in den Raeumen und ausserhalb auf dem Campus so voellig neu vorkam. Diese Woche kam ich dorthin, um die vom Graduation Office ersannte "Tsinghua-Schnitzeljagd" zu ueberstehen: Roter Stempel vom Computer Lab, von der Buecherei, vom Netzwerkcenter, vom Registration office, und und und. Natuerlich haben alle Bueros nur kurze Zeit am Tag auf, was meinen ersten Versuch klaeglich scheitern liess. Naja, beim zweiten Mal gings dann relativ unkompliziert. Als nette Unterhaltung zwischendurch gab es mal wieder eine Meisterleistung chinesischer Organisation zu entdecken: Bei Station 4 auf der Liste gibt man seine Student ID card ab - die man fuer den roten Stempel in Station 5 dringend benuetigt :). Fuer mich kein Problem, da ich den Ausweis als "verloren" angab, was mir ein genervtes Kopfnicken der Sekretaerin, 30 Kuai Strafe (=3 Eur) und eine Menge Eintrittsermaessigungen bei der Reise im August eingebracht hat bzw. einbringen wird.

Den Abend nach der Final Presentation werden die meisten von uns in Sanlitun begiessen. Ich kann leider nicht dabei sein, da ich mich im Moment, wo ich dies online stelle, schon in Bangkok befinde. "Was, so schnell?" Wird sich so mancher fragen. Und "warum gabs eigentlich in den letzten Monaten fast nix zu lesen?" wohl ebenfalls. Der Grund liegt darin, dass ich die letzten 2 Monate noch einmal die volle Ladung China durchlebt habe, mit allem drum und dran:

1. Unser Blog ist von China aus nicht mehr zu erreichen - die Great (Fire-) Wall of China laesst gruessen.
2. Meine Simulation am Institut habe ich mit nicht lizensierter Software durchgefuehrt - willkommen in China. Unangenehmer Nebeneffekt: Wenn ich den geliebten VPN angeschaltet hab, hat sich der gecrackte Lizenzserver staendig aufgehaengt - ich war also mehr oder weniger abgeschnitten vom freien Internet.
3. Dazu kam ein enormer, z.T. voellig nutzloser Arbeitsaufwand, der sich hauptsaechlich durch chinesisches Organisationstalent, mangelhafte Kommunikation und eine etwas unguenstige Wahl meines Studienarbeitsthemas ergab.
4. Nebenbei wurde aber, und das ist die andere Seite von dem Jahr in China, jegliche restliche Zeit von der enormen Gastfreundschaft der Chinesen und der tollen Gemeinschaft innerhalb unseres hier aufgebauten Freundeskreises erfuellt.

Alles in allem eine schoene Ausrede, in den letzten 8 Wochen fast nichts hier veroeffentlicht zu haben. Dem moechte ich nun Abhilfe schaffen und sitze daher gerade am Flughafen in Guangzhou und versuche, das in den letzten Wochen erlebte in Worte zu fassen. Dabei lasse ich mir von einem chinesischen Blag mit den beruehmt beruechtigten Quietsch-Schuhen (die muessen eine Erfindung von Kinderlosen frustrierten Freunden junger Eltern sein) die Ruhe rauben und merke, dass ich zum ersten mal ganz deutlich Wehmut dieses verrueckt-nervig-liebenswuerdige Land zu verlassen empfinde... Schon Francois de La Rochefoucauld wusste: Die gluecklichsten Liebschaften basieren auf gegenseitigem Missverstaendnis.

Nachtrag aus Bangkok: Der Wahnsinn! Wetter angenehm, unzaehlige alte Bekannte, die Zeit fuer mich haben. Was kann sich mehr wuenschen? Vielleicht etwas Schlaf, davon gabs aufgrund einer Nacht dank Air Asia am Flughafen Baiyun in Guangzhou und dem Nachtleben hier erstmal recht wenig. Dafuer hab ich endlich Zeit fuer Sachen, nach denen mir einfach mal zumute ist: Einkaufen, Rumgammeln, Kaffee Trinken, Kino gehen, Fotos machen...

Vieles weitere kann und soll in den naechsten Tagen folgen - bis dahin verbleibe ich mit einem freudigen: Kop khun khrap!

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