Montag, 13. Juli 2009

Das war's!

Geschichten schreiben ist eine Art, sich das Vergangene vom Halse zu schaffen.

Johann Wolfgang von Goethe

Fuer mich war das Schreiben des Blogs im letzten Jahr teilweise eine grosse Freude, manchmal eine nette Nebenbeschaeftigung. Oftmals aber auch etwas, was ich vor mir her geschoben habe, gerade in der Klausurzeit. Gedacht war es eigentlich als zentrales Medium der Kommunikation meinerseits an die Heimat, die sonst in dieser Vielfalt auf so vielen Kanไlen mit so vielen Leuten nicht machbar gewesen waere. Daraus ist fuer mich aber ganz unbewusst etwas voellig eigennuetziges geworden: ein Druckmittel, den eigenen Verstand zum Verarbeiten des Erlebten zu bringen. Aus den unglaublich vielfaeltigen Eindruecken und kleinen Geschichten das herauszusuchen, dessen Beschreibung die Heimat interessieren koennte, ist ein gewaltiger Filterprozess. Das dann wiederum zu verbalisieren und zu (digitalem) Papier zu bringen, ist Arbeit, aber eine wahre Fundgrube wenn man darauf mit etwas Abstand zurueckblickt.



Als ich gestern Abend von einem sehr netten Zusammensein mit ein paar Freunden zurueckkam, war mir irgendwie danach die Eintraege des letzten Jahres einmal durchzusehen. Und rums, da war der erste Anfall von Sehnsucht und einem "Ich will zurueck und das alles nochmal erleben"-Gefuehl. Das alles mit dem Tag vorbei war, an dem ich nach Bangkok geflogen bin, war mir in eben dem Moment noch nicht bewusst. Zuviel hatte ich um die Ohren. Und irgendwie hatte ich auch noch im Hinterkopf, dass wir uns ja alle teilweise in Vietnam, teilweise spไter in Aachen, wiedersehen werden. Die Erkenntnis, dass ein solches Wiedersehen zwar viele neue Erinnerungen schaffen wird, die alten aber nicht zu wiederholen vermag, ist mir erst hier gekommen.



Meine Mutter hat mir vor ein paar Wochen gesagt, dass eine Reise anschliessend bei ihr stets etwa die gleiche Zeit zum Verarbeiten in Anspruch genommen hat. Das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung nun genau so unterschreiben. Das Jahr in China war zwar viel Alltag, aber in gewisser Weise stets ein Eintauchen in eine fremde Welt. Auch in tiefster Arbeitsphase habe ich taeglich mindestens einmal den Kopf ber Gesehenes geschuettelt und mich auch einmal riesig ueber irgendeine Kleinigkeit gefreut bzw. amuesiert. In einer uns so fremden Kultur warten einfach zuviele kleine "Schocks" derselben auf denjenigen, der mit offenen Augen durch die Welt geht. Wenn ich hier in Bangkok nach dem Jahr in China gefragt werde, gebe ich jedes Mal andere Antworten, ohne das mir dies in dem Moment bewusst waere. Was hat dir gut gefallen, was nicht so? Wie sind die Chinesen? Willst du zurueck? Auf all diese und auch tiefergehende Fragen kenne ich meine eigenen Antworten noch nicht. Es ist grossartig, dass ich hier gerade die Gelegenheit bekomme mit etwas Abstand und Zeit ueber alles nachzudenken, bevor mit Vietnam eine riesige Menge neues hinzukommt und wir dann in 4 Wochen wieder einreisen werden.

Schliessen moechte ich damit, womit ich auch angefangen habe. Das Schreiben. Henning bemerkte einmal, dass er das zum Spa฿, zur Information und zur Unterhaltung tut. Fuer mich kommt noch das Verarbeiten hinzu. Mit jedem Eintrag konnte ich meine eigenen Erinnerungen sortiere und "verewigen", und damit einen Schritt machen mit dem Erlebten abzuschlie฿en um die Neugier auf etwas Neues zu konzentrieren.

1 Kommentar:

Stefan hat gesagt…

"unterzeichnet".
zweifach.

Sowohl das Verarbeiten, als ganz besonders auch das "Vor mir herschieben" in den vergangenen drei Monaten =)