Mittwoch, 29. Juli 2009

Innere Mongolei

Freie Zeit und nichts zu tun, das liegt und gefaellt mir bekanntlich nicht so gut. Zwei Tage vor Auszug aus dem Wohnheim und der Ausreise aus China nach Vietnam noch einen Kurzurlaub in die Innere Mongolei zu machen, gestalteten meine letzten Tage nicht unbedingt entspannter, war aber auf jeden Fall den Stress wert:



Von 2009-07-09 Innere Mongolei


Xiaowei, eine Freundin aus Peking, hatte mich eingeladen gemeinsam mit Ihr in Ihre Heimatstadt Chifeng im Nordosten Pekings zu reisen und mir Spezialitaeten und Gegebenheiten ihrer Heimatprovinz etwas naeher zu bringen. Die Innere Mongolei ("Neimenggu) ist eine Provinz im Norden Chinas und grenzt and die den meissten besser bekannte aeussere Mongolei ("Waimenggu") .
Leider hatte ich nur zwei Tage Zeit fuer eine Provinz, in der man sich fuers sight seeing eine gute Woche aufhalten koennte - zum Luft holen und entspannen ein Leben lang, aber dazu spaeter mehr. Nach unserem letzten grossen China-Urlaub ist bereits wieder einige Zeit vergangen und so hat mich die herzliche chinesische Gastfreundschaft fernab vom Grosstadtstress erst ueberrascht, mich aber dann an all die kleinen netten Geschichten vergangener Reisen erinnert. In der Bahn hatten wir noch zwei Heimatfreunde von Xiaowei getroffen und kurz nach unserer Ankunft in Chifeng sassen wir um 7 Uhr morgens gemeinsam mit Vater, Mutter und kleinem Bruder in einem abgeschiedenen Restaurant zum Fruehstueck. Neben bekanntem Gemuese gab es hauptsaechlich Lokales: Naicha (salziger Milch-Tee), nailao (die mongolische Kaesevariante) und ein paar Gebaeckstangen zum dippen in einer Mischung aus Ziegen-Yoghurt, Sesamkoernern und Zucker. Sie eraehlte es mir zwar schon im Vorhinein, aber Milchprodukte werden hier noch ganz Gross geschrieben! Am Mittag besuchten wir noch die Einzige Sehenswueridkeit des Ortes, das Museum des Vaters, in dem Gegenstaende und Geschichte der Region mit bis zu 8000 Jahren Vergangenheit ausgestellt wurden. Zwei Angestellte fuehrten uns durch die 4 nicht allzu grossen aber liebevoll gestalteten Raeume des Museums. Wie ich im nachhinein erfahren durfte, hat der Vater das Museum nur fuer uns vier Geaste oeffnen lassen.

Hauptausflugsziel fuer uns waren allerdings die weiten Grasslands ("caoyuan") 6h entfernt von der Stadt. Mit ein paar Fotos wurde ich damals auf die Schoenheit dieser Gegend aufmerksam gemacht, mein Eindruck vor Ort hat allerdings meine Vorstellungen uebertroffen. Durchatmen! Inmitten von ewigen gruenen Weiten 360grad in allen Himmelsrichtungen, eine einzige Strasse mitten im Nirgendwo die scheinbar kein Ende hat und strahlend blauer Himmel mit verinzelten Wolken geben einem ein neues Gefuehl von Groesse und Weite. An so vieleb Stellen ueberkam mich das Gefuehl, mich einfach fallen zu lassen und auf dem Ruecken die Endlosigkeit dieser Gegend zu geniessen.


30 Minuten entfernt vom naechsten Ort, der neben einer Schule gerade mal etwa 1000 Einwohner beherbergte, standen wie an so vielen Stellen zwei bis drei Menggubao (Mongolen Zelte) mitten auf der Wiese. Zwei Zelte, eine Herde Kuehe oder Schafe, manchmal auch 20 Pferde die von Touristen dieser Region geritten werden koennen, das war alles, was in der naeheren Umgebung zu sehen war. Bewohnt wurden drei Zelte von einer 11 koepfigen Grossfamilie: Grossmutter mit ihren drei Soehnen, deren Frauen und 4 Kindern im Schulalter. In den Zelten das gesamte Hab und Gut der Familie, Betten fuer alle und ein einfacher Ofen mit Abzug aus dem Zeltdach hinaus, gefeuert mit getrocknetem Pferde- oder Kuhmist. Das Einzige was hier auf fortgeschrittene Zivilisation schliessen lies, waren die zwei Motorraeder vorm Eingang, mit denen die Kinder auch taeglich zur Schule gebracht wurden.


Wenn ich das naechste Mal Entspannung von Pekings Nachmittagsverkehr brauche, weiss ich schon, wohin ich nocheinmal zurueckkehren werde.

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