Von Sapa - Trekking |
Meine Gedanken gehen, auf der Suche nach der Antwort, zurück zum vergangenen Tag. Wie bereits berichtet, haben wir am Vortag ein Mädchen der Black Hmong angesprochen, ob wir mit ihr als Guide in der Umgebung Trekken gehen können. Sie hatte nicht nur zugesagt, vielmehr bot sie uns an, bei ihr in ihrem Heim zu übernachten. So brachen wir morgens zeitig auf und wanderten durch fabelhafte Landschaften, Reisfelder und Bergformationen. Gegen Mittag kamen wir in Xa Seng, ihrem Heimatdorf an. Der Ort selbst war eigentlich gar kein richtiger, eher eine Ansammlung von einzelnen Bauernhäusern. Da unser echter homestay (im Gegensatz zu denen in touristischen Neubauten) tendenziell illegal war, war uns die Abgeschiedenheit sehr recht. Auf dem Weg trafen wir noch zwei weitere Westler, in unserem Zielort waren wir schließlich gänzlich allein mit Thu (unserem Guide), ihrer Freundin, ihrem Mann und ihrer Familie.
Von Sapa - Trekking |
Ihr Mann? Ja, richtig. Obwohl sie erst 17 Jahre alt ist, ist sie bereits verheiratet, wie es üblich ist für die Bergvölker dieser Region. Sie ist mit 16 von ihren Eltern verheiratet worden; daraufhin zog sie zur Familie ihres ein Jahr älteren Mannes. Auf die Frage, ob sie ihren Mann mag antwortete sie "yes, a little bit." Einmal mehr wurde mir bewusst, welchen Wert die persönliche Freiheit in unseren Gesellschaften hat.
"Diese Black Hmong Frauen sehen aus wie Kriegerinnen!"Den Nachmittag verbrachten wir in dem Ort Xa Seng selbst. Wie im Rest Vietnams waren die meisten Personen, die wir trafen, Kinder. Ein paar von ihnen haben wohl noch nie Westler gesehen, jedenfalls laut Thu.
Paul
Von Sapa - Wonderland |
Zumindest der Blitz von Daniels Kamera schien ihnen neu gewesen zu sein: Sie erschreckten sich merklich. Nach dem ausgiebigen Spaziergang kehrten wir "heim" in das Holzhaus der Familie. Wir trauten unseren Ohren nicht: Es lief Weihnachtsmusik. Auch wenn man es an diesem fernen Ort nicht vermutet hätte - die Leute sind Christen. Kein fließend Wasserm, eine Glühbirne und ein Fernseher, und Poster mit christlichen Darstellungen an der Wand.
"The meat we bought is finished. Maybe we should kill another chicken."
Thu, morgens vorm Frühstück
Den Abend verbrachten wir mit einem Abendessen, dass wir vom Markt mitgebracht hatten: Köstlicher frischer Kürbis, diverse gegarte Gemüsesorten und gut gewürztes Schweinefleisch. Die Sache wurde abgerundet von dem brennenden, selbsthergestellten Reisschnaps, der vornehmlich mit einem von Thu übersetzten "drink finish!" auf ex genossen wurde. Fieses Zeug. Um 8 Uhr ging die Familie schlafen. So auch wir - in unser Reich aus Kohle, Spinnen und Holzboden.
Von Sapa - Trekking |
Zurück mit den Gedanken in der Gegenwart. Da ich immer noch friere, entscheide ich mich zu einem gewagten Manöver: Leise stibitze ich, fern jeder Homophobie, meinem treuen Zimmernachbarn Flo ein Stück seiner wollig-warmen Decke - und werde dabei entdeckt. "Mir ist Scheißkalt", flüstere ich und mir wird stumm ein Stück zugestanden.
"Noch vor einem Jahr hätte keiner von uns hier zwischen den ganzen Spinnen schlafen können!"Der Morgen begann früh, so wie der Abend geendet hatte. Nicht nur was die Uhrzeit betrifft, nein, sondern auch was den Reisschnaps angeht. Kaum die Augen offen, da lacht der Schwiegervater schon, mit einem frisch gelernten "Prost" auf den Lippen, und setzt an. Frisch gestärkt ging es dann auf den zweiten Teil der Wanderung nach Lau Chai. Die Täler waren mit Wolken gefüllt, die Gipfel von ebenjenen umgeben. Dazwischen bewegten wir uns auf schmalen Bergpfaden mit atemberaubender Aussicht. Was für ein Trip! Ein Gefühl von wahrer Dreidimensionalität und Weite.
Flo
Von Sapa - Trekking |
Von unserem Zielort ging es zurück mit dem Motorrad. Hätte mich ein Chinese dabei beobachtet, er wäre wohl vor Neid in Ohnmacht gefallen: Ein Minoritäten-Sandwich auf zwei Rädern: Vorne der Schwiegervater, in der Mitte ich, hinten Thu, schleppte uns die 125er über die Serpentinen: Belustigung für jeden Passanten!
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