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Dienstag, 14. April 2009

Hutiaoxia - Tigersprungschlucht

Von Tigersprungschlucht


Elende Kopfschmerzen, erbrechende Übelkeit und ständige Schwindelanfälle. Ungefähr so habe ich den Aufstieg aus dem Colca Canyon in Peru in Erinnerung. Selbst 2 Tage danach war ich nicht transportfähig, was mir den wohl denkwürdigsten Artz-Hausbesuch meines Lebens einbrachte und unsere Reise damals etwas verzögerte. Die Höhenkrankheit hatte mich befallen, und zwar nicht zu knapp.

Das mir so etwas wieder passieren könnte, davor hatte ich schon gewisse Befürchtungen bevor es von Shangri-La auf zur Tigersprungschlucht ging. "Immer viel trinken und nicht zu sehr anstrengen!" Zum Glück blieben ich und meine 3 Mitwandernden dieses Mal dank guter Getränkeversorgung unterwegs von solchen Strapazen verschont. Die Höhe war wohl diesmal auch nicht so arg, der 22 km lange Weg durch Schlucht bewegt sich auf relativ moderater Höhe.

Von Tigersprungschlucht


Die 3, das waren Xulin, Lichen (Foto) und Stefan. Flo konnte leider nicht mitlaufen, weil ihn eine Mandelentzündung lahm gelegt hatte. Er musste direkt von Shangri-La nach Lijiang fahren, wo er sich auskurierte uns am nächsten Tag erwartete.

"Legend says that in order to escape from a hunter, a tiger jumped across the river at the narrowest point."

Angesichts der immer noch 25 m Breite an dieser Stelle definitiv ein gewagter Sprung. Nicht nur wegen der Krankheit wurde ich auf der zweitägigen Tour durch die Schlucht oft an den Aufenthalt in Peru erinnert. Die nahezu senkrechten Felswände, unten in weiter Ferne ein donnernder Fluss, oben schneebedeckte Berge. Über der Schlucht thront majestätisch der Jade Dragon Snow Mountain, (玉龙雪山; Yùlóngxuĕ Shān), mit 5600m. Unter 2000m steilen Klippen stürtzt sich der Yangtze (金沙江; Jīnshā Jiāng) durch enge Stromschnellen, unter gewaltigem Getöse, dass sich auf dem Weg nach oben nochmal verstärkt. Dazu eine erfreuliche Abwesenheit chinesischer Touristen und daher - welche Wunder - keine Treppen im Fels. Ganz normaler Wanderweg! Die Naxi-Bewohner der Schlucht nutzen die Pfade, die auch zum Wandern geeignet sind, selbst als Wirtschaftsweg. Da sonst eigentlich Ruhe in der Schlucht herrscht, kam eine ganz "unchinesische" Trekkingstimmung auf. Die Herbergen auf dem Weg waren ebenso wie die Leute auf die vielen westlichen Touristen eingstellt. Es gab englische Karten, hervorragenden Service und, aus irgendeinem Grund, unterwegs neben Schokolade auch örtliche Betäubungsmittel zu kaufen.

Die Nacht verbrachten wir nach 7 Stunden entspannter Wanderung im Half-Way Hostel. Das Hostel verfügt über eine schöne Dachterasse, von der man eine tolle Aussicht über die Schlucht und auf Sonnenauf- und untergang hat. Wirklich bemerkenswert war, dass die Hostelbesitzer eigentlich in der ganzen Schlucht keinen Profit aus ihrer offensichtlichen Monopolstellung geschlagen haben, sondern mit fairen Preisen und einer vernünftigen Unterkunft mit gutem Service überzeugt haben. Unten im Tal, immer noch in einiger Entfernung, als ständiger Begleiter der tobende Yangtze. Dort hinunter konnten Stefan und ich dann am nächsten Morgen klettern. Vom Lower Path, eigentlich einer betonierten Straße, ging ein selbstgeschlagener, gewaltig steiler Weg die Klippen hinunter bis zum Fluss. Unten steht man dann inmitten des gewaltigen Panoramas und wird von der Geräuschkulisse wirklich überwältigt. Das Wasser ist Knallgrün, wer weiß warum die Chinesen das Ding da "Goldener Sand-Fluß" nennen.

Da unten hat sich auch ein interessantes Familienbusiness entwickelt. Mutter verkauft oben Karten für den Pfad, der Sohn führt die Touristen hinunter zum Fluss und unten steht Vater mit seinem Stein. Sein Stein? Ja, ihr lest richtig, da unten hat wohl jeder Brocken seinen Besitzer. In die zwei, drei größten sind Treppen hineingehauen, so dass man bis mitten in die Stromschnellen klettern kann. Wirklich cool, und für 50 Cent auch recht erschwinglich. Auf dem Weg nach oben verkaufen die Töchter den abgekämpften Westlern dann ihre geliebte Cola.

Mehr Infos zur Schlucht auf Wikipedia.


Weitere (wenige) Fotos gibts hier und hier.

Samstag, 11. April 2009

"Guanxi" in Lijiang

Guanxi - ein Wort großer Bedeutung in China. Es beschreibt grob die persönlichen Beziehungen, die man hegt und pflegt. In Deutschland würde man wohl Vitamin B dazu sagen.

Guanxi (chin. 關係 / 关系) bezeichnet das Netzwerk persönlicher Beziehungen, von dessen Wirken in China kaum eine Entscheidung unbeeinflusst bleibt.
Irgendwann, noch in Xishuangbanna, hatte uns ein recht lauter Mann mitgegeben, hier in eine bestimmte Bar zu gehen. "Da müsst ihr hin!" Die Band die dort spielt seien "Freunde" von ihm. Er schrieb uns einen Zettel, auf dem irgendwas drauf stand. Unter anderem die Adresse. Mit dieser Mitgift machten wir uns dann auf den Weg diese geheimnissvolle Bar in Lijiang aufzusuchen. Fündig wurden wir in einem Hinterhof, nachdem man durch eine andere Bar hindurchgehen musste. Das sah vielversprechend aus! Dort angekommen, wurden wir von den Chinesen in dem kleinen, gemütlichen Raum freundlich begrüßt. "Setzt euch zu uns!" Mit einer Gruppe junger Männer in Begleitung zweier Mädels machten wir direkt Bekanntschaft. Wir fragten nach der Band und wurden aufgeklärt dass alle Anwesenden wegen dieser Gruppe dort waren. Bald würde es los gehen. Die Musiker saßen praktisch hinter uns, wir konnten sie einfach ansprechen. Wir gaben ihnen erwartungsfroh den Zettel, in der Hoffnung "als Freunde der Band" begrüßt zu werden. Doch keine Reaktion, ratlose Gesichter. "Kennen wir nicht!" Nunja, soviel zu "Freunden von ihm".

Interessanterweise entdeckte einer der Bandmitglieder auf dem Zettel jedoch den Namen einer Bekannten des Typen, die ihren Namen wohl auch noch auf den Zettel gekritzelt hatte. "She's my friend!" Freudige Gesichter und ein kurzer Austausch, wo wir sie denn getroffen hätten, folgten.

Dann kam schließlich der Auftritt selbst. Die Band, denen die Bar glaub ich mehr oder weniger gehört, spielen dort jeden Abend ein Programm aus alten chinesischen Gitarrenstücken mit Gesang. Der Sänger, selbst ein Mitglied der Naxi-Minderheit, hatte eine beeindruckende Stimme, die in dem kleinen Raum ziemlich cool zur Geltung kam. Die Stimmung stieg schnell, die Musik war laut, und alle außer uns sangen aus vollster Inbrunst mit. Ein paar Bier später, als die Musik intensiver wurde und auch intensiver wirkte, kam dadurch richtig Gänsehaut-Gefühl auf. Die Musik, die vielen fröhlichen mitsingenden Leute, die schöne kleine Bar, das erzeugte eine unglaubliche, unvergessliche Athmosphäre.

Von Lijiang
Die Band

Wie sich herausstellte, waren die andern Leute an unserm Tisch Hostelbesitzer in der Stadt, die nahezu jeden Abend hier waren. Die zwei Mädels waren Gäste aus ihrem Hostel. Wir kamen mit ihnen ins Gespräch - und spontan wie Chinesen eigentlich nicht sind schlossen sie sich uns für die nächsten drei Tage für die Tour durch die Tigersprungschlucht und nach Shangri-La an. Das es dorthin ging, das wussten sie aber noch gar nicht, wie sich später noch herausstellte :).

Von Lijiang
Das Publikum singt begeistert mit

Der Abend endete wie so oft mit einem unermülichen Anstoßen mit den anwesenden Chinesen. Der Sänger bestand darauf mit uns seinen hausgemachten Schnaps zu trinken und der Gitarrist gestand mir, dass "Deutsche Männer die schönsten sind". Gutes Schlusswort, dachte ich mir und nahm mit Stefan reiß aus.

Nun noch etwas zum Ort selbst. Ebenso wie Dali ist Lijiang eine Stadt im Nordwestlichen Teil der Provinz Yunnan im Südwesten Chinas. Hier beginnt man die Höhe zu spüren - das Dach der Welt ist nicht mehr fern. Die Ausläufer des Himalaya Gebirges sind in der Ferne zu sehen und die Temperaturen fallen des Nächtens immer noch recht tief ab. Tagsüber kann man sich in dem verwirrten Netz aus kleinen Gässchen herrlich verwirren. Früh morgens spielt sich noch richtig urtümliches Leben in der Stadt ab. Die Bewohner, hauptsächlich Naxi-Minderheiten und Han-Angestellte (paradox) haben die Stadt quasi für sich. Irgendwann mittags kommen dann die Touristen hinzu, die dann gerade Abends die Stadt mit erstaunlich viel Leben befüllen. Die Stadt ist ausgesprochen schön, und die Athmosphäre ungewöhnlich entspannt.


Von Lijiang
Fröhliche Touris in Lijiang

Weitere Fotos gibts hier.

Freitag, 10. April 2009

Mit Lucky Air nach Dali

Um eine CD vom Pekinger Künstler Xiao He zu ergattern, habe ich schon in Beijing einige Mühen auf mich genommen. In allen von mir befragten CD-Läden war ein einfaches "Meiyou" (Nö, ham'wer nicht...) die Antwort. Fündig wurde ich, man glaubt es kaum, schließlich im mehrere tausend Kilometer entfernten Dali, Provinz Yunnan im Süden Chinas.
Von Dali

Dali ist heute eine beliebte Touristenattraktion, mit seiner herausgeputzten Altstadt und seinen schönen buddhistischen Pagoden, den glaub ich ältesten dieser Art in China. Unterscheiden von den vielen anderen Städten mit schöner "Alt"-Stadt in China kann man Dali allerdings anhand seiner geographischen Lage.

"Dali is located on a fertile plateau between the Cangshan mountains to the west and Erhai lake to the east. It has traditionally been settled by the Bai and Yi minorities."


Der See ist schön und wo Minoritäten sind, da sind auch chinesische Tourismus nicht weit. Weit vor den chinesischen Horden scheinen jedoch westliche Backpacker das beschauliche Städtchen westlich von Kunming entdeckt zu haben. So finden sich dort viele niedergelassende "Aussteigertypen", wie man sie sonst in China nahezu nicht findet. Die meisten sind so mitte bis ende 30, was darauf hindeutet dass auch hier die touristische Erschließung durch den Westen nicht allzu lange her ist. Die meisten von ihnen sieht man mit chinesischer Frau und Kindern ein Restaurant, eins der unzähligen Cafes oder Kramsläden betreiben. So betrieb einer von ihnen auch einen wohlsortierten Musikladen, in dem ich schließlich meine gesuchte CD finden konnte.

Von Dali


Highlight in Dali war der unvergleichbar gute Seefisch außerhalb der Stadtmauern, der sich in der Pfanne noch zu einem kurzen Überlebenskampf entschied, was nicht nur die Köchin erschreckte. Brutal, aber sehr köstlich.

Weitere Besonderheit unseres Aufenthaltes war, dass wir überhaupt ankamen. Nachdem wir in Jinghong einen Billigflieger für unschlagbare 28 Euro gebucht hatten, hätten wir eigentlich mit allem rechnen müssen. Das unsere Airline jedoch "Lucky Air" hieß und das Logo einen einladenden Smiley enthielt, das überraschte uns dann schon ein bisschen. Seinem Glück überlässt man seine heile Ankunft schon ungern. Auf der Autobahn vom Flughafen in die Stadt wurden wir dann noch von wilden Rindern auf der Fahrbahn begrüßt. Wir waren definitiv froh, also wir endlich unbewegten Boden unter den Füßen hatten.

Von Dali


In Dali war Paul das letzte Mal dabei. Seine Freundin wollte er zwei Tage später in Kunming treffen, während es uns weiter nach Lijiang zog. Meine Kamera war zu dem Zeitpunkt schon abhanden gekommen, so dass die Fotos hier alle von ihm oder mir mit seiner Kamera entstanden sind.

PS: Den Grund, warum auch hier zur Zeit so viel zu lesen ist, hat Henning relativ treffend zusammengefasst (und währenddessen sich schon wieder abgelenkt ;) ).

Dienstag, 31. März 2009

Shangri-La

Shangri-La (auch Shangri-la, Shangrila) ist ein sagenumwobener Ort, der im weitesten Sinne im Himalaya liegt. Der Begriff wurde durch den Schriftsteller James Hilton in die westliche Kulturgeschichte eingeführt. Sein 1933 erschienener Roman Lost Horizon (Der verlorene Horizont) beschreibt ein abgelegenes Lama-Kloster am Shangri-Gebirgspass im Himalaya. Die Klosterbewohner, zum großen Teil aus westlichen Ländern und westlichen Kulturkreisen stammend, leben in einer selbstgewählten Weltabgeschiedenheit und erreichen teilweise biblisches Alter. Ihre Lebensweise und gewählter Tagesablauf sind eine Abkehr von der Hast der Zivilisation, ohne auf gewohnte Annehmlichkeiten völlig zu verzichten. Sie erwarten für die Menschheit ein apokalyptisches Ereignis und sehen sich selbst als letzte Bewahrer von Kultur und Wissen. (Wikipedia über Shangri-La)


Das scheinen die Chinesen auch gelesen zu haben. Und sich gedacht, aus der Geschichte lässt sich etwas machen. So wurde, veranlasst vom örtlichen Tourismsbüro, die Heimat des größten buddhisteischen Tempels außerhalb der Himalaya-Provinz von langweiligen Zhongdian in Shangri-La umbenannt. Gelegen auf 3200 m über NN liegt das beschaulichte Städtchen an den südlichen Ausläufern des "Dach der Welt". Klima, Flora und Fauna der Hochebene erinnerten an meine Vorstellungen von Nepal oder Butan. Karges Land, wenig Besiedelung, weite Ebenen, hohe schneebedeckte Berge und strahlend blauer Himmel.
Von Shang-ri-la

Für die Chinesen gilt Shangri-La als einwandfreies Auflusgziel (hier wird schön Wan! gemacht), gerade für junge Pärchen. Jedoch nur im Sommer, eine Tatache, die uns im Februar eineinhalb wirklich entspannte Tage ermöglichte. Entspannt, jedoch auch kalt. Wir schlenderten vormittags durch die Klosteranlagen. Die Mönche waren äußerst freundlichen und luden immer wieder gern zum Pläuschchen ans Feuer oder zu einer Orange ein. Dass die Zeit des Konsums auch an diesen Leuten nicht vorbei gegangen ist, sah man an Nike-Socken, Playboy-Schuhen, und dem immer präsenten Handy.
Von Shang-ri-la

Nachmittags gings durch die herausgeputzte (oder neu gebaute :) ) Altstadt. Dabei begleitet wurden wir von Xulin und Lichen, die sich uns in Lijiang kurzerhand anschlossen. Aufgrund ihrer (für Chinesinnen ihres Alters durchaus typischen) Planlosigkeit musste von da an jeder Plan zwar mehrfach wiederholt werden bis er auch wirklich aufgenommen wurde, witzig wars aber allemal.
Von Shang-ri-la

Am Abend war Vollmond, das Ende der zwei Wochen des chinesischen Neujahrsfestes. Typisch für chinesische Familien ist es an diesem Abend so genannte Tangyuan zu machen, Teigbällchen mit einer süßen Füllung in heißer Brühe. Da wir neugierig waren wollten die beiden Mädels nicht enttäuschen, kauften im Supermark eine Tiefkühlpackung von dem Zeug und ließen es für uns zubereiten. Wie das? Naja, hier scheint es nicht unüblich zu sein, sich ins Restaurant seinen eigenen tiefgekühlten Nachtisch mitzubringen und diesen dann aufkochen zu lassen.... :)

Den Abend ließen wir dann bei schönem Vollmond unter elektrischen Heizdecken ausklingen, während sich auf dem Dorfplatz die Bewohner zum gemeinsamen Tänzchen versammelten. Ob's Touri-Attraktion oder nette Tradition ist, kann ich nicht genau sagen, interessant und wars in jedem Fall.
Von Shang-ri-la

Mehr Fotos gibts hier.

Dienstag, 17. März 2009

Fahrradfahren in Xishuangbanna

Xishuangbanna - Menghan. Wir, das sind Paul, Daniel, Jo, Flo, Stefan und ich wandern durch prächtig grüne Reisterassen, machen Fotos und sind begeistert. Als wir zum Weg und zu unseren Fahrrädern zurückkehren, wartet dort eine Gruppe Dorfbewohner auf uns. Sie haben gekochte Maiskolben und bieten Sie uns an. Ein alter Mann nähert sich und fragt ungläubig: "Habt ihr keinen Reis in Deutschland??"

Nein, haben wir nicht, müssen wir gestehen. Das wir die Natur rund um Jinghong so einladend fanden, lag jedoch nicht nur am Reis. Die Straßen waren gut zum Fahrradfahren (der Hintern hat es den miesen Sätteln dennoch nicht gedankt) und es gab einige schöne Routen. Als Abschluss fuhren wir zu einem Wasserfall, der sich als absoluter Geheimtipp entpuppte. In einem kleinen Dschungelstück rund um einen Flußlauf fand sich nach 60 Min Wanderung, geführt von Jungs aus dem Ort, ein Wasserfall mit kleinem Becken. Ein Hechtsprung hinein ergab: Rattenkalt hier, schnell raus. Dennoch hao wan. Auf dem Rückweg machten die Kurzen mit Steinschleudern Jagd auf Vöglein und bewiesen dabei erstaunliches Geschick. Bei diesem Ausflug zeigte sich endgültig, dass sich unsere Gruppe den Johannes gerne noch ein paar Tage dabei gehabt hätte. Egal wo, Johannes ist immer vorbereitet. "Möchtet Ihr einen Keks?" "Sonnencreme?" Nach kurzer Verhandlung stellten sich Ulli, Henning und Daniel jedoch quer :).

Auspannen in Kunming

Auf Reisen braucht man auch mal Tage, an denen Sachen organisiert, Notwendiges erledigt (Post, Friseur, etc.) und ausgespannt wird. Einen Tag wie diesen konnten wir in Kunming verbringen. Nachmittags haben wir den Green Lake Park besucht und waren von der entspannten Atmosphäre überwältigt.

Der Chinese kann, das haben wir oft festgestellt, eines besonders gut: Dich völlig überraschen. In dem Park wurde musiziert, getanzt, gesungen und mit Kindern gespielt. Die 3 Laowei's waren Attraktion und wurden von allen Seiten angesprochen. Super witzig.

Eines wird jedem aufgefallen sein, der in China gereist ist: Die Kinder sind absolutes Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie werden getätschelt, befragt, gelehrt und sind das erste, was dem Ausländer präsentiert wird. Die Kinder werden gebeten, englische Sätze aufzusagen oder schlicht zu begrüßen. Und dann natürlich das obligatorische Foto! Sicher hat die Ein-Kind-Politik damit etwas zu tun, es scheint aber auch irgendwie verwurzelt zu sein. Sehr oft sieht man auch Senioren, die ihre Zeit mit den Enkeln verbringen. Denke das die Eltern einfach zu busy sind, da kommen die Großeltern natürlich genau recht.

In Deutschland werden von Verliebten bekanntlich Herze in Bäume geritzt, hier gibt es Schriftzeichen im Bambus (sieht irgendwie cool aus).

Sonntag, 15. März 2009

Liebes Tagebuch

Liebes Tagebuch,

endlich komme ich einmal wieder dazu, dir zu schreiben. Falls du vergessen haben solltest, wer ich bin: Ich bin's, die Baoni aus Nanjing. Ich bin ca. 20 Jahre alt und studiere Business Administration. Auf Englisch heiße ich Bonny. Diesen Namen habe ich mir mit meinem Freundinnen ausgedacht, wir fanden Ihn äußerst cool und daher passend für mich. Die ganze letzte Woche habe ich mit meiner Familie in Yuanyang und Umgebung verbracht. Wir haben uns die Reisterassen dort angeschaut, ein bisschen langweilig. Mein Vater fotographiert sehr gerne, das wird wohl auch der Grund gewesen sein, warum wir dorthin gefahren sind. Darüber habe ich mir allerdings keine Gedanken gemacht, ich bin einfach mitgekommen. Mein Vater hat schließlich gesagt, das wir hierher fahren sollten.
Mich haben mehr die ortsänsässigen Minderheiten interessiert. Wir haben 56 Minderheiten in China, die meißten davon in Yunnan und Guizhou. Das habe ich im Chinesisch Unterricht in der Schule gelernt - ich musste Sie alle auswendig lernen. Die Minderheiten hier in Yuanyang tragen sehr schöne Gewänder. Auch sonst finde ich es immer sehr interessant, den Minderheiten bei ihrem täglichen Leben zuzusehen. Sie sind so anders als wir Han!
Am vorletzten Tag sind wir zusammen zusammen zu den Laohuzuitianti (Tigermund - Himmelsleitern = Reisterassen) gefahren. Warum wir dorthin gefahren sind, war mir nicht ganz klar, aber mein Vater hat ja gesagt wir sollten dahin fahr
Es war sehr schön, aber viel interessanter waren die Leute die ich dort getroffen habe: 4 Deutsche! Sie haben mich angesprochen, als ich während dem Sonnenuntergang gelangweilt herumsaß. Man war das aufregend! Ich konnte mit ihnen auf Englisch sprechen. Sie waren alle sooo nett... Besonders einer von ihnen hat es mir angetan, mit ihm wollte ich unbedingt ein Foto machen. Er war so schön, seine Freunde haben mir erzählt, dass sein chinesischer Name "Shuai-ge" (=handsome boy) ist. Wie passend! Da ich meine Kamera nicht dabei hatte (mir hatte keiner gesagt dass ich sie zu den Reisterassen mitnehmen sollte, dann habe ich sie nicht mitgenommen), musste ich meinen Vater holen um das Foto zu machen. Er wirkte zwar etwas irritiert, aber er konnte mir meinen Wunsch nicht aussschlagen und ist den Berg hoch zu mir gekommen. Nachdem er das Foto gemacht hatte, auf dem man einen wunderschönen Sonnenuntergang im Hintergrund sieht, ist er ganz hektisch wieder runter gerannt.


Das ist mein Papa. Sein Equipment hatte er von einer Minderheiten - Frau heruntertragen lassen, denn es ist sehr schwer.
Mit dabei war auch ein Deutscher, von dem die anderen mir erzählt haben dass er von der Dongzhu, der Ostminderheit in Deutschland ist. Das fand ich sehr interessant! Ich habe ihn gefragt, ob sie zuhause auch so lustige Gewänder tragen wir unsere Minderheiten in China, aber er hat meine Frage glaub ich nicht verstanden.


Das bin ich mit Shuai ge! Als ich jetzt die Fotos von Papa durchgeschaut habe, ist er immer etwas sauer. Er murmelt dann immer "ggrrr...es fehlen die schönsten Fotos vom Sonnenuntergang...dafür sind wir darunter gefahren...grr". Das verstehe ich zwar nicht, aber dafür gibt es dieses wunderschöne Foto mit Shuaige, dem ich auch jetzt noch regelmäßig schreibe. Ja, du liest richtig, wir haben zwar nciht miteinander gesprochen, ich habe aber dennoch sämtliche Kontaktdaten die ich besitze mit ihm ausgetauscht. Ich wollte alles - ICQ, QQ, Email, Telefon, Adresse - denn es gibt doch nichts schöneres als einen ausländischen Freund, der auch noch Shuai ge heißt. Warte ab, wenn ich das meinen Freundinnen erzähle...

Donnerstag, 12. März 2009

Mit dem Bauernbus nach Yuanyang


Unter den Disneydecken im Bauern-Bus nach Yuanyang

Ich werde davon wach, dass süßlicher Rauch in meine Nase steigt. Hm, ich überlege kurz und komme zum Schluss, aufgrund mangelnder Musik wohl nicht in der Kneipe eingeschlafen zu sein. Wo bin ich wohl? Erster Sinnescheck ergibt: Alles eng, dazu ein unergonomischer Knick in der Liege, dazu die Füße in einer Röhre. Klarer Schluss: Sleeperbus. Ich schlage die Augen auf und erblicke, unter der gleichen Disney-Bettdecke wie ich, einen müffelnden chinesischen Mann mittleren Alters in Lederklamotten, der sich genüßlich eine Zigarette angezündet hat. Warum auch nicht? Mir ist klar, das bei ihm Argumente normaler Rücksicht auf die Mitreisenden nicht ziehen werden - Wer in einem 1,4 Mrd. Volk groß geworden ist, dem ist der Nächste Konkurrent in jeder Lebenssituation. Ich mache ihm deutlich, dass ich erkältet bin und bitte ihn, nicht zu rauchen. Ich sehe wie er abwägt, doch dann "Keyi" (~OK).


Hoppla, eine Busfahrt über die es sich zu schreiben lohnt? Ja, die Busfahrt von Kunming nach Yuangyang (offiziell 5 Stunden) war schon ein Erlebnis der besonderen Art. Als wir zum Bus kamen, wunderten wir uns schon, warum wir an den ganzen schönen Bussen vorbei geführt wurden, nach hinten in die zweite Reihe. Vor dem Bus lag allerlei Gerümpel, das störte uns aber vorerst nicht. Als wir jedoch reinkamen, wurde mir schon etwas mulmig. Sowohl die Fahrgäste (ich nenne Sie mal höflich Pöbel) als auch der Bus selbst hatten so ziemlich gar nichts damit zu tun, was man sonst so in den Sleeperbussen sieht. Normalerweise bin ich großer Freund dieser Reisemöglichkeit, ein Bus mit lauter Betten drin (die asiatisch dimensioniert sind und für mich gerade noch groß genug sind :) ). Der erste Blick machte deutlich: Die Nacht wird lang!


Der Start verzögerte sich dann auch glatt um 2 Stunden, weil der oben angesprochene Berg Gerümpel doch tatsächlich AUF den Bus befördert wurde. Zwischendurch hat der Busfahrer mal eingegriffen und meinte eine 1 Meter Schicht auf dem Bus sei genug, doch ein paar wilde Diskussionen (und wohl auch ein bisschen Bestechungsgeld) später wurde dann doch alles aufgeladen. Ua. ein 100 Zoll Fernseher, tonnenweise Nahrungsmittel und alles mögliche andere. Ein Glück, dass sich die Serpentinen auf dem Weg in Grenzen halten. Angekommen sind wir schließlich um 7 Uhr morgens (statt angekündigtem 1 Uhr). Die Fahrt wird als Bauern-Sleeper in Erinnerung bleiben. Guido und Sophie sowie Paul und Anna waren im gleichen Bus, der scheint da regelmäßig so zu fahren.
Bizarre Farben in den Terassen

Das Ziel, Yuanyang ist für seine Reisterassen in ganz China berühmt. Hunderte Fotografen sind jeden Sonnenauf- und untergang unterwegs um die bizarr und unwirklich aussehenden, von Menschen in die Berge gegrabenenen Reisterassen abzulichten. Wir sind dort 1,5 Tage durch die Terassen gefahren/gewandert. Ein riesiges Areal, und unzählige tolle Ausblicke. Faszinierend sind die unzähligen Dorfdamen, die dort mit den Touristen Geschäfte machen. Gekleidet in traditionellen Trachten ihrer jeweiligen Minderheit verkaufen sie gekochte Eier, führen einen zu besonders schönen Orten, Fahren einen durch die Gegend, tragen einen auf Sänften, tragen das schwere Kamera-Equipment, ...kreativ.


Weitere Impressionen gibts hier.

Freitag, 6. März 2009

Der Chinese und seine Minderheiten - Xishuangbanna Teil 1

Xishuangbanna, nahezu südlichster Punkt in China. Die Sonne brennt, obwohl es noch morgen ist. Wir stehen inmitten riesiger Kautschukplantagen. Andächtig lauschen wir den Erzählungen unseres Reiseführers. Seit ca. 50 Jahren wird hier Kautschuk angebaut. Obwohl es bekanntlich dem Ökosystem schadet - aber wer mag es dem Bauern verübeln, kriegt er doch gutes Geld für den schmierig-zähen Ertrag. "After about 30 years, the trees will be too old. Then they're cut down." Der Mann deutet auf einen benachbarten Hügel. Alle Augenpaare folgen gehorsam. Baumstümpfe sieht man, ja. Jedoch vermitteln sie, ebenso wie der Rest der Anhöhe, als rauchende Überreste der Brandrodung, ihre persönliche Interpretation des "cut down". Die Region erinnert stark an Südostasien. Der Mekong River (hier noch Lancang) mit seinen bambusgesäumten Ufern, die unzähligen Mopeds und die Palmen auf den Straßen lassen uns das erste Mal in China Sommergefühle schnuppern und den gewieften chinesischen Touristen an den Stand rennen um sich ein stilvolles "Thailand" - T-Shirt zu kaufen. Buddhistische Tempel stehen in jeder noch so kleinen Ortschaft. Diese kleinen Ortschaften sind der eigentliche Beweggrund die Region um Jinghong zu besuchen. Bunte Märkte, braungebrannte Kinder spielen auf den Straßen, die Umgebung voll von Reis-, Mais- und Bananenfeldern (und natürlich Kautschuk). Und, für den Chinesen fast das Wichtigste, ethnische Minderheiten. Hört sich komisch an, ist aber durchaus interesant. 56 gibt es davon in China (das kann einem jeder runterbeten), die meisten in Yunnan. Den Chinesen in dieser Hinsicht als Rassisten zu bezeichnen, mag naheliegend sein, jedoch pflegen auch die jeweiligen Volksgruppen durchaus ihre Isolation. Wenn die Chinesischen Touristenhorden sich dann aber zum 100sten mal mit der Dorfschönheit im Trachtengewand ablichten lassen, hat das ganze doch irgendwie was von einem Zoo. Dem touristischen zu entkommen, war allerdings in Xishuangbanna erfreulich einfach.
Zwei junge Mönche reparieren ein Moped.

Das wir nicht die einzigen waren, die sich von der Region anziehen ließen, war ein sehr angenehmer Effekt. Nach 3 Wochen Reisen trafen wir auf Heiko und Sven sowie die Gruppe Henning, Daniel, Jo, Ulli und Barbara. Mit letzteren machten wir eine zweitägige Wanderung und übernachteten auf dem Weg im Haus einer Yi-Familie. Toiletten gabs nicht, dafür sehr gutes hausgemachtes Essen - vegetarisch. Die Familie wollte trotz wiederholtem Bitten nicht mit uns am Tisch essen, der Standesunterschied war ihnen zu groß. Später saßen Flo und ich noch mit ein paar Familienmitgliedern und dem Reiseführer am Feuer. Vater der Familie rauchte selbstgedrehte Zigarren und wir waren erstaunt, als sich der Reiseführer (Guangdong glaub ich) mit den Leuten auf langsamen sehr verständlichem Mandarin (Hoch-Chinesisch) unterhalten musste, da man sich sonst nicht verstanden hätte. Ein paar Impressionen der Tour finden sich hier.
Gevatter und sein Kraut

Donnerstag, 12. Februar 2009

Zurueck im Hump in Kunming

Ich kann erfreut mitteilen, dass man hier im Urlaub auch noch seinen geschichtlichen Horizont erweitert. Der "Hump", nachdem unser Hostel hier in Kunming benannt ist, ist der englische Name fuer den Gebirgszug zwischen Indien und China ueber den die Briten im 2. Weltkrieg die chinesischen Truppen gegen die Japaner via Luftbruecke unterstuetzten. Die Japaner hatten die Chinesen bis in die hinteren Provinzen, wie etwa Yunnan im Suedwesten, zurueckgedraengt.

So, jetzt aber wieder zurueck zu den wirklich wichtigen Dingen. Urlaub! Wir haben gerade eine ziemlich anstrengende und kuschelige Schlafbusfahrt aus Lijiang nach Kunming hinter uns. Das bedeutet, dass wir uns dem letzten Ziel unserer Tour durch die Provinz Yunnan naehern: Dem Gebiet der Reisterassen um Yuanyang im Suedosten.

Unser bisheriger Trip durch Yunnan Province hat uns von Kunming nach Xishuangbanna (Sueden) ueber Dali (Osten) nach Norden durch Lijiang und Shang-ri-la in die Tigersprungschlucht gefuehrt. Waehrend es in Xishuangbanna eher um Entspannung und Erkundung der subtropischen Umgebung ging, waren Dali und Lijiang extrem schoene chinesische (neue) Altstaedte. Die Tigersprungschlucth war eine atemberaubende Wanderung vor einer 3000 Meter hochen Steilwand. Shang-ri-la schliesslich ist das Sprungbrett nach Tibet, mit dem groessten buddhistischen Kloster ausserhalb Tibets und einem sehr spirituellen Flair.
Bilder gibts nach dem Urlaub denke ich :) . Bis dahin nicht anquatschen lassen.