Es wird als ethisch richtig erachtet, dieser Spontanität ihren Lauf zu lassen und nicht einzugreifen, also Wu wei, „Nicht-Eingreifen“ oder „Nicht-Handeln“ zu praktizieren. Die Dinge und ihr Verlauf werden als sich selbst ordnend und sich selbst in ihrer Natur entfaltend und verwirklichend angesehen. Es erscheint dem Weisen als sinnlos, seine Energie in einem stetigen Willensakt der Handlung (des Eingreifens in das natürliche Wirken des Dao) zu verschwenden.
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Von Pingyao |
Soweit so gut. Das ist die Theorie. In Pingyao, einem kleinen Städchen in der Shanxi-Provinz südlich von Beijing, haben wir einen Daoistischen Tempel besucht. Alles, was auf dem antiken China basiert, übt einen gewissen Reiz auf mich aus, seien es die Dachverzierungen, die Räucherstäbchen oder die Kleidung der Mönche. Auch das Gedankengut finde ich durchaus interessant. Das "Nicht-Eingreifen" der Mönche lag in der Luft, war überall zu fühlen. Woran? Na recht einfach, die hingen einfach rum. Ob sie jetzt im Geiste mit hochkomplexen Dingen beschäftigt waren kann ich nicht sagen, es sah jedoch nicht so aus. Die meiste Zeit verbrachten sie mit Rumalbern und Filmen, die sie auf Handys geguckt haben. Ob das der gute Laozi in seinem Daode meinte? Wir fanden es auf jeden Fall recht lustig. Ein bisschen prahlen konnte ich, als ich dem verdutzten Mönch die (ich glaube) ersten Zeilen des Daode vorlas die er mir zu lesen gab, indem ich einfach riet und den Spruch aus "Chinese Culture and Society" zum besten gab:
dao ke dao - fei chang dao • ming ke ming - fei chang ming
Bevor ich jetzt hier zu spöttisch wirke, nett waren die Mönche übrigens.
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Von Pingyao |
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Von Pingyao |
Mehr als einen Tag hat es uns in Pingyao dennoch nicht gehalten - dank dem Schwarzmarkt und einer geschäftstüchtigen Hostelbesitzerin, die uns für umgerechnet 4 Euro Aufpreis Tickets für die ausverkauften Sleeperzüge am Abend besorgte.
Weitere Fotos.
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