Sonntag, 11. Januar 2009

Kurz oder mit Maschine?

Wie war das nochmal im Aachener Friseursalon... Milchstraße, unangenehm laute und alte Elektromusik, 12€ Studentenpreis: Waschen, schneiden, föhnen, "Haarpflegemittel" kosten extra.

China: Ich hatte mich noch nicht ganz an das Preis-Service-Paradies gewöhnt, da war ich schon das erste Mail beim Frisör. Friseursalon XY, mitten auf dem Campus, keine fünf Minuten entfernt von unserem Wohnheim. Waschen, schneiden, waschen, föhnen (Unterhalten und nichts verstehen inklusive). Für eine authentische Beschreibung eines Friseurbesuchs in China darf man die Schneidemaschine nicht vergessen, die kommt hier gerne zum Einsatz... Kurz nicht aufgepasst, da hört man es schon, das unangenehme brummen. Nicht irgendwo - nein, direkt am Ohr. Die ersten Haare sind weg, der passende chinesische Ausdruck für "keine Maschine" nicht parat, zu spät - da musst Du jetzt durch! So erging es mir schon im September. Da es noch angenehm warm war auch garkein Problem damit. Kommentare zur gelungenen Kurzhaarfris... zum Haarschnitt habe ich dankend entgegengenommen (entgegennehmen müssen), mehrfach.

Dieser Tag ist schon lange vergangen. Beim zweiten mal Haareschneiden, noch immer in jenem Friseursalon auf dem Campus, kam wenigstens rechtzeitig zur Wahrung des eigenen Wohlbefindens ein "Nicht zu kurz, keine Maschine" aus meinem Mund, ehe der junge Frisör die Schere ansetzt. Ich wollte dem Laden nochmal eine Chance geben. Keine 15 Minuten später ist der Spuk auch schon vorbei, Haare ab, hier mal mehr, dort mal weniger. Ergebnis: Wieder unzufr... ganz ok! Zumindest in Anbetracht der Kosten: 80 cent wollten sie von mir haben, zweiter Haarwaschgang wie immer inklusive.Vielleicht war es auch Geiz, der mich dazu getrieben hat wieder zum fleichen Friseur zu gehen.

Und jetzt? Man wird älter, "Haare machen Leute" heißt es (so könnte man es neu schreiben), man möchte ja nicht irgendwie herumlaufen!? Nein, heute sollte es was spezielles sein:
Der ein oder andere kennt das bestimmt: Klausur geschrieben und der Tag ist noch lang. Was tun nach dem ausgedehnten Frühstück in der koreanischen Traditions-Bäckerei? Der Tag möchte sinnvoll gefüllt werden, aber nicht mit Lernen, das hat ja noch Zeit (Bis Freitag zumindest). Da ich im Urlaub nicht unbedingt zum Haareschneide gehen möchte dachte ich mir, ich gehe mal wieder zum Friseur, aber der Gute sollte es heute sein. Schon der Preis ließ es mich wissen, hier wird noch hart gearbeitet: 5€ (!) für den Haarschnitt beim "Stylisten", 8€ beim "Chief", Preislisten für Färben, Haare schneiden etc. liegen auf den Tischen im Eingang aus, in Speisekartenformat - man glaubt man geht zum Essen. Kurz die Jacke im Schließfach verstauen lassen, vorbei am Frisörinternen Internetcafé für wartende Gäste und direkt zum Waschen. Diesmal ein gemütlicher Ledersessel, indem ich fast eingeschlafen wäre. Aber gegen das Einschlafen gabs ja die Kopfmassage, denn die war eher... unkonventionell. Rubbeln, das trifft es ganz gut.

Nach dem Waschen wurde ich an meinen Friseur übergeben. Richtig, nur weil mir Person A die Haare gewaschen hat, heißt das noch lange nicht, dass A auch die Haare schneidet! Dafür gibts schließlich Person B.
Mein Frisör (B) stand schon bereit und wartete auf mich mit professionell ausdruckslosem Blick. Wie hätten sie es gerne, werde ich gefragt? Englisch wird auch hier nicht gesprochen, meine Wünsche wurden dennoch verstanden und sofort ging es los.
Der Haarwäscher (A) stand währenddessen schräg links hinter mir und nahm dankend meine Kaffeebestellung entgegen. Ein paar Minuten später, ein paar Haare waren schon ab, kam auch schon der Kaffee. Und oben drauf eine Holzscheibe zum Schutz vor ungewollter Abkühlung. Dann stand er wieder da, links hinter mir, und guckte einfach zu.

Derweil der Haarschnitt, der sorgfältige und gründliche Haarschnitt. Oder sagen wir eher langsam? Ich habe wirklich selten jemanden so langsam die Haare schneiden erlebt. 15 min rechts, 15 min links ... Nach 30 Minuten Flankenschnitt wurde ich etwas ungeduldig. Das dauert mit hier eindeutig zu lange, ich brauche erstmal einen Schluck Kaffee. Also, Abdeckung runter, Kaffeetasse in die Hand genommen, da wurde B, wie aus dem Nichts, plötzlich aktiv. Er nahm meinen Untersetzer und bewegte ihn parallel zu meiner "KaffeetassezumMund"-Bewegung, ich solle mich doch nicht bekleckern.
Kaffee leer, B wieder hinter mir, A schneidet millimeterweise Haare die mir im Gesicht hängen. 50% davon landeten auf meiner Nase oder sonst wo im Gesicht, aber das macht nichts, dafür wurde mir ja Person B zur Seite gestellt. Bei jedem neuen Haar im Gesicht nahm er seinen trockenen und parfümierten Schwamm und wischte mir die Haare aus dem Gesicht. Gewöhnungsbedürftig.
Eine Stunde war mittlerweile vergangen (wir reden hier von einem Kurzhaarschnitt!), ehe letztlich doch noch die Maschine ausgepackt wurde, um die mit viel Liebe und Sorgfalt begradigten Seiten nochmals zu korrigieren. Ich war zufrieden und einen zweiten Waschgang gab's auch dort noch hinterher. Nach dem Waschen ging es zurück zum Föhnen. Kurz noch trocken föhnen und dann bin ich raus hier, dachte ich, naiv wie ich war... Denkste! Wie lange kann man eigentlich föhnen? Nun, SO lange, dass die "Frisur" auch schon ohne Gel/Wachs hält. Leider dauerte das Frisieren zusammen mit dem Waschgang wieder eine zusätzliche halbe Stunde, sodass ich insgesamt über 90 Minuten beim Friseuer verbrachte, für einen Kurzhaarschnitt. Wachs bekam endlich auch noch in die Haare und wieder wurde ausgedehnt an meinem Kopf gearbeitet, für die Frisur. Die Komposition bekam eindeutig den Namen "Player" - Interpretation offen.

Die Mühe hat sich gelohnt. Nachdem dritten Waschgang Zuhause war ich mit dem Ergebnis auch wirklich zufrieden. Die Kosten: 5€, knapp zwei Stunden Zeit und einige "gut gemeinte" Kommentare zu meinem neuen "Style".

Ich freue mich schon auf neue Erfahrungen beim nächsten Friseur meiner Wahl! Für die nächste Frisur habe ich bereits konkretere Wünsche:

Stets stilsicher auftreten

3 Kommentare:

Christina hat gesagt…

Danke für diesen komischen Eintrag! :-)

Johanna hat gesagt…

Jetzt will ich aber auch ein Foto von dem Kunstwerk sehen!

Anonym hat gesagt…

Zeigen, zeigen! Wie lange seid Ihr noch da? Bin gestern wieder gelandet... Sagt mal Bescheid, wenn Ihr Euer Ghetto verlasst ;-) V.