Dienstag, 14. Juli 2009

Treffpunkt Saigon

Szene aus dem Film "Full Metall Jacket" von Stanley Kubrick (source www.dvdbeaver.com)

Wenn ich darueber nachdenke, ist mein Bild von Saigon hauptsaechlich von Kriegsfilmen gepraegt. Full Metall Jacket (Foto), Deer Hunter, die Klassiker eben. Eine Gesellschaft, zerfressen von Krieg und all den geistigen Abgruenden, die sich in daraus resultierenden Extremsituationen ergeben.

Uebermorgen, 9:15 morgens, landet nun mein Flieger aus dem gar nicht so weit entfernten Bangkok. Es treffen sich dort Stefan, Flo, Paul (kommen nachts aus Peking), sowie Daniel und Yanny (mit dem Zug aus Shenzhen) und ich. Dreieinhalb Wochen haben wir Zeit, das Land zu erkunden. Was gibt es ausser der Halong Bai, den engen Viet Cong-Tunneln, den Reisterassen und den tropischen Straenden? Hoffentlich gibt es hier bald viel Spannendes zu lesen.
Von vielen Leuten habe ich sehr positives von dem Land und der Bevoelkerung gehoert, was sehr beeindruckend aufgrund der von Gewalt und Krieg gepraegten Geschichte ist.

Ein Segen, dass man nicht nur Zeit, sondern auch noch Gleichgesinnte dafuer hat! Ein gutes Schlusswort - bis auf weiteres.

Die letzten Tage in Beijing

Die letzte Woche in Beijing hatte ich, dank ein bisschen Vorarbeit, mehr oder weniger frei. Den fruehen Morgen verbrachte ich bei Chinesisch, die folgenden Stunden mit diversen organisatorischen Kleinigkeiten und auch ein paar Bierchen am Abend. Unzaehlige Formulare waren auszufuellen, die Koffer zu packen, die Reise zu planen und es galt, allen Lebewohl zu sagen. Eine nette Abwechslung war der Besuch eines Journalisten, der u.a. ueber deutsche Studenten in China zu schreiben plant und sich daher ein paar Tage mit uns und unserem Alltag an der Tsinghua auseinandersetzte.

Von Temple of Heaven - Tian tan
Darf ich bitten?

Da Alice und ich beide noch nicht im Himmelstempel aka Tiantan aka Temple of Heaven waren, haben wir die Anlage im Sueden Pekings am Dienstag vor Alices Abreise besucht. Der einzige runde Tempel Chinas ist eingebettet in eine grosse nette Parkanlage, in der sich am kuehlen Morgen die Senioren Pekings tummeln. Hier wird getanzt, gespielt, musiziert und mit Wasser der Boden kalligraphiert.

Speisen beim Koreaner

Der Tempel an sich ist meines Erachtens nett, die Anlage aber eher wegen dem Park ein Besuch wert. Den Abend verbrachten wir mit ein paar Deutschen Freunden und chinesischem Anhang in einem der koreanischen Restaurants in der Naehe vom Wudaokou. Diesmal ausnahmsweise kein Barbecue, dafuer eine Reihe anderer unbekannter Koestlichkeiten.

Von Temple of Heaven - Tian tan

Montag, 13. Juli 2009

Das war's!

Geschichten schreiben ist eine Art, sich das Vergangene vom Halse zu schaffen.

Johann Wolfgang von Goethe

Fuer mich war das Schreiben des Blogs im letzten Jahr teilweise eine grosse Freude, manchmal eine nette Nebenbeschaeftigung. Oftmals aber auch etwas, was ich vor mir her geschoben habe, gerade in der Klausurzeit. Gedacht war es eigentlich als zentrales Medium der Kommunikation meinerseits an die Heimat, die sonst in dieser Vielfalt auf so vielen Kanไlen mit so vielen Leuten nicht machbar gewesen waere. Daraus ist fuer mich aber ganz unbewusst etwas voellig eigennuetziges geworden: ein Druckmittel, den eigenen Verstand zum Verarbeiten des Erlebten zu bringen. Aus den unglaublich vielfaeltigen Eindruecken und kleinen Geschichten das herauszusuchen, dessen Beschreibung die Heimat interessieren koennte, ist ein gewaltiger Filterprozess. Das dann wiederum zu verbalisieren und zu (digitalem) Papier zu bringen, ist Arbeit, aber eine wahre Fundgrube wenn man darauf mit etwas Abstand zurueckblickt.



Als ich gestern Abend von einem sehr netten Zusammensein mit ein paar Freunden zurueckkam, war mir irgendwie danach die Eintraege des letzten Jahres einmal durchzusehen. Und rums, da war der erste Anfall von Sehnsucht und einem "Ich will zurueck und das alles nochmal erleben"-Gefuehl. Das alles mit dem Tag vorbei war, an dem ich nach Bangkok geflogen bin, war mir in eben dem Moment noch nicht bewusst. Zuviel hatte ich um die Ohren. Und irgendwie hatte ich auch noch im Hinterkopf, dass wir uns ja alle teilweise in Vietnam, teilweise spไter in Aachen, wiedersehen werden. Die Erkenntnis, dass ein solches Wiedersehen zwar viele neue Erinnerungen schaffen wird, die alten aber nicht zu wiederholen vermag, ist mir erst hier gekommen.



Meine Mutter hat mir vor ein paar Wochen gesagt, dass eine Reise anschliessend bei ihr stets etwa die gleiche Zeit zum Verarbeiten in Anspruch genommen hat. Das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung nun genau so unterschreiben. Das Jahr in China war zwar viel Alltag, aber in gewisser Weise stets ein Eintauchen in eine fremde Welt. Auch in tiefster Arbeitsphase habe ich taeglich mindestens einmal den Kopf ber Gesehenes geschuettelt und mich auch einmal riesig ueber irgendeine Kleinigkeit gefreut bzw. amuesiert. In einer uns so fremden Kultur warten einfach zuviele kleine "Schocks" derselben auf denjenigen, der mit offenen Augen durch die Welt geht. Wenn ich hier in Bangkok nach dem Jahr in China gefragt werde, gebe ich jedes Mal andere Antworten, ohne das mir dies in dem Moment bewusst waere. Was hat dir gut gefallen, was nicht so? Wie sind die Chinesen? Willst du zurueck? Auf all diese und auch tiefergehende Fragen kenne ich meine eigenen Antworten noch nicht. Es ist grossartig, dass ich hier gerade die Gelegenheit bekomme mit etwas Abstand und Zeit ueber alles nachzudenken, bevor mit Vietnam eine riesige Menge neues hinzukommt und wir dann in 4 Wochen wieder einreisen werden.

Schliessen moechte ich damit, womit ich auch angefangen habe. Das Schreiben. Henning bemerkte einmal, dass er das zum Spa฿, zur Information und zur Unterhaltung tut. Fuer mich kommt noch das Verarbeiten hinzu. Mit jedem Eintrag konnte ich meine eigenen Erinnerungen sortiere und "verewigen", und damit einen Schritt machen mit dem Erlebten abzuschlie฿en um die Neugier auf etwas Neues zu konzentrieren.

Freitag, 10. Juli 2009

Graduation Ceremony


Time for celebration! Es war grossartig, dabei zu sein. Die Ganze Schose lief definitiv anders ab als so ein Diplom-Abschluss in Aachen. Liegt sicherlich daran, dass hier gemeinsam im Klassenverband studiert wird und damit auch alle gleichzeitig fertig werden (wie auch an der Tsinghua idR) . Natuerlich aber auch am thailaendisch inherenten Drang nach pompoesen Feierlichkeiten und fancy Fotos.
Die Studenten mussten schon um 6:30 a.m. die grosse Festhalle der Uni betreten. Die Gaeste warteten draussen auf das Ende der offiziellen Zeremonie, in der die thailaendische Prinzessin den Studenten ihre Zeugnisse ueberreichte. Um ca. 12 Uhr kamen dann alle raus und wurden von Freunden und Verwandten empfangen. Es war wirklich viel los. Zu den ca 2000 Studenten jeweils mit Anhang kamen noch unzaehlige Undergraduates, die sich mit Getraenkestaenden und aehnlcihem ein paar Bath dazu verdienen wollten. Bis ca. 16 Uhr haben weiss ich eigentlich nicht, was ausser Fotos wirklich gemacht wurde. Der Gast aus Deutschland musste natuerlich mit jedem einmal vor die Kamera. Ein bisschen anstrengend, aber witzig. Es war toll, alle Leute wieder zu treffen und ein bisschen Small talk zu halten. Den Tag haben wir dann mit einem Dinner am Fluss und ein bisschen Karaoke ausklingen lassen.
Weitere Fotos werde ich die Tage hochladen, das dauert hier aber immer so lang. Deshalb bin ich grad zu faul.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Bangkok - Tempel und Konsum


6 Mahlzeiten an einem Tag. Ich habe es nicht fuer moeglich gehalten, dass ich einmal soviel essen kann. Am Dienstag, dem ersten von zwei buddhistischen Feiertagen, war es jedoch soweit. Art und sein Bruder Oct haben mich zum Grand Palace und in die naehere Umgebung sowie nach China-Town gefuehrt. Manches davon hatte ich schon gesehen, aber es war toll die Erinnerungen an die spektakulaeren Sehenswuerdigkeiten wieder aufzufrischen. Weiterhin war Octs Freundin dabei, die an der Thammasat University in unmittelbarer Umgebung studiert hatte und sich daher dort gut auskennt. Sie fuehrte uns in kleine Studentenmaerkte und tolle kleine Restaurants. Ja richtig, Restaurants in der Mehrzahl. An dem Tag habe ich Hotpot, Indisch, Thai und mehrfach chinesisches Streetfood gegessen.

Rumlungern vor dem Siam Paragon

Da religioeser Feiertag war, besuchten wir mehrere buddhistische Tempel, wo sprichwoertlich die Hoelle los war. Beeindruckend waren die extrem vielen jungen Leute und die Toleranz, die man dabei mir gegenueber zeigte. Waere es in einer christlichen Kirche erlaubt dass ein offensichtlicher Buddhist einfach zu allen Zeremonien mitgenommen und dabei beteiligt wird? Ich glaube fast nicht. Hier haben Leute die Ringparabel definitiv besser verstanden als Leute im Islam oder Christentum. Weiterhin sind die Gegensaetze zwischen Moderne und Tradition faszinierend. Direkt aus dem Tempel gehts fuer die jungen Leute weiter in die Konsumtempel Siam Paragon oder MBK. Dort ist unter einem Dach alles vereint, was ein Thai zum Leben braucht: Shopping, Mode, Kino, KTV, Bowling, Essen, Essen, Essen, Internet. Und unzaehliges mehr.

Einer der ploetzlichen, kurz und heftigen Regenfaelle, die Bangkok dieser Tage (in der Regel nachmittags) heimsuchen.

Das ganze darf ich erleben aus dem ruhigen Zuhause von Art, das mitten IN einem der grossen belebten Maerkte der Stadt gelegen ist. Der Markt beginnt sprichwoertlich wenn man den Fuss vor die Tuer setzt. Die Luft ist dementsprechend voller Gerueche und die Nacht voller Laenerm. Da ich aber in der dritten Etage schlafe, kriege ich davon nichts mit. Arts Eltern haben ein Nudelgrosshandel. Die harte Arbeit findet hauptsaechlich nachts statt, so dass der Vater die Nachtschicht uebernimmt. Dort wird auch der grosse Teil des Umsatzes an Restaurants etc. gemacht und der Markt ist am belebtesten. Die Mutter verkauft Tagsueber kleinere Mengen auf dem Markt und an Einzelpersonen die hier im Haus vorbei kommen. Das Erdgeschoss ist also niemals geschlossen, was mangels Wand und Tuer auch nciht geht. Wirklich interessant, was ich hier fuer einen Einblick in das taegliche Leben bekomme.