Sonntag, 3. Mai 2009

Rock in Beijing


Rock hinterm letzen Ring?


Das Rock in Beijing keine Seltenheit ist, haben wir ja bereits schon in eininge Beiträgen kommentiert - besonders das D22, der kleine Schuppen in nächster Nähe, überzeugt immer wieder mit guter bis interessanter lokaler Live-Musik. Dass es hier allerdings auch dreitägige Rockfestivals gibt, hätte ich mir allerdings nicht gedacht: Das Strawberry Music Festival im äußersten Süd-Ostern von Peking bietet Live-Rock auf verschiedenen Bühne und dauert ganze drei Tage an. Es treten nicht nur lokale Bands auf, sondern nach Angaben der Veranstalter auch "US-Stars" und ähnliches, was auch immer das heißen mag, werden wir heute Nachmittag sehen. Am dritten und letzten Tag des Festivals machen wir uns auf die doch recht lange Reise (für Pekinger Verhältnisse) und lassen uns bei bis zu 30° in der Sonne auf der Wiese beschallen!
Ich habe mir sagen lassen, dass Publikum sei schräg und mancher Kleidungsstil würde mehr an die Loveparade oder Karneval erinnern, als an ein Rockkonzert. Mal sehen!

Stufen, Affen, Mönche, Stufen

Völlig außer Atem stößt der verängstigte Brite hervor:
"You can't get further, the monkeys will kill you!"
Die drei Briten, die uns vorher schon begegnet waren, wissen nicht weiter. Um uns herum hocken etwa 60cm große Affen in den Bäumen und auf dem Geländer der Treppe. Bisher haben sie sich ruhig verhalten, doch wir lauschen nun dem Bericht, wie weiter oben eine wild gewordene Horde aggressiv den Weg hinauf auf den Emei Shan versperrt.



Die Chance ergreifen die Chinesen um uns hreum beim Schopfe - hier regiert der Kapitalismus: Gegen ein gewisses Entgelt geben sie uns mit ihren Stöcken sicheres Geleit durch die keifend kreischende Horde. Wir haben keine solchen Stöcke, was daran liegt dass wir die Verkäufer weiter unten müde belächelt hatten, als sie uns von gefährlichen Affen berichteten: Wir hatten wir diese "gefährlichen" Affen schließlich schon gesehen, nicht mal bis zur Hüfte gehen die...die können vielleicht dem Chinesen Angst einjagen. So richtig sicher fühlten wir uns, als wir von den Chinesinnen, die uns begleiteten, mit Erdnüssen versorgt wurden - das würde sie schon besänftigen. Dass die Erdnüsse die Affen nur noch wilder machten, die einem dann alle Taschen auf der Suche nach Leckereien ausräumten und das ein ausgewachsener Affe trotz nur geringer Größe ein enormes Gewalt- und Gefahrenpotential darstellen könnte, damit hatten wir nicht gerechnet. Als Stefan von einem der Affen ins Bein gebissen wird, und ein weiterer ihm am Rucksack rumwerkelt, fühle ich mich eines besseren belehrt. Nur ein beherzt brutaler Stockschlag mag den Dingern zumindest ein bisschen Respekt einjagen.

Das Gefühl, eines besseren belehrt worden zu ein, soll mich wenig später erneut beschleichen. Auf em Weg zum Gipfel des Emei Shan, einen der vier heiligen Berge des Buddhismus, müssen wir nach ca. der Hälfte erschöpft abbrechen. Kalt und nass ist es, dazu Stufen, Stufen und nochmals Stufen. Wenn es auf den Hua Shan 6000 waren, sind es auf den Emei Shan locker über 10.000, wenn nicht noch mehr. Nach 8 Stunden Aufmarsch sind wir am Ende unserer Kräfte - an einem völlig vereisten Kloster brechen wir um. Die Zeit für den Aufstieg htaten wir zu knapp kalkliert, da die Busse nur bis 4 Uhr Richtung Berg aufbrechen und wir so die erste Nacht nicht auf dem Berg sondern unten im Tal verbringen mussten. Wir wählten dennoch den Fußweg, denn mit der Seilbahn kann schließlich jeder fahren. Die Nacht verbrachten wir schließlich in einem spartanischen Buddhistischen Kloster auf dem Berg.

Von Emei Shan


Wir, das waren Paul, Flo, Stefan und Elfi. Letztere hielt trotz widrigen Umständen bis zum Ende gut mit. Das Kloster, in dem wir uns mit dem Fön (der Elfi beinahe ihrer Haarpracht entledigte) aufwärmten und buddhistisch vegetarisches Essen zubereitet bekamen hatte für Elfi besonderen Erinnerungswert: Ihr Vater hatte dort in seiner Jugend (also wohl bevor er zu Moskau Inkasso ging), einen Monat gelebt.

Meine Fotos vom Emei Shan gibt's hier. Paul hat hierzu eine Bilderserie erstellt.

Samstag, 2. Mai 2009

Harroooo!

"Haaaarooo!"


Dieser Gruß, der die koreanische l-r-Schwäche auf die Schippe nimmt, ist nicht nur Startwort des regelmäßigen "Wort zum Sonntag" eines Kommilitonen. Seinen Ursprung hat freudige Ausruf in der Parodie "Team America", in der Kim-Jong Il mit dem Ruf zu erscheinen pflegt. Eben jener Kim-Jong wird neuerdings auch aus dem Weltall mit Lobeshymnen überhäuft (auf 470 MHZ, hier gibts einen Mitschnitt). "Großartig", mag man denken. "Was soll der Blödsinn?" ist auch eine Interpretation. Immerhin ist der Mann am 8.3. mit überwältigenden 100 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden.

Nordkorea teilt mit unserer Wahlheimat nicht nur seinen heiligsten Berg, den Paekdusan. Nein, auch einen rot-roten Bund im Krieg gegen Südkorea und die USA nennen die beiden Staaten als Gemeinsamkeit. Aus Nordkorea hört man grundsätzlich wenig. Ein Land, das seine Grenzen völlig dicht hält. Ungewollt dicht sind die Grenzen neuerdings für Nahrungslieferungen aus Südkorea. Wohl als Reaktion auf die anhaltenden Provokationen hat Südkorea dem Norden den Reishahn abgedreht. Die Reaktion? Pjönjang hat Südkorea offiziell den Krieg erklärt. Was sich eher wie eine Parodie liest, ist für die Südkoreaner durchaus Grund unruhig zu werden. Diejenigen von Alice' Schulkameraden, die gerade bei der Armee sind, berichten von regelmäßiger Alarmbereitschaft aufgrund von Truppenbewegungen im Norden.

In Südkorea hat man übrigens nicht nur Angst vor einem bevorstehenden Krieg. Auch befürchtet man, die unbeirrbaren Regierenden in Pjönjang könnten sich im Falle eines Staatskollapses eher dem großen Nachbarn China in den Schoß werfen, als sich mit Südkorea unter Schmach zu vereinigen. Ob und inwieweit dass gegen den Willen der Bevölkerung (möglich) wäre, kann man von außen nicht beurteilen. Das die Grenzen für Nordkorea völlig dicht sind, das hab ich auch bis vor einiger Zeit gedacht. In Peking jedoch gibt es laut einem meiner Kommilitonen durchaus Reiseagenturen, die mehrtägige Trips dorthin anbieten. Ein bisschen Nervenkitzel für den vom Hardcorefischen oder der Schießanlage (auf der man mit Flaks schießen kann, kein Scherz!) gelangweilten Pekinger Neureichen.

Das Rückholerprogramm

An der Tsinghua gibt es ein paar Professoren, die vorher an sehr renommierten Universitäten in den USA gelehrt haben. So kam unser Ergonomics Prof aus Stanford, der Mann von Enterprise Information Management war vorher am MIT und auch sonst läuft hier einiges mit Rang und Namen rum. Wie das kommt? Die besondere Forschungslandschaft China wird sie nicht gereizt haben. Gerade habe ich eine Quelle gefunden, die mal Zahlen nennt zu dem was mein Bruder mir mal als "Rückholerprogramm" erklärt hat.

China has hung a “Help Wanted” sign for scientists and engineers, dangling big-bucks salaries and sparkling new labs to lure back from the United States.

Not long ago, the government aimed such efforts at snagging freshly minted PhDs or entry-level teachers and researchers at US universities. Now they’re going after full professors – folks with a research track record and a proven ability to run a lab. And they’re offering relocation allowances of $146,000 plus salaries reportedly as high as $250,000 a year to do it.

China’s effort is the latest wrinkle in what some experts see as a decade-long loss for the US of foreign nationals – mainly from Asia – who are taking their strong, US-honed and technology skills and heading home.


Quelle.

Freitag, 1. Mai 2009

Endlich Stille

Von Jiankou #2

Stille, absolute Stille. Leises Knistern des Lagerfeuers, sonst nichts. Wie laut der Geräuschpegel rund um die Uhr ist, merke ich als ich das Blut in meinen Ohren rauschen höre und ernsthaft überlegen muss, wann ich so etwas das letzte Mal gehört habe. Ich musste an den Autor Terry Pratchett denken, der sich oft und gern über wahre Stille auslässt.

Wir sitzen mal wieder auf der Brüstung des Turmes, den wir schon vor mehr als einem halben Jahr zu unserem Schlafplatz auserkoren haben. Wir genießen eine wohlverdiente Dose Yanjing, nachem wir den Berg über "Jiankou Great Wall", dem vielleicht bizarrsten Mauerstück in Pekings Umgebung erklommen haben. Was letztes Mal noch 3 Stunden dauerte, haben wir diesmal in weniger als einer geschafft. Der Feiji Shifu hatte vor ein paar Wochen Heiko und Sven am unteren Ende des einzigen leichten Weges zu dieser Stelle abgeholt und konnte uns so an der richtigen Stelle absetzen.

Von Jiankou #2

Den Abend konnten wir bei Grillfleisch und Lagerfeuer genießen. Es war vor allem eines: Still. Lediglich das übliche Feuerwerk im Tal und ein paar fiepsende Ratten waren zu hören - Ein Traum. Relativ früh schlugen wir unsere Zelte auf - der Vorabend im Propanda hatte seine Spuren hinterlassen. Das wir uns noch einmal in Richtung Jiankou aufgemacht haben, wurde durch Hennings Besuch aus der Heimat begründet. Die ganze letzte Woche hatten mich die Rundmails der Freunde aus Aachen und Münster neidisch gemacht, die fleißig ihre Maitour planten. Und da an der Tsinghua gerade auch noch Maiferien sind, konnten wir einfach nicht Nein sagen, noch einmal Ablenkung von der Studienarbeit einzulegen. Für einen Bollerwagen auf der Mauer hat's zwar nicht gereicht, aber waren der Meinung einen ebenbürtigen Ersatz gefunden zu haben.

Von Jiankou #2

Während am Abend noch die Sonne schien, war das Wetter am Freitag eher schlecht. Wir verpassten mal wieder den Sonnenaufgang, konnten dafür dann aber etwas entspannter ausschlafen ohne wie beim letzten Mal von Chinesen belagert zu werden. Der Rückweg über Mutianyu stellte sich als deutlich schneller und leichter heraus, als wir ihn in Erinnerung hatten - schon gegen Mittag waren wir wieder im Wohnheim.

Von Jiankou #2
Mehr Fotos gibts hier.