Montag, 2. Februar 2009

Ni shi shei? (Wat, wer bist Du denn!?)

Wir sind fortgeschritten... zumindest in unserer Reise. Zwei Wochen sind schon vergangen, verdammt schnell! Wir haben bereits unheimlich viel schoenes, atemberaubendes und faszinierendes gesehen, durften unterhaltsam unbequeme Busreisen durchstehen und haben mit einer Vielzahl interessanter Menschen unsere Chinesischkenntnisse auf die Probe gestellt. Gerade das macht hier in Chinas Suedwesten besonders Spass, spricht man hier naemlich kein Putonghua mehr (Standartsprache, Mandarin), sondern diverse Dialekte. Vorgewarnt, man koenne seine Mandarinkenntnisse einpacken und hier wuerde einen sowieso keiner verstehen, haben wir die Faszination vertauschter Betonungen des Sichuanhua und die n-l-r-Schwaeche der Nanjingren aus Hebei erleben koennen - das absolute Verstaendigungschaos ist jedoch ausgeblieben. Man spricht Chinesisch, manchmal halt etwas anders und gewoehnungsbeduerftig, aber man kommt zurecht. Oder wie das auf englisch uebersetzte Fahrzeugtechnik Uebungsbuch sagen wuerde: "Man can undestand if man tries!"

Wir sind gerade in Kunming (Yunnan) angekommen und lassen uns etwas von einer ploetzlich sehr viel urlaubsfreudigeren Reisestimmung regieren. Nicht, dass es vorher kein schoener Urlaub gewesen waere, im Gegenteil, aber hier ists irgendwie ein anders Gefuehl. Das Hostel ist voller Gaeste, richtig belebt und stimmig eingerichtet. Klasse. Aber mal zur vergangen Reise:

Wie geplant waren wir bei Elfis Zuhaus und haben eine waschechte Hochzeit Marke modern-China miterleben duerfen. So richtig mit Fressgelage, Knochen in saemtlichen Ecken der Raeumlichkeiten verteilt, laut, kitschig, mit Tigger und "Poo-Baer" auf der Buehne der Nachbarshochzeit, wir werden nochmal genaueres erzaehlen. Nach der Hochzeit haben wir einen Tagesausflug zu den Bambuswaeldern gemacht und waren mit der Entscheidung, dies noch in den knappen Zeitplan zu quetschen, mehr als zufrieden! Ein wahnsinnig schoener Anblick der alk meinen Erwartungen gerecht wurde - schliesslich waren solche Waelder ein Teil des Chinas in meinen Gedanken vor Abreise, speatestens nach den klasse martial arts Filmen, die auch in Deutschland Erfolge verbuchen konnten.
Vom Bambus zurueck nach Luzhou, Elfis Heimat, und nach einer Uebernachtung wieder zurueck nach Chengdu. Die 13 Stunden Busfahrt nach Jiuzhaigou waren schnell vorbei und haben sich mehr als gelohnt. Ich verweise fuer diese Naturspektatkel aus Zeitgruenden einfach mal auf die offiziellen Webseiten. (Jiuzhaigou)
Schwer beeindruckt haben wir uns fuer einen Flug von 3500m Hoehe zurueck nach Chengdu entschieden und haben uns am naechsten morgen noch die Pandazuchtstation in Chengdu ansehen koennen, ehe es fuer uns weiter nach Changsha in die Nachbarprovinz Hunan ging.
Noch am gleichen Abend sind wir in den Zug zum naechsten Naturpark gestiegen, nach Zhangjiajie - Wahnsinn. Mit den Fotos wirds noch etwas dauern...
Von dort aus sind wir mit mehreren Provinzbussen nach Fenghuang gefahren, ein wunderschoenes Dorf-Staedtechen entlang eines Flusses. Es laesst sich nur schwer beschreiben ohne Worte wie "malerisch, stimmungsvoll, authentisch", dafuer brauchts aber noch mehr Zeit.

Die naechste abentererlich Busfahrt brachte uns nach Huiahua, wo wir uns erfolglos um ein paar Bahntickets kuemmern mussten. Das Restultat: Stehplaetze in die naechst grosse Stadt auf dem Weg nach Kunming, 6 Stunden lang. Ach, Stehplaetze, da setzt man sich halt gemuetlich ins Sitzabteil der anderen auf die Treppe, so wie wir das chon in den National Holidayz im vergangenen Herbst erlebt hatten, und schlafen dort ne Runde. Wir haben leider nicht mit den erweiterten Neujahrs-Urlaubs-Ticketkontingenten der chinesischen Bahn gemacht! Dazu sollte man anmerken, dass fast JEDER zum neuen Jahr zurueck in seine Heimatprovinz zu den Eltern faehrt, oder den Rest der Familie besucht. Bei 1,X Milliarden Menschen kann man sich die Auslastung der wichtigsten Bahnlinien vielleicht besser ausmalen, als ich gerade in Kuerze mit Worten beschreiben koennte. Es war einfach unglaublich und ich waere im Abteil gestorben, haette Joern und mich auf halb verweifelten Wege im Abteil Pauls Anruf erreicht: Raus dort, Waiguoren (Fremden) Bonus, wir bekommen doch noch sleeper tickets. Wie Joern so schoen beschrieb, kamen in uns auf dem Weg aus dem Abteil nach draussen niedere Instinkte hoch und wir drueckten ploetzlich mit grosser Kraft und jeweils zwei Rucksaecken Menschen zur Seite, die wir sonst in der Regionalbahn von Aachen nach Koeln auf unseren Sitz gebeten haetten. Das war Krieg und kein Spass. Letztlich hatten wir wieder viel zu viel Glueck und konnten im Schlafwagon schlafen, nicht wahrgenommene Plaetze zum geringen aufpreis an uns weiterverkauft. Der Fremde geniesst hier noch immer teilweise eine Sonderbehandlung die einem schon ein schlechtes Gewissen bereiten koennte. Am naechsten Bahnhof, Guoyang, eine Provonz weiter zwischen Hunan und Yunnan wieder dasselbe. Tausende Chinesen stehen an und versuchen verweifelt ein Bahnticket zu bekommen, der nette Polizist aber schlaeust uns an den Massen vorbei zum letzten Schalter und besorgt uns 1A Schlafplaetze, um 9 Uhr morgens, keine zwei Stunden speater.

Die 13h Bahnfahrt nach Kunming ware unheimlich entspannend und wir werden es uns gleich in unserem stimmigen Hostelzimmer gemuetlich machen und einmal wieder richtig ausschlafen. Morgen schmiedern wir weiter Plaene, wie es bei uns so weitergehen soll. Noch ist nicht alles klar. Vorerst bleiben wir noch etwa 10 Tage in Yunnan, etwas im Sueden (tropisch) und dann weiter im Norden (bis 3500m hoch und wieder kalt). Da das alles hier aber im Sommer noch viel gruener und schoener sein koennte, sind die Plaene fuer die letzten zwei Wochen noch ganzschoen unklar. Dat wars, ich bin raus!

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